Seit Messe Mailand so gut wie fix – wer fährt wo 2020

Scott Redding (vorne) beim Start des 1. Laufs der BSB in Assen (Copyright MotoRacers.eu).

Seit bekannt wurde, dass Alvaro Bautista bei Ducati aufgrund eines für ihn als mehrfachen Laufsieger unbefriedigenden Angebots weggeht, brodelte schon sehr früh die Gerüchteküche. Eigentlich konnte sein neuer Arbeitgeber für 2020 nur Honda heißen, aber es dauerte ewig, bis die Bestätigung dazu veröffentlicht wurde. Kurz vor Saisonschluss gab dann auch noch das Kawasaki Racing Team offiziell bekannt, dass man sich von Leon Haslam trennt und als neuer Fahrer neben Jonathan Rea wurde kurz vor dem Saisonfinale in Losail Alex Lowes genannt. Bis zur EICMA in Mailand, der weltweit wohl wichtigsten Motorradmesse Anfang November, wurde allseits über die Zukunft von Leon Haslam spekuliert. In Mailand wurde er dann offiziell als Teamkollege von Alvaro Bautista im neuen HRC Werksteam präsentiert, welches nebst dem bisherigen Moriwaki Team als Speerspitze des größten Motorrad-Herstellers der Welt den Angriff auf die WM-Krone als Ziel hat. Mit Haslam als gutem Entwicklungsfahrer, der auf fast allen Fabrikaten Erfahrung mitbringt, dürfte dies eher nicht gelingen. Aber der Engländer kommt direkt vom erfolgreichsten Team der letzten 6-7 Jahre und dürfte alleine aus diesem Grund für Honda sehr wertvoll sein. Beim Kawasaki Werksteam stand er deutlich im Schatten des Weltmeisters und konnte mit keinem Sieg und lediglich 3 dritten Plätzen die in ihn gesetzten Erwartungen nicht vollauf bestätigen. Der Spanier Alvaro Bautista hingegen, übertraf zu Saisonbeginn sämtliche Hoffnungen von Ducati und holte bei den ersten 4 Events in Phillip Island, BuriRam, Aragon und Assen das Punktemaximum. Doch dies waren einige der schnellsten Strecken im Kalender und mit den sogenannten Fahrerstrecken blühte plötzlich wieder Jonathan Rea auf und begann, den vermeintlichen neuen Überflieger gnadenlos in den Schatten zu stellen. In Imola holte der Weltmeister die maximale Punktzahl und hatte dabei noch Pech, dass der 2. Lauf infolge zu starken Regens abgesagt wurde, nachdem er auch im Nassen absolut dominiert hatte. Doch ab Jerez begann Alvaro Fehler an Fehler zu reihen und Jonathan holte in der WM in Riesenschritten auf und übernahm bereits in Donington die WM-Führung, die er bis am Ende sehr eindrücklich weiter ausbaute. Man darf gespannt sein, wie erfolgreich Bautista mit der neuen Honda sein wird, Kawasaki und die anderen Gegner dürften auf der Hut sein. Bei Ducati wurde man auf der Suche nach einem Bautista-Ersatz schnell fündig und verpflichtete für 2020 den Engländer Scott Redding, welcher nach dem Rauswurf bei Aprilia nach der Verpflichtung von Andrea Iannone in der BSB anheuerte und die britische Superbike Meisterschaft gleich auf Anhieb gewann. Man kann davon ausgehen, dass Redding und sein Teamkollege Chaz Davies zu den stärksten Herausforderern des nun 5-fachen Weltmeisters Jonathan Rea in der nächsten Saison gehören werden. Dazu die üblichen Verdächtigen wie Lowes, van der Mark und sein neuer Teamkollege Toprak Razgatlioglu. BMW mit Tom Sykes und Neuzugang Eugene Laverty dürfte erneut für einige starke Ergebnisse sorgen, sogar Siege werden von der Teamführung erhofft. GRT Yamaha tritt nach dem Rücktritt von Marco Melandri und dem Rauswurf von Sandro Cortese mit einer komplett neuen Fahrerpaarung an, die sich erst noch beweisen muss. Nebst dem Italiener Fabio Caricasulo, der den WM-Titel in der WSSP an Krummi verlor, fährt der aus der MotoAmerica kommende Garrett Gerloff neu für das Yamaha-Nachwuchsteam. Das Pedercini Kawasaki Racing Team macht mit dem Spanier Jordi Torres weiter und auf einer zusätzlichen Maschine tritt der Italiener Lorenzo Savadori 2020 für eine volle Saison an. Leon Camier war bei Honda für 2020 nicht mehr erwünscht und dürfte im nächsten Jahr auf der Barni Ducati für die ein- oder andere Überraschung gut sein. Sein Vorgänger im Barni Team, Michael Ruben Rinaldi, fährt als Nachfolger von Eugene Laverty nächstes Jahr bei Goeleven erneut eine Ducati Panigale V4R. Wie stark HRC Honda zu Saisonbeginn sein wird, wird sich in Australien zeigen. Wir werden vor Ort sein und darüber berichten.

