2. Saisonhälfte 2009 – das erste WSBK-Jahr von Rea und Sykes
Während für Max Neukirchner ab Monza die Saison bereits gelaufen war, machte ein anderer junger Mann aus Nord-Irland immer mehr von sich reden. Gleichzeitig wie Tom Sykes bestritt Jonathan Rea 2009 seine erste Saison in der „Masterclass“ der seriennahen WM. Mit der wenig konkurrenzfähigen Honda schaffte es der Ten Kate Pilot gegen Ende der 1. Saisonhälfte bereits zweimal aufs Podium. WM-Führender war mit deutlichem Vorsprung Noriyuki Haga auf der Werks-Ducati vor Yamaha Fahrer Ben Spies. Nach der ersten Halbzeit betrug der Vorsprung des Japaners auf den US-Boy 53 Punkte. Mit noch 14 zu fahrenden Rennen war noch alles möglich. Bis auf Hagas Ducati Xerox Teamkollege Michel Fabrizio mit nur 11 Zählern weniger auf dem Konto waren die restlichen Verfolger des Spitzenduos jedoch deutlich abgeschlagen.
Historische WM-Runde 8 an der Adriaküste
Der erste Lauf auf dem Autodromo di Santamonica, wie der Kurs damals noch hiess, wurde als Regenrennen gestartet. Traditionell sind bei solchen Verhältnissen die Briten meist sehr stark. Diese Aussage wurde gleich vom Start weg von Shane „Shakey“ Byrne bestätigt, als sich der Mann von der Insel an die Spitze setzte. Erst in der 16. von 24 Runden wurde er dort von Rubén Xaus abgelöst. Aber der spanische Draufgänger fiel wenig später wieder zurück. Am Ende war es Ben Spies, der mit beinahe 8 Sekunden Vorsprung auf Byrne sein bereits 8. Rennen gewann.
Enger Kampf um den 3. Podestplatz
Winzige 5 Hundertstel entschieden über Platz 3 und es war Lokalmatador Michel Fabrizio, der nur einen Wimpernschlag vor dem tschechischen Ducati Markenkollegen Jakub Smrz dabei die Nase vorne hatte. Platz 5 ging an WM-Leader Haga vor Kagayama, Rea, Sykes und Nakano. Dahinter folgten die 3 Honda Piloten Lagrive, Checa und Haslam. Nur Rang 13 wurde es für Aprilia Pilot Max Biaggi vor Xaus, Polita und Hacking.
Das zweite Rennen von Misano – ein Meilenstein in der WSBK-Geschichte
Anfänglich lag nach dem Start WM-Leader Noriyuki Haga an der Spitze, bis nach 3 Runden zum ersten Mal Jonathan Rea in Führung auftauchte. Der junge Nord-Ire wurde im letzten Drittel von Michel Fabrizio auf der zweiten Werks-Ducati bedrängt. Doch am Ende gab es einen knappen Sieg des Honda Piloten, welcher später als Meilenstein in der WorldSBK Geschichte deklariert werden sollte. Haga wurde dritter vor Smrz, Checa, Byrne und Sykes. Spies musste sich diesmal mit Rang 9 begnügen. Nachfolgend das offizielle Resultat mit dem 1. Sieg von Jonathan Rea.
Die neunte WM-Runde in Donington Park
Im ersten Rennen von Donington kam es zu einem weiteren Start-Ziel-Sieg von Ben Spies. Es war bereits der 9. Triumph des im Memphis, Tennessee geborenen knapp 24-jährigen. Max Biaggi wurde mit etwas über 7 Sekunden Rückstand zweiter vor Nori Haga, Leon Haslam und „Shakey“ Byrne. Als sechster folgte Shinya Nakano vor Jonathan Rea und Wildcard Pilot John Hopkins, dem wie Nakano ehemaligen MotoGP Piloten. Rang 9 ging an Jakub Smrz vor Ryuichi Kiyonari, Carlos Checa und Michel Fabrizio. Der junge Engländer Leon Camier belegte Platz 13 auf seiner Airwaves Yamaha vor Lenonardo Lanzi und Rubén Xaus.
Der zweite Lauf von Donington
Ben Spies wiederholte seinen Start-Ziel-Sieg, womit er bereits zum 10. Mal nach einem Rennen zuoberst auf dem Podest stand. Weniger optimal lief es für Nakano, Rea, Biaggi, Haga und die beiden nicht miteinander verwandten Carlos und David Checa, die allesamt stürzten. Der junge Jonathan Rea schaffte es am Ende trotzdem noch mit P15 zu einem WM-Punkt. Leon Haslam holte sich mit Platz 2 das vierte Podium der Saison vor Fabrizio, Byrne, Sykes und Camier. Siebter wurde Kiyonari vor Ellison, Xaus, Andrews, Lanzi, Lagrive, Kagayama und Parkes.
