Sieg von Caricasulo – Krummi handicapiert, aber tapfer
Der Schweizer WM-Mitfavorit für den Supersport WM-Titel 2019, Randy Krummenacher, verdient für seine Tapferkeit am Jerez-Wochenende eigentlich eine Tapferkeitsmedaille. Wir sahen ihn bereits am Samstag im Hotel mit einbandagiertem Unterarm, eines der häufigsten Probleme im Motorrad-Rennsport plagte den WM-Leader bereits vor dem Rennen. Das Phänomen wird im Englischen „Arm-pump“ genannt und ist als arges Handicap für viele bekannten Rennfahrer zu Bekanntheit gelangt. Nebst Stefan Bradl und Dani Pedrosa mussten bereits unzählige Weltklasse-Fahrer darunter leiden. In etwa lässt es sich so beschreiben, als wenn man beim Bremsmanöver mit dem Motorrad in der rechten Hand eine Art Krampf bekommt, während man trotzdem hart bremsen muss. Viele Fahrer ließen sich operieren, wobei nicht immer ohne Komplikationen. Selbst für einen hartgesottenen Hobbyfahrer ist kaum vorstellbar, wie Randy mit diesem Handicap einen Weltklasse Fahrer wie Jules Cluzel damit sogar noch besiegen konnte, um als Zweiter die Ziellinie zu kreuzen. Als „Vorbereitung“ hatte Krummi am Samstagabend zudem noch eine fast unlösbare Spezial-Aufgabe in seinem Hotel zu lösen. Zuerst wurde er von anderen Hotelgästen ausgefragt, welche Sprachen er spreche und vieles mehr und danach kam die Kür. Seine zweijährige Tochter verlangte ihrem Vater alles ab, büchste dauernd aus und verkleckerte sich von Kopf bis Fuß mit einem Eis. Wie man so am nächsten Tag mit weniger als einer Sekunde Rückstand auf den Sieger noch Zweiter wird, ist absolut rätselhaft. Randy Krummenacher ist definitiv ein unglaublich begabtes Multitalent und dazu ein beispiellos tapferer Racer – Respekt!
Besonders aufschlussreich war nach dem Rennen die Paddock Show mit den Fahrer-Interviews. Zuerst kam der Sieger Federico Caricasulo zur Sprache und erwähnte ein taktisches Rennen gefahren zu sein, offenbar aus Vorsicht, das er nicht wie in Imola kurz vor dem Ziel von Krummi übertölpelt wird. Offenbar hatte er von den Arm-Pump Problemen seines Bardahl Evan Bros Teamkollegen gar nichts mitbekommen. Jedenfalls betonte Randy Krummenacher als nächster Interviewpartner von Paddock Show Moderator Michael Hill, dass er keineswegs taktisch gefahren sei, sondern mit seinen physischen Problemen dauernd absolut am Limit fuhr. Wie er auf diese Weise Jules Cluzel besiegen konnte, der 2018 bis zum letzten Lauf ein Mitfavorit auf den WM-Titel war, bleibt wohl für immer ein Rätsel.
Thomas Gradinger erneut sehr stark
Der Österreicher lag am Ende des Rennens nur einen Platz hinter dem Podium und besiegte knapp den Italiener Raffaele De Rosa auf seiner MV Agusta. Zu Beginn des Rennens hatte Lucas Mahias mit seiner Kawasaki noch geführt, die Ziellinie kreuzte der Franzose auf Platz 6, direkt vor seinem Teamkollegen Hikari Okubo (JAP). Der Spanier Isaac Vinales landete bei seinem Heimrennen auf Platz 8, vor Cluzels Teamkollegen Correntin Perolari (FRA). Der Ungare Peter Sebestyen komplettierte mit seiner CIA Landlord Honda die Top Ten. Diese Position hält er auch im WM-Zwischenklassement. Der Deutsche Christian Stange verpasste die Punkteränge sehr knapp und landete auf Rang 16. Wir drücken die Daumen für Misano und hoffen, am 23. Juni klappt es endlich mit den Top fünfzehn.
WSSP Berichterstattung – mehrheitlich noch mangelhaft
Es war bereits ein kleiner Lichtblick, dass auf Servus TV ein Interview mit Thomas Gradinger erschien. Trotzdem eine der größten Hoffnungen des österreichischen Motorradrennsport seit Gustl (genannt Tut-anch Auinger) in dieser Saison sein erstes Podium erreichte, wird dies im TV (zumindest bei Servus) leider nicht live gezeigt. Besser, man weicht auf Eurosport aus, wo man mit den bei den Fans äußerst beliebten Kommentatoren Lenz Leberkern und Dirk Raudies auch diese Serie immer Live zu sehen bekommt. Bei der WSBK Live-Übertragung stellen sie das Kommentatorenpaar des österreichischen Senders um Welten in den Schatten. Ganz abgesehen von der dauernden und für die Konsumenten sehr ärgerlichen Split-Screen Werbung des Red Bull Kanals. Während wie bei der Moto-GP noch ein kleines Fenster mit Live-Übertragung stehen bleibt, wird man von Werbung der übelsten Art genervt und der Live-Kommentar von der Rennstrecke fehlt in dieser Zeit natürlich ebenfalls. Bei Eurosport nervt gewaltig, wenn im Archiv zwar das WSBK Rennen von Lauf 2 verfügbar ist, aber der Anfang fehlt. Die Vorentscheidung und Sensation in diesem Lauf verpasst der zahlende Kunde, weil Alvaro Bautista in Kurve 1 der 2. Runde stürzte. Offenbar wurde auch bei der Live-Übertragung verspätet zugeschaltet und den Anfang des 2. Laufs haben die TV Zuschauer wohl ebenfalls verpasst. Wir vor Ort nicht, allerdings standen wir dafür in der falschen Kurve.
Ergebnis WSSP Runde 6 in Jerez
WM-Zwischenstand – Krummenacher bleibt Leader
WSSP 300 – gleich 2 Rennen in Jerez
Nachdem das WSSP 300 Rennen in Imola aufgrund des zu starken Regens ausfiel, wurde dieser Lauf in Jerez nachgeholt und es fanden gleich 2 Läufe zur Meisterschaft statt. Die Fahrer aus Spanien drückten diesen beiden Rennen am Samstag und Sonntag ihren Stempel auf und der WM-Leader Manuel Gonzalez siegte auf seiner Kawasaki in Lauf 2, nach Platz 4 im 1. Rennen. Marc Garcia siegte am Samstag und wurde Tags darauf Zweiter, wodurch er sich auf Platz 3 in der Zwischenwertung katapultierte. Der Niederländer Scott Deroue verteidigte seinen zweiten Rang in der Tabelle und der Deutsche Jan-Ohle Jähnig blieb dank seiner Konstanz auf Platz 4. Die amtierende Weltmeisterin Ana Carrasco aus Spanien kam beide Male aufs Podium und verbesserte sich dadurch auf den 6. Zwischenrang.