Einige interessante Facts zum WM-Zwischenstand

Nachdem seine Kawasaki gegenüber der neuen Ducati MotoGP Replica von Bautista & Co. einen gewaltigen Leistungs- und Speed-Nachteil hat, musste Jonathan Rea zu Beginn der Saison leiden wie seit Jahren noch nie. Die FIM reduzierte die zulässige Maximaldrehzahl nach 3 Runden vor Assen nur um lächerliche 250 U/Min auf immer noch gigantische 16’100 Umdrehungen pro Minute. Die Kawasakis dürfen mit 14’600 U/Min deutlich weniger hoch drehen, was sich in einem Nachteil von rund 15 bis 25 PS niederschlägt. BMW mit 14’900 und Yamaha mit 14’700 ist genauso benachteiligt und sogar für Honda sind nur 15’050 U/Min erlaubt. Man konnte fast meinen, Ducati wurde absichtlich bevorzugt, damit wieder einmal ein anderes Fabrikat als Kawasaki die WSBK gewinnt. Sämtliche Ducatisti auf ihren klassischen großvolumigen Zweizylinder Desmo Bikes rieben sich beim Anblick der neuen Panigale V4R verwundert die Augen. Den berühmten rot lackierten Gitterrohr-Rahmen sucht man bei diesem Alien ähnlichen Bike vergebens, auch laut Ducati ist es eine reine MotoGP Replica. Beim Kaufpreis dieses Bikes hört spätestens für die meisten Interessenten der Spass aber endgültig auf. Kostet eine Kawasaki ZX-10RR oder Yamaha R1 je nach Land zwischen 20 und 25 Tausend Euro, so bezahlt man für eine Ducati Panigale V4R knapp 40’000 EUR., dazu kommen noch schnell mal einige Tausender für die leistungssteigernde Auspuffanlage und weiteres Zubehör.

Links die Kawasaki ZZ-10RR, ein klassisches Superbike und rechts davon die neue Ducati Panigale V4R, eine beinahe doppelt so teure MotoGP Replica.

Bis auf die englischen Kommentatoren von Eurosport hörte und las man allseits fast nur, wie überlegen die Leistung von Alvaro Bautista damals gewesen sein soll. Kaum einer schien gesehen zu haben, was z.B. uns und rund 50 Tausend Zuschauern vor Ort in BuriRam/Thailand auf den ersten Blick auffiel. Genauso wie davor in Phillip Island flog Bautista auf den Geraden förmlich an Rea vorbei und hatte nach 2 aufeinanderfolgenden Geraden bereits einen Vorsprung von rund 60 bis 70 Metern herausgefahren. Immer in den Kurven versuchte der Nord-Ire wieder mit mehr Risiko und härteren Bremsmanövern Boden gutzumachen. Doch Jonathan Rea war klug genug, es nicht zu übertreiben und kam bis und mit Assen in jedem Rennen auf Platz 2 ins Ziel. Auf den schnellen Strecken wie Phillip Island, BuriRam, Aragon und Assen lag für den 4-fachen Weltmeister schlicht nicht mehr drin. Er wusste jedoch, das ab Imola einige Strecken im Kalender waren, auf denen das Fahrkönnen und ein gutes Setup wichtiger ist, als reine Motorleistung.

Ab Imola schlug er zurück – Jonathan Rea im Superpole Race in der Curva Tosa bei seiner ersten Attacke auf den führenden Chaz Davies. Dahinter Bautista, Haslam und van der Mark beim Überholvorgang von Alex Lowes.