WM-Runde 10 in Brno (Brünn)
Die Strecke in Tschechien galt seit vielen Jahren bereits als „Biaggi-Land“. Der Mittelitaliener hatte hier nach der MotoGP auch in seinem ersten Jahr in der WorldSBK gewonnen, war aber im Jahr danach sieglos geblieben. Als er 2009 wieder nach Brünn anreiste, war er bereits auf dem dritten Fabrikat in seiner 3. Saison in der WSBK unterwegs. Diesmal war der Römer wild entschlossen, seinen 8. Triumph auf dem 1987 fertiggestellten Masaryk-Ring einzufahren.
Der erste Lauf
Nach dem Start kam Troy Corser zu seinen ersten beiden Führungsrunden der Saison, während sein BMW Teamkollege Rubén Xaus sein Rennen bereits im Kiesbett beendet hatte. Danach übernahm Ben Spies die Spitze, welcher jedoch zwei Umgänge später vom entfesselt fahrenden Biaggi bereits wieder abgelöst wurde. Dieser war es am Ende, der den insgesamt neunten Sieg für Aprilia in der WorldSBK einfuhr und den ersten mit dem neuen Modell RSV4. Zweiter wurde Carlos Checa vor Jonathan Rea, der damit sein viertes Podest der Saison feierte. Nachfolgend das offizielle Resultat mit den restlichen Platzierungen, der Vollständigkeit halber.
Das zweite Rennen von Brünn
Der im ersten Lauf in Führung liegend gestürzte Ben Spies legte nicht zum ersten Mal in seiner Rookie Saison für Yamaha einen sauberen Start-Ziel-Sieg hin. Der US-Amerikaner musste allerdings hart dafür kämpfen. Nur knapp dahinter kreuzten Max Biaggi und Michel Fabrizio die Ziellinie. Jonathan Rea folgte als vierter vor Checa, Haga, Sykes und Byrne. Lokalmatador Smrz belegte Rang 9 vor Corser, Nakano, Haslam, Kiyonari und Lagrive. Nachdem WM-Leader Nori Haga in den ersten 6 Runden mit Ausnahme vom 2. Rennen von Monza immer gewann oder mindestens zweiter wurde, lief es danach wesentlich weniger gut. Bevor es nach Deutschland weiterging, kamen in vier Runden nur gerade zwei dritte Plätze dazu. Spies dagegen hatte in dieser Zeit sechsmal gewonnen. Die Führung von Haga war auf kümmerliche 7 Punkte zusammen geschmolzen.
Die 11. von 14 Runden auf dem Nürburgring
Zum vierten Mal gastierte die WorldSBK nach 1998, 1999 und 2008 in der Eifel. An die Runde im Vorjahr erinnerte sich „Nitro Nori“ besonders gerne, hatte er doch als bisher einziger hier beide Rennen am Sonntag gewonnen. Damals auf der Yamaha YZF-R1, aber auch mit der Ducati 1098R hatte er in dieser Saison bereits 6 Siege auf dem Konto. Die Bezeichnung der Werksmaschine der Italiener war übrigens ein Etikettenschwindel, da die Ducati über einen 1198-cm³-Motor verfügte. Auf der Maschine des amtierenden und zum Saisonende 2008 zurückgetretenen Weltmeisters fühlte sich der Japaner jedenfalls sichtlich wohl und immer noch lag er, wenn auch nur noch knapp, im WM-Zwischenklassement in Führung.
Das erste Rennen in der Eifel
Vor Jonathan Rea und Ben Spies lag von Beginn an Polesetter Haga an der Spitze. Ab der 5. Runde ging der US-Amerikaner am Nord-Iren vorbei und ab Rennmitte übernahm er das Kommando. Spies gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab und gewann sein bereits 12. Rennen der Saison. Haga wurde mit 3,85 Sekunden Rückstand zweiter vor Checa, Rea, Biaggi und Haslam. Rang 7 ging an Fabrizio vor Corser, Sykes, Byrne, Lagrive und Muggeridge. Smrz musste mit Platz 13 vorlieb nehmen vor Kiyonari und Kagayama. Der zuerst als Ersatz für Neukirchner für Suzuki in die WSBK zurückgekehrte Fonsi Nieto trat neu für das DFX Corse Team auf einer Ducati an. Wie die gestürzten Hopkins, Tamada und Parkes sah der Spanier die Zielflagge jedoch nicht. Bei Nieto waren technische Probleme dafür die Ursache.
