
Unterschiedliche Stimmen nach dem Aragon Test von Ducati & Yamaha
Für das Pata Yamaha Team begann der hauptsächliche Ärger bereits vor der Anreise von Barcelona nach Alcaniz. Ihr Aushängeschild Toprak Razgatlioglu war mit erneut positivem PCR-Test auf Covid-19 zur Verlängerung seiner am zweiten Testtag von Barcelona verhängten Quarantäne verdonnert. Daher reiste das Werksteam mit dem Italiener Niccolò Canepa als Ersatz und Neuzugang Andrea Locatelli mit im Gepäck zum Motorland Aragon. Für den Türken war dies doppelt enttäuschend, da Aragon bisher zu seinen Problemstrecken zählte und Quarantäne in der katalanischen Metropole ein zweifelhaftes Vergnügen darstellt. Sein neuer Teamkollege war jedoch ebenfalls alles andere als vom Glück verfolgt, wie er nach den zwei Tagen zu Protokoll gab.

Das Motorland Aragon und seine Umgebung
Die Kleinstadt in unmittelbarer Nähe des Motorland Aragon ist der einzige größere Ort in der Umgebung innerhalb von 1 bis 1,5 Autostunden. Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es dort nur eine Handvoll, was es für Besucher von MotoGP oder WorldSBK Rennen für den Besuch Aragon-Events sehr unangenehm macht. Es sei denn, man hat einen Luxuscamper mit dabei, wie in normalen Jahren Jonathan Rea und Michael van der Mark. Die Teams haben bei den Hotels aber natürlich immer Vorrang und bei um die 10 Grad Celsius hat es in der Gegend erst recht keine Touristen. Dazu kommt die Pandemie, weshalb einreisen nur aus triftigem Grund erlaubt ist.

Die Stimmen der Fahrer nach dem Zweitages-Test vom 12. auf 13. April
Garrett Gerloff (GRT Yamaha) – 125 Runden: „Ich bin sehr zufrieden mit der Menge an Informationen, die wir jetzt haben. Wir haben viele Dinge geklärt, die es uns ermöglichten, uns bei unterschiedlichen Temperaturen und Windverhältnissen zu verbessern. Der Wind beeinflusst das Gefühl, das Du auf der gesamten Strecke hast, da er die Bremspunkte sowie die Geschwindigkeit, mit der das Bike in die Kurven abbiegen kann, jeweils vollständig verändert. Teils fühlte es sich schrecklich an, wenn Du Dich kaum vernünftig in die Ecken einlegen konntest. Deshalb ist die Erfahrung dieser beiden Tage erst recht sehr wertvoll. Ich weiß, dass ich ein starkes Bike unter mir habe und ich bin absolut zufrieden damit, wie wir als Team arbeiten. „

Kohta Nozane (GRT Yamaha) – 118 Runden: „Wie ich erwartet hatte, war es für mich sehr schwierig, mich an diese für mich völlig neue Strecke anzupassen. Am ersten Morgen hatte ich mit einem sehr guten Gefühl angefangen, aber dann vermasselte ich es ein wenig und bin in Kurve 2 gestürzt. Dabei habe ich auch noch das Motorrad beschädigt. Mein Team hat hart gearbeitet, um das Problem zu beheben, aber der Crash hat mein Gefühl negativ beeinflusst. Insgesamt hatte ich kein gutes Tempo, ich erwartete mehr. Aber zum Glück werden wir nächste Woche hier erneut testen, sodass ich sofort eine weitere Chance habe, mich zu verbessern. “