Bautistas Nervenschwäche

In Imola schlug Jonathan Rea erbarmungslos zurück und das erste Mal standen nicht er oder Bautista, sondern Chaz Davies auf der Poleposition. Der amtierende Weltmeister Rea gewann das 1. Rennen und das Superpole Race überlegen und Bautista wurde im Sprintrennen sogar von Chaz Davies geschlagen. Im ersten Rennen fiel der Waliser infolge eines technischen Defekts an seiner Ducati aus. In Misano blufften Bautista und Ducati im Training noch, im 1. Rennen am Samstag fuhr der kleine Spanier jedoch auf und davon. Dies gelang ihm auch im Superpole Race vom Sonntag, aber in Lauf 2 übertrieb er es anfangs der 2. Runde und rutschte aus. Ähnlich lief es in Misano und erneut hielt sich Bautista im Qualifying deutlich zurück und startete nur von Platz 5. Dank Regen am Samstagnachmittag konnte Jonny Rea das 1. Rennen gewinnen, Bautista revanchierte sich im Superpole Race am Sonntagmorgen und flog auf den Geraden wieder förmlich allen Gegnern davon. Doch in der 2. Runde im Lauf 2 patzte Alvaro erneut und flog ins Kiesbett ab. In Donington und Laguna Seca verlor Bautista gleich mehrmals die Nerven und stürzte insgesamt 3 Mal. Postwendend wurde der vielerorts zuvor als Verlierer bezeichnete Jonathan Rea allseits wieder hochgejubelt. Genau dieselben Medien, in welchen Rea beispielsweise sogar mit einem Fahrschüler verglichen wurde (Zitat des Ex-Rennfahrers Gustl Auinger), bezeichnen den Nord-Iren nun plötzlich wieder als Ausnahmetalent. Viel Intelligenz und Fantasie braucht es dafür allerdings nicht, um bei einem Rekordsieger und Weltmeister auf diese Erkenntnis zu kommen. Seine Konstanz ist einzigartig und sofern Jonathan Rea gesund bleibt und noch einige Jahre weitermacht, kann er sogar 6 oder 7 WM-Titel erreichen. Für den 5. WSBK Weltmeistertitel ist er mit aktuell 81 Punkten Vorsprung auf Kurs, aber es sind in den letzten Rennen immerhin noch 248 WM-Punkte zu vergeben.

Siegerstatistik WSBK

In der nachfolgenden Statistik sind die Siege für das erst 2019 eingeführte Superpole Race separat gerechnet, da sonst die Resultate bis 2018 unterbewertet würden. Sämtlichen Statistikern hat die Dorna mit Einführung des Superpole Races keinen Gefallen getan. Viele Fahrer finden dieses Format höchst fragwürdig, darunter auch Jonathan Rea. Auch wenn zu Bautistas insgesamt 9 Siegen noch die 5 im Superpole Race eingerechnet würden, liegt er damit noch nicht einmal unter den besten 15 Fahrern in der Geschichte der WSBK. Wie man nachfolgend sieht, fehlt er ohne die SP-Race Gewinne sogar in den Top 25.

Die zweite Hälfte der Top 50, sämtliche noch aktiven Fahrer sind hellgrün markiert. Der Italiener Marco Melandri fährt nach der Ankündigung seines Rücktritts per Ende 2019 noch 4 Events und danach ist Schluss bei ihm mit Rennsport.

Anzahl Führungsrunden bis Laguna Seca

FahrerFührungsrunden
A. BAUTISTA171
J. REA121
C. DAVIES25
T. RAZGATLIOGLU20
M. VAN DER MARK12
L. HASLAM3
A. LOWES2

Poleposition und schnellste Runde im Rennen

Berücksichtigt sind bei BL (Best Laps = schnellste Runde) nur die Rennen über die volle Distanz, ohne das neu eingeführte Sprintrennen. Beim Superpole Race werden für die ersten 9 Plätze Punkte vergeben und die Rangliste zählt für die Startaufstellung im 2. Rennen. Der Sieger im SP-Race erhält im Gegensatz zu einem Rennsieg (25 Zähler) jedoch nur 12 Punkte. Hier wird auch deutlich, wie sich ab Imola das Bild komplett veränderte.
Legende:
SP = PolePosition / BL = Best Lap – Lauf 1/2/B(eide)

WM-Klassement ohne Punkte der Sprintrennen

Interessante Statistik ohne die Berücksichtigung der WM-Punkte für das 2019 neu eingeführte Superpole Race. Zur Verdeutlichung auch mit dem Punkte Total nach Runde 7 in Misano, weil so gerechnet ab dort Jonathan Rea bereits 1 Punkt vor Alvaro Bautista gelegen hätte. Gerechnet bis Laguna Seca ohne die Sprintrennen gäbe es einige Positionswechsel:
– Alex Lowes wäre hinter seinem Teamkollegen Michael van der Mark.
– Toprak Razgatlioglu läge auf Platz 5 vor Lon Haslam.

WM-Zwischenklassement offiziell & inkl. Superpole Race