
Die Franzosen vor ihrem MotoGP Heimrennen
Im Gegensatz zu Deutschland mit dem Sachsenring-Rennen herrscht in Frankreich vor dem Heimspiel ihrer MotoGP Helden absolute Hochstimmung. Angefangen von Johann Zarco über Fabio Quartararo bis Lorenzo Fellon in der Moto3 haben ihre Helden auffällig italienisch klingende Namen. Das ist den Franzosen jedoch völlig egal, weil die beiden prominentesten von Ihnen derzeit zu den wichtigsten Fahrer in der MotoGP überhaupt gehören. Blickt man in den Blätterwald und die Sportportale der Gallier, ist die Vorfreude auf den GP von Frankreich dort denkbar groß. Ob auf moto-station.com, motomag.com oder L’équipe, zumindest die beiden Nationalhelden der Königsklasse sind omnipräsent. Alle sind erleichtert, dass sich offenbar Quartararo nach seiner Arm-Pump OP prima fühlt und für das Heimrennen bereit erklärte.

Aus einem anderen Sport: Doppelter Skandal in Spanien – was ist bloß mit Deutschland passiert?
Bevor die Deutschen neidvoll nach Frankreich blicken, möchten wir auf einen sportlichen Skandal im Tennis hinweisen, der eindrücklich zeigt, wie dieses Land und seine Journalisten mit seinen besten Sportlern oft umgehen. Gerade eben schlug Alexander „Sascha“ Zverev den weltbesten Sandplatz-Spieler im Tennis in seiner Heimat und gewann in Madrid sogar danach das Masters-Turnier. Trotzdem stellte ihn der spanische Stadionsprecher gleich zweimal nacheinander vor dem Halbfinal und Final als „Alexander Medvedev“ vor. Dies der erste peinliche Skandal in Madrid. An der Pressekonferenz folgte danach der Zweite.

Ein peinliches Paradebeispiel für deutsche Journalisten und ihr Verständnis von Fairness
Als die deutschen Journalisten aufgerufen waren, ihre Fragen an den in Deutschland aufgewachsenen Top-Spieler zu stellen, kam nicht eine. Was schlicht nichts anderes bedeutet, als was Alexander gleich zum Ende der PK selbst feststellte, als er ins Mikrofon sprach „ich kann sogar ein 1000-er Turnier gewinnen, aber den Deutschen bin ich völlig egal„. Vom 18. Platz des Sohns von Michael Schumacher in der Formel 1 und einem weiteren Nuller von Sebastian Vettel waren dagegen die Sportseiten voll. Dabei braucht man sich nicht mehr zu wundern, weshalb Marcel Schrötter in diesem Land kaum jemand kennt. Wir schlagen ernsthaft vor, Stefan Bradl soll nach Österreich auswandern, weil selbst dort hätte er eine um Welten höhere Akzeptanz als einer der immer noch schnellsten Fahrer dieser Welt. Und mit Jochen Rindt hatten sie dort ja bereits einmal einen Deutschen als einen der ihrigen gefeiert und damit Übung.

Die hohe Akzeptanz des Motorsports in Frankreich hat eine lange Tradition
Im Gegensatz zu Deutschland hat um nur einige Beispiele zu nennen in Frankreich, England, Spanien, Italien und Tschechien die Begeisterung und hohe Akzeptanz des Motorsports nie richtig gelitten. Selbst als in den frühen Nachkriegsjahren die Franzosen kaum Spitzenfahrer internationalen Formats hatten, waren ihre Magazine damals voll von Berichten über den Rennsport und die Technik. Beispielsweise fanden wir über die interessanten Fahrer und Bikes der 1950-er Jahre aus der DDR dort wesentlich mehr als in Westdeutschland. Politische Ideologien standen damals nicht nur im Osten über dem Interesse des Sports und die Feindschaft zwischen den beiden „Bruder-Staaten“ führte zu peinlichen Blamagen. Franzosen und Engländer hingegen begegneten den Fahrern sämtlicher Länder absolut offen und ohne Misstrauen, was auch für die westdeutschen Fahrer galt.

Die früheren Helden des französischen Zweiradsports und ihre Nachfolger
Schon vor den Brüdern Christian und Dominique Sarron gab es eine ganze Menge starker Piloten auf Frankreich, die von sich reden machten. Mit Olivier Chevallier und Patrick Pons in den größeren Klassen bis 750 cm³ und Fahrern wie Christian Estrosi, Patrick Fernandez, Guy Bertin, später Arnaud Vincent, um hier nur einige große Namen zu nennen. Im Automobil-Rennsport hatten sie ebenfalls zahlreiche Helden, von Fahrern wie Patrick Depailler, Jacques Laffite und Alain Prost spricht man noch heute. Es dauerte viel zu lange für das Land mit der langen Tradition an berühmten Fahrern und Rennen, bis sie endlich wieder ganz vorne mitvertreten sind. Es wäre ihnen ein Volksfest zu wünschen gewesen, aber im zweiten Corona-Jahr blieb dies leider ein Wunschtraum. Wenn es Länder geben mag, die ihre Helden wohl gar nicht verdient haben, Frankreich gehört definitiv nicht dazu. Egal ob in Le Mans oder später im Jahr nochmals, auch wir würden gerne eine Zweitauflage der Marseillaise mit Zarco und Quartararo hören – vive la France!

Das Le Mans Wochenende wird mit Spannung erwartet
Mit nur 5 Links- und dafür 9 Rechtskurven wird auf dem Circuit Bugatti wie auf den meisten Kursen im Uhrzeigersinn gefahren. Für die Gegner von Ducati schon mal beruhigend ist die Tatsache, dass auch hier wie in keine lange Gerade gibt. Das Maximum sind 647 m, womit die pfeilschnellen Roten sich bis Mugello gedulden müssen, um ihren stärksten Triumph zu geniessen. La Chapelle und Garage Vert erinnern ein wenig an die beinahe 180 Grad Kurven 6 und 13 von Jerez, ansonst ist die Charakteristik des Circuit Bugatti jedoch eine völlig andere. Bis noch vor einem Tag sah es nach einer Verbesserung der Wettersituation gegenüber den kürzlichen Prognosen aus. Doch aktuell stehen die Chancen dazu wieder deutlich schlechter. Sofern die derzeitige Vorhersage stimmt, wird es feucht bis sogar aufs Wochenende sehr nass werden.


Der WM-Stand in allen Klassen vor der 5. Runde in Le Mans

Zeitplan des Grand Prix von Le Mans

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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