Der König ist zurück – dies die Erkenntnis aus dem ersten MotoGP Wochenende in BuriRam im Nordosten Thailands. Neu wieder als Werkspilot, aber nicht mehr bei Repsol Honda, sondern im Ducati Lenovo Team, zeigte Marc Marquez eindrücklich, über wen der Weg zum Titel in der erst eben gestarteten Grand Prix Saison führen dürfte. In Abwesenheit des aufgrund einer Handverletzung für die ersten beiden Runden fehlenden Weltmeisters Jorge Martin (Aprilia Racing) war der Maestro wieder einmal eine Klasse für sich.

Doppeltes Marquez Double beim Thai Saisonauftakt

Mit seinem 112. Podium und dem ersten Grand Prix Sieg auf der Werks-Ducati dominierte Marc Marquez nach seinem Sprint Sieg am Vortag die Premiere der Saison fast nach Belieben. Die Bestätigung dazu kam im Interview mit dem Drittplatzierten Franceso „Pecco“ Bagnaia zur Sprache, als dieser völlig konsterniert zu Protokoll gab, sein Teamkollege habe im Rennen lediglich mit seinen Gegner gespielt. Mit Ausnahme des Vierten war der erste GP dieser Saison in Thailand eine Kopie des Tissot Sprint Races vom Samstag. Dank Franco Morbidelli (Pertamina Enduro VR46 Racing Team), der mit Ai Ogura (Trackhouse MotoGP Team Aprilia) diesmal den Platz tauschte, resultierte damit ein Vierfachsieg für Ducati. Doch dahinter gab es mit Marco Bezzecchi (Aprilia Racing), Johann Zarco (Castrol Honda LCR) und den beiden KTM Piloten Brad Binder und Enea Bastianini die vor Saisonbeginn ersehnte Markenvielfalt zu feiern. Der am Vortag gestützte Jack Miller verpasste auf seiner Pramac Pertamina Enduro Yamaha als Elfter dabei nur äußerst knapp die Top Ten. So darf es nicht nur aus Sicht der Marquez Brüder gerne weitergehen, wenn nur zwei Wochen später Argentinien nach dem Ausfall 2024 wieder Gastgeber für die MotoGP sein wird.

Zweifacher Doppelsieg in BuriRam für Alex (links) und dessen Gresini Ducati Teamkollegen von 2024 Marc Marquez, nun in Diensten vom Lenovo Ducati Werksteam, für welches er als Neuzugang seine Verpflichtung gleich mit dem Punktemaximum in Thailand rechtfertigte. Gut sichtbar ist auf diesem Bild, dass derzeit noch kaum Unterschiede zwischen den beiden Motorrädern bestehen, weil Ducati als Basis für die kommenden 2 Jahre auf das 2024-er Modell setzen wird. Natürlich wird es aber für die 93 während der Saison im Rahmen des Reglements laufend Detail-Verbesserungen geben, welche der 73 voraussichtlich vorenthalten bleiben.
Mit links im Bild der Start-Zielgeraden ist der Chang Circuit relativ einfach gestaltet und schnelle Kurven sind auf dieser Strecke eher dünn gesät. Hohe Ansprüche stellt der Kurs unabhängig der Jahreszeit an die Piloten und ihr Material besonders aufgrund der hohen Temperaturen von meist deutlich über 30 Grad Celsius. In der Regel hatten wir unseren Besuch für die Rennen zusätzlich mit einem Badeurlaub kombiniert und verbrachten die meiste Zeit deshalb in Phuket oder anderen Urlaubsdestinationen Thailands.

