Der Maßstab für die Saison 2021 – die Kawasaki ZX-10RR Ninja von Jonathan Rea und Alex Lowes. Mit einigen Verbesserungen gegenüber dem Vormodell handelt es sich nicht um eine revolutionäre Neukonstruktion, sondern eine Evolution. Dies hat den Vorteil, dass auf unzählige Daten aus den früheren Jahren bei den anstehenden Rennen zurückgegriffen werden kann (© Kawasaki Racing Team).

Einige Vorgeräusche vor dem WSBK Saisonstart in Aragon

Wir hatten in unserer üblichen Vorschau bereits darauf hingewiesen, dass Chaz Davies der Mann ist, welcher aktuell die Siegerstatistik anführt. Sollte Jonathan Rea das erste Rennen am Samstag gewinnen, herrscht jedoch Gleichstand. Somit könnte es am Sonntag bereits einen neuen Rekordhalter im Motorland nahe Alcaniz geben. Zumindest für den Fall, dass bei Kawasaki alles nach Plan läuft. Aber hören, respektive lesen wir selbst, was der amtierende und 6-fache Weltmeister vor Saisonbeginn von sich gab.

Jonathan Rea: Ich freue mich riesig, wieder Rennen zu fahren, weil es sich anfühlt, als wäre die letzte Saison so lange her. Wir haben in letzter Zeit einige wirklich gute Tests gemacht, bei denen ich mich mit dem Motorrad gut gefühlt habe und es wird so schön sein, mit allen anderen auf die Strecke zu kommen, um zu verstehen, wo wir sind. Aragon ist ein Kurs, an welchen wir uns nach dem letzten Jahr sehr gerne erinnern. Wir konnten sowohl am Motorland-Wochenende, wie auch in der folgenden Teruel-Runde überzeugen. Das Ziel ist es, dieses Jahr stark zu starten und zu versuchen, richtig Schwung in die Saison zu bringen. Wir stehen vor einigen harten Wochen hintereinander, mit zwei aufeinanderfolgenden Runden. Aber es ist großartig nun in die Rennen in Aragon zu gehen, nachdem wir erst gerade die Tests dort beendet haben. Ich habe ein gutes Gefühl mit dem Bike. Unsere neue Ninja ZX-10RR ist definitiv ein Fortschritt gegenüber dem Vorjahres-Modell. Ich bin sehr aufgeregt darüber und fühle mich in der Tat bereit. “

Jonathan Rea nach dem Rennen in Aragon anfangs April 2019 von uns fotografiert, als noch Zuschauer erlaubt waren. Diesmal wird es erneut ein Geisterrennen sein, wie im Vorjahr bereits, aber die Spannung steigt nun bereits für einige ins beinahe Unermessliche.

Alex Lowes vor dem Aragon Wochenende:Auch ich bin bereit, mit den Rennen zu beginnen. Die Saison 2021 scheint lange zu dauern. Es war eine längere Winterpause als es für die WorldSBK normal ist. Aber zum Glück erhielt ich dadurch ausreichend Zeit, meine Ninja ZX-10RR richtig kennenzulernen. Ich fühle mich nach all den Tests vor der Saison so gut wie möglich vorbereitet. Ich habe ein gutes Basis-Setup und habe die Kontrolle darüber, was mit dem Bike passiert. Dies ist eine gute Ausgangslage und jetzt geht es darum, meine besten Leistungen an jedem Wochenende zu erbringen. Ein großes Dankeschön an Kawasaki und alle KRT-Mitarbeiter für die zusätzliche Anstrengung in diesen seltsamen Zeiten. Die Motivation ist extrem hoch und jetzt ist es Zeit, Rennen zu fahren!

Alex Lowes (links als Sieger des letzten Rennens), Jonathan Rea (beide Kawasaki) und ein etwas skeptisch dreinblickender Scotty Redding (Aruba.it Ducati) von uns nach dem Rennen in Phillip Island (Australien) am 1. März 2020 fotografiert. Der Saisonauftakt hätte für den schnellen Mann aus Lincoln kaum besser verlaufen können.

