Max Biaggi (Aprilia RSV4) – nach 7 von 13 Runden war der Römer zum ersten Mal WM-Leader und es bestand gute Hoffnung, das es im 3. Anlauf zu seinem ersten WSBK-Titel der Karriere reichen könnte (© WorldSBK).

Die 2. Saisonhälfte 2010 – dem 23. Jahr der WorldSBK

Nachdem anfänglich Leon Haslam auf der Alstare Suzuki bester und konstantester Fahrer war, hatte sich das Blatt gegen Saisonmitte zu wenden begonnen. Max Biaggi war nach 3 Doppelsiegen in Portugal, Monza und Uta (USA) der Mann der Stunde, bevor es in seiner Heimat in die nächste Runde ging. Bei Saisonmitte war der Kampf um den Titel aber noch völlig offen. Immerhin waren noch 12 Rennen zu fahren. Im WM-Zwischenklassement führte Aprilia Ass Biaggi mit 257 Punkten vor Haslam (242, Suzuki), Jonathan Rea (151, Honda), Carlos Checa (141, Ducati), Noriyuki Haga (135, Ducati), James Toseland (132, Yamaha) und Troy Corser (127, BMW).

Ein spezielles Podium mit links dem drittplatzierten Cal Crutchlow (Yamaha) und rechts von ihm Aprilia Mastermind Gigi dall’Igna mit Sieger Max Biaggi, sowie dessen Teamkollege Leon Camier als zweitem (© Aprilia Racing).
Jonathan Rea (Hannspree Ten Kate Honda) – der Nord-Ire hatte bereits im Vorjahr für einige Überraschungen gesorgt und gehörte damit auf Anhieb zu den Allerbesten. Damals ahnte niemand, wie dominant er werden sollte, als er sich nach (zu) vielen Honda-Jahren zum Markenwechsel entschied (© WorldSBK).

Für die 8. WM-Runde an die Adria nach Misano

Die ersten zwei Renndrittel sah alles nach einem Start-Ziel-Sieg von Troy Corser aus. Doch in der 17. Runde übernahm Lokalmatador Max Biaggi auf der Aprilia das Kommando. Zwei Umgänge später überholte auch Ducati Privatfahrer Carlos Checa den BMW Piloten. In dieser Reihenfolge kamen die drei auch ins Ziel, vor Michel Fabrizio, Sylvain Guintoli, Leon Camier, Nori Haga und Leon Haslam. Shany Byrne wurde neunter vor Toseland, Scassa, Lanzi und Rea. Rubén Xaus war infolge technischer Probleme ausgefallen und Cal Crutchlow durch Sturz.

Von links der zweite Carlos Checa (Althea Ducati), Sieger Max Biaggi (Aprilia) und BMW Pilot Troy Corser, der seit seinem Heimrennen 2006 sieglos geblieben war. Dies sollte sich bis zu seinem Karrieren-Ende auch nicht mehr ändern (© WorldSBK).
Start zum Rennen von Misano mit rechts im Bild Max Biaggi auf der Aprilia RSV4, welcher als WM-Leader angereist war und seine Führung mit einem Sieg weiter ausbaute (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Misano
Es begann ähnlich wie im ersten Lauf, nur dass der anfänglich in Führung gelegene Troy Corser diesmal schon in der 7. Runde an der Spitze abgelöst wurde. Zuerst war es Michel Fabrizio, der vorne lag und wenig später Max Biaggi vorbeilassen musste. Am Ende wurde es der bereits vierte Doppelsieg der Saison für den Römer vor Haslam und Fabrizio. Crutchlow wurde vierter vor Checa, Guintoli, Byrne, Scassa und Haga. Corser musste sich diesmal mit Platz 10 begnügen vor Camier, Rea, Lanzi, Neukirchner und Chris Vermeulen. Kawasaki Neuzugang Tom Sykes ass ein weiteres Mal hartes Brot mit P16, doch er und sein Bike sollten sich in den kommenden Jahren deutlich steigern.

Max Biaggi in Kurve 11, genannt Curvone – mit weit über 200 km/h und Vollgas ist dieser Rechtsknick definitiv nichts für Angsthasen oder Anfänger. Die Profis nehmen an dieser Stelle das Gas um keinen Millimeter zurück (© Aprilia Racing).

