Auch für Zuschauer und nicht nur für die Piloten ist der Autodromo do Algarve eine Traumstrecke. Bei dieser Luftaufnahme kommt der Berg- und Tal-Charakter dieses Kurses kaum zur Geltung. Besucher werden am dritten Grand Prix des Jahres 2021 jedoch erneut nicht zugelassen sein. In Bildmitte der VIP Tower und rechts davon die Boxenanlage und gegenüber die riesige Haupttribüne.

Mit oder ohne Marc Marquez – alles wird komplett anders

Seit Marc Marquez via Facebook vor wenigen Tagen seine Ankündigung machte, schrieben sich unzählige Journalisten die Finger wund. Dabei ist neuerdings lediglich klar, dass die Ärzte ihn für die Rennerei freigaben. Bisher kann keiner und auch der Katalane selbst nicht abschätzen, ob er bei seinem Comeback auch wirklich konkurrenzfähig sein wird. Viel wichtiger als seine Rückkehr ist eigentlich der Umstand, dass der Autodromo do Algarve eine völlig andere Welt ist, als was die Fans, Teams und Fahrer noch in Katar erlebten. Im Grunde genommen kennt auch Marquez selbst nicht richtig, was ihn dort auf der RC213V erwartet. Genau aus diesem Anlass probierte er kürzlich auf einer MotoGP Replica, sich mit der Strecke vertraut zu machen. Ob er in der Weltmeisterschaft dieses Jahr jedoch überhaupt eine Rolle spielen kann, wird man frühestens am 18. April 2021 sehen.

Unsere Aufnahme bei Kurve 9 – man hörte von den Fahrern nur positive Rückmeldungen, als die MotoGP im Vorjahr ihr Saisonfinale auf dieser Strecke in der Nähe der Küstenstadt Portimão ausgetragen hatte. Der Kurs lässt den Fahrern mit Ausnahme der Start-Ziel-Geraden kaum eine Verschnaufpause und ist auch technisch sehr anspruchsvoll.
Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) – für ihn spielt einzig die Konkurrenzfähigkeit der Yamaha im Qualifying und Rennen in Portugal eine Rolle. Genau darauf werden er, der mit ihm punktgleiche Maverick Viñales und deren Team sich konzentrieren. Was die Gegner machen und ob Marquez zurückkommt, ist dabei von zumindest bis am Sonntag untergeordnetem Interesse.

Kehrt Marc Marquez überhaupt bereits in Portugal zurück?
Dazu gibt selbst die Webseite von dem Fahrer mit der bekannten Nummer 93 keine eindeutige Auskunft. Bezüglich seinem Zustand nach der letzten Diagnose stand lediglich zu lesen „Beim rechten Humerus wurde ein sehr zufriedenstellender klinischer Zustand mit offensichtlichen Fortschritten bei der Knochenkonsolidierung festgestellt. In der gegenwärtigen Situation kann Marquez unter der Annahme des angemessenen Risikos, das mit seiner sportlichen Tätigkeit verbunden ist, zum Wettbewerb zurückkehren„. Das ist alles andere, als die klare Aussage, dass er wirklich in Portimão fahren wird. Eine ideale Strecke gibt es wohl nicht, aber ausgerechnet hier fuhr er mit Ausnahme einiger Testrunden noch nie. Es gibt nur gerade 3 freie Trainings über je 45 Minuten und bei den letzten beiden geht es bereits um den direkten Einzug ins Q2.

Sandro Cortese vor Xavi Fores (beide Kawasaki) von uns in Kurve 4 (Honda Corner) am 29. Februar 2020 in Phillip Island (Australien) fotografiert. Für den jungen Mann aus Berkheim bedeutete ein Sturz im 1. WorldSBK Rennen am 8. August um 14:35 Uhr in Kurve 12 das Ende der Karriere. Mit unter anderem schweren Rückenverletzungen konnte er froh sein, überlebt zu haben. Uns war damals sofort klar, dass er nie mehr zurückkehren würde. Erst vor wenigen Wochen sah er dies selbst ein.