WorldSBK Entry List von Aragon

Es wird eine sehr spezielle Saison, bei welcher einige Fahrer sogar am Freitag das erste Mal auf ihren neuen Bikes sitzen werden. Selbst der 13-fache WSBK-Sieger Eugene Laverty war mit seinem neuen BMW Privatteam erst ein einziges Mal auf der Strecke gewesen, zum Glück war es beinahe zufällig im Motorland. Bis auf einige privilegierten Werks- und Privatfahrer steigt somit ein ansehnlicher Teil des Fahrerfeldes mit denkbar miserabler Vorbereitung in die neue Saison. Sportlich gesehen ist dies leider ein schlechter Witz. Aber wenn Teams wie Puccetti Kawasaki lieber ihr Geld in eine imposante Hospitality investieren, statt in eine seriöse Vorbereitung ihrer Fahrer, dann liegt dies nicht nur an der Pandemie. So zumindest sehen es einige Herren hinter vorgehaltener Hand im Paddock.

Wer sind die Favoriten?
Wie man in der MotoGP beim Saisonauftakt gelernt haben sollte, ausdrücklich ausgenommen dabei natürlich die Mehrheit der Journalisten, mit Spekulationen vor den ersten Rennen vorsichtig umgegangen werden. Dies gilt auch nach dem Rennen von Aragon, selbst wenn es ein erstes Indiz für die Performance einiger Teams und Fahrer ist. Weil danach die meisten es sowieso tun werden, ist dies auch egal. Wir sind uns jedenfalls sicher, dass Kawasaki, Ducati und Honda mit die besten Aussichten für das Podest haben. Für Estoril eine Woche später wird bestimmt auch Yamaha dazu gehören, aber in Aragon wäre voraussichtlich bereits ein Top fünf Resultat für Garrett Gerloff oder Toprak Razgatlioglu ein Erfolg. Für ein erstes Urteil über die BMW Piloten sollte man womöglich bis Estoril abwarten, aber zwei ihrer 4 Fahrer müssten es zumindest in die Top Ten schaffen. Andernfalls wäre der Auftakt für die neue M-1000RR ein Flop. Egal wie die erste Runde ausgehen wird, es folgen noch einige weiteren, aber die Spannung steigt mit jeder Stunde.

Lucas Mahias (Puccetti Kawasaki) von uns in Misano 2019 fotografiert – der schnelle Franzose sah seine neue Kawasaki vor wenigen Tagen das erste Mal. Nur mit einem 2-Tages-Test in Misano geht er mit seinem Team in die neue Saison, seine erstes volles Jahr in der WorldSBK. Mahias hatte 2016 bereits in Assen bei einem kurzen Gastspiel auf einer Kawasaki auf Anhieb ein Top Ten Resultat geholt.

WorldSSP 600 Entry List von Aragon

Wie in der WorldSBK war leider auch hier die Vorbereitung für einige Fahrer mehr einem Albtraum gleichzusetzen, als dass dieses Wort dafür angebracht wäre. Wir zerbrechen uns mindestens einmal täglich den Kopf, ob es dafür nicht eine Lösung geben müsste. Aber wir fanden sie (noch) nicht. Jedenfalls sind Fahrer wie Thomas Gradinger vor unseren Augen schon auf dem Podium gestanden und fahren die kommende Saison unter schlicht unmenschlichen Bedingungen. Es liegt nicht nur an der Pandemie, dass der Österreicher nicht einmal eine volle WM wird fahren können, sollte es wirklich zu Überseerennen kommen. Aber was sollen diese störenden Gedanken, freuen wir uns zuerst besser einfach mal, dass es losgeht. Wenn auch mit zumindest einem weinenden Auge.

Thomas Gradinger (IKallio Yamaha) von uns vor dem Start im April 2019 in Aragon fotografiert. Er verpasste danach das Podium nur um einen Platz, was er in der nächsten Runde in Assen aber nachholen sollte. Kürzlich fuhr er für einen ersten Test nach Italien, aber seine Yamaha R6 konnte von seiner neuen Mannschaft gar nicht erst gestartet werden. Deshalb drücken wir ihm kommendes Wochenende doppelt die Daumen, seinen Speed stellte er sowieso schon öfters unter Beweis.

>Aragon Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).