Die siebte Runde der WorldSBK in der Algarve
Aufgrund der einstündigen Zeitverschiebung im restlichen Europa wie am am Wochenende des MotoGP Events in Silverstone, finden ebenfalls zu eher später Stunde die nächsten WSBK Läufe in Portugal statt. Nach einer viel zu langen Sommerpause zwischen Misano und Donington folgt nach Runde sieben an der Algarve leider gleich die nächste vierwöchige Unterbrechung. Schuld daran ist die mittlerweile leider schon traditionelle Fehlplanung von Dorna und FIM, welche wie in der MotoGP mit Kasachstan und Indien auch in der Superbike Weltmeisterschaft eine peinliche Panne zur Folge hat. Nach früherem Desaster mit ungarischen Organisatoren gingen die Verantwortlichen für die WorldSBK 15 Jahre später erneut einigen unzuverlässigen Leuten auf den Leim, ausgerechnet wie damals bereits am Balaton-See. Im Gegensatz zu 2009 existierte diesmal sogar eine Strecke. Aber aus unerfindlichen Gründen kamen die Organisatoren im mafiösen Land der Magyaren, das einen der verabscheuungswürdigsten Präsidenten als Regent hat, ihren Verpflichtungen für notwendige Sicherheitsvorkehrungen am Balaton Park Circuit nicht nach. Somit kam es zur kurzfristigen Planänderung mit Entfall der Ungarn-Runde am zweitletzten August-Wochenende und einem Ersatz mit Estoril in Portugal, erst kurz vor dem Saisonfinale in Jerez de la Frontera. Übrigens gab es seitens Dorna mit ungarischen „Organisatoren“ auch einen MotoGP Vertrag. Abgeschlossen 2019 für die Jahre 2022 bis 2026 in Debrecen, auch daraus wurde nichts. Aufgrund der Planungs-Panne mit Ungarn überarbeiteten wir unseren Kalender und stornierten voller Ärger die bereits für das Ungarn Event vorgenommene Buchung nahe des Balaton Park Circuit. für 23.- 26. August.
Fertigstellung in Rekordzeit – die Stätte des ersten WSBK Rennens von Johnny Rea
Die Rennstrecke in der Nähe der Küstenstadt Portimao wurde am 31. Oktober 2008, nur 7 Monate nach Baubeginn, eröffnet. Erst unmittelbar vor dem 1. Training zum WSBK Finale wurde man mit den letzten Bauarbeiten fertig. Die beiden Rennen wurden vom Australier Troy Bayliss (Ducati) gewonnen. Leon Haslam schaffte im 2. Rennen auf Honda Platz 3 und Wildcard-Starter Jonathan Rea (ebenfalls auf Honda) kam im ersten Lauf als Vierter ins Ziel. Es war das Debut des Nord-Iren in der WSBK für das Hannspree Ten Kate Honda Team, für welches er auch in den folgenden Jahren höchst erfolgreich an den Start ging. Allerdings erfolgte sein Durchbruch mit dem ersten Titel erst nach seinem Umstieg zu Kawasaki, womit eine bis heute unvergleichliche Serie ihren Anfang nahm. Nach schwierigen Jahren ab 2021 folgte sein Wechsel auf diese Saison zu Yamaha, als Nachfolger von Toprak Razgatlioglu, was zur desaströsesten ersten Jahres-Halbzeit seiner langen Karriere führte. Nach Portugal reist der erfolgreichste Pilot in der Geschichte der Superbike Weltmeisterschaft nur als Zehnter im Zwischenklassement und zudem lediglich drittbester Yamaha Pilot. Aufgrund der Top-Speed Unterlegenheit seiner Yamaha durch die wesentlich tiefere Maximaldrehzahl, gegenüber vor allem der Ducati Panigale V4R, gilt Johnny wie auch auf der Kawasaki in den letzten Jahren, erneut nur als Außenseiter. Ganz anders Toprak, dessen BMW M-1000RR immerhin nur 600 U/Min Nachteil gegenüber Ducati (bei der Yamaha R1 waren es 900), weshalb er auch in Portugal als Favorit gilt.
