Die Marseillaise (Nationalhymne Frankreichs) wurde am 4. April 2021 zum erst siebten Mal nach einem MotoGP Rennen der Königsklasse abgespielt und diesmal war es dank WM-Leader Johann Zarco (Pramac Ducati, links) und dem nun 4-fachen MotoGP-Sieger Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) gar der erste Doppelsieg für „les Bleus“.

Zu Ehren der neuen MotoGP Helden Frankreichs – die Story über den Erstling

Wir konnten fast nicht anders und dank unseres riesigen Archivs hier zu Ehren der ersten Doppelsieger aus dem Land der tapferen Gallier. Die Story des ersten französischen 500 cm³ Siegers und seiner Saison 1954. Bereits dessen Vater Georges Monneret war einer der erfolgreichsten französischen Motorradpiloten der Geschichte. Wie später sein Sohn Pierre tat er unglaublich viel für den Motorradsport in Frankreich. Zudem kam er im Jahr 1952 in die Schlagzeilen, als er auf einer Vespa den Ärmel-Kanal (Calais-Dover) überquerte. Dazu montierte er seine Vespa auf einem Tretboot-Katamaran. Der Propeller für den Vortrieb wurde von einer Walze angetrieben und beim zweiten Versuch hatte er es trotz schlechten Wetters geschafft. Nicht nur sein Sohn Pierre, sondern auch dessen Halbbruder Philippe Monneret wurde Motorradrennfahrer. Dieser gewann die 24 Stunden von Le Mans 1991 mit seinen Teamkollegen Bruno Bonhuil und Rachel Nicotte. Hier geht es um Pierre und seine WM-Saison 1954, welche in die Geschichte eingehen sollte.

Beim Jahr 1954 muss man oft an den einzigen Weltmeister Österreichs, Rupert Hollaus (links im Bild, als dritter von links dazu Multi-Champion Werner Haas) und seine Mannschaftskollegen von NSU denken. Mehr über diese Fahrer und ihre Rennsport-Erfolge siehe in unserer reich illustrierten History. Leider wurde das zweite sensationell erfolgreiche Jahr dieses erfolgreichen Teams vom viel zu frühen Tod von Rupert überschattet.
Aus einem französischen Moto-Magazin Mitte der 1950-er Jahre eine Werbung mit „den Monnerets“, welche damals 4 Werkstattbetriebe führten und mit den Erfolgen von Senior plus den ersten der Söhne originelle PR machten.

Pierre Monneret und seine Saison 1954 als erster MotoGP (500 cm³) Sieger Frankreichs

Der am 1. März 2010 im Alter von 79 Jahren verstorbene Pierre war natürlich durch seinen Vater zum Rennsport gekommen. Sein erstes WM-Rennen fuhr er im Jahr 1953 beim Heimrennen in Rouen-les-Essarts beim 350 cm³ Grand Prix von Frankreich auf A.J.S, einem in früheren Jahrzehnten des Motorrad-Rennsports sehr erfolgreichen englischen Fabrikat. Mit Platz 2 hinter dem späteren Weltmeister Fergus Anderson (Moto Guzzi) war Monneret der erste Franzose auf dem Podium eines WM-Laufes. Weil in diesen Jahren nur die ersten Fahrer eines Grand Prix WM-Punkte erhielt und die Saison damals nur gerade 7 Rennen umfasste, wurde er mit diesem Resultat am Ende WM-Achter. Sämtliche Rennen wurden zu dieser Zeit in Europa gefahren und erst zum zweiten Jahr waren überhaupt Deutsche Fahrer in der seit 1949 ausgetragenen „Weltmeisterschaft“ zugelassen. Für Pierre war jedenfalls klar, im nächsten Jahr wollte er erneut antreten.

Start auf dem Hockenheimring zum 350 cm³ Rennen – trotzdem Pierre Monneret nicht sehr weit nach Baden-Württemberg hatte, beschränkte er sich 1953 auf Rennen in Frankreich und kam erst ein Jahr später für eine ganze Saison zum Grand Prix Zirkus. Für das zweigeteilte Deutschland waren es die ersten goldenen Jahre des Rennsports der Nachkriegszeit und auch der DDR kamen starke Fahrer und mit MZ ein ernstzunehmender Wettbewerber.
Auch in Deutschland war der Motorrad-Rennsport damals noch Salonfähig und Fahrer wie Georg „Schorsch“ Meier, Hermann Paul Müller und Siegfried „Sissi“ Wünsche waren in aller Munde. Es gab unzählige Rennen in diesem Land auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs mit bis zu 400-tausend Zuschauern.

Die Werksteams der Saison 1954 aller Klassen

Motor der NSU, wunderbar und von Hand gezeichnet, wie damals noch sehr oft üblich und in einem französischen Moto-Magazin von 1954 vorgestellt. Unmittelbar nachdem sie an der Weltmeisterschaft teilnehmen konnten, waren sie auf Anhieb erfolgreich und holten mehrere Titel in den kleineren Klassen 125 cm³ und 250 cm³. Nach dem tragischen Tod von Rupert Hollaus im September 1954 zog sich das Werk aus Neckarsulm aus der WM zurück.
Was für ein wunderschöner Scooter, welcher hier im Jahr 1954 in einem französischen Magazin vorgestellt wurde. Unglaublich, was Ducati früher für Kunstwerke fabrizierte.

Der Saisonauftakt in Reims mit dem Sensations-Sieg des Franzosen

Beim Auftakt zur Weltmeisterschaft am 30. Mai 1954 war Pierre Monneret beim französischen Lauf wieder mit dabei. Diesmal überstand er beide Rennen, während er im Jahr davon in der 500 cm³ Klasse nicht ins Ziel gekommen war. Als Lokalmatador gewann der Franzose zur Freude des zahlreich erschienenen lokalen Publikums sowohl den Lauf in der Königsklasse, wie auch bei den 350-ern. Unten von ihm ein Foto der MotoGP Siegergalerie vom Doppelsieger aus Frankreich, dem ersten Gewinner eines Rennens in der Königsklasse aus seinem Land. Es sollte über 20 Jahre dauern, bis ihm der zweite folgte und 21 Jahre nach seinem Tod wurden Fabio Quartararo und Johann Zarco die ersten Doppelsieger aus seinem Land.

Auch in Deutschland erregte der Sieg des Aussenseiters und Privatfahrers beim ersten WM-Event der Saison in beiden Kategorien Aufmerksamkeit, die dieses Foto mit dem Kurzbericht beweist.
Start zum nicht zur WM zählenden GP von Roubaix mit als zweitem von rechts Pierre Monneret auf Gilera, der später ausschied. Doch dank des späteren Dritten George Monneret (ebenfalls auf Gilera) hinter dem Italiener Pagani (Gilera) und dem Belgier Goffin (Norton) war die Familien-Ehre damals gerettet. Dieser war im 350 cm³ Rennen bereits sechster geworden.
Beim internationalen Rennen in Lyon gewann Pierre Monneret das 350 cm³ Rennen und wurde in der Kategorie bis 500 cm³ dazu noch zweiter.

Die französischen 500 cm³ Sieger vor deren Nachfolger Fabio Quartararo