Erkenntnisse aus der ersten von 22 geplanten Runden

Nebst dem von vielen Beobachtern nach seinen Bestzeiten bei allen Tests des Jahres als Topfavorit für die Weltmeisterschaft 2025 gehandelte Marc Marquez kristallisierte sich auch dessen Bruder Alex auf der BK8 Gresini Racing Ducati als einer der ernsthaftesten Herausforderer nebst Vizeweltmeister Bagnaia und dem amtierenden Champion Jorge Martin heraus. Letzterer dürfte sich jedoch nicht nur durch seinen Wechsel zum Aprilia Werksteam, sondern auch die missratene Saisonvorbereitung mit einer Titelverteidigung sehr schwer tun. Mit nach Fussbruch durch einen Highsider in Sepang weniger als einem halben Tag Test und wenige Tage vor Saisonbeginn auch noch einem Handgelenks-Bruch beim Training, sind dessen Felle bereits anfangs des noch jungen Jahres womöglich bereits davon geschwommen. Während der im Vorjahr von unzähligen Kommentatoren noch als Rookie-Sensation gefeierte Pedro Acosta im KTM Werksteam so weitermacht, wie 2024 mit viel zu vielen Stürzen deren Erwartungen enttäuschend, dürften die Orangen vor allem wieder auf seinen Teamkollegen Brad Binder und Neuzugang Enea Bastianini setzen müssen. Hauptsächlich liegen die Erwartungen der Fans von spannenden Rennen nebst Aprilia aber eher bei den beiden japanischen Werken, die durch ihre Concession Vorteile definitiv auf dem richtigen Weg sind, um wieder zur Konkurrenz aufzuschließen.

Sehenswertes Stoppie von „Pecco“ Bagnaia, der als Vorjahressieger des GP von Thailand diesmal gegen die Marquez Brüder auf verlorenem Posten stand. An die nächste Veranstaltung hat der Vizeweltmeister aus Italien keine besonders guten Erinnerungen. Im Sprintrennen 2023 nur Sechster, verpasste der Lenovo-Ducati Werkspilot beim Grand Prix von Argentinien nach seinem Sturz im Rennen gar die Punkteränge.

Mehr Spannung in der MotoGP als in der Moto3 am Sonntag

Während der anfänglich komfortabel führende Marc Marquez durch einen Aussetzer in Runde 7 von 26 seinen Bruder Alex vorbeiließ und damit das Rennen bis kurz vor Schluss noch spannend gestaltete, gab es in der Nachwuchsklasse mit deren Landsmann Jose Antonio Rueda (Red Bull KTM Ajo) spätestens ab dem letzten Renndrittel keinen Zweifel um den Sieger. Mit mehr als 7 Sekunden Vorsprung überquerte der junge Spanier am Ende die Ziellinie, während sich sein Vorbild mit der 93 für seinen Schluss-Spurt bis zur viertletzten Runde Zeit ließ. Ab dann war es jedoch auch um die Gegner von Ausnahmetalent Marc Marquez geschehen und er fuhr plötzlich wieder Rundenzeiten im Finish, an welchen alle Konkurrenten hinter ihm verzweifelten. Etwas verwundert sind wir nach diesem Wochenende lediglich von der Aussage des Ducati Managers Davide Tardozzi, welcher kurz vor Saisonbeginn Yamaha als härtesten Konkurrenten bezeichnete. Als erster Sieger in der WorldSBK Geschichte, welcher dabei kurioserweise infolge Ausfall im zweiten Lauf keine Punkte holte (mehr dazu siehe auf dieser Seite unter „History“), kann dem Italiener niemand seine Expertise absprechen. Trotzdem lag er angesichts des ernüchternden Resultats des neu mit zwei Teams antretenden japanischen Herstellers mit seiner Prognose deutlich daneben. Aber die Saison beginnt ja nun erst richtig und hoffentlich kann Yamaha die Lücke zu den besten Gegnern baldmöglichst verkleinern.

Anfänglich ging es in der Moto3 noch denkbar eng zu, hier mit Rueda vor David Muñoz (später gestürzt), Matteo Bertelle (am Ende Fünfter) und den weiteren Verfolgern. Je zwei Italiener, Engländer und Japaner, sowie je ein Thailänder, Australier, Argentinier und Österreicher sahen letztlich die Zielflagge nicht.

