Extremer Besucher-Rückgang in BuriRam und Assen

In den ersten 4 Runden war ein dramatischer Einbruch bei den Zuschauerzahlen zu beobachten. In Phillip Island/Australien ist auch ein Zusammenhang mit dem Wetter denkbar, nachdem es im Februar oft kalt und windig ist. Der extreme Rückgang in BuriRam/Thailand war optisch an der Strecke für uns nicht nachvollziehbar, insbesondere im Vergleich zu 2018. Die Tribünen waren am Sonntag so gut wie voll, allerdings gelang der Zutritt an beiden Renntagen ohne Eintrittsticket problemlos. Zudem gibt es in der Nähe der Strecke lediglich 3-4 Hotels, welche meist schon fast restlos durch den Superbike- und Supersport-Tross ausgebucht sind.

WSBK 2019 am Chang international Circuit in BuriRam, bei gut besuchter Haupt-Tribüne.

In Assen kann der extreme Zuschauerschwund für 2019 definitiv dem Wetter zugeschrieben werden. Das Rennen fand eine Woche früher statt als 2018 und es war bitterkaltes Aprilwetter mit weniger als 10 Grad Celsius am TT Circuit. Aufgrund der schlechten Bedingungen musste sogar der 1. Lauf der WSBK vom Samstag auf den Sonntagmorgen verschoben werden. Das Superpole Rennen wurde aus diesem Grund abgesagt. Die Wetterprognose für das Wochenende war schlecht und es musste mit Regen gerechnet werden. Letztlich schneite es am Samstagnachmittag sogar.

Assen am Samstagnachmittag – Lauf 1 der WSBK abgesagt und Schneefall am Nachmittag.
Assen WSBK 2018 – schönstes Wetter und Temperaturen um 20 Grad Celsius.

Aragon – schon immer wenige Zuschauer

In Aragon waren die Besucherzahlen schon immer schlecht, wenn man mit den Jahren davor vergleicht. Angesichts der Abgelegenheit des Motorland Aragon und der spärlichen Übernachtungsmöglichkeiten in Nähe der Strecke ist dies allerdings auch nicht verwunderlich. Wieso dort überhaupt MotoGP und WSBK-Rennen ausgetragen werden, ist verwunderlich. Zur nächsten größeren Stadt (z.B. Tarragona, Valencia, Barcelona) fährt man mit dem Auto mindestens etwa 2 bis 3 Stunden. Dazu war das Wetter 2019 sehr kalt und bei knapp über 10 Grad Celsius war es nicht erstaunlich, dass man kaum Camper an der Strecke sah. Nachdem Alvaro Bautista als Tabellenführer in der WSBK nach Aragon kam, war der Besucherrückgang allerdings nicht zu erwarten. Mit 23’325 Besuchern für 2019 lag man noch tiefer als im Jahr 2014, als nur 24’255 Zuschauer an die Strecke fanden.

Zuschauerzahlen 2015 – 2019 in Runde 1-4

Dramatisch ist der Einbruch in BuriRam/Thailand und Assen/Niederlande, im Vergleich zu den früheren Jahren.

Erwartungen für die nächsten Strecken

Gespannt darf man nun auf Imola sein, ob sich der negative Trend dort weiter fortsetzt. Im Vorjahr kamen 76’317 Zuschauer zum Autodromo Dino e Enzo Ferrari in der Emilia-Romagna. Nachdem die Ticketpreise für 2019 (als Beispiel Basistickets ohne Paddock-Zutritt für 3 Tage) gegenüber 2018 mehr als verdoppelt wurden, sind wir allerdings sehr skeptisch. Siehe dazu auch unseren separaten Beitrag „Vorschau WSBK Runde 5“. In Runde 6 in Jerez dürften sich die Zuschauerzahlen im Bereich von Aragon bewegen. Eigentlich schade, es gibt nach Sevilla (ca. 1 Fahrstunde ab Jerez) und Malaga (gut 2,5 Stunden Fahrt bis zum Circuito de Jerez) zahlreiche preisgünstige Flüge. Man findet ab Österreich, der Schweiz und Deutschland von zahlreichen Flughäfen gute Verbindungen und Mietfahrzeuge sind in Andalusien sehr preiswert. Für Misano in Runde 7 ist mit ähnlich hohen Besucherzahlen zu rechnen wie in Imola. Bis auf Donington/GB und Losail/Qatar sind ab Runde 8 fast nur noch Rennen im Programm, welche bisher ansehnliche Zahlen aufwiesen. Qatar als Spezialfall werden wir in Kürze noch gesondert beleuchten, am Beispiel MotoGP 2019. Der Bericht folgt in der Woche nach Ostern.

Brünn WSBK 2018 – sehr gut besucht. Aber trotz über 50’000 Zuschauern angeblich zu wenig rentabel und leider nicht mehr im Kalender für 2019.

Weitere Gründe für den Besucherschwund

Für die Saison 2019 ist das Hauptproblem allerdings im Ducati MotoGP-Prototypen zu suchen, wie wir die Reaktionen der Zuschauer interpretieren. Aktuell fahren in der WSBK eigentlich zwei verschiedene Kategorien im selben Rennen. Wenn ein Rekordweltmeister wie Jonathan Rea sich nicht einmal mehr im Windschatten der PS-übermächtigen Ducati von Bautista halten kann (wie z.B. in BuriRam eindeutig zu beobachten war), lässt sich über den sportlichen Wert eines solchen Wettbewerbs durchaus streiten. Für die Zuschauer am TV und an der Strecke bleibt so die Spannung völlig weg. Nicht mal in Bautistas Heimatland konnte so der Besucherschwund am Beispiel von Aragon gestoppt werden.