Das erste echte Superbike – die Suzuki GSX-R 750 war eine Sensation, die den Motorradmarkt ab 1985 weltweit auf den Kopf stellte. Ohne wesentliche Modifikationen war man damit auf der Rennstrecke absolut konkurrenzfähig. Nur 3 Jahre nachdem dieses Bike auf dem Markt erschien wurde die Superbike Weltmeisterschaft durch die oberste Motorsportbehörde FIM ins Leben gerufen.

1988 – das erste Jahr der Superbike Weltmeisterschaft

In den Vereinigten Staaten von Amerika war die Superbike Kategorie schon lange Kult. Dieser Klasse verdankten auch die 200 Meilen von Daytona ihre Wiederbelebung, nachdem die Zeit der Zweitakter ab 1985 durch die Einführung der Superbike Kategorie vorbei war. In der AMA war bereits seit den früheren 1980-er Jahren diese Klasse äußerst populär geworden. Die bekanntesten Fahrer dieser nationalen Meisterschaft waren Freddie Spencer und Eddie Lawson, welche beide danach im Grand Prix Sport für Furore und mehrere Titel sorgen sollten. In Europa gab es bereits Rennen wie die 200 Meilen von Imola, bei welchem sich nach Beerdigung der Formel 750 WM auf Ende der 70-er Jahre ab 1986 die Viertakt-Superbikes auch auf dem alten Kontinent immer beliebter wurden.

Eddie Lawson auf Kawasaki vor Freddie Spencer mit der Honda – die beiden US-Amerikaner waren zwei der bekanntesten Stars der AMA, bevor sie über den großen Teich kamen und der Motorrad-Weltmeisterschaft ihren Stempel aufdrückten.

Die Einführung der Superbike Weltmeisterschaft

Auf die Saison 1988 zogen die Europäer nach und mit der Superbike WM wurde eine Kategorie ins Leben gerufen, die für seriennahe Bikes bis 750 cm³ mit Vierzylinder Viertakt-Motoren ins Leben gerufen wurde. Dazu waren Zweizylinder-Motoren bis 1000 cm³ zugelassen. 16 Jahre später wurde das Hubraumlimit auf einen Liter auch für 4-Zylinder Motoren angepasst. Dies führte natürlich zu Problemen für die V2-Triebwerke von Ducati und Aprilia mit der berühmten RSV Mille und der RSV 1000R, bei diesem Reglement mitzuhalten. Seit 2008 dürfen daher die Zweizylinder-Motoren bis 1200 cm³ Hubraum haben. KTM stieg aber trotzdem nie werksseitig in die WSBK ein und Ducati kam per 2019 mit der Panigale V4R, womit seither keine V2-Aggregate mehr in der seriennahen Weltmeisterschaft auftauchten.

Jonathan Rea (Kawasaki ZX-10RR) – der Nord-Ire wird als 6-facher Weltmeister noch für sehr lange Zeit der unbestrittene König der Superbike Weltmeisterschaft bleiben. Teilweise fuhr der beste Superbike Pilot aller Zeiten mit seiner serienbasierten Kawasaki schnellere Zeiten als die MotoGP, wie beispielsweise bei Testfahrten in Jerez, wo beide Kategorien gleichzeitig in Andalusien vor Ort waren (© WorldSBK).

Der Gründer der WorldSBK
Der US-Amerikanische Ex-Rennfahrer Steve McLaughlin war in Zusammenarbeit mit der FIM der Mann, der diese erfolgreiche Rennserie gegründet hatte und 1988 die Veranstaltungsrechte innehatte. Der aus Santa Ana stammende Kalifornier war 1976 US-Vizemeister in der Superbike Meisterschaft gewesen.

Steve McLaughlin (aussen mit der Nr. 83) beim überholen von Konkurrent DuHamel, der US-Amerikaner war eigentlicher Gründer der Superbike WM und nicht etwa der spätere Rechte-Inhaber Flamini-Group, welche dies später oft für sich reklamieren sollte.

