Die 1. Saisonhälfte 2014 – das 27. Jahr der WorldSBK
Tom Sykes hatte seine Nummer 66, wie er uns später einmal erzählen sollte, aus purem Zufall bekommen. Als er in der Britisch Superbike Meisterschaft BSB mit Shane „Shakey“ Byrne im selben Team war, hatte dieser die 67an seinem Bike. Aus diesem Grund gab man dem jüngeren der beiden damals die 66, mit welcher Tom ab dem ersten Jahr in der WSBK antrat. Doch 2014 war die 1 des Weltmeisters auf seiner Kawasaki ZX-10R. Es waren einige interessante Namen frisch in die WorldSBK gekommen. Mit der Nummer 9 war neu Fabien Foret mit dabei. Der Franzose war 2002 Supersport Weltmeister geworden. Ganze 12 Jahre später erst in die Topkategorie aufzusteigen, kam für viele Beobachter dann doch überraschend.
Weitere Rookies und wenige Wechsel in den restlichen Teams
Mit Alex Lowes kam der amtierende britische Meister in die WSBK. Der Zwillingsbruder von Sam trat für Voltcom Crescent Suzuki an und erhielt als Teamkollegen den von Aprilia kommenden Eugene Laverty. Neu mit dabei war nebst den beiden Ungarn Imre Toth und Peter Sebestyen (BMW Team Toth) auch Sheridan Morais (IRON BRAIN Kawasaki SBK) aus Südafrika. Mit dem US-Amerikaner Aaron Yates auf der Buell EBR 1190 RX war ein absoluter Exot mit am Start, insbesondere was sein Bike betraf. Statt Laverty war Marco Melandri verpflichtet worden, nachdem sich BMW sehr überraschend werksseitig aus der WorldSBK zurückgezogen hatte. Sein letztjährige Teamkollege Chaz Davies war hingegen im Ducati Werksteam untergekommen.
Der Kalender für die Saison 2014
Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Jahren mit je 14 Runden war der Kalender diesmal deutlich gekürzt. Es fehlten Monza, Istanbul und Moskau und dafür kam mit Sepang nach vielen Jahren Pause Malaysia zurück in den WSBK-Jahresplan. Etwas seltsam daran war, dass es ausgerechnet im Sommer in das subtropische Land in Asien ging. Viel besser wäre wohl auch reise technisch das Event nach dem Saisonauftakt in Australien eingeplant worden. Aber fragwürdige Planungen waren schon zu früheren Zeiten keine Seltenheit gewesen und daher mussten die Fahrer in Aragon bei 16 Grad Celsius das erste Rennen bestreiten. Fünf Jahre später waren wir vor Ort, als es an selber Stätte gar kaum über 10 Grad war, ebenfalls um dieselbe Zeit. Dies als Beleg, wie wenig FIM und Dorna jeweils dazulernten.
Der Saisonauftakt in Down Under – zu Gast in Australien
Nachdem Sylvain Guintoli dreiviertel des Rennens in Führung gelegen hatte, tauchte plötzlich der anfänglich nur auf P7 gelegene Laverty an der Spitze auf. Der Nord-Ire landete am Ende gleich auf Anhieb zuoberst auf dem Podium für sein neues Crescent Suzuki Team. Es war der erste Sieg für eine Suzuki seit vier Jahren. Im Jahr 2010 hatte durch Leon Haslam in Kyalami zum letzten Mal eine GSX-R1000 gewonnen. Zweiter wurde Melandri vor Guintoli, Giugliano, Baz, Rea, Sykes, Davies und Salom. Zehnter wurde Canepa vor Allerton, Foret, Corti, Guarnoni und Morais. Alex Lowes als Teamkollege des Siegers beendete sein erstes Rennen für das Suzuki Team in der schnellen Kurve 1 nach etwas über 5 Minuten auf dem Hosenboden. Auch Elias, Haslam und Andreozzi sahen nach Stürzen die Zielflagge nicht.
Das zweite Rennen von Phillip Island
Anfänglich führte Melandri, bis sein Teamkollege Guintoli das Kommando übernahm. In Runde 7 hatte kurz Baz die Nase vorne, bis er von Laverty abgelöst wurde und danach wieder Guintoli die Spitze übernahm. Als die Suzuki des Nord-Iren aufgrund eines technischen Problems offenbar Öl verlor, kamen rote Flaggen und das 2. Rennen wurde nicht neu gestartet. Es waren 14 von 22 Runden gefahren worden und damit Stand Guintoli als Sieger fest. Platz 2 ging an Baz vor Kawasaki Teamkollege Sykes, Giugliano, Rea, Haslam, Davies und Melandri. Neunter wurde Elias vor Salom, Canepa, Foret, Lowes und Morais. Yates auf der exotischen Buell EBR war zweimal letzter geworden, im ersten Rennen gar mit Rundenrückstand.
