
Die Wandlung vom vermeintlichen Sorgenkind zum WM-Favoriten
Beim ganzen Trubel um die Rückkehr von Marc Marquez gingen ein Portugal einige sehr wichtige Dinge komplett unter. Wir sprechen dabei von Themen, die im Prinzip wesentlich wichtiger sind als der fehlenden Steigerung von Honda. Genau genommen war trotz Marcs Comeback Honda deutlich viel weniger Erfolgreich als beim GP von Portugal im Vorjahr. Damals hatte sein Ersatzfahrer Stefan Bradl die identische Platzierung erreicht und sogar noch weniger Rückstand auf Platz 4, als der Rückkehrer. Der Ausfall von Pol Espargaró war ärgerlich, weil aufgrund von technischen Mängeln und die Platzierung der beiden LCR Piloten in Summe deutlich miserabler als im November 2020. Aleix Espargaró besiegte auf der Aprilia sowohl im Rennen wie auch im WM-Klassement die ganze Honda-Armada und alle KTM Fahrer zumindest im Zwischenklassement deutlich. Und Yamaha schaffte die erhoffte Wende.

Trotz Valentinos Sturz und Mavericks Misere – Yamaha im Freudentaumel
Es wirkt grotesk, so etwas festzuhalten. Trotzdem trifft diese Feststellung den Nagel auf den Kopf. Mit Rossis angeblich bevorstehendem Rücktritt wurden schon halbe Bücher gefüllt und er ist trotzdem immer noch da. Leider ging aber im Gegensatz zum Vorjahr diesmal nicht nur ein Rennen, sondern der komplette Saisonbeginn für den Altmeister in die Hose. Ihn hatte man jedoch nicht als designierten WM-Favoriten ins Kundenteam transferiert. Es war ein kluger Schachzug, der Yamaha damit gelang. So können nämlich die immer noch unzähligen Rossi Fans selbst bei verpasstem Podium ihres Idols immer noch hoffen, ihn beim Interview nach dem Zieleinlauf zu sehen. Er muss dafür „nur“ bester Privatfahrer werden. Interessant ist bei Yamaha dazu auch der Umstand, dass Maverick Viñales elfter in Portugal werden konnte, und man im Monster Energy Yamaha Team trotzdem nur zufriedene Gesichter sah.



Bei Maverick Viñales geht es nun um die Wurst – Quartararo ist der klare Leader
Derart prägnant kann man die Situation im Werksteam in wenigen Worten zusammenfassen. Auf der angeblichen Ducati Strecke von Losail gewannen die beiden abwechslungsweise. Wir hatten davor bereits klargestellt, dass diese oft gehörte und gelesene Formulierung absoluter Nonsens war. Dazu reichte ein Blick in die Statistik, was Siege und Podestplätze in Katar betrifft. Mittlerweile führt in Losail Yamaha mit 10 Siegen vor Ducati mit halb so vielen und Honda mit deren drei. Viel wichtiger für die Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo ist jedoch die derzeitige Ausgangslage. Franco Morbidelli feierte mit Platz 4 ein vielversprechenderes Comeback nach dem Losail-Debakel als das Aushängeschild von Repsol Honda mit P7. Den Italiener haben sie nun als Joker und mit Fabio Quartararo einen klaren Leader. Dazu den Katalanen als derzeit WM-Dritten mit besten Aussichten zur Steigerung. Selbstverständlich darf man aber dabei die Ducatis mit Zarco und Bagnaia und die Suzukis dabei nicht unterschätzen, sehr schnell kann sich vieles wieder ändern.

Das eigentliche Yamaha-Wunder
Doch nach der Einführung zur absolut perfekten Situation von Yamaha noch zur Behauptung im Titel. Wir behaupten schlicht und einfach, dass Yamaha nun das Wunder geschafft hat, nach vielen Jahren ihre „Michelin-Schwäche“ zu beseitigen. Auf dem Autodromo do Algarve waren die beiden Werks-Yamahas im Vorjahr bei ähnlichen Verhältnissen wie 2021 schlicht ratlos schlecht gewesen. Diesmal ist sich Viñales selbst nach P11 aber sicher, mit weicheren Reifen und nur schon einer besseren Startposition hätte er kein beinahe-Debakel erlebt. Im Vorjahr wussten er und Fabio oft keine Erklärung für ihr überraschend schlechtes Abscheiden. Aber diesmal funktionierte die Yamaha unbestritten auf den beiden extrem unterschiedlichen Strecken in Katar und Portugal hervorragend und dies auch im Rennen.