Der zweite Lauf von Nürburgring mit dem 2. Triumph von Johnny Rea
Nach dem Start führte Haga vor Checa, Corser, Haslam und Rea. Letzterer hatte sich danach bereits ab der 4. Runde an die Spitze gesetzt und gab seine Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Mit 0.786 Sekunden Vorsprung auf den neuen WM-Leader Ben Spies gewann Jonathan Rea sein zweites Rennen der Karriere. Knapp 5 Sekunden hinter seinem Honda Teamkollegen musste sich Carlos Checa mit Rang 3 begnügen. Es war das vierte Podium des Spaniers und sollte bis zum Saisonende auch sein letztes bleiben. Nachfolgend das offizielle Resultat vom 2. Lauf.
WM-Runde 12 in Imola
Als neuer WM-Zweiter hatte Haga die WM-Führung an Spies verloren, daher war im Ducati Land besonders wichtig für den Japaner, hier gut abzuschneiden. Aprilia hatte im Vorfeld auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari sogar privat getestet, um vor heimischem Publikum besonders gut abzuschneiden. Wenig überraschend für die Eingeweihten übernahm nach dem Start Biaggi die Führung vor Fabrizio, Haga, Rea und Spies. Nach zwei Runden war es Haga, der dem Leader im Genick sass und in der 10. von 21 Runden zum ersten Mal kurz an der Spitze auftauchte. Der Römer holte sich jedoch die Führung zurück, aber sein japanischer Kontrahent gab nicht auf.
Japanischer Sieg im „Ducati Land“ und Reas unglaubliche Aufholjagd
Weil die Strecke nur etwa eine halbe Autostunde vom Ducati-Werk in Borgo Panigale entfernt liegt, kamen immer besonders viele Ducatisti zu den WorldSBK Läufen. Es war Publikumsliebling „Nitro Nori“, welcher nach 21 Runden gut 2 Sekunden vor Biaggi und Teamkollege Fabrizio die Ziellinie als Sieger überquerte. Spies wurde vierter vor Kiyonari, Haslam, Rea, Sykes, Smrz und Parkes. Nur auf Rang 11 landete BMW Pilot Troy Corser vor seinem Teamkollegen Rubén Xaus, der hier 5 Jahre zuvor auf der Fila Ducati noch als Doppelsieger geglänzt hatte. Jonathan Rea hingegen war ein seltenes Kunststück gelungen, als er nach 2 Runden stürzte, danach aber noch bis auf Platz 7 gefahren war. Gestürzt waren auch Carlos Checa und Aprilia Wildcard Pilot Marco Simoncelli, der im 2. Lauf noch für Furore sorgen sollte.
Das 2. Rennen von Imola & das sensationelle Podium von Simoncelli
Es kam zu einem Stall-internen Duell zwischen den beiden Ducati Xerox Teamkollegen Haga und Fabrizio um den Sieg. Dabei hatte unter dem Jubel der unzähligen Tifosi an der Strecke am Ende der Italiener die Nase vorne. Dritter wurde sensationell dessen Landsmann Marco Simoncelli, welcher mit einer Wildcard seinen Aprilia Kollegen Max Biaggi damit in den Schatten stellte. Letzterem blieb am Ende nur Rang 4 vor Spies, Rea, Haslam und Smrz. Zehnter wurde Carlos Checa vor Sykes, Xaus, Muggeridge und Parkes. Nun war wieder Haga WM-Leader, allerdings nur 3 Punkte vor Yamaha Speerspitze Spies. Fabrizio hatte mit bereits 61 Zählern Rückstand auf seinen Teamkollegen 2 Runden vor Schluss nur noch theoretische Chancen auf den Titel.
Die vorletzte und 13. WM-Runde in Magny-Cours
Auf dem schön gelegenen Circuit de Nevers Magny-Cours im Burgund legte Ben Spies mal wieder einen seiner vielen Start-Ziel-Siege hin. In den ersten 6 Runden waren Rea und Biaggi vor Haga liegend seine Verfolger. Als der auf P2 liegende Nord-Ire einen Ausritt fabrizierte, profitierte der WM-Leader davon und machte sich auf die Verfolgung der beiden Vorderleute. Sieben Umläufe vor Schluss ging der Japaner an Biaggi vorbei, aber es gelang ihm nicht mehr, Spies vor dem Ziel noch abzufangen. Der Gewinner aus den USA lag am Ende nur 0,181 Sekunden vor dem Ducati Werkspiloten und hatte damit auch wieder die WM-Führung um 2 Punkte übernommen. Platz 3 ging an Biaggi vor Fabrizio, Haslam, Checa und Kagayama. Achter wurde „Shakey“ Byrne vor Corser, Smrz, Xaus, Baiocco, Scassa und David Salom. Letzterer wurde von seinen Landsleuten auch oft „El Mexicano“ genannt.
