Mit Victor Steeman (hier von uns am 22. Juni 2019 im Regen von Misano auf seiner Freudenberg-Racing KTM fotografiert) verlor der Motorsport in Portugal eines seiner hoffnungsvollsten Talente überhaupt. Durch einen tragischen Unfall in der ersten Runde im ersten Lauf auf dem Autodromo do Algarve zog sich der hochtalentierte und sympathische Niederländer schwerste multiple Verletzungen zu, die er nicht überlebte.

Fassungslosigkeit nach dem tragischen Unfalltod des erst 22-jährigen

Nach längerer schöpferischer Pause von fast einem Jahr besuchten wir wieder einmal ein Rennen vor Ort, als es an den Circuito de Cataluña in der Nähe der katalanischen Metropole Barcelona ging. Es war ein sehr gemischtes Wochenende mit vielen Höhen und Tiefen, über welches wir in einem separaten Artikel gerne nochmals zurückkommen werden. Das Highlight war für uns diesmal weder in der WSBK, noch in der WorldSSP 600 zu beobachten, sondern eindeutig ein junger Mann in der Nachwuchsklasse. Die Rede ist dabei von Victor Steemann, dem klaren Helden an diesem Event. Seine Leistung brachte uns dazu zu überlegen, ob wir nicht unsere Berichterstattung in absehbarer Zeit wieder fortsetzen wollen.

Ein strahlender Victor Steemann (NED / Kawasaki) als Sieger im ersten Lauf von seinem Heimrennen in Assen zwischen links dem zweitplatzierten Samuel di Sora (FRA / Kawasaki) und rechts Mirko Gennai (P3, ITA, Yamaha). In Most (Tschechien), Magny-Cours (Frankreich) und Barcelona (Spanien) folgten drei weitere Rennsiege für den besten Kawasaki-Piloten der Saison 2022, bevor sein junges Leben in Portugal ein jähes Ende finden sollte (© WorldSBK).

Die eindrückliche Show des Jungstars in Katalonien 2022
Als Polesitter beendete er Runde 1 auf P1, um einen Umlauf später nur noch auf Platz 23 aufzutauchen. In der dreiundzwanzigsten Runde erschien der Niederländer trotz zwei absolvierten Long-Lap Penaltys bereits wieder auf Rang 2. Am Ende schaffte er es als achter immerhin noch in die Top Ten und lag vor dem zweiten Rennen vom Sonntag auf WM-Rang 3 hinter Alvaro Diaz und Marc Garcia (beide Yamaha). Lauf zwei am Sonntag gewann er überlegen, mit mehr als fünfeinhalb Sekunden Vorsprung auf Hugo de Cancellis (FRA / Kawasaki).

Luftaufnahme des Autodromo do Algarve mit im Vordergrund rechts der Kurve 14 – hier fand das Leben und die Karriere eines der besten Nachwuchspiloten der Welt nach einem Highsider mit katastrophalen Folgen ein jähes Ende. Vor seinem fatalen Crash lag der am 15. Juni 2000 in Zevenaar (südöstlich von Arnhem) geborene junge Mann nach 4 Rennsiegen in der Saison 2022 auf WM-Rang 2.

Einer der nie aufgab
Mit Victor verliert der Rennsport nicht nur der Niederlande eines der herausragendsten Talente der letzten Jahrzehnte. Er war jemand, der nie aufgab bevor die karierte Flagge fiel. Nach seinen ersten Schritten im Red Bull Rookies Cup 2016 fuhr er 2 Jahre später zwei Rennen für das KTM Fortron Junior Team, wobei er auf Anhieb seinen ersten WM-Punkt einfuhr. Im Jahr darauf stiess er für seine erste volle Saison zum Freudenberg KTM WorldSSP 300 Team. Für die deutsche Mannschaft entpuppte er sich sofort als Glücksgriff und fuhr beim Saisonauftakt in Aragon gleich beim ersten Rennen als sechster über die Ziellinie. Mit WM-Rang 5 beendete er dieses Jahr sogar besser als sein Teamkollege Jan-Ohle Jahnig, der seinerseits als eines der vielversprechendsten Talente aus Deutschland galt.

Der Niederländer Koen Meuffels (Freudenberg KTM) vor Ton Kawakami (BRA / Yamaha) und Manuel Bastianelli (ITA / Kawasaki) von uns 2019 in Jerez de la Frontera fotografiert – der nach seinem Crash beim ersten Lauf in Portimao tödlich verletzte Victor Steeman war als Teamkollege der Nummer 17 erfolgreichster Fahrer des KTM-Teams aus Sachsen in dieser Saison. Als WM-Fünfter vor drei Jahren bereits ein Versprechen für die Zukunft, kämpfte Victor bis kurz vor Saisonende dieses Jahr gar um den WM-Titel in der Supersport 300 Nachwuchs-Kategorie.

Die Worte seiner Familie zum Ableben von Victor Steeman
„Etwas, das man als Eltern eines Motorradrennfahrers immer befürchtet hat, ist nun eingetreten. Unser Victor konnte dieses letzte Rennen nicht gewinnen. Trotz des unerträglichen Verlustes und der Trauer sind wir sehr stolz darauf, Ihnen mitteilen zu können, dass unser Held durch sein Ableben 5 andere Menschen retten konnte, indem er seine Organe gespendet hat. Wir möchten uns bei allen dafür bedanken, dass Sie in den letzten Tagen mit uns gelebt haben. Wir werden unseren Victor sehr vermissen.“