WM-Runde 9 in Brno (Tschechien)

Für Biaggi war die Strecke im Westen der südmährischen Stadt Brünn so etwas wie seine zweite Heimat. Der Römer hatte hier bereits 6 Sieger in seinen 250-er und MotoGP Jahren gefeiert und gewann auch in der WSBK bereits zweimal, bevor es 2010 erneut an den Masaryk-Ring ging. Im ersten Lauf schlug jedoch wieder die Stunde für Jonathan Rea auf der Ten Kate Honda. Der junge Nord-Ire feierte einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg und gewann vor Biaggi und Crutchlow das 5. Rennen seiner Karriere. Nachfolgend das offizielle Resultat des 1. Laufs.

Nach dem Start zum Superbike Rennen von 2010 in Brünn – hier bog Biaggi vor Corser und Rea in die erste Kurve ein. Dahinter folgten Crutchlow, Haga und Haslam (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Brünn
Die ersten sechs Runden überquerte Rea die Ziellinie als erster, bevor Biaggi den Weg an ihm vorbeifand. Der Aprilia Fahrer vermochte sich danach immer weiter von seinem Verfolger absetzen und fuhr einem sicheren Sieg entgegen. Dritter hinter Rea wurde Michel Fabrizio vor Toseland, Haga, Checa, Guintoli und Camier. Byrne wurde neunter vor Haslam, Lanzi, Parkes, Roger Lee Hayden, Crutchlow und Baiocco. Seit der USA-Runde hatte Biaggi seinen WM-Vorsprung von 15 Punkten auf seinen nächsten Verfolger Haslam auf deren 68 ausgebaut.

Von links ein unzufriedener zweiter Jonathan Rea (Honda), ein Aprilia-Teammitglied und Sieger Max Biaggi, sowie der drittplatzierte Michel Fabrizio (Ducati). Der Mann links im Bild sollte in Brünn später durchaus noch gewinnen (© Aprilia Racing).
Sieger Max Biaggi (Aprilia RSV4) – der Römer war auf dem 1987 fertiggestellten Masaryk-Ring oft genug absolut unschlagbar. So auch im zweiten Rennen von Brünn (© WorldSBK).

Die 10. Runde in Silverstone

Bis kurz nach Rennmitte führte Rea, bevor Crutchlow am Nord-Iren den Weg vorbeifand und die Spitze übernahm. Mit 1,621 Sekunden Vorsprung gewann der Yamaha Pilot vor dem Honda Fahrer und Haslam wurde Dritter. Hinter seinem italienischen Landsmann Fabrizio blieb für Biaggi diesmal nur Rang 5. Dahinter folgte sein Aprilia Teamkollege Camier vor Checa, Toseland, Byrne, Corser, Neukirchner und Guintoli. Dreizehnter wurde Jakub Smrz vor Haga, Lanzi und Josh Brookes. Xaus kam auf der BMW nicht über P17 hinaus, gefolgt von Sykes und Yanagawa auf deren deutlich unterlegener Kawasaki.

Max Biaggi (Aprilia RSV4) vor Teamkollege Camier (2), Toseland (52) und Checa (7) – der Römer behielt die WM-Führung, verlor jedoch auf Haslam als nächsten Verfolger einige Punkte (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Silverstone
Erneut führte zu Beginn Rea, bevor 3 Runden vor Schluss wieder Crutchlow an ihm vorbeiging und sicher gewann. Im Duell der beiden stand es danach übrigens 12 zu 7 zugunsten des Mannes mit der Nummer 65. Auch zum Ende der Saison sollte der Nord-Ire in dieser Statistik vorne liegen. Camier wurde dritter vor Haslam, Toseland und Biaggi. Rang 7 ging an Guintoli vor Byrne, Smrz, Checa, Xaus, Brookes und Haga. Sykes schaffte es auf der Kawasaki mit P14 diesmal in die Punkte. Gestürzt waren Corser und Parkes, während Fabrizio mit einem technischen Problem an der Werks-Ducati ausgeschieden war.