Der zweite Lauf von Magny-Cours
Diesmal gelang Nori Haga ein lupenreiner Start-Ziel-Sieg, womit er sich die WM-Führung 2 Läufe vor Schluss zurückholte. Von Vorteil für den Japaner dabei war auch, dass Ben Spies hinter Max Biaggi und Johnny Rea nur vierter wurde. Platz 5 ging an Haslam vor Kagayama, Byrne, Muggeridge, Carlos Checa und Corser. Auf Rang 11 traf Fonsi Nieto ein vor seinem Landsmann Xaus, Fabrizio, Baiocco und Parkes. Hagas Teamkollege Michel Fabrizio war damit im Titelkampf endgültig aus dem Rennen. Ab nun hätte man annehmen können, dass er für seinen Teamkollegen fuhr. Aber damit sollten sich fast sämtliche Beobachter, als sie dies vor dem WM-Finale annahmen, gründlich täuschen.
Das WM-Finale auf dem Autodromo do Algarve
Beim Showdown in Portimão landete Spies einmal mehr einen indiskutablen Start-Ziel-Sieg hin. Dahinter balgten sich Biaggi und Rea um Position 2, während Haga 10 Minuten nach dem Start seinen Titelambitionen einen argen Dämpfer versetzte. Plötzlich hatte Spies aus einem 10-Punkterückstand daraus wieder einen Vorsprung von 15 Zählern gemacht und nur noch 25 waren zu vergeben. Jonathan Rea hatte sich Platz 2 vor Max Biaggi geholt, der gegen Saisonende wie der Nord-Ire eine starke Phase hatte. Vierter wurde Byrne vor Fabrizio, Wildcard-Pilot Leon Camier, Carlos Checa und Ruben Xaus. Neunter wurde der Franzose Lagrive vor Baiocco, Parkes, Tamada und Salom.
Das zweite Rennen von Portimão
Mit Shane Byrne als Spitzenreiter in den ersten 10 Runden hatten die wenigsten gerechnet. Ben Spies lag anfänglich auf Position 2 vor Rea, Biaggi, Haslam und Haga. Wenig später war es Rea, der die Verfolgung des Spitzenreiters übernahm und ab Runde 11 die Führung übernahm. Drei Umgänge später war Fabrizio der Leader und die beiden stritten sich bis kurz vor Schluss um die Spitze. Haga war mittlerweile auf Platz 3 vorgestossen und Spies hielt sich zurück. Der US-Amerikaner wusste, dass bei einem Sieg des Japaners ein sechster Rang zum Titel reichen würde. Spies lag auf P5, als Haga an Rea vorbeiging und auf Position 2 vorgestossen war. Doch der in Führung liegende Michel Fabrizio machte keine Anstalten, den Teamkollegen heranzulassen. Durch den Sieg des Italieners vor Haga, Rea, Byrne und Spies war der Käse gebissen und der Yamaha Fahrer stand als neuer Weltmeister fest. Nachfolgend das offizielle Resultat des letzten Rennens der Saison.
Die Fahrer Weltmeisterschaft 2009 – der erste Titel für Yamaha
Mit einer funktionierenden Stall-Regie bei Ducati in den letzten Runden wäre der Titel an Noriyuki Haga gegangen. So aber profitierten Ben Spies und Yamaha am Ende nicht zu Unrecht von diesem Versäumnis. Mit seinen Siegen bei 14 von 28 Rennen war der US-Amerikaner auch der absolut verdiente Weltmeister. Wie so oft in der WorldSBK blieb der Titelträger der Serie jedoch nicht erhalten, sondern er wurde von seinem Werk für seine Verdienste mit einem MotoGP Vertrag belohnt. Und wie fast immer sollte er dabei nicht annähernd an die Resultate seiner einzigen WSBK-Saison herankommen. Aber immerhin gelang ihm in 5 Jahren ein Sieg und weitere fünf Podestplätze, bis er aufgrund einer Verletzung vom Rennsport zurücktrat.
Die Hersteller-WM – Titel Nummer 16 für Ducati
>>weiter siehe in Kürze Teil 45 über die Geschichte der WorldSBK
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