Jack Miller (Pramac Ducati Racing, rechts im Bild) weit ausserhalb der Piste in der Zielkurve im zweiten Rennen von Spielberg 2020 und damit eindeutig im verbotenen Bereich. Nach der Zielankunft wurde der Australier jedoch von den Stewards danach nicht bestraft und danach um einen oder mehrere Plätze zurückversetzt. Es war der absolute Gipfel der fragwürdigen Handhabung des damals neu eingeführten Reglements durch die FIM-Stewards. Aber es sollte im Jahr danach noch schlimmer kommen.

Neue Unwort Track-Limits – im Paddock auch als „Track-Shit“ bezeichnet

Für uns als Motorsport-Fans seit wir denken können, wurde am vergangenen Sonntag endgültig ein Stück Motorsport zu Grabe getragen. So kurz nachdem tragischen Tod von Jason Dupasquier waren wir immer noch geschockt darüber, wie brutal der Sport oft sein kann. Doch dann kam das Wochenende von Misano und ausgerechnet auf dieser Strecke traten die Kommissare der FIM nach dem Vorfall in der MotoGP mit Fabio Quartararo an selber Stätte nun auch in der WorldSBK die sportliche Fairness buchstäblich mit Füßen. Wir erinnern uns noch gut daran, als der Franzose beim zweiten MotoGP Rennens in Italien im Vorjahr kurz vor Schluss einen Long-Lap Penalty aufgebrummt erhielt. Das darf doch nicht wahr sein, sagten wir damals laut zu uns. Aber es kam eine Saison später sogar noch schlimmer.

Fabio Quartararo 2020 auf der Petronas Yamaha im Grenzbereich, optisch noch knapp innerhalb des rot-weiß schraffierten Bereichs, wie zumindest wir es sahen. Für die Mehrheit der Fans und Zuschauer unverständlich wurde der schnelle Franzose kurz vor Schluß mit einem rein schon bezüglich seinem Zeitpunkt fragwürdigen Penalty belegt, den er im Kampf ums Podium übersah und danach bestraft wurde.

Der sportliche Nonsens fand eine unrühmliche Fortsetzung
Spätestens am schwarzen Wochenende von Mugello mit zuerst der Nachricht des Ablebens von Jason Dupasquier und danach im Moto2 GP der Manipulation des eigentlichen Podiums wie laut Zielankunft durch die FIM-Funktionäre. Statt Joe Roberts wurde auf Rang 3 kurz nach dem Rennen Lokalmatador Marco Bezzecchi zum drittplatzierten ausgerufen, obwohl hinter dem US-Boy ins Ziel gekommen. Die Begründung dafür wurde von den Stewards im Rennen danach gleich selbst ad absurdum geführt. Verständlicherweise fühlte sich Roberts nach dieser Entscheidung betrogen und er hat dabei das volle Mitgefühl einer Vielzahl von Fans und Beobachtern. Vor allem was danach kam, schockierte nicht nur den US-Amerikaner, sondern mit ihm unzählige Fans und Paddock-Mitglieder. Nach dem MotoGP Rennen schien sich die Situation wie in der Moto2 zu wiederholen und zuerst wurde Oliveira aufgrund desselben Vergehens um eine Position zurückversetzt. Aber kurz danach sahen die Stewards auf dem Video beim zweiten Hinsehen, dass auch der dahinterliegende Mir dieselbe sogenannte Track-Limit-Violation beging. Doch statt den dabei nur knapp dahinter liegenden Johann Zarco auf P2 zu befördern, traten sie ihre eigene Regelung mit Füßen und alles blieb, wie es beim Zieleinlauf war.

Wenn Bilder nicht lügen können – Miguel Oliveira (KTM) leicht im paradoxerweise grün markierten, aber verbotenen Bereich, danach unmittelbar hinter ihm auch Joan Mir (Suzuki), während direkt dahinter Johann Zarco (Pramac Ducati) die Stelle als einziger korrekt passiert. Er und davor Joe Roberts wurden von der FIM durch ihren Entscheid absolut ungerecht und unsportlich behandelt.

WorldSBK in Misano mit dem absoluten sportlichen Tiefpunkt
Was passieren kann, wenn der Willkür Tür und Tor geöffnet wird, sah man nach den zuvor beschriebenen Fällen auch wieder beim zweiten Rennen der WSSP 600 und der WSBK auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli. Am 13. Juni 2021 begingen die Kommissare der FIM den nächsten fürchterlich peinlichen und unsportlichen Lapsus. Wie bei Quartararo im Jahr davor wurde kurz vor Schluss auf derselben Strecke der in Führung liegende Steven Odendaal mit einem Long-Lap Penalty belegt. Was für ein Irrsinn, beim Kampf um den Sieg mit einer überhaupt nicht der Sicherheit dienenden Regelung einen Fahrer derart einbremsen zu wollen! Ob es der Südafrikaner gesehen hatte und ignorierte, war dabei gar nicht relevant, jedenfalls wurde er als Sieger des 2. Rennens bestraft und auf P5 zurückversetzt. Danach folgte jedoch der absolute Gipfel der Peinlichkeit, weil in Runde 3 der WorldSBK Razgatlioglu sogar dabei vom hinter ihm fahrenden Johnny Rea, respektive der an seinem Bike befestigten Kamera gefilmt wurde, als er ebenfalls deutlich im grünen Bereich war.

