
Remy Gardner lebt in einer anderen Zeit und Welt als Wayne
Wir sind mit Prognosen in der Regel zurückhalten und melden uns mit Vorhersagen nur in Fällen, wo wir uns ziemlich sicher sind. So beispielsweise schon im November 2020 zum Kalender der FIM und Dorna, als wir zu den ersten gehörten, die nicht daran glaubten. Oder bei Fällen wie bei Johann Zarco, als dieser von Ducati bei der Wahl der beiden Neubesetzungen aus Sicht vieler übergangen wurde. Wir warnten bereits im Vorjahr, den schnellen Franzosen nicht zu unterschätzen. Dafür reichte allerdings ein Blick auf seine bisherigen Leistungen, es ging ganz ohne Kristallkugel. Als wir dann als erste darüber berichteten, dass Remy Gardner seinen MotoGP Vertrag bereits in der Tasche hat, war dies keine Spekulation. Hier gab es eine undichte Stelle und daher hatten wir bei unserer diesbezüglichen Meldung am 5. April 2021 bereits die Gewissheit und veröffentlichten es aus diesem Grund.

Remy und sein Vater Wayne – unterschiedliche Typen und andere Zeit
In Jerez wurde der „Aussie“ im Interview darauf angesprochen, ob es Parallelen zwischen ihm und seinem Vater gäbe, vielleicht auch in der Herangehensweise an die Rennen. Darauf antwortete der Junior klipp und klar und bestimmt nicht zum ersten Mal mit einem klaren Nein. Er war sogar so milde mit dem Journalisten, auch noch darauf hinzuweisen, dass die 1980-er Jahre eine völlig andere Zeit waren. Aber zudem betonte er auch, dass er und sein Vater in vielerlei Beziehung ganz andere Typen seien. Insofern nütze es ihm nichts, irgendetwas von seinem Vater zu übernehmen. Eigentlich hatte Remy dies schon öfters betont und der Schreiberling hätte es vorher auch irgendwo selbst nachlesen können. Aber Journalisten gehören bestimmt zu den Leuten mit dem schlechtesten Gedächtnis, sonst hätte beispielsweise keiner vor dem Doppelrennen in Katar etwas von einer Ducati Strecke geschrieben.

Der neue Gardner und wieso er 2021 derart aufblüht
Das Talent von Remy war seit Jahren unbestritten und blitzte in der Moto2 immer wieder auf. Nachdem er 2014 und 2015 in der Moto3 erste Kostproben seines Könnens abgegeben hatte, ging es drei Jahre lang in der mittleren Klasse Schritt für Schritt, aber ohne richtigen Exploit aufwärts. Danach verpasste er 2019 beim Saisonauftakt in Losail gegen Marcel Schrötter das erste Podium nur um Haaresbreite. Dies holte Gardner in Argentinien sofort nach und anschliessend kamen einige Rückschläge. Aber im ersten Corona Jahr gelang endgültig der Durchbruch, mit zwei dritten und einem zweiten Platz, sowie einem Sieg beim Saisonfinale in Portugal. Mit dem Versprechen, bei guten Leistungen einen MotoGP Vertrag zu erhalten, unterschrieb er bei Red Bull Ajo.

Vom Rohdiamant zum Leistungsträger
Und siehe da, der für einige Betrachter manchmal etwas knorrig wirkende Teamchef aus Finnland erwies sich für ihn als doppelter Goldgriff. Aki Ajo formte den jungen Australier zu einem konstanten Spitzenfahrer. Es sieht ganz danach aus, als hätte der Teamchef nach Mike di Meglio, Marc Marquez (beide 125 cm³), Sandro Cortese (Moto3), Johann Zarco (zweimal Moto2) und Brad Binder (Moto3) mit Remy ein weiteres Juwel an Land gezogen. Mit Gardner und Raul Fernandez ist dem Titelfavoriten Sam Lowes (Elf Marc VDS Racing Team) sehr starke Konkurrenz erwachsen. Noch liegen die beiden Teamkollegen nur knapp vor dem Engländer. Aber derzeit sieht es danach aus, als müsse er sein gesamtes Können und seine geballte Erfahrung in die Waagschale werfen, um gegen den Rookie und den kommenden MotoGP Fahrer zu bestehen. Mit drei Podestplätzen in Folge versucht Gardner nun ohne Druck was seine Zukunft betrifft, das Optimum aus diesem Jahr zu holen. Definitiv ist der aktuelle WM-Leader in seiner letzten Moto2 Saison damit ein ganz heisser Kandidat für den Titel der Saison 2021.

Der aktuelle WM-Stand vor dem Grand Prix von Spanien in allen Klassen

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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