Der fragwürdige Modus zu Beginn und die baldigen Änderungen
Von Beginn an war das Konzept dieser WM, dass jeweils der Gesamtsieger in zwei Läufen eruiert wird. Anfänglich wurden sogar die Resultate noch zusammengezählt, doch nach dem ersten Event setzte sich eine Zählweise pro Lauf durch. Zuerst mit halben Punkten Pro Rennen und ab dem Jahr 1989 erhielt der Sieger 20 Punkte. Platz zwei gab deren 17 und für Rang drei wurden damals 15 Zähler gutgeschrieben. Die restliche Zählweise entsprach dem Prinzip wie heute. Ab 1995 kam die seither unveränderte Methode, wie sie auch seit 1993 in der Motorrad-WM (seit 2002 MotoGP mit Viertakt-Motoren anstelle der 500 cm³ Zweitakter) zum tragen. Seit 2016 gab es zudem ein neues Format mit je einem Rennen am Samstag und dem zweiten am Sonntagnachmittag.

Joey Dunlop († 2. Juli 2000 in Tallinn, Estland) – auch der bereits zu Lebzeiten zur Legende gewordene Nord-Ire aus Ballymoney durfte in der ersten Saison der WorldSBK der Geschichte nicht fehlen. Mit Platz 3 in Donington Park feierte er beim ersten Rennen der neuen Weltmeisterschaft einen standesgemäßen Einstieg.

Das Superpole Race – erst ab 2019
Erst im 32. Jahr kam ein Zusatzrennen, in welchem über 10 Runden am Sonntagmorgen halbe Punkte vergeben werden. Beim Superpole Race erhalten allerdings nur für die besten 9 Fahrer WM-Punkte. Diese Reihenfolge bestimmt seither auch die Startaufstellung für das 2. Rennen. Davor mussten die besten 9 Fahrer des ersten Laufs immer in umgekehrter Reihenfolge ihres Zieleinlaufs für das 2. Rennen starten. Eine reichlich fragwürdige Handicap-Formel, welche in der Motorrad-WM und MotoGP so nie zur Anwendung kam und glücklicherweise nach 2018 aufgegeben wurde. Nachfolgend die Statistik der Superpole-Race Sieger der ersten 2 Jahre seit Einführung des Sprintrennens (2019 bis 2020), mit einem klaren und wenig überraschenden Dominator.

RiderSP-RaceRace Total
Jonathan Rea118899
Alvaro Bautista51116
Toprak Razgatlioglu235
Scott Redding 145
Jonathan Rea bei seinen Tests in Jerez de la Frontera auf der Kawasaki ZX-10RR des Modelljahres 2021 – der alles überragende beste Fahrer aller Zeiten führt als 6-facher Weltmeister in sämtlichen wichtigen Statistiken der WorldSBK (© Kawasaki Racing Team).

Kalender der ersten Superbike Weltmeisterschaft 1988

Bei der Premiere waren es nur 9 Runden und die Wahl der Austragungsorte war dazu recht exotisch. Immerhin drei Rennen fanden in Übersee statt und dazu eines hinter dem „eisernen Vorhang“ vor den Toren der Donaustadt Budapest. Der frühe Termin für den Saisonauftakt von Donington Park war recht optimistisch gewählt, da anfangs April die Temperaturen in England oft weniger optimal sind. Man kann sich auch vorstellen, wie die weiten Reisen nach Japan, Australien und Neuseeland manchen Privatfahrer abgeschreckt haben. In erster Linie war diese WM jedoch auf Wunsch der japanischen Werke eingeführt worden.

Entry List Superbike Donington 1988

Wie man der offiziellen Liste entnehmen kann, waren sowohl sämtliche Fabrikate von Rang und Namen vertreten, wie auch zahlreiche Spitzenfahrer der damaligen Zeit. Joey Dunlop speziell vorzustellen war in den 80-er Jahren genauso wenig notwendig, wie beispielsweise Virginio Ferrari. Sie waren Rennsport-Idole ihrer Zeit, hier sicherheitshalber aber kurz die wichtigsten Erfolge des Italieners:
1978 – Italienischer 500-cm³-Meister auf Suzuki
1978 – Italienischer 750-cm³-Meister auf Yamaha
1979 – 500-cm³-Vize-Weltmeister auf Suzuki
1985 – Italienischer F1-Meister auf Ducati 750 F1
1987 – TT-F1-Weltmeister auf Bimota YB4 R.

Virginio Ferrari auf der Nava-Gallina Suzuki RG 500. Der Italiener wurde hinter „King Kenny“ Roberts und noch vor Barry Sheene auf der Werks-Suzuki Vizeweltmeister in der 500 cm³ Weltmeisterschaft 1979.

