Miguel Oliveira (Red Bull KTM) wurde beim Grand Prix von Jerez nur elfter, knapp vor HRC Testfahrer Stefan Bradl. Die Saison ist für den zweifachen MotoGP Sieger aus Portugal bisher ein absolutes Desaster und viele fragen sich nach dem Grund.

Die Gründe für den Rückfall in die Mittelmässigkeit der Orangen

Wieso KTM in der MotoGP erneut strauchelt ist ein Problem, welches mehrere Väter hat. Ursprünglich nannte Firmenchef Pierer bei der Ankündigung in die MotoGP ein klares Ziel. Es war davon die Rede, nach drei Jahren in der Weltelite anzukommen und um Podestplätze und Siege mitkämpfen zu können. Wie so mancher Politiker dies auch bereits tat, begann der Österreicher jedoch die Zielsetzungen eilig nach unten zu korrigieren, bevor es so weit war. Dann kam die Pandemie und durch ihren sogenannten Concession-Status und den früheren Lockdown eine Riesen-Chance. Diese bot einen ungeahnten Aufschwung, welchen viele Beobachter als neue Stärke der Orangen missverstehen sollten.

Die Strecke in Spielberg, etwa eine Autostunde nordwestlich von Graz gelegen, war für KTM zusammen mit der Corona-Pandemie im Vorjahr ein wahrer Glücksfall. Hier und in Brünn gingen die Österreicher mit Unterstützung von Einheitsreifen-Lieferant Michelin emsig testen, während sämtliche anderen Teams zum Nichtstun verurteilt waren.

Die sich bietende Chance eiskalt gepackt
Fast alle anderen Länder und vor allem ausnahmslos diejenigen, in welchem die restlichen MotoGP Teams stationiert waren, steckten noch mitten im Lockdown, als die Orangen zu testen begannen. KTM profitierte dabei von einer Situation, bei welcher sie sämtlichen Konkurrenten gegenüber klar bevorteilt waren. Sie profitierten dabei von einem Wettbewerbsvorteil, den es so aus sportlicher Sicht nie hätte geben dürfen. Aber mit IRTA-Präsident Poncharal als Chef des Kundenteams Tech 3 hatten sie einen perfekten Verbündeten gefunden. Als die Saison in Jerez de la Frontera losging, hatten sie geschätzt rund dreimal so viel getestet wie sämtliche ihrer Kontrahenten. Dazu mit Brünn, Spielbertg und Misano (wo einzig Aprilia dann auch noch mit dabei war) sogar noch auf Strecken, auf welchen wenig später gefahren wurde. Das Resultat ist bekannt und ihre Fahrer sammelten bis Misano Siege, Podestplätze und Punkte wie nur wenige anderen.

Pol Espargaró vor dem Start zum Heim Grand Prix von KTM im Jahr 2019 – als Zuschauer an der Strecke noch das normalste der Welt waren. Im Rennen hatte er Pech, als er mit technischen Problemen schon früh ausschied. Viele sehen den Katalanen als den Mann, welcher die Österreicher in seinen 4 Amtsjahren letztlich nach vorne brachte und nicht etwa Testfahrer Dani Pedrosa.

Der Weggang von Pol Espargaró und der postwendende Rückfall

Man kann von Pol Espargaró halten, was man will. Der Mann aus Granollers war für KTM der wichtigste Pilot in deren ersten 4 MotoGP Jahren. Ein beinharter Kämpfer und offenbar auch guter Entwickler, wenn auch letztlich ohne Grand Prix Sieg. Diesen holte mit Brad Binder in seinem Rookie Jahr sein Teamkollege in seinem erst dritten Rennen, sowie Miguel Olivera mit viel Glück in Spielberg und hochverdient in seiner Heimat Portugal beim Saisonfinale. Aber die beiden letztgenannten haben erst wenig MotoGP Erfahrung und derzeit strauchelt KTM wieder arg. Im Doppelrennen von Losail war ein 8. Platz des Südafrikaners das einzige Top Ten Resultat der vier Fahrer. In Portimão sogar Rang 5, aber dabei profitierte er von 3 Stürzen vor ihm liegender Piloten. Es folgte sein Crash in Jerez und Oliveira war mit P11 der beste der Orangen. Dies führte zum Rückfall von KTM in die Bedeutungslosigkeit.

Die Verunsicherung wächst
Auf dem viertletzten Platz befindet sich das KTM-Werksteam und Tech 3 trägt sogar die rote Laterne. Noch hinter Aprilia mit nur einem Spitzenfahrer liegen die Österreicher in der Markenwertung derzeit auf dem letzten Platz, obwohl mit 4 Piloten antretend. Damit wächst natürlich die Verunsicherung bei den Orangen und deren Fahrern. Danilo Petrucci hatte wie umgekehrt Pol Espargaró Pech, dass er nur 4 Testtage nach seinem Wechsel der Marke hatte. Dies ist für den Italiener fatal, nachdem üblicherweise früher 12 Tage zur Verfügung stehen. Zu verdanken hat er dies der völlig unrealistischen Planung der Dorna, weil ein erster Wintertest in Sepang geplant war, dann aber abgesagt werden musste. Dass sein Teamkollege Lecuona nicht das Format für die MotoGP hat, sah KTM reichlich spät ein. Es ist nun zu hoffen, dass sie den Pfad zum Erfolg auch ohne Pol finden. Andernfalls wird Remy Gardner als neuer MotoGP Fahrer der Orangen (wir hatten am 5. April als erste darüber berichtet) in ein Hinterbänkler-Team wechseln, was dem jungen Australier bestimmt niemand wünscht.

Danilo „Petrux“ Petrucci vor Tech 3 Teamkollege Iker Lecuona – der brave Polizist passte angeblich als Fahrer Hauptsponsor Red Bull überhaupt nicht, weshalb sich der Energy Drink Konzern entschied, nicht mehr auf den Bikes des Teams von Hervé Poncharal zu werben. Der Vorjahressieger in Le Mans reist mit gemischten Gefühlen zum GP von Frankreich.

Das Le Mans Wochenende wird mit Spannung erwartet

Mit nur 5 Links- und dafür 9 Rechtskurven wird auf dem Circuit Bugatti wie auf den meisten Kursen im Uhrzeigersinn gefahren. Für die Gegner von Ducati schon mal beruhigend ist die Tatsache, dass auch hier wie in keine lange Gerade gibt. Das Maximum sind 647 m, womit die pfeilschnellen Roten sich bis Mugello gedulden müssen, um ihren stärksten Triumph zu geniessen. La Chapelle und Garage Vert erinnern ein wenig an die beinahe 180 Grad Kurven 6 und 13 von Jerez, ansonst ist die Charakteristik des Circuit Bugatti jedoch eine völlig andere.

Der WM-Stand in allen Klassen vor der 5. Runde in Le Mans

Zeitplan des Grand Prix von Le Mans

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).