Die Ganzjahresstrecke an der Algarve und ihre Besonderheit
Dank dem ganzjährig milden und ausgeglichenen Klima an der Atlantikküste in Portugal ist die Strecke ganzjährig verwendbar. Aus diesem Grund ist Portimao auch ein für Tests sehr beliebter Kurs, der sogar im Winter genutzt werden kann. Die WSBK Testfahrten im Winter fanden regelmäßig auf dieser Strecke und in Jerez statt, während die anderen WM-Kurse von November bis März dafür nicht infrage kommen. Der 6-fache Weltmeister Jonathan Rea mag laut eigenen Aussagen diesen Kurs sehr, was auch aufgrund seiner Erfolge auf dieser Strecke leicht nachvollziehbar ist. Ab dem 2. Lauf 2014 gewann er in Portimão bis 2018 sämtliche WM-Läufe. Im Jahr 2016 wurde in Portugal allerdings kein WSBK Event ausgetragen. Seit Ducati mit der MotoGP Replica Panigale V4R und dem federleichten Zwerg Alvaro Bautista 2019 jedoch die Konkurrenz mit drastischen Vorteilen in Beschleunigung und Top-Speed schockte, änderte sich die Situation. Begünstigt durch eine für viele Beobachter höchst fragwürdige Auslegung der technischen Reglemente seitens der FIM als oberste Motorsportbehörde, sind die Gegner des Ducati Werksteams vor allem auf langen Geraden in der Regel so gut wie chancenlos. Die endlos lange Start-Ziel-Gerade als Besonderheit des Autodromo do Algarve kommt deshalb der Ducati Panigale V4R und ihren Reitern besonders gelegen.
Beliebt bei Fahrern und Fans
Auch wenn es sich am beinahe westlichsten Punkt von Europa nicht in den Besucherzahlen niederschlägt, die Strecke nahe der Küstenstadt Portimão ist bei den Fahrern und Fans durchaus beliebt. Der Flughafen Faro liegt nur eine dreiviertel Stunde entfernt und von der portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind es knapp zweieinhalb Stunden Fahrzeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Strecken wie Aragon, BuriRam (nach 2018 nur noch für die MotoGP genutzt) oder Spielberg, ist das Angebot an Unterkunftsmöglichkeiten in Nähe zum Kurs hervorragend. Ganz anders als wie beim Negativ-Beispiel von Most und Cremona, sind auch die Ticket-Preise absolut moderat, was erst recht auch für die Kosten für Verpflegung gilt. Allerdings gibt es mit Assen, Donington, Jerez und dem Circuit de Nevers Magny-Cours in beiderlei Punkten höchst attraktive Konkurrenz, weshalb vielen WSBK Fans aus Süd und Mittel-Europa offenbar die Anreise am Ende doch zu weit und der Aufenthalt letztlich dadurch zu kostspielig wird. Dies besonders auch weil vermeintliche Billig-Fluglinien wie EasyJet und RianAir seit der Pandemie horrende Preisaufschläge für Aufgabegepäck und oft damit verbundenem Priority-Boarding verlangen. Deshalb ließ nach üblen Erfahrungen mit insbesondere der erstgenannten Airline (gestrichene Flüge ohne Kostengutschrift, Gutschein-Probleme und ähnliches) auch bei uns die Begeisterung für derartige Abenteuer spürbar nach. Misano und Most beispielsweise besuchten wir lieber mit unserer Yamaha Fazer, was auch im Verkehr spürbare Vorteile bringt. Assen im bitterkalten April hingegen aus dem nahen Deutschland mit dem Auto.
Details zum Autodromo do Algarve
Es ist eine der anspruchsvollsten Strecken im Kalender sowohl der Superbike Weltmeisterschaft als auch der MotoGP. Viele Besucher schätzen es hier zudem besonders, dass man rund um die Strecke kann und im Paddock zumindest in der WorldSBK kein Gedränge aufkommt. Wie beispielsweise in Misano ist die Zahl der Verpflegungsstände eher bescheiden, aber im Gegensatz zu den Italienern ist wenigstens der Preis für Getränke oder Sandwiches nicht derart horrend. Wenn man für ein Cola mit Schinkenbrot ganze 15 Euro los wird, wie uns 2024 in Misano passiert und täglich auch noch 10 Euro für Parking (eines Motorrades!) zahlen muss, hört der Spaß jedenfalls irgendwann auf. Aber wie kürzlich berichtet nützten vielen Besuchern auch die im Vergleich mit Italien günstigeren Verpflegungspreise etwas, wenn sie sich beim Ticketkauf geprellt fühlen mussten. Insofern sehen wir für die nächsten beiden Runden zum Glück jedoch wenig Ärger auf die Besucher zukommen. Obwohl es nur eine Haupt-Zufahrt zur Strecke gibt, ist zumindest am WorldSBK Wochenende nicht mit ärgerlich langen Staus zu rechnen.