Lange Liste bekannter Namen
Weitere Illustre Namen wie Marco Lucchinelli, Davide Tardozzi, Stéphane Mertens, Robert Dunlop, Fabrizio Pirovano und viele weitere zumindest national sehr bekannten Namen zierten die Entry-List von Donington. Dazu mit dem dreifachen AMA-Superbike Meister Fred Merkel, Bubba Shobert und Doug Polen Spitzenfahrer aus den USA. Als Sahnehäubchen traten auch starke Fahrer aus Australien und Neuseeland an, ein Teil davon nur bei den Rennen in ihrer Region, was insbesondere auch für die japanischen Teilnehmer galt.

Davide Tardozzi auf der Bimota im ersten Jahr der Superbike Weltmeisterschaft 1988. Der Italiener war kurze Zeit später als Teamchef für das Ducati Superbike Werksteam für mehrere WM-Titel verantwortlich und wechselte später ins Management des MotoGP Teams der Roten (© WorldSBK).
Wenn man sich betrachtet, was für sensationell starke Fahrer Fred Merkel in seiner AMA Superbike Karriere alles schlug, wird man ehrfürchtig. Hier die Jahre 1984 bis 1986 in der US-Amerikanischen SBK Meisterschaft des Kaliforniers, mit den wichtigsten Erfolgen. Er war der reputierteste Mann aus den USA, welcher 1988 von Beginn an mit dabei war.

Zahlreiche Importeure engagierten sich vorbildlich
Die lange Liste der teilnehmenden Teams unterstreicht auch, wie viele nationalen Importeure sich damals im Spitzen-Rennsport engagierten. Heute kommen einem beinahe die Tränen, wenn man dieses breite Engagement genauer unter die Lupe nimmt. Insbesondere auch aus deutscher Sicht war schlicht sensationell, wie breit abgestützt die Vertretung im Vergleich zu heute in dieser Zeit war. Ein Fahrer vom Format eines Markus Reiterberger, Sandro Cortese, Jonas Folger oder Philipp Öttl hätte damals definitiv die Qual der Wahl gehabt.

Donington Park im Juli 2019 – eine der schönsten Strecken im Kalender der Superbike WM war 1988 Gaststätte der Premiere und ist zum Glück auch aktuell nach wie vor Austragungsort der wichtigsten seriennahen Meisterschaft weltweit.

Der Saisonstart der ersten Superbike Weltmeisterschaft

Die Strecke in Donington hatte damals noch ein anderes Layout und der Teil mit der Melbourne Hairpin existierte für die WorldSBK noch nicht. Daher ging es direkt mit einer Schikane auf Start-Ziel.

Auftaktsieger Tardozzi schreibt Geschichte und verpasst trotzdem WM-Punkte
Der erste Lauf zur Superbike Weltmeisterschaft wurde am 3. April 1988 in Donington ausgetragen. Davide Tardozzi gewann dieses Rennen auf Bimota vor Marco Lucchinelli (Ducati) und TT-Legende Joey Dunlop (Honda). Den zweiten Lauf entschied Lucchinelli für sich, während Tardozzi eine Runde vor Schluss stürzte und danach wurden die Runden und Zeiten addiert. Der später als Ducati Teamchef noch wesentlich erfolgreichere damalige Fahrer flog so aus der Wertung, was natürlich völliger Unfug war.

Das offizielle Resultat des ersten Rennens der WorldSBK Geschichte, bei welchem der Sieger am Ende ohne Punkte abreisen sollte. Es handelte sich dabei um den späteren MotoGP Manager für Ducati, Davide Tardozzi. Sein Motorrad war eine Bimota mit dem Motor der Yamaha FZR-750.
Das offizielle Resultat des zweiten Rennens der WorldSBK Geschichte, bei welchem die ausgefallenen Fahrer trotz teils hervorragender Resultate im 1. Lauf Pech hatten.

Viele Ausfälle prägten den Serien- und Saisonauftakt in England
Insgesamt sahen ganze 10 Fahrer im ersten Rennen die Zielflagge nicht, deren 6 davon durch Sturz. Dadurch verlor beispielsweise auch der Kanadier Michel Mercier (Suzuki) als zehnter im ersten Lauf aufgrund seines crashes 19 Runden vor Schluss seine WM-Punkte. Genauso dessen Landsmann Rueben McMurter (Yamaha), der nach P13 im 1. Lauf die Zielflagge um einen Umgang verpasst hatte.