Der Europa-Auftakt mit Runde 2 im Motorland Aragon
Nachdem der amtierende Weltmeister der Saisonstart in Australien nicht ganz nach Wunsch gelungen war, suchte Tom Sykes diesmal vom Start weg sein Heil in der Flucht. Zweiter wurde sein Kawasaki Teamkollege Loris Baz vor Jonathan Rea mit seinem ersten Podium der Saison. Der Nord-Ire hatte das letzte Drittel der Saison 2013 verpasst. Der Honda Pilot war auf dem Nürburgring mangels rechtzeitiger Warnung unschuldig auf dem Öl eines vor ihm gestürzten Fahrer ausgerutscht und hatte sich dabei schwer verletzt. Nun war er wieder zurück und es sollte seine letzte Saison für den weltgrößten Hersteller werden. Nachfolgend das offizielle Resultat.
Der zweite Lauf im Motorland Aragon
Sykes wiederholte seinen Start-Ziel-Sieg aus dem ersten Rennen und gewann vor Baz, Melandri, Guintoli und Rea. Platz 6 ging an Laverty vor Giugliano, Haslam, Elias, Salom und Canepa. Rückkehrer Leon Camier auf einer von BMW Italia eingesetzten S-1000RR wurde zwölfter vor Morais, Scassa, Foret und Andreozzi. Alex Lowes war zum zweiten Mal nach dem ersten Rennen der Saison gestürzt. Bei ihm war es in Kurve 13, während wenig später Davies in Turn 5 crashte und Corti im 16. Eck.
WM-Runde 3 in der „Cathedral of Speed“ in Assen
Sylvain Guintoli landete einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg auf der Aprilia RSV4. Es war der sechste Triumph in der Karriere des schnellen Franzosen mit einem Vorsprung von 1,259 Sekunden auf Tom Sykes. Der Engländer war als WM-Leader in die Niederlande angereist und sollte seine Position auch nach der Weiterreise nach Italien behalten. Platz 3 ging an Jonathan Rea vor Baz, Elias, Melandri und Davies. Haslam wurde achter vor Lowes, Canepa, Scassa, Salom und Camier. Das Rennen war nach 16 Runden mit roten Flaggen abgebrochen worden. Der Grund dafür war ein technisches Problem eines mittlerweile zweiten Fahrers vom US-Team Buell EBR namens May.
Das zweite Rennen von Assen
Mit dem nachfolgenden Foto wird klar, wie nass es in der „Cathedral of Speed“ beim Start war. Nachdem der amtierende Weltmeister Tom Sykes sein erstes WorldSBK Rennen auf dem Nürburgring 2011 bei Regen gewonnen hatte, galt er auch als Mitfavorit auf den Sieg. Aber der 16. Triumph des Engländers musste noch etwas warten, weil mit Jonathan Rea. Alex Lowes holte auf der Suzuki sein erstes Podium der Karriere vor Giugliano, Sykes und Haslam. Rea hatte bei jeder Zieldurchfahrt vorne gelegen und diesmal dauerte der Lauf gar nur 10 Runden, aber es wurde die volle Punktzahl vergeben. Fünf Jahre später wurde ein drittes Rennen als sogenanntes Super Pole Race ins Leben gerufen. Dieses wurde auf exakt diese Rundenzahl angesetzt, nur halbe Punkte sind dabei zu gewinnen. Dazu bestimmt es mit den ersten 9 Positionen die Startaufstellung für Lauf Zwei.
Die vierte WM-Runde in Imola
Mit Jonathan Rea legte der Sieger von Assen einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg hin. Es war das dreizehnte Mal, dass der Nord-Ire dabei für Honda gewann und Chaz Davies holte hinter ihm das erste Podium für Ducati. Der Waliser sollte danach noch unzählige Male für die italienische Marke vom Podest winken. Sykes wurde dritter vor Baz, Guintoli und Melandri. Nachfolgend das offizielle Resultat.
Der zweite Lauf von Imola
Jonathan Rea wiederholte seinen Start-Ziel-Sieg aus dem ersten Rennen und gewann erneut mit über 4 Sekunden Vorsprung auf seinen nächsten Verfolger Chaz Davies. Es war der 14. Sieg des Nord-Iren, der in Imola bereits drei Jahre davor schon im ersten Lauf gewonnen hatte. Damit hatte er den Neuseeländer Aaron Slight (13 Rennsiege) überholt und hatte mit den Weltmeistern Scott Russell, John Kocinski und Ben Spies mit je 14 gleichgezogen. Bis dahin noch ohne Titel war Johnny Rea schon nahe an den Top Ten der ewigen WorldSBK Bestenliste und er sollte es schon bald noch viel weiter nach vorne schaffen.