Cal Crutchlow (Yamaha) vor Jonathan Rea (Honda) – später sollte die 35 behaupten, er sei schneller gewesen als Rea, was jedoch nur auf seltene Fälle zutraf. In der Regel hatte der Nord-Ire beim Duell der beiden die Nase deutlich vorne (© WorldSBK).

Die 11. WM-Runde auf dem Nürburgring

Jonathan Rea war auch in der Eifel wieder der Mann, der nach dem Start das Rennen diktierte. Doch diesmal blieb er wie im 1. Rennen von Brünn bis im Ziel vorne. Checa und Crutchlow komplettierten das Podium. Vierter wurde Biaggi vor einem starken Tom Sykes auf Rang 5. Nachfolgend das offizielle Resultat mit dem 6. Sieg eines Fahrers, der in der Superbike WM noch sehr oft triumphieren sollte.

Gestürzt waren Toseland, Fabrizio, Neukirchner, Smrz und Haga (© WorldSBK).
Sieger Jonathan Rea (in Bildmitte) mit links dem zweitplatzierten Carlos Checa und rechts Cal Crutchlow. Als der Nord-Ire später für einen anderen Energy-Drink Hersteller warb als hier im Bild (denselben der hier Crutchlows Helm ziert), wurde er noch erfolgreicher (© WorldSBK).

Der zweite Lauf auf dem Nürburgring
In den ersten 3 Runden hatte diesmal Carlos Checa die Nase vorne. Der Spanier führte vor Haga, Rea, Biaggi, Crutchlow und Sykes, der wenig später von Haslam überholt wurde. Ab der vierten Runde setzte sich Haga an die Spitze, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Es war der 43. Sieg des japanischen Publikumslieblings und sollte auch der letzte seiner langen Karriere bleiben. Rea wurde zweiter vor Haslam, Crutchlow, Biaggi, Guintoli und Sykes. Für letzteren war es nach Rang 5 im 1. Lauf das erst vierte Top Ten Ergebnis der Saison. Toseland wurde achter vor Xaus, Byrne, Smrz, Corser, Lanzi und Scassa. Nur gerade ein einziger Punkt blieb für den im ersten Rennen gestürzten Max Neukirchner mit Platz 15. Für den Deutschen war damit nach seinem Heimrennen bereits absehbar, dass es seine letzte WSBK Saison bleiben sollte.

Nach dem Start auf dem Nürburgring – es war die viertletzte Ausgabe eines Superbike WM-Laufs in der Eifel, danach sollte hier Schluss sein (© WorldSBK).

Zurück nach Italien für die zweitletzte WM-Runde in Imola

Die Tifosi warteten bereits sehnsüchtig auf ihren Helden. Für Max Biaggi bestand auf dem Autodromo Dino e Enzo Ferrari die Möglichkeit, hier bereits die Titelentscheidung vorzeitig herbeizuführen. Auf seinen nächsten Verfolger Leon Haslam hatte der Römer bereits 58 Punkte Vorsprung. Doch im ersten Rennen patzte der Aprilia Pilot mit Rang 11, nachdem er zwischenzeitlich gar auf Position 13 gelegen hatte. Sieger wurde Ducati Privatfahrer Carlos Checa und damit immerhin der Fahrer einer einheimischen Marke. Platz 2 ging an Lanzi vor Haga, Smrz, Haslam und Sykes. Fabrizio wurde siebter vor Byrne, Guintoli und Crutchlow. Rang 12 hinter Biaggi ging an Xaus vor Scassa, Neukirchner und Corser.

Nicht am Start war Jonathan Rea. Der Nord-Ire hatte sich nach einer Bestzeit im zweiten Freien Training und Platz 6 in der Superpole im Warm Up bei einem Sturz um 09:52 Uhr verletzt. Für den Honda Piloten bedeutete dies den Verzicht auf die zweitletzten Runde in Imola. Er sollte aber in Nevers wieder mit dabei sein, wenn auch mit wenig Glück.

Einfahrt in die Schikane vor der Boxenanlage von Imola – Max Biaggi stand trotz bescheidenem 11. Rang im ersten Lauf aufgrund seines komfortablen Punkte-Vorsprungs kurz vor der Sicherstellung seines ersten WSBK-Titels (© WorldSBK).