Gleich zwei langjährige Schwächen von Yamaha scheinen beseitigt
Nicht zu vergessen dabei, dass wir von Maverick direkt nach seinem Sieg in Losail hörten (einer von uns versteht gut spanisch), als er zu seiner Crew sagte „Leute, diesmal war ich sogar auf der Geraden unglaublich schnell, ich konnte es fast nicht glauben!„. Das macht bei Yamaha Mut für in letzter Zeit für sie oft schwierigen Strecken wie Aragon und Spielberg. Damit scheinen auf einen Schlag gleich zwei langjährige Schwächen der Japaner beseitigt, sofern sie nun nicht mehr derartige Topspeed-Nachteile wie seit Jahren haben und ihr Setup sowohl für einzelne schnelle Runden wie auch über die Distanz in den Griff bekamen. Während es bei KTM aussieht, als seien sie im freien Fall, läuft bei Yamaha fast alles nach Wunsch und für Jerez zeichnet sich keine Tendenzwende ab.

Die Fahrerstimmen nach dem GP von Portugal
Fabio Quartararo – Monster Energy Yamaha MotoGP – Sieger: „Ich fühle mich voller Zuversicht. Weil ich das Vertrauen mitgebracht habe, welches ich aus dem Doha GP mitnehmen konnte, ging es mir hier exakt so. Wir wissen jetzt, was wir tun müssen, um wettbewerbsfähig zu sein. Solange ich ein gutes Gefühl mit der Front habe, bin ich schnell. Im heutigen Rennen habe ich mich nur auf mein Rennen konzentriert, aber mit was für einem Tempo! Dies hatte ich davor wirklich nicht erwartet. Ich war nur ungefähr eine halbe Sekunde von meiner Qualifikationsrunde entfernt, was absolut erstaunlich war. Natürlich spürte ich teils auch den Druck von Alex Rins hinter mir. Ich wollte eine Lücke öffnen, aber dann machte er einen Fehler. Ich fuhr gut und locker und konnte immer noch einen Abstand zu Pecco halten, damit war ich absolut glücklich. Wir haben einen tollen Job gemacht! Am Samstag waren wir die ersten in allen Sessions und im Rennen haben wir gewonnen. Deshalb danke ich vor allem meinem Team. Dies sind wichtige Punkte, und jetzt gehen wir zu einem meiner Lieblings-Spielplätze, nach Jerez. Ich kann es kaum erwarten, dorthin zu fahren. Dies ist eine wunderbare Art gewesen, um kurz nach dem GP mit den Feierlichkeiten zu meinem Geburtstag zu beginnen. “
Franco Morbidelli – PETRONAS Yamaha SRT – Platz 4: „Ich bin sehr glücklich, Vierter geworden zu sein, und es war ein großartiges Wochenende für uns. Das Rennen war wirklich gut und ich konnte mich am Anfang durchkämpfen. Danach war mein Rhythmus und mein Tempo gut genug, um dort zu bleiben und um einen Podiumsplatz zu kämpfen. Das hat mich ein wenig überrascht und ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben. Leider hatte ich nicht genug Potenzial, um vollständig anzugreifen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit diesem Ergebnis. Es ist eine gute Energiezufuhr nach den beiden Rennen in Katar, das Gefühl mit dem Motorrad ist zurück und jetzt müssen wir nur noch diesen Moment genießen. Mal sehen, was in Jerez passiert!“

Maverick Viñales – Monster Energy Yamaha MotoGP – Platz 11 „Ich weiß noch nicht restlos, was alles schiefging, aber sicher stimmte etwas nicht. Meine Rundenzeiten waren sehr langsam. Ich konnte ab der ersten Runde nichts mehr tun. Es ist eine Schande, denn es war nicht das Ergebnis, das ich erwartet hatte. Es ist ziemlich seltsam, dass wir von einem Sieg in Katar und einem Start an diesem Wochenende auf dem ersten Platz nicht mehr unter die Top 10 des Rennens gekommen sind. Aber du hast immer Höhen und Tiefen, das ist das Leben. Wir haben jetzt Zeit, die Situation zu analysieren. Natürlich müssen wir etwas ändern, um unsere Ergebnisse konsistenter zu machen. Aber danach fahren wir nach Jerez, was eine gute Strecke für uns ist, also werde ich mich nur darauf konzentrieren und dieses Rennen vergessen. „
Valentino Rossi – PETRONAS Yamaha SRT – infolge Sturz nicht klassiert: „Heute war es besser, weil wir einige Einstellungen am Bike verbessert und den harten Hinterreifen verwendet haben, was mir ein besseres Gefühl gab. Mein Tempo war viel besser als noch am Samstag, aber wenn man von hinten anfängt, ist es leider immer schwierig. Ich habe in der ersten Kurve etwas Zeit verloren, aber danach dachte ich, ich könnte es in die Top Ten schaffen. Leider habe ich in Kurve 11 die Front verloren, es ist eine ziemlich anspruchsvolle Kurve am Vorderreifen und mein Rennen war vorbei. Es ist eine Schande, denn wir hätten heute einige gute Punkte holen können, aber wir wissen, dass wir Verbesserungen vorgenommen haben.“ (Die Redaktion: Es war exakt die Kurve, in welcher auch Johann Zarco im Kiesbett gelandet war, bei welchem jedoch ein Getriebeproblem dafür mitverantwortlich war).
Zeitplan und TV-Programm Grand Prix von Jerez

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