Wo alles begann – WM-Runde 5 in Donington
In Donington Park hatte am 3. April 1988 alles angefangen. Damals wurde hier der erste Lauf der WorldSBK Geschichte gestartet. Das Reglement war jedoch zuerst ein schlechter Witz, weil der Italiener Davide Tardozzi als Sieger des ersten Rennens keine Punkte erhielt, da er im 2. Lauf gestürzt war. Mehr über die früheren Jahre siehe in unserer ausführlichen und reich illustrierten History auf dieser Seite.
Der erste Lauf von Donington
Alex Lowes dürfte den 25. Mai 2014 so schnell in seinem Leben nicht mehr vergessen haben. Als amtierender British Superbike Champion kannte der WSBK-Rookie die Strecke natürlich bestens und vom Start weg übernahm er zum ersten Mal in seiner Karriere die Führung in einem WorldSBK-Rennen. Aber nach zwei Runden war es bereits damit vorbei und es waren die beiden Franzosen Guintoli und Baz, die am Engländer vorbeizogen. Doch im Gegensatz um 2. Lauf von Phillip Island kam es diesmal nicht zu einem Doppelsieg der Gallier. Es war Tom Sykes, der in der viertletzten Runde das Kommando übernahm und bis ins Ziel nicht mehr abgab. Die WM-Führung hatte der Mann aus Huddersfield nach Imola an Jonathan Rea verloren. Mit seinem Sieg vor Teamkollege Baz und Suzuki Pilot Lowes war der Kawasaki Fahrer jedoch nun wieder WM-Leader. Melandri wurde vierter vor Davies, Rea, Guintoli, Haslam und Elias. Platz 10 ging an David Salom vor Canepa, Foret, Guarnoni, Andreozzi und Corti.
Das zweite Rennen von Donington Park
In der ersten Hälfte des 2. Laufs führte Guintoli, bevor sich erneut Sykes nach vorne gearbeitet hatte und das Kommando übernahm. Mit dem zweiten Doppelsieg der Saison zeigte der amtierende Weltmeister wieder eine starke Leistung. Zweiter wurde Baz vor Guintoli, Giugliano, Davies, Rea und Haslam. Achter wurde Elias vor Lowes, Salom, Canepa, Corti und Laverty.
Die 6. WM-Runde in Sepang (Malaysia)
Der kleinste Mann im Starterfeld kam diesmal ganz gross hinaus. Nachdem in den ersten 9 Runden sein Aprilia Teamkollege Sylvain Guintoli geführt hatte, kam die große Stunde für Marco Melandri. Mit nur 0,62 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen sicherte sich der Winzling aus Ravenna seinen ersten Saisonsieg und insgesamt 14. der Karriere. Platz 3 ging an Laverty vor Davies, Elias, Rea, Haslam, Giugliano und Salom. Elfter wurde Leon Camier vor Andreozzi, Staring, Toth und Lanusse. Aron Yates auf der Buell EBR blieb nur der undankbare letzte und 16. Platz
Der zweite Lauf mit dem Chaos-Rennen von Sepang
Nach dem Start ging es drei Runden später chaotisch zu. Es gab einen Massensturz und demzufolge wurde das Rennen abgebrochen und wenig später neu gestartet. Die Zeit drängte, weil in diesem Teil von Asien die Dämmerung oft recht früh einsetzt und es war bereits kurz nach 17 Uhr, als die Ampeln erneut ausgingen. Daher wurde der letzte Teil auf nur noch 10 Runden angesetzt. Diesmal siegte Melandri mit nur 0,166 Sekunden Vorsprung auf Aprilia Teamkollege Laverty und Sykes wurde Dritter. Toni Elias holte sich mit Platz 4 sein bestes Saisonresultat vor Baz, Rea, Laverty, Davies, Lowes und Giugliano. Rang 11 ging an Haslam vor Camier, Salom, Guarnoni und Canepa.
Die Situation zur Saisonhalbzeit
Mit knappen 13 Punkten Vorsprung führte Tom Sykes auf Guintoli und mit 9 Zählern Rückstand auf den Franzosen Honda Pilot Rea. Auch Baz, Melandri und Davies waren nach 6 von 12 Runden noch nicht chancenlos. Hinter den Kulissen begannen mittlerweile auch bereits erste Verhandlungen. Dabei sollte es einen Transfer geben, welcher sich sehr stark auf die Entwicklung der kommenden Jahre in der WorldSBK auswirken würde.
>>weiter siehe in Kürze Teil 54 über die Geschichte der WorldSBK
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