Das zweite Rennen von Imola mit der vorzeitigen Titelentscheidung
Diesmal kam Biaggi besser vom Start weg und lag in den ersten Runden meist knapp oder direkt hinter seinem Widersacher Haslam im Titelkampf. Nach 6 Umgängen machte der Aprilia Pilot ernst und ging am Suzuki Fahrer vorbei. Wenig später musste dieser mit einem technischen Problem jedoch aufgeben und damit war die Entscheidung im Titelkampf endgültig gefallen.

Max Biaggi mit Gigi dall’Igna – den viele als Kopf hinter dem Erfolg von Aprilia sahen, weshalb er später von Ducati in die MotoGP abgeworben wurde (© Aprilia Racing).
Über zu wenig Interesse konnte sich der frisch gebackene Superbike Weltmeister Max Biaggi in seiner Heimat nicht beklagen – hier die Pressekonferenz nach seinem Titelgewinn (© Aprilia Racing).
Carlos Checa (Ducati) in Führung und hinten im Bild Pechvogel Leon Haslam (Suzuki) – dessen Titel-Chancen waren jedoch nach einer im Vergleich zum ersten Halbjahr schwachen 2. Saisonhälfte nur noch gering (© WorldSBK).

Saisonfinale auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours

Im Burgund konnte Biaggi wieder frei von allem Druck fahren. Der Aprilia Pilot führte im ersten Renndrittel, bis Cal Crutchlow an ihm vorbeiging. Ab Runde 17 wurde auch noch Carlos Checa aufsässig und duellierte sich rundenlang mit dem Römer um P2. Am Ende kam von hinten auch noch Haslam angerauscht und überholte gleich beide Streithähne. Crutchlow gewann vor Haslam, Checa und Biaggi. Nachfolgend das offizielle Resultat vom 1. Rennen.

Xaus und Toseland fielen durch Sturz aus, Corser mit einem technischen Problem und Guintoli per schwarzer Flagge mach Missachtung einer Durchfahrtsstrafe (© WorldSBK).
Max Biaggi (Aprilia) vor Michel Fabrizio, Carlos Checa (beide Ducati) und Leon Haslam (Suzuki) – nach dem verpassten Podium im 1. Rennen sollte es für den Römer deutlich besser laufen (© WorldSBK).

Der zweite Lauf von Magny-Cours
Im ersten Renndrittel führte zur Freude der zahlreich erschienenen einheimischen Zuschauer Lokalmatador Sylvain Guintoli. Danach übernahm jedoch der neue Weltmeister das Kommando und gab dieses bis ins Ziel nicht mehr ab. Zweiter hinter Max Biaggi wurde am Ende Crutchlow vor Fabrizio, Guintoli, Haga, Smrz und Scassa. Platz 8 ging an Byrne vor Checa, Haslam und Sykes. Bei seinem letzten WorldSBK Rennen der Karriere kam Max Neukirchner nicht über Rang 12 hinaus. Der nach seinem Sturz in Imola immer noch angeschlagene Rea hatte auf einen Start im 2. Rennen verzichtet. Gestürzt waren Toseland und Lanzi, während Corser sein Rennen an der Box aufgab.

Max Biaggi (Aprilia) vor Michel Fabrizio (Ducati) und Leon Haslam (Suzuki) – nachdem der Italiener nie einen Titel in der MotoGP-Königsklasse gewinnen konnte, war er überglücklich, hatte dies in der seriennahen WM im 3. Jahr geklappt (© WorldSBK).
Von links Cal Crutchlow (Yamaha, P2), Sieger Max Biaggi (Aprilia) und Ducati Werkspilot Michel Fabrizio. Der Engländer sollte im Jahr darauf für Monster Energy Yamaha Tech 3 in der MotoGP antreten (© WorldSBK).

Fahrer-Weltmeisterschaft 2010 – Titel für Max Biaggi

Max Biaggi (Aprilia) als zweiter von rechts und links von ihm Kenan Sofuoglu – der Supersport 600 Weltmeister von 2010. Aussen die beiden Superstock Champions Ayrton Badovini (BMW, rechts) und links der Franzose Jeremy Guarnioni auf Yamaha (© WorldSBK).

Hersteller WM 2010 – zum ersten Mal Aprilia

>>weiter siehe in Kürze Teil 47 über die Geschichte der WorldSBK