Keine Fotomontage – Valentino Rossi auf einer Yamaha R1 verfolgt hier Toprak Razgatlioglu mit der für ihn noch ziemlich neuen BMW M1000-R. Hätten wir dies geahnt, wären wir wohl wie vor fünf Jahren erneut an den Autodromo do Algarve bei Portimão angereist. Aber die Saison beginnt ja erst richtig mit Phillip Island in Australien für die erste Runde der Superbike Weltmeisterschaft, mit dem ersten Lauf am 24. Februar.

Prominente Gäste bei den finalen Europatests der WorldSBK

Zum WorldSBK-Starterfeld gesellten sich in Portugal verschiedene MotoGP-Fahrer, welche allerdings auf Serienmaschinen unterwegs waren. Nebst der vor zwei Jahren zurückgetretenen MotoGP-Ikone Valentino Rossi waren unter anderen auch sein Erzfeind und Gresini Ducati Neuzugang Marc Marquez, sowie Marco Bezzecchi aus dem Team von „the Doctor“ und der amtierende Weltmeister Francesco Bagnaia mit auf der Strecke. Natürlich darf man deren Zeiten nicht mit denjenigen der WSKB Elite vergleichen, weil deren mit Tuning-Teilen aufgerüstete Maschinen auf einem vollkommen anderen Level sind. Punkto der durch diese Gaststarter ausgelösten Aufmerksamkeit war die Aktion aber natürlich ein Volltreffer, besonders weil Rossi auf zwei Rädern seit 2022 nur noch selten auf Rennstrecken unterwegs ist. Die sportliche Aufmerksamkeit galt jedoch vor allem den Akteuren der Seriennahen Weltmeisterschaft, bei welchen einige Neuzugänge für Blutauffrischung sorgten.

Andrea Iannone (Ducati) hinter Valentino Rossi (Yamaha) – beim Rückkehrer ist man nach seiner 4-jährigen Sperre besonders gespannt, wie er sich macht. Der aus Vasto (südöstlich von Pescara) stammende Italiener bewies jedoch auf Anhieb, dass er seinen Speed während seiner Abwesenheit nicht verloren hat.

Vorsicht bei voreiligen Interpretationen der Testresultate

Nicht nur, weil Alvaro Bautista aktuell mit einem Trainingshandicap und der Umstellung auf sein durch die längst überfällige Regelung mit einem Zusatzgewicht noch nicht bei voller Leistungsfähigkeit angelangt ist, sollte man keine voreiligen Schlüsse aus den Testzeiten ziehen. Der kleine Spanier ist längst bekannt dafür, dass er bei Tests und Trainings gerne blufft und die Karten nicht offen legt. Beunruhigend für seine Konkurrenten ist deshalb eher der Umstand, dass sein neuer Ducati Werksteam-Kollege Niccolo Bulega auf Anhieb regelmäßig Bestzeiten auf der Panigale V4R aufstellt. Der amtierende WorldSSP Weltmeister war letzte Woche bereits der schnellste Fahrer beim Jerez-Test. Der Italiener war es auch, der sich am ersten Testtag auf dem Autodromo do Algarve den vorläufigen Spitzenplatz sicherte. Toprak Razgatlioglu (BMW) mit nur 0,094 Sekunden Rückstand und Jonathan Rea als sein Nachfolger bei Yamaha (+0,148) lagen diesmal jedoch dicht dahinter. Insgesamt drei Yamaha-Fahrer komplettierten am Montag die Top Fünf, wobei Remy Gardner vor Andrea Locatelli die drittbeste Zeit fuhr.

WorldSBK Neuzugang Sam Lowes (ELF Marc VDS Racing Team) auf der Ducati Panigale V4R gehört wie sein Markenkollege Iannone zu den Neulingen, die man im Auge behalten sollte, was die Saison 2024 betrifft. Für einmal war er sogar schneller als sein Zwillingsbruder Alex auf der Werks-Kawasaki. Die am Montag beim Test gefahrenen Zeiten lagen im Bereich der schnellsten Runden im Sprintrennen des Vorjahres.

Die zehn schnellsten am Montag

1. Nicolo Bulega (Aruba.it Racing – Ducati) 1’39.913 – 82 laps
2. Toprak Razgatlioglu (ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team) +0.094s – 73 laps
3. Jonathan Rea (Pata Yamaha Prometeon) +0.148s – 74 laps
4. Remy Gardner (GYTR GRT Yamaha WorldSBK Team) +0.355s – 89 laps
5. Andrea Locatelli (Pata Yamaha Prometeon) +0.357s – 78 laps
6. Sam Lowes (ELF Marc VDS Racing Team) +0.550s – 74 laps
7. Michael van der Mark (ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team) +0.723 – 82 laps
8. Alvaro Bautista (Aruba.it Racing – Ducati) +0.760 – 86 laps
9. Xavi Vierge (Team HRC) +0.816s – 89 laps
10. Alex Lowes (Kawasaki Racing Team WorldSBK) +0.866s – 65 laps

Ein gutgelaunter sechsfacher Rekordweltmeister in der für ihn noch recht neuen Yamaha Box – mit Jonathan Rea muss diese Saison mit Bestimmtheit wieder gerechnet werden. Bei seinem Vorgänger auf der Yamaha R1 stehen auf der BMW M-1000R hingegen noch einige Fragezeichen im Raum, wobei der Türke auf Anhieb vorne mitfährt und damit ebenfalls zu den Mitfavoriten gezählt werden muss.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).