Spanisches Festival auch in der mittleren Kategorie

Für rein spanische Dominanz am ersten GP Wochenende sorgte im Moto2 Rennen Manuel Gonzalez (Liqui Moly Dynavolt Intact GP Kalex). Der Madrilene hatte sich zu Rennmitte bereits deutlich von seinen ersten Verfolgern mit Celestino Vietti (Team HDR Heidrun Boscoscuro) und Gonzales Teamkollege Senna Agius abgesetzt, als der Australier den Italiener beim Überholversuch zu Sturz brachte. Der schnelle Agius verlor dadurch beinahe seinen sicheren Podestplatz und der ursprünglich aus der WSSP 300 kommende Mitvaforit auf die Moto2 Weltmeisterschaft gewann damit ungefährdet vor Landsmann Aron Canet und Aegius, welcher den Brasilianer Diogo Moreira (Italtrans Racing Team Kalex) trotz Long-Lap-Penalty noch kurz vor dem Ziel abfangen konnte. Nach dem rein spanischen Podium in der Moto3 resultierte damit wie beim folgenden Lauf der MotoGP ein iberischer Doppelsieg.

Traumhafter Saisonbeginn für das deutsche Liqui Moly Dynavolt Intact GP Team, mit nebst links Aron Canet (Fantic Racing Lino Sonego) als zweit platziertem, beiden Piloten auf dem Podest. In der Mitte Sieger Manuel Gonzalez und rechts der Aussie Senna Agius, dem Überraschungsmann der ersten Moto2 Runde in BuriRam.

Teils kuriose Resultate vom GP von Thailand

Seltsamerweise holte in der Moto3 ein Hersteller den Doppelsieg, welcher derzeit ums Überleben kämpft und dessen Produktion aktuell mit rund einer Viertelmillion Motorrädern auf Halde still steht. Weshalb KTM trotzdem geschätzt zwischen 50 und 90 Millionen Euro investieren kann und gleichzeitig mehrere hundert Mitarbeiter ihre Jobs eben erst verloren, hinterlässt nicht nur uns mit Verwunderung. Offiziell hatte der MotoGP Rennstall ab Dezember 2024 die Weiterentwicklung in der Königsklasse gestoppt, was sich jedoch durch ein Interview mit Tech 3 KTM Teamchef Herve Poncharal kurz vor Saisonstart als dreiste Lüge erwies. Jedenfalls ist die Zukunft der Orangen beileibe nicht nur im Rennsport gefährdet, was bei einem laut Medien-Berichten aus seinem Land durch den Österreicher Stefan Pierer verschuldet ist. In Rekordzeit hatte dieser Schulden von über 2 Milliarden Euro angehäuft, während er offenbar praktisch gleichzeitig sich und den anderen Aktionären noch Millionen ausgezahlt hatte. Angeblich ist dieser Mann im Gegensatz zum anderen Milliarden-Pleitier Rene Benko aus derselben Alpenrepublik jedenfalls immer noch auf freiem Fuß, was viele Österreicher nicht wirklich verstehen.