Das offizielle kombinierte Ergebnis der ersten WorldSBK Runde in Donington Park am Sonntag, den 3. April 1988.
Die ersten 3 des Gesamtklassement von links Marco Lucchinelli als Sieger, Fred Merkel (P2) und Tourist Trophy Legende Joey Dunlop auf Rang 3. Der Nord-Ire verlor 12 Jahre später bei einem Strassenrennen in Tallinn (Estland) sein Leben.
Lokalmatador Roger Burnett (Honda) – wie Davide Tardozzi ein weiteres Opfer des fragwürdigen Reglements, welches nur für die erste Runde in Donington Gültigkeit hatte. Der Engländer war im 1. Lauf zur Rennhälfte gestürzt und fuhr im zweiten Rennen hinter Lucchinelli und Merkel aufs Podium. Punkte gab es für ihn damals trotzdem keine, ansonsten hätte er es in der WM-Endabrechnung auf Platz 10 geschafft (© WorldSBK).

Dringend verbessertes Reglement für die zweite Runde
Natürlich konnte ein solch fragwürdiges und ungerechtes Reglement nicht fortgesetzt werden. Daher wertete man bereits ab der zweiten WM-Runde die Läufe einzeln, allerdings im ersten Jahr noch mit halben Punkten. Selbstverständlich war auch dies ziemlicher Unfug, weshalb ab1989 jeder Lauf voll gezählt wurde.
Reglements-Änderungen im Detail:
– Die erste Runde (Donington) wurde in zwei Runden bestritten, was zu einer kumulativen Klassifizierung führte.
Punkteskala: 20, 17, 15, 13, 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1.
– Die französische Veranstaltung wurde wegen eines zu vollen Terminkalenders auf eine einzige Runde reduziert.
Punkteskala: 20, 17, 15, 13, 11, 10, 9,8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1.
– Die anderen Ereignisse, die in zwei Runden ausgetragen werden, führen dazu, dass für jede Runde separate Punkte vergeben werden.
Punkteskala: 10, 8,5, 7,5, 6,5, 5,5, 5,4,5, 4, 3,5, 3, 2,5, 2, 1,5, 1, 0,5.

Fabrizio Pirovano (Yamaha FZR750) – in der Saison 1988 der konstanteste aller Fahrer. Der Italiener sah mit Ausnahme seines Sturzes im 1. Lauf von Sugo (Japan) nach 9 Runden bei jedem Rennen die Zielflagge innerhalb der Punkteränge (© WorldSBK).

Die 2. WM-Runde auf dem Hungaroring

Der gesamtzweite von Donington Fred Merkel auf der Honda RC30 teilte sich je einen Laufsieg mit Adrien Morillas auf Kawasaki. Dem Franzosen gehörte dank einem vierten Platz im 1. Rennen auch der Gesamtsieg vor Davide Tardozzi, Stéphane Mertens (beide Bimota) und Merkel. Nachfolgend die ersten 20 des 1. Laufs auf dem Hungaroring.

Adrien Morillas auf der rot lackierten Kawasaki, der erfolgreichste Fahrer der 2. Runde der neuen Superbike Weltmeisterschaft 1988. Der Franzose war in Donington nicht angetreten. Er war der erste Sieger der vor allem später üblicherweise meist grün auftretenden japanischen Marke.
Der HungaroRing nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest – in den ersten drei Jahren der Superbike Weltmeisterschaft Gaststätte für die zweite, respektive 1990 die 3. Runde. Für kurze Zeit war dort anfangs der 90-er Jahre auch die Motorrad-WM zu Gast.
Die Top Ten der Meisterschaft nach der 2. von 9 Runden und dem Rennen von Ungarn.
Fabrizio Pirovano (Yamaha FZR-750) – bei der zweiten Veranstaltung der Saison hatte der Norditaliener in beiden Rennen fleissig Punkte gesammelt und in der WM lag er nach Ungarn hinter Fred Merkel und Marco Lucchinelli auf dem 3. Zwischenrang.