Andrea Locatelli (Pata Yamaha) – 118 Runden: „Es ist ein sehr seltsames Gefühl, denn sowohl am ersten, wie auch am zweiten Tag crashte ich in Aragon. Vor allem waren es reichlich verrückte und seltsame Stürze. Die Yamaha-Jungs und das gesamte Team hatten Mitleid mit mir, weil wir mit diesen Unterbrüchen jeweils einige Zeit nicht weiter auf der Strecke arbeiten konnten. Zuerst musste danach das Bike repariert werden und teils alternative Sachen aus dem ursprünglichen Testplan ausführen. Am Ende konnte ich aber doch noch ziemlich viel und mich ein Stück weit verbessern. Am Ende war es deshalb doch nicht so schlimm. Ein sehr seltsamer Test hier für mich, aber jetzt werden wir für den nächsten Test sehen. Wir können alles analysieren und das Ziel ist es, konzentriert zu bleiben und mit einem Plan zur weiteren Verbesserung in Kürze auf die Strecke zurückzukehren. “

Scott Redding (Aruba.it Racing Ducati): „Ich bin absolut zufrieden mit den Verbesserungen, die wir mit dem Motorrad erzielen konnten, insbesondere in der Mitte des heutigen Tages. Ich habe mich mit dem Rennreifen wohlgefühlt und ich muss sagen, dass ich auch mit dem weichen Reifen ein gutes Gefühl hatte, mit dem ich letztes Jahr hier in Aragon zu kämpfen hatte. Mit dem Qualifying-Reifen habe ich eine gute Zeit gefahren und das freut mich sehr, denn ich halte diese Strecke für eine der schwierigsten für mich. Es waren kein einfachen zwei Tage, aber das Team hat wie immer großartige Arbeit geleistet, um Lösungen für die aufgetretenen Probleme zu finden. “

Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Racing Ducati): „Es waren zwei sehr produktive Tage, weil wir das Motorrad und auch das Gefühl verbessert haben. Wenn ich ehrlich sein muss, denke ich, dass ich meinen Fahrstil verbessert habe und ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit, die wir geleistet haben. Das Renntempo ist nicht schlecht, aber wir müssen uns noch auf neuen Reifen verbessern, da ich in den ersten Runden nicht das Beste daraus machen konnte. Ich kann es kaum erwarten, für den nächsten Test in Navarra zu sein: eine neue Strecke, die ich nicht kenne. Wir werden intensiv arbeiten müssen “.

Chaz Davies (GoEleven Ducati Racing): „Am ersten Tag haben wir versucht, eine andere Balance auf dem Bike zu erproben, und dabei fanden wir eine interessante Richtung. Das Feedback war sehr positiv, wir haben das Motorrad mit dem verglichen, das ich in den letzten zwei Jahren hier in Aragon benutzt habe. Das Beste war dazu auch, dass ich mich mit jedem Reifen sehr wohlfühle und mich auf der Ducati grundsätzlich gut gefühlt habe. Dies ist ein guter Schritt vorwärts im Vergleich zum Barcelona-Test vor ein paar Wochen. Der zweite Tag war sehr arbeitsreicher. Wir hatten viele Dinge zu testen und einige Modifikationen, von welchen sich einige positiv auswirkten, andere hingegen weniger. Nach den 2 Tagen denke ich, dass wir ein wirklich klares Bild davon haben, was funktioniert. Ich habe das Gefühl, ein Bike zu haben, mit welchem ich gut fahren kann, wenn wir morgen Rennen fahren würden. Das ist durchaus positiv, heute habe ich mich wohlgefühlt, was das Wichtigste ist. Ich bin zufrieden mit der Art und Weise, wie alle Jungs gearbeitet haben. Ab nun konzentrieren wir uns jetzt auf den nächsten Test in Navarra.“

Tito Rabat – das vermeintliche Sorgenkind
Der Juweliers-Sohn aus Barcelona ist ein absoluter Routinier und als Moto2 Weltmeister von 2014 ist der absolute „Marathon-Man“ als WorldSBK Rookie. In der Regel fährt er die meisten Runden von allen und bisher ging er kaum auf die Jagd nach Bestzeiten. Vergleicht man seine Strategie mit derjenigen von beispielsweise Alvaro Bautista (HRC Honda) und Alex Lowes (Kawasaki Racing) im Vorjahr, dann kann man dabei nichts Falsches erkennen. Wir erinnern uns viel zu gut, wie negativ deren Zeiten bei den Wintertests und nach den ersten Tagen in Australien vielerorts überbewertet wurden. Auf der anderen Seite wurden vor dem ersten Rennen von Phillip Island Loris Baz (Ten Kate Yamaha, er fährt 2021 die US Superbike Meisterschaft) und Tom Sykes (BMW) völlig überbewertet.