Eine der grössten Überraschungen für 2020 – Leon Haslam von Kawasaki zu HRC Honda (Bildquelle KRT).

Provisorisches Starterfeld mit nur noch 4 Unbestätigten

Lediglich die Fahrerwahl bei MIE Honda (bisher Moriwaki Althea) und von Orelac Verdnatura Kawasaki ist nebst Sandro Cortese bei Ten Kate Yamaha noch unbestätigt. Nachdem Orelac Verdnatura zum Glück auch im nächsten Jahr weitermacht, nachdem zwischendurch die Sorge um ausreichend Sponsorengelder einen Rücktritt aus der WSBK befürchten ließen, fehlt nur noch die offizielle Bestätigung des Fahrers. Der Argentinier Leandro Mercado hat nach einigen sehr guten Leistungen, insbesondere in seinem Heim-GP San Juan El Villicum jedoch gute Chancen, auch 2020 wieder mit dabei zu sein. Neu dazu kommt das Brixx Performance Team mit Ducati und dem französischen Fahrer Silvain Barrier, der bereits in Magny-Cours bei seinem Heimat-Event einen Wildcard-Einsatz mit seinem Team bestritt. Bei Ten Kate ist die Finanzierung für den zweiten Fahrer noch offen, während als Fahrer Sandro Cortese als gesetzt gilt, während Markus Reiterberger nach nur einer Saison in der WSBK definitiv den Hut nehmen muss. Zwei sechste Plätze in Assen waren zu wenig, um sich nach unzähligen Abstimmungsproblemen mit seiner BMW in der höchsten Klasse für Serienmotorräder halten zu können. Loris Baz als Stammfahrer wurde soeben an der EICMA definitiv bestätigt, die Resultate für eine erst ab Runde 6 in Jerez gestartete Saison dürfte sich sehen lassen. In der Endabrechnung auf Platz 10, noch vor den ganzjährigen Fahrern Jordi Torres und Sandro Cortese, ist ein unerwarteter Erfolg. Die Fahrerpaarung des MIE Honda Teams, in der Saison 2019 unter dem Namen Moriwaki Althea Honda unterwegs, ist noch nicht bestätigt. Am wahrscheinlichsten sind hier die beiden nachfolgend genannten Japaner, Takumi Takahashi und der altgediente Ryuichi Kiyonari, welcher bis 2018 noch in der BSB fuhr.

WSBK WM-Schlussklassement 2019

Blau eingefärbt jeweils die Gesamtsieger pro Event. Man sieht, wie Jonny Rea ab Imola den Spiess drehte und bis auf Jerez ab dann bei sämtlichen WSBK Events den Gesamtsieg holte und die WM letztlich erneut überlegen gewann. Beim Finalrennen in Qatar gelang es Chaz Davies, noch an Leon Haslam vobeizuziehen, während Sandr Cortese in Runde 12 in San Juan seinen Top Ten Platz verlor und danach nicht mehr zurückerobern konnte.