KTM auf Abwegen – hier Miguel Oliveira (Red Bull KTM) ausgerechnet bei seinem Heimrennen im Kiesbett. Kein Werksteam, nicht einmal Aprilia mit nur einem etablierten Spitzenfahrer in der Person von Aleix Espargaró, steht derzeit ähnlich schlecht da wie Red Bull KTM. Noch schlimmer mit der roten Laterne dazu Tech 3 KTM.

Dank Corona-Pandemie – die Relegation bleibt den Orangen erspart

Wir erinnern uns gut an die Pause im letzten Winter. Die Österreicher hatten in der Saison 2020 aufgrund ihrer Testvorteile durch die frühe Aufhebung des Lockdowns eiskalt genutzt. Mit Ausnahme des durch den Heimvorteil von Miguel Oliveira begünstigten Sieges beim Saisonfinale hatten die Orangen vor allem auf den Strecken enorme Erfolge erzielt, auf welchen sie wie im Beispiel von Brünn, Spielberg und Misano ersichtlich, zuvor extrem intensiv getestet hatten. Vor allem nebst Aprilia exklusiv und sogar noch wesentlich früher als die Italiener und immer unterstützt vom Einheits-Reifenhersteller Michelin. Sie kannten eigentlich bei den ersten Runden als einzige die Geheimnisse der neuen Mischungen und wussten bereits im Voraus, welche davon unter den verschiedenen Bedingungen mit welchem Setup optimal funktionieren. Bis auf den Auftakt bei extremer Hitze in Jerez waren sie in den ersten Runden sämtlichen Gegnern damit voraus.

Danilo Petrucci (Tech 3 KTM) im Kiesbett – mit Ausnahme des Chaos-Rennens mit Bike-Wechsel in Le Mans hatte der sympathische Norditaliener einen miserablen Start in die Saison. Nach 5 Runden liegt „Petrux“ nur auf WM-Rang 16. Das ist für den Ducati Werksfahrer von 2019 und 2020 als zweifachen MotoGP Grand Prix Sieger natürlich eine Katastrophe.

Die harte Landung nach dem Höhenflug
Bereits in Misano stand Pol Espargaró im 2. Rennen nur aufgrund einer fragwürdigen nachträglichen Bestrafung von Fabio Quartararo durch die FIM auf dem Podium, nachdem der Katalane eigentlich auf P4 die Zielflagge gesehen hatte. Davor war am ersten Wochenende Platz 10 das beste Resultat eines KTM Fahrers gewesen. In Barcelona, wo die Orangen davor als bis dahin einziger Strecke 2020 noch nie getestet hatten, folgte der Absturz und keiner von ihnen schaffte es in die Top Ten. Genauso im ersten Rennen von Aragon, wonach es vor dem Heimsieg von Oliveira wieder aufwärts ging. KTM freute sich danach sogar auf den Verlust des sogenannten „Concession-Status“, aber diese Begeisterung darüber dürfte mittlerweile verflogen sein. Ohne Pol Espargaró und den Testvorteil wirken die Orangen derzeit meist recht hilflos, es sei denn, es regnet. So ist es eine Ironie des Schicksals: Dank Corona-Pandemie hatte KTM die ersten Siege geholt und aus demselben Grund bleibt ihnen nun auch die Relegation erspart. So die Regelung, welche von FIM, Dorna und IRTA beschlossen wurde.

Pol Espargaró (Repsol Honda) war bei KTM noch als Großmaul in Orange verschrien – aber ohne seine Unterstützung wirken die Österreicher nun völlig hilf- und orientierungslos. Seine Mitwirkung und die Begünstigung durch die Corona-Vorteile und den Concession-Status hatten deren Höhenflug 2020 erst ermöglicht. Nun wurden die Mattighofener wieder zum Hinterbänkler-Team, aber die Relegation in die „B-Liga“ bleibt ihnen dabei erspart.

Hervé Poncharal im Januar 2021: „KTM wird 2021 viel Freude haben“

Der IRTA-Präsident gab dies kurz nach Jahresbeginn vor sich und es ist nicht davor auszugehen, dass er mehrere Tage nach Neujahr dabei noch im Rauschzustand war. Nach fünf Runden trägt sein Team die rote Laterne, dies zu den harten Tatsachen des ehemals sportlich sehr erfolgreichen Teamchefs aus Frankreich. Wir erinnern uns auch noch gut, als Pit Beirer, der Sportchef von KTM zum Ausblick der neuen Saison letzten Winter zu Protokoll gab „es fehlt ein Schritt zum WM-Titel“. Von einem im Rollstuhl sitzenden Paraplegiker fanden wir diese Symbolik der verwendeten Sprache damals etwas verwirrend. So oder so sieht es derzeit zumindest mehr nach einem langen Marsch aus, statt nur nach einem einzigen Schritt. Vor Le Mans lagen die Orangen sogar noch auf den letzten Rang der Marken-Wertung. Vor diesem Hintergrund wirken die Sprüche von Poncharal und Beirer vor wenigen Monaten natürlich völlig grotesk. Nachfolgend dazu die Realität in Zahlen.

>Mugello Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

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