
Marc Marquez und Jonathan Rea – die Unbeugsamen
Auch wenn die beiden Ausnahmetalente in ihren Klassen über viele Jahre beinahe unschlagbar waren, es gibt nebst zahlreichen Parallelen zwischen ihnen auch deutliche Unterschiede. Einige Gemeinsamkeiten springen einem jedoch bei eingehender Betrachtung sofort ins Auge. Sofort nach ihrem Einstieg in die höchste Kategorie ihrer Serie beeindruckten sie enorm durch ihre Kampfkraft und die Fähigkeit, selbst harte Rückschläge in erstaunlicher Manier umgehend wegzustecken. Vom Spanier ist allgemein bekannt, dass er einer der Piloten mit den meisten Stürzen pro Saison ist. Leider musste er auch zu Saisonbeginn 2023 dafür Tribut zollen und verpasste dadurch die ersten beiden Grand Prix des noch jungen Jahres. Genau wie Johnny Rea ab 2019 kämpft er zudem seit einigen Jahren mit unterlegenem Material.

Die überragenden Erfolge und ihre Ursachen
Weil beide im Rennen nur den Sieg im Kopf haben und sich mit einem Podestplatz nicht zufriedengeben wollen, mündet diese Konstellation oft in Stürzen, was beim Nord-Iren von 2015 bis 2020 jedoch eher selten passierte. Betrachtet man jedoch dessen erste Jahre ab 2010 auf Honda, sieht es gar nicht viel anders als bei Marquez ab 2020 aus. Immer wieder musste Johnny Rea zu Beginn seiner WorldSBK Karriere mit teils ernsthaften Verletzungen pausieren. Um zu gewinnen, musste er damals enorme Risiken eingehen, weil seine Honda CBR-1000RR der Konkurrenz viel zu oft deutlich unterlegen war. Aber genau wie der Spanier ist er ein Pilot, der selbst an schlechten Tagen das Maximum aus seiner Maschine holen kann.

Viele Handicaps und Rückschläge für beide Ausnahmepiloten
Wie Marquez auf der Honda seit seiner Rückkehr nach seiner Verletzungspause, kämpfte auch Rea ab demselben Jahr wieder mit unterlegenem Material. Für ihn sieht es seit 2021 mit der neuen Kawasaki ZX-10RR nicht viel anders aus, als für MM93. Dies bei Rea vor allem, weil die FIM auf recht hinterlistige Weise erst wenige Tage vor dem ersten Rennen deren Drehzahllimit mit sehr fragwürdiger Begründung auf ein absolutes Minimum kastriert hatte. Sämtliche Tests davor waren für den Nord-Iren, Kollege Alex Lowes und deren Team auf einen Schlag völlig wertlos geworden. Das Resultat davon waren diverse Stürze und der Verlust des WM-Titels an Toprak Razgatlioglu. Marquez hingegen musste sich infolge mangelnder Fitness und Konkurrenzfähigkeit seiner Honda bis über die Grenzen des Limits begeben, um eine echte Siegchance zu haben. Privat sehr zurückgezogen leben beide. Eskapaden wie bei „Playboy Jorge“ Lorenzo, der nach seinem Rücktritt mit Selfies vor Luxusfahrzeugen und am Pool mit Cocktail in der Hand, sind ihnen absolut fremd.

Die grössten Stärken von Marquez und Rea
Nebst den bereits im Vorfeld erwähnten Vorzügen sticht bei beiden vor allem ihre Fähigkeit heraus, sich in kürzester Zeit von hinten durchs Feld zu pflügen. Bis 2018 war dies für den besten Superbike Fahrer aller Zeiten in der Regel jeden Sonntag, respektive beim zweiten Lauf auch notwendig. Erst 2019 wurde die für viele Beobachter fragwürdige Regelung nämlich aufgehoben, nach welcher die Startposition zum zweiten Rennen bis P9 in umgekehrter Reihenfolge des Resultats aus Lauf 1 erfolgte. Eine weitere Qualität der 2 Ausnahmekönner ist deren Fähigkeit, innert nur weniger Runden jeweils sofort eine Topzeit hinzulegen. Vielleicht am wichtigsten ist jedoch ihre Hartnäckigkeit im Zweikampf. Dass man auf diesem Weg nicht immer nur neue Freunde im Paddock gewinnt, liegt dabei in der Natur der Sache. Aber anders schafft man wohl keine 6 Weltmeistertitel in der höchsten Kategorie ihrer Serie, wie dies Marquez in der MotoGP und Rea in der WorldSBK gelang.
Die WM-Karriere von Marc Marquez bis 2022 in Zahlen

Die WM-Karriere von Johnny Rea bis 2022 in Zahlen

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK oder © MotoGP).
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