Die Wettervorhersage für den Europa-Auftakt in Portugal – leichter Regen am Freitag

Nicht der Wind wie zuletzt öfters in Losail, sondern Temperaturen, Strecke und Wetterverhältnisse sorgen für eine komplett andere Welt, als kürzlich in Katar erlebt. Laut aktueller Prognose steigt das Thermometer kaum auf 20 Grad Celsius und am Freitagmorgen sollen es nur wenig über 10 sein. Noch gefährlicher ist jedoch, dass für das zweite freie Training mit leichtem Regen gerechnet werden muss. Sollte sich an der Vorhersage nichts ändern, wird es für die Rookies und Marc Marquez besonders hart. Dazu auch für Fahrer wie Petrux und Pol Espargaró, welche ihre Bikes bisher nur von Losail kennen. Genau dies verstanden wir unter dem ersten Übertittel, alles wird komplett anders. Exakt aus diesem Grund ist sogar denkbar, dass Honda und Marquez vereinbaren könnten, sein Comeback erst auf Jerez zu legen. Andernfalls wartet in Portugal eine Mammutaufgabe auf den 6-fachen Weltmeister.

Die Algarve Küste bei Portimão von uns beim vorletzten Besuch fotografiert. Die MotoGP feierte am Wochenende des 22. November 2020 hier ihre Premiere und nun kommt sie nach der zu erwartenden Absage von Argentinien und Texas im April dieses Jahres wieder hierher zurück.
Jorge Martin (Pramac Ducati) – die unbestritten riesige Überraschung des 2. Rennens in Losail, als er nur knapp am zweiten Platz scheiterte, aber immerhin das Podium erreichte. Nach dem Doppelrennen von Katar kommt jedoch auf einer völlig anderen Strecke nun die Stunde der Bewährung. Ob er wirklich die Sensation der Saison 2021 ist, wissen wir erst nach einigen Europa-Rennen.

Die Strecke ist eine Herausforderung für jeden Fahrer

Im Hinterland der portugiesischen Algarve-Küste wurde am 2. November 2008 der Autodromo Internacional do Algarve mit einer Kapazität von rund 100.000 Besuchern eröffnet. Der moderne Kurs wurde damals sogleich von der WorldSBK eingeweiht als sie für ihre Finalrunde nach Portugal gereist waren. Das Layout der Strecke umfasst insgesamt 15 Kurven, neun rechts und sechs links. Die Länge beträgt 4,6 km und die Start-Ziel-Gerade ist mit 969 Metern nur unwesentlich kürzer als diejenige in Losail. Vor Kurve 1 fällt die Strecke noch leicht ab und nach Kurve 8 gibt es eine Senke, bei welcher auch die WorldSBK Fahrer ihr Vorderrad kaum am Boden halten können. Zwar ist die lange Gerade in Katar knapp 100 Meter länger, aber dafür ist die Zielkurve 15 in Portimão sehr langgezogen. Daher fahren die schnellsten MotoGP Piloten mit gut 350 km/h an der riesigen Haupttribüne vorbei. Eine wahrhaft kurze Verschnaufpause, bevor wieder viele anspruchsvollen Abschnitte kommen.

Das Resultat im November 2020 des Grand Prix von Portugal der MotoGP

Der aktuelle WM-Stand in der MotoGP

Weil noch überhaupt nicht klar ist, wie sich die Situation entwickeln wird, haben wir derzeit nur bis zum Rennen in Jerez de la Frontera eine klare Situation bezüglich des Kalenders. Viele der weiteren Stationen gelten derzeit alles andere als gesichert, was durchaus nicht nur die Übersee-Rennen betrifft. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie gibt es absolut keine Garantien, auch was die Erlaubnis für Zuschauer an der Strecke betrifft. Für die MotoGP wird man die Favoriten wohl erst am Freitagabend kennen, während in der Moto2 bereits davor ein Name ganz oben auf der Liste steht. Nach seinem heroischen Kampf im November 2020 mit gebrochenen Knochen auf das Podium zu fahren, gilt Sam Lowes als Topfavorit. Sofern sich der Engländer nicht verletzt, gilt dies auch für die ganze Saison.

Johann Zarco (Pramac Ducati) – sehen ihn die meisten seiner Gegner auch in Portugal erneut nur von hinten? Von vielen vermeintlichen Experten völlig unterschätzt, hatten wir ihn bereits letzten Winter auf der Rechnung. Siehe unseren Artikel „MGP-Rückschau – die 5“ vom 19. Dezember 2020 (mit der Suchfunktion liecht zu finden). Als bisher bester Ducati Pilot ist er aktuell der Mann, den es zu schlagen gilt. Auf der Start-Ziel-Geraden wird dies jedoch kaum jemandem gelingen.

Zeitplan des ersten Rennens der Saison in Europa

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).