Rückkehr vor dem Portugal GP mehr als fragwürdig
Soeben wurde Marc Marquez auf dem Portal der Dorna zu seinen Comeback-Plänen befragt. Der Titel dazu war bereits etwas euphorisch, weil mit der Überschrift suggeriert wurde, es gehe um eine Rückkehr auf dem Circuit von Losail. Vielleicht war es so etwas wie ein versteckter Intelligenz-Test für Fans und Journalisten. Jedenfalls gehören wir zu der Sorte Menschen, die genau zuhören können. Schaltet man dabei dann sein Hirn ein, wird schnell klar: Vor verfrühtem Optimismus sollte man sich hüten, will man sich später nicht als Dummkopf dastehen. Natürlich hält dies typische Schreiberlinge nicht davon ab, den Katalanen bereits mit seinen soeben gemachten Aussagen gründlich zu missverstehen. Erste Schlagzeilen wie „sein Arm fühle sich normal an“ bestätigen solche verbalen Fehlgriffe mehr als deutlich.
Einige Fakten gegen verfrühten Optimismus
Sollte der Spanier bereits am ersten oder zweiten Losail–Wochenende zurückkehren, nähme er damit einen gewaltigen Testnachteil in kauf. Marquez gab klar zu Protokoll, dass er zunächst weitere Arzt-Konsultationen vor sich hat und auf deren Rat hören wolle. Dies ist vor dem Hintergrund seiner Vorgeschichte der Knackpunkt. Wohl kein Arzt würde sich seit der Schlammschlacht über Dr. Mir als erst behandelnden Mediziner bei Marc auf die Äste wagen. Oder glaubt jemand, sein verantwortlicher Arzt würde zu ihm sagen „Deine Honda hat ja lediglich etwas über 260 PS, setzt Dich doch einfach mal darauf und probier es einfach aus“. Bevor Marquez auf die Honda sitzt, wird er es laut eigener Aussage zuerst auf kleineren Bikes probieren. Dabei war nicht die Rede von Motocross mit weiten Sprüngen und der Suche nach dem Limit.
Wunschdenken und Realität klaffen weit auseinander
Mehrdeutige Aussagen von Marc Marquez zu seinem Zustand und der Meinung zum MotoGP Comeback verleiten viele Zuhörer bestimmt zu voreiligen Schlüssen. Weil mit mehrtägigem Trainingsrückstand Losail absolut ungünstig für seine Rückkehr auf die Strecke ist, stellt sich in erster Linie die Frage nach der nächsten Option. Im Prinzip wäre dies frühestens der Autodromo do Algarve mit dem Grand Prix von Portugal. Doch genau dort träfe der mehrfache MotoGP Weltmeister auf das nächste Problem. Im Gegensatz zu sämtlichen Konkurrenten fuhr er dort noch nie mit einer derart schnellen Maschine, sofern überhaupt (da die Strecke neu im GP Kalender ist).
Das frühest sinnvolle Rennen – auf dem Circuito de Jerez
Eigentlich bleibt als frühest denkbare Strecke für das Marquez-Comeback bei vernünftiger Betrachtung nur der Kurs in Andalusien. Auch wenn ausgerechnet hier seine Karriere den schwersten Einbruch hatte, es ist eine Rundstrecke, die er sehr gut kennt und auf welcher er bereits dreimal gewann. In Losail hingegen triumphierte der Honda Star bisher erst ein einziges Mal. Aus medizinischer und logistischer Sicht ist dies der wohl frühest denkbare Zeitpunkt. Einziges Handicap dabei ist natürlich, dass der 6-fache MotoGP Weltmeister damit zusätzlich im WM-Kampf schlechte Chancen hat. Doch genau dies ist ihm sowieso klar. Man muss bedenken, dass der Spanier seit beinahe einem dreiviertel Jahr nie mehr auf einem Motorrad saß. Die wichtigsten Reflexe kamen ihm kaum abhanden, aber ein Bike am Grenzbereich zu bewegen, erfordert Zeit zur Angewöhnung.
Die Einschätzung des Champions zu seiner Performance
Marquez rechnet nach eigener Aussage nicht damit, aufzusteigen und sofort sämtlichen Gegnern wieder davonzufahren. Bleibt nur abzuwarten, ob er dies umsetzen kann, was ihm in Jerez letztes Jahr vor dem Rennen ebenfalls klar war. So zumindest sprach er vor Saisonbeginn 2020 in die Mikrofone. Nur hielt er sich damals nicht daran. Genau weil diese seine Einstellung in Spanien fast jedem Kind bekannt ist, wird ihm kein Arzt zu einem verfrühten Comeback raten, darauf sind wir bereit zu wetten.
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