Die eindeutige Aufnahme von Toprak, bereits in Runde 3 – ein Schlag ins Gesicht für Steven Odendaal, sein Team und sämtliche neutralen Fans des Motorsports, weil der Türke erst später aufgrund eines weiteren Vorfalls eine Track-Limit Warning erhielt. Sein Sieg wurde damit zur Farce und die Fairness des Motorrad-Rennsports wurde von der FIM endgültig zu Grabe getragen.

Die endlos lange Liste an Verfehlungen der FIM – zwei Beispiele

Es war 2019 in Suzuka beim 8-Stunden-Rennen, als ein Franzose (sein Name sei hier absichtlich nicht erwähnt, da er es definitiv auch nicht verdient) in der Schlussphase der spannenden Langstrecken-WM Laufes eine Ölspur legte. Obwohl sein Bike sichtlich Öl verlor, gab es für ihn keine schwarzen Flaggen und auch das Rennen wurde von den Stewards nicht wie dabei absolut notwendig, sofort unterbrochen. Es war dazu noch nass und deshalb sahen die nachfolgenden Piloten erst recht nichts vom extrem gefährlichen Schmiermittel und dann passierte es. Ausgerechnet WorldSBK Champion Jonathan Rea kam dabei in Führung liegend zu Sturz und es war pures Glück, dass er sich dabei nicht verletzt hatte. Erst danach kam der Abbruch und was darauf folgte, bewies die Unfähigkeit der selbstherrlichen Herren Stewards aufs absolut peinlichste.

„Magic Michael“ van der Mark beim Rennen in Suzuka und einem Tankstopp – der Niederländer und sein Team wurden fälschlicherweise und absolut Reglements-widrig von der FIM zuerst zum Sieger erklärt, was bei einigen Portalen wie dem österreichischen Motorsport-Magazin prompt zu Falschmeldungen geführt hatte.

Der Gipfel der Unfähigkeit – als die FIM-Stewards ihre eigenen Reglemente nicht kannte
Nach dem Rennen wurde nicht etwa das bis vor dem unverschuldeten Crash des Nord-Iren in Führung liegende Kawasaki-Team zum Sieger ausgerufen. So hätte es das Reglement vorgesehen und deshalb legten die Grünen natürlich postwendend Protest gegen die Entscheidung der Kommissare ein, welche das zweitplatzierte Yamaha Werksteam als Sieger feierte. Erst spät in der Nacht begriffen die absolut unfähigen Leute ihren Irrtum und es gab ein Siegerfoto mit den zwei Briten, samt ihrer Kawasaki Crew, von welchen einige von deren WorldSBK Team stammte. Nachfolgend ein Foto der Siegermannschaft von Kawasaki Racing mit den beiden damaligen Teamkollege Rea und Haslam (im Vordergrund). Ihre Gesundheit wurde aufgrund der Dummheit und Ignoranz der Kommissare unnötig aufs Spiel gesetzt.

Der unnötige Tod von Renzo Pasolini und Jarno Saarinen 1973 in Monza
Nachdem im Rennen davor ein Fahrer mit defekter Maschine Öl auf der Strecke verloren hatte, wollten die Fahrer der 250 cm³ Klasse zuerst gar nicht starten. Viele drohten einen Protest an, wenn die Strecke im königlichen Park von Monza vor dem Start nicht gründlich gereinigt wurde. Aber die Veranstalter und anwesenden Funktionäre wollten keine Verzögerung dadurch in Kauf nehmen. Daher drängten sie die Grand Prix Stars sogar mit Drohungen zum Start, andernfalls würden gegen sie Sanktionen verhängt. Mit ihrer auch heute noch bekannten Allmacht konnten die Funktionäre fast tun und lassen, was sie wollten. Umgekehrt ging es für die Fahrer um die Weltmeisterschaft und natürlich auch Preisgelder, mit welchem die meisten damals ihren Sport überhaupt finanzierten. Es war allen Piloten klar, dass einige von ihnen sich unabhängig vorheriger interner Abmachungen nicht an ihr Versprechen halten würden und trotzdem nachher in der Startaufstellung stehen würden. Am Ende wurde gefahren und zwei von ihnen überlebten ihren Sturz bei über 200 km/h nicht. Etwa ein Dutzend weiterer Opfer hatten das Glück zu überleben, landeten aber danach im Spital.

Ein Auszug aus dem DDR-Motorsportmagazin Nr. 8 von 1972, mit links den Resultaten vom letzten GP der DDR und rechts den damaligen Motorrennsport-Tombola Losgewinnen. Sieger und zweiter wurden die beiden im Jahr danach in Monza tödlich verunfallten Spitzenfahrer, an deren Unfall die Funktionäre die Hauptschuld trugen. Diese wurden für ihr unverantwortliches Tun danach leider nie zur Rechenschaft gezogen. Mehr über frühere Fahrer, Serien und Rennen siehe in unserer ständig wachsenden History.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP, resp. WorldSBK).