Bautista hält Rabat für einen Podiums-Kandidaten
Nur aufgrund von ein paar schnellen Chaos-Runden, für welche vor allem der Mann aus Huddersfield berühmt ist, als sogenannter „Mister Superpole“ und legitimer Nachfolger in dieser Spezialdisziplin von Troy Corser. Am Ende ging für BMW jedoch fast die ganze Saison in die Hose und bereits beim Saisonauftakt brillierten der kleine Spanier und Lowes reiste als WM-Leader zurück. Daher sollte man die aktuellen kleinen Ärgernisse von Rabat besser nicht überbewerten. Er klagte teils über Chattering, was man in der Regel mit vielerlei Mitteln lösen kann. Vor allem aber ist noch sehr viel Zeit zur Verbesserung, bis am 22. Mai in Aragon um 14 Uhr zum ersten Mal die Ampeln ausgehen. Alvaro Bautista hält seinen Landsmann wohl nicht umsonst für einen Podiums-Kandidaten.

Zeiten kombiniert des Aragon WorldSBK-Tests vom 12. bis 13. April 2021
Wie üblich sind die genauen Konfigurationen nicht bei sämtlichen Fahrern bekannt und bei den herrschenden Temperaturen fehlt dadurch zusätzlich eine zuverlässige Aussagekraft, was die gefahrenen Zeiten betrifft. Unabhängig davon blieb die beste Zeit von Jonathan Rea aus der Superpole von 2020 unangetastet. Wohlgemerkt fährt der Nord-Ire diese Saison dazu auf einer in vielen Punkten verbesserten Kawasaki ZX-10RR. Insofern ist klar, dass noch viel Luft nach oben besteht und am ersten Wochenende vor dem ersten Rennen vom 22. Mai ausreichend Zeit für Verbesserungen bleibt.
1. Scott Redding (Aruba.it Ducati), 1:48,780
2. Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Ducati), 1:49,205
3. Garrett Gerloff (GRT Yamaha), 1:49,439
4. Chaz Davies (Go Eleven Ducati), 1:49,610
5. Andrea Locatelli (Pata Yamaha), 1:50,257
6. Tito Rabat (Barni Ducati), 1:50,518
7. Axel Bassani (Motocorsa Ducati), 1:51,146
8. Kohta Nozane (GRT Yamaha), 1:51,277
9. Christophe Ponsson (Alstare Yamaha), 1:52,269
10. Niccolo Canepa (Yamaha), 1:53,685

Wie es weitergeht – kommende Woche weitere Tests in Aragon
Yamaha versicherte uns, dass Toprak keine Symptome einer Covid-19 Erkrankung zeige, aber natürlich die mentale Belastung nach mittlerweile rund 2 Wochen Quarantäne am Türken nage. Insofern hofft das Pata Yamaha Werksteam, dass Razgatlioglu an den nächsten beiden Tagen von 21. auf 22. April zusammen mit Kawasaki wieder dabei sein wird. Ducati plant derweil einen Abstecher nach Navarra, wo kürzlich Ten Kate mit dem WSSP Team testen wollte. Allerdings war damals die im Weinanbau Gebiet des berühmten Rioja liegende neue Strecke für den diesjährigen Kalender noch gesperrt. Weil dabei auch das Wetter noch einen Streich spielen könnte, gelten sämtliche derzeitigen Planungen jeweils immer als provisorisch. Dies gilt erst recht für den Kalender der WorldSBK, bei welchem vor allem die Übersee-Rennen und Events wie beispielsweise Assen, Misano und Donington derzeit noch als gefährdet gelten.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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