WM-Runde 3 auf dem Hockenheimring

Aus dem damaligen Programmheft die Streckenskizze mit den zu dieser Zeit schnellsten Runden in verschiedenen Kategorien. Für die neu eingeführte Superbike WM galt die Bestzeit von Virginio Ferrari als Referenz.

Kein Glück für den WM-Leader
Fred Merkel reiste als WM-Leader nach Hockenheim, aber der Sonnyboy aus Kalifornien musste sich im 1. Rennen mit P17 begnügen und stürzte im 2. Lauf eine Runde vor Schluss. Dafür schlug die grosse Stunde für Davide Tardozzi auf der Bimota, der von einem der besten Fahrwerke, verbunden mit einem der besten Motoren dieser Zeit pilotierte. Die vordersten Platzierungen waren im 1. Lauf sehr international verteilt. Hinter dem Italiener wurde mit Bouheben ein Franzose zweiter vor dem Portugiesen Vieira auf P3. Vierter wurde der Schweizer Weibel vor dem Engländer Burnett als fünftem und dem Nord-Iren Joey Dunlop, welcher eine der bedeutendsten Legenden der TT wurde.

Promoter Steve McLaughlin (in der Mitte) mit zwei der bekanntesten Deutschen Fahrer, Manfred Fischer und „Kamikaze Gustl“ Reiner (rechts im Bild), der gelernte Betonbauer starb am 24. November 2007 an Herzversagen.
Start in Hockenheim mit Weibel (44), Burnett (9), Guignabodet (66), Hofmann (17), Dunlop (3), Mertens (6), Rubatto (52) und Tardozzi (2). Ganz rechts mit der der Portugiese 45 Alex Vieira.
Bimota Werksfahrer Davide Tardozzi war WM-Leader, hier ein Bild von ihm zusammen mit Troy Bayliss, als der Italiener für Ducati sehr erfolgreich als Teamchef fungierte. Nach drei von 9 Runden im ersten Jahr der WorldSBK war der damals 29-jährige aus Ravenna als Doppelsieger von Hockenheim neuer WM-Leader.

Die 4. WM-Runde in Österreich

Der ursprüngliche Österreichring hatte ein wesentlich besseres Layout als der heutige Red Bull Ring. Kurve 4 ist heute nur noch ein Knick und kam mit der MotoGP im ersten Corona-Jahr 2020 durch einen fürchterlichen Sturz von Franco Morbidelli und Johann Zarco in die Schlagzeilen.

1988 noch unter dem Namen Österreichring und besser als heute
Der Österreichring bei Spielberg war damals eine paradiesische Strecke. Kein Vergleich mit dem eckigen Layout, welches den heutigen Red Bull Ring zu einer der umstrittensten Strecken der MotoGP macht. Mit seit letztem Umbau 2011 drei durch enge Ecken getrennten reinen Vollgas-Etappen und nur gerade einem wirklich interessanten letzten vierten Teil mit flüssigeren Kurven wurde einiges verschlechtert. Die Durchschnittliche Geschwindigkeit lag zwar damals schon bei knapp unter 180 km/h, aber damit immerhin noch etwas unter dem Hockenheimring in jener Zeit.

Am MotoGP Rennen 2018 auf dem heutigen Kurs, vom höchsten Punkt der Strecke mit Blick in Richtung Zeltweg. Im Jahr 1988 und den Jahren danach war der Kurs aufgrund teils viel zu nahe stehender Leitplanken brandgefährlich und sollte einen italienischen Fahrer beinahe das Leben kosten.

Italienische Sieger beim österreichischen Rennen
Die beiden Laufsiege teilten sich der ehemalige 500 cm³ Star Marco Lucchinelli (Ducati 851) und Davide Tardozzi auf der Bimota YB4. US-Boy Fred Merkel stürzte in der ersten Runde in Lauf 1 und kam im 2. Rennen nicht über Platz 8 hinaus. Die Verhältnisse waren im zweiten Lauf etwas schwieriger, weil es feucht geworden war und die Strecke nicht ganz trocken war.