Mit nur 15 Piloten im Ziel gab es in der Nachwuchsklasse wenig überraschend die höchste Ausfallquote. Mit Ausnahme des Südafrikaners Ruche Moodley und Cormac Buchanan aus Neuseeland holten dabei lediglich Spanier und Italiener Weltmeisterschaftspunkte, was es so bestimmt noch nicht häufig gab.
Pechvogel des Tages in der mittleren Klasse war zweifelsfrei Celestino Vietti, der unschuldig gecrasht um ein sicheres Podium gebracht wurde. Deutlich unter den Erwartungen blieben vor allem der Türke Deniz Öncü, Tony Arbolino (Italien) und US-Boy Joe Roberts, welche die Top Ten recht deutlich verpassten. Zudem tat sich auch WorldSSP Weltmeister Adrian Huertas nach seinem Wechsel in die Moto2 noch deutlich schwer.
Resultatübersicht des ersten Grand Prix der Saison 2025 in Thailand, mit nach seinem Sturz in der Zielkurve nur zweitletzten Pedro Acosta. Der von vielen im Vorjahr als Rookie-Sensation hochstilisierte junge Spanier, bei welchem mittlerweile an seiner Reife für die Königsklasse gezweifelt werden darf, gehört zusammen mit Markenkollege Maverick Viñales und Yamaha Werkspilot Alex Rins zu den Verlierern des Saisonauftakts. Dem Lokalmatador und Rookie Somkiat Chantra vom LCR Honda Team sollte man hingegen noch etwas Kredit geben, kam er doch zum zweiten Mal in der noch jungen Saison nur mit knappem Rückstand auf etablierte Piloten ins Ziel.
HRC Honda Werkspilot Joan Mir schien nach Rang 9 im Sprintrennen seinen Ruf aus dem Vorjahr als Crash-König losgeworden zu sein. Doch das Rennen am Sonntag brachte für den MotoGP Weltmeister von 2020 mit seinem Sturz in der Zielkurve einen heftigen Rückschlag, womit Johann Zarco wieder die Fahnen für das japanische Werk hochhalten musste. Im Vorjahr hatte Mir bei lediglich acht von 40 Rennen Punkte geholt. Allerdings wirkt die Honda 2025 wesentlich konkurrenzfähiger als in jüngster Vergangenheit.
Wie von Aprilia im Vorfeld bereits angekündigt, wird der amtierende Weltmeister Jorge Martin zumindest auch noch für die zweite Runde in Argentinien ausfallen, was in unserer Zusammenfassung deshalb bereits eingetragen ist. Die Gefahr besteht, dass für den Spanier mit seiner Handverletzung die Titelverteidigung nicht zuletzt deshalb bereits gelaufen ist, da er zudem bisher auch noch kaum Kilometer auf der Werks-Aprilia sammeln konnte.

Fazit vor der Fortsetzung in Südamerika in 2 Wochen

Der knappe Vorsprung von Franco „Morbido“ Morbidelli auf seinen nächsten Verfolger Ai Ogura im WM-Zwischenklassement macht Hoffnung auf eine höhere Ausgeglichenheit, was die Kräfteverhältnisse in der neuen Saison betrifft. Die zwei Top Ten Platzierungen von Brad Binder auf der Werks KTM und Johann Zarco mit der HRC Honda im Team LCR sind genauso wie Rang 11 im GP von Thailand durch Jack Miller im Weltmeisterteam von Pramac (neu mit Yamaha) noch nicht das Gelbe vom Ei. Trotzdem könnte sich in Argentinien bereits einiges anders präsentieren, was unter anderem auch vom Wetter abhängt. Für die nächsten beiden Runden in Argentinien und Texas, bei völlig anderen klimatischen Bedingungen als im für manche Besucher stets viel zu heißen Thailand, dürfte sich einiges ändern, was die Kräfte-Verhältnisse betrifft. Zumindest sollte laut derzeitiger Prognose kein Regen in Termas de Rio Hondo zu erwarten sein, bei Tages-Temperaturen von voraussichtlich um etwa 30 Grad Celsius.

Unsere Aufnahme vom Haupteingang des Chang Circuit von BuriRam, einer Kleinstadt im Nordosten von Thailand, wo anfangs März 2025 zum ersten Mal in der MotoGP Geschichte der Saisonauftakt stattfand. Kein idealer Ort für Fans, die gerne in einem Hotel oder mindestens Gasthaus übernachten, weil es am Rennwochenende in auch nur halbwegs vernünftiger Distanz so gut wie keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, wenn hier Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen werden. Zelten bei nahezu 40 Grad Celsius ist für Normalbürger selbstverständlich auch keine Option.
Luftaufnahme der Rennstrecke von Las Termas de Rio Hondo, einer Ferienregion in Argentinien, wo es nach einem brandbedingten Ausfall im Vorjahr wie so oft mit der zweiten Runde in Südamerika weiter geht. Bei der Premiere dieses Kurses für die MotoGP gewann hier ein Rookie namens Marc Marquez auf der Repsol Honda. Der Katalane holte zwar später noch weitere zwei Siege, hatte allerdings auch mehrere Ausfälle in den Folgejahren zu beklagen.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).