WorldSBK Siegerstatistik Portimão
Der Rekord mit bis 2021 insgesamt 11 Laufsiegen und 2 Sprint-Erfolgen geht deutlich an den Rekord-Weltmeister Jonathan Rea. Erst der Spanier Alvaro Bautista konnte dank der haushohen Überlegenheit seiner Ducati Panigale V4R die Serie des Nord-Iren von seit 2014 im zweiten Rennen von 2019 beenden. Dabei konnte der Nord-Ire den Vorteilen der MotoGP Replica von Ducati im Top-Speed nichts entgegen setzen. Meist brauchte Alvaro nicht einmal einen Windschatten, um bis zu drei seiner Konkurrenten auf der endlos langen Start-Ziel-Geraden spielerisch leicht zu überholen. Aus diesem Grund und auch weil er dank seinem Federgewicht enorme Vorteile in der Beschleunigung hatte, schaffte es Toprak im Vorjahr auf der Yamaha R1 nicht, den Winzling aus Talavera de la Reina zu schlagen, obwohl der Türke diesen in den Kurven immer wieder überholte und förmlich deklassierte. Auf der langen Geraden überholte Alvaro stets wieder und musste wie so oft in den Kurven deshalb keine hohen Risiken eingehen, um trotzdem recht ungefährdet den Sieg einzufahren. Doch diesmal sitzt Razgatlioglu auf der BMW-M1000RR und damit einem der nebst der Ducati stärksten und schnellsten Motorräder im Feld. Aus diesem Grund gilt der BMW Neuzugang sogar in Portugal als Topfavorit auf den Sieg.
WM-Zwischenstand vor dem Portimao Wochenende
Zeitplan für Portugal – mit einem Novum für Europa
Für den ersten Besuch der WorldSBK in Portugal gibt es einen völlig neuen Zeitplan mit Abendrennen, wie man ihn aufgrund der großen Hitze sonst nur aus der Zeit kennt, als noch in Losail im Wüstenstaat Qatar gefahren wurde. Durch die Rückkehr der Damen-Meisterschaft WorldWCR gibt es ein volles Programm, nachdem diese seit Donington Mitte Juli pausiert hatte und bisher erst zwei Runden bestritt, während die Königsklasse der seriennahen Weltmeisterschaft bereits zum siebten Mal in diesem Jahr antritt. Obwohl sein Manager und Mentor kürzlich seinen Wechsel in die MotoGP etwas voreilig ankündigte, wird Toprak auch im kommenden Jahr in der WorldSBK antreten. Seltsam dabei nur, dass Kenan Sofuoglu, Supersport-Rekordweltmeister früherer Jahre, eigentlich den Vertrag seines Schützlings mit BMW bis 2025 bestens kennen sollte. Nicht wenige Paddock-Mitglieder und Besucher hätten allerdings kein Problem damit, den Türken und seine leider häufig höchst rücksichtslos auftretenden sogenannten „Fans“, sprich Landsleute mit ihren Rot-Weißen Fahnen in die Prototypen Weltmeisterschaft wechseln zu sehen. Auch sportlich gesehen ein durchaus interessanter Ansatz, sollte Toprak auf die Saison 2026 wirklich in der MotoGP ankommen.
Freitag, 9. August (Ortszeit UTC+1, in Mitteleuropa +1 Stunde)
11:00-11:25 – Freies Training der WorldWCR
11:40-12:05 – WorldSSP300 Freies Training
12:20-13:00 – WorldSSP Freies Training
13:15-14:00 – WorldSBK Freies Training 1
15:25-15:50 – WorldWCR Tissot Superpole
16:10-16:35 – WorldSSP300 Tissot Superpole
16:55-17:35 – WeltSSP Tissot Superpole
18:00-18:45 – WorldSBK Freies Training 2
Samstag, 10. August
11:00-11:10 – WorldWCR Warm Up
11:20-11:30 – WorldSSP300 Aufwärmtraining
11:40-11:50 – WorldSSP Aufwärmtraining
12:10-12:30 – WorldSBK Freies Training 3
13:45 – WorldWCR Rennen 1 (11 Runden)
14:45-15:00 – WorldSBK Tissot Superpole
15:30 – WorldSSP300 Rennen 1 (11 Runden)
16:30 – WorldSSP Rennen 1 (17 Runden)
18:00 – WorldSBK Rennen 1 (20 Runden)
Sonntag, 11. August
11:00-11:10 – WorldWCR Warm Up
11:20-11:30 – WorldSSP300 Warm Up
11:40-11:50 – WorldSSP Aufwärmtraining
12:00-12:10 – WorldSBK Aufwärmrunde
13:45 – WorldWCR Rennen 2 (11 Runden)
14:45 – WorldSBK Tissot Superpole Rennen (10 Runden)
15:30 – WorldSSP300 Rennen 2 (11 Runden)
16:30 – WorldSSP Rennen 2 (17 Runden)
18:00 – WorldSBK Rennen 2 (20 Runden)
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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