Die schnellste Runde fuhr Tardozzi auf der Bimota mit einem Schnitt von 184.718 km/h (114.778 mph). Es waren noch mehr Fahrer ausgefallen und nicht am Start, als in dieser Liste aufgeführt.
Marco Lucchinelli auf der Ducati 851 – der mittlerweile 33-jährige ehemalige Grand Prix Pilot gehörte zu den Mitfavoriten auf den Titel, was er auch mit seinem Sieg im ersten Rennen von Österreich unterstrich.
Christophe Bouheben fuhr mit seiner Honda die schnellste Runde mit durchschnittlich 180.563 km / h. Es gab noch mehr Fahrer, die nicht ankamen oder nicht starteten, als in dieser Liste aufgeführt.

Tardozzi mit deutlichem Vorsprung kurz vor Saisonmitte
Der junge Mann aus Ravenna hatte mit seinem bereits dritten Laufsieg der Saison und einem 5. Platz im ersten Lauf seinen Vorsprung in der WM ausgebaut und Lucchinelli lag nun punktgleich mit Pirovano auf Platz 2. Fred Merkel hingegen war nach seiner ursprünglichen WM-Führung nun auf den 4. Zwischenrang abgerutscht. Noch waren aber 5 Events ausstehend und daher waren noch viele Verschiebungen möglich.

Mit bereits 3 zählbaren Siegen und trotz dem punktelosen ersten Laufsieg von Donington lag nach 4 Runden vor allem Davide Tardozzi gut im Rennen um den Titel. Dahinter seine Landsleute Marco Lucchinelli und Fabrizio Pirovano. Mit deutlichem Rückstand reiste Fred Merkel nach Japan.

Der Abstecher für WM-Runde 5 in Sugo (Japan)

Beim Event im japanischen Sugo setzten sich viele einheimischen Piloten gut in Szene. Die Strecke war feucht, als der erste Lauf gestartet wurde, aber es war am abtrocknen. Durch den Kanadier Gary Goodfellow kam es zum ersten Sieg für eine Suzuki in der neu lancierten WorldSBK im 1. Rennen. Zweiter wurde Fred Merkel auf seiner Honda vor einer weiteren Suzuki des Japaners Oshima, Mertens (Bimota) und einem weiteren Lokalhelden namens Watanabe auf der besten Yamaha.

Der Australier Rob Phillis wurde sechster vor einem jungen Neuseeländer. Sein Name ist Aaron Slight und sein Name sollte noch für viele Jahre oft in den Resultatblätten zu finden sein. Weil Tardozzi und Pirovano gestürzt waren und Lucchinelli hinter den vielen Wildcard-Piloten nur zwölfter wurde, konnte Merkel wieder deutlich an Boden auf die Führenden in der WM gutmachen.

Das zweite Rennen mit einem interessanten Sieger
Ein Australier namens Michael Doohan gewann auf Yamaha den zweiten Lauf. Moment, da war doch was? Richtig, unter dem Vornamen Mick sollte der junge Mann aus Down Under einige Jahre später auf Honda der 500 cm³ Motorrad-Weltmeisterschaft seinen Stempel aufsetzen. Tardozzi blieb diesmal sitzen und wurde hinter dem Japaner Iwahashi und dem Neuseeländer Goodfellow vierter. Auch Pirovano sah die Zielflagge, aber nur auf Rang 10, direkt vor Merkel. Gestürzt war diesmal hingegen Marco Lucchinelli.

Was viele nicht wussten – bevor er im Grand Prix Rennsport auf Honda durchstartete, war Michael „Mick“ Doohan als Superbike Fahrer mit einer Yamaha sehr erfolgreich unterwegs. Im ersten Jahr der WorldSBK wurde er nach Gary Goodfellow in Sugo der erst 6. Sieger in der neuen Weltmeisterschaft.
Fred Merkel konnte mit insgesamt 11 Punkten auf die vor ihm liegenden Piloten etwas Boden gutmachen und lag nach Sugo auf Rang zwei 10,5 Punkte hinter Tardozzi. Pirovano und Lucchinelli hatte der Kalifornier wieder überholt.
Malcolm Campbell (Australien) vor Gary Goodfellow (Kanada) – zwei der stärksten Fahrer in der ersten Superbike WM-Saison 1988, die beide in der Endabrechnung in den Top Ten landeten, obwohl sie bei weniger als 5 der 9 Runden Punkte sammelten (© WorldSBK).

Das zweite Halbjahr: http://www.motoracers.eu/wsbk-wie-alles-begann-2/