Alex Lowes (Kawasaki ZX-10RR) verlängerte am Donington Wochenende seinen Vertrag mit den Grünen. Er gehörte in der Anfangsphase zu den stärksten auf der Strecke, als er sogar WM-Leader Bautista auf dessen haushoch überlegener zu attackieren vermochte.

Rea gewinnt die Superpole mit überraschender erster Reihe

Nachdem er am ersten Tag nicht viel riskiert hatte, fuhr Alvaro Bautista im FP3 am Samstagmorgen bei abtrocknender Strecke die Bestzeit. Allerdings war der Spanier auf seiner Ducati dabei noch einen Tick langsamer unterwegs als Kawasaki Ass Jonathan Rea am Vortag. Mit dem bei Yamaha seine letzte Saison absolvierenden Toprak Razgatlioglu war Rang 3 in der kombinierten Zeitenliste gab es an der Spitze der freien Trainings somit keine Überraschung. Dafür glänzten hinter Oettl (Platz 4), Bassani (beide Ducati) und Lowes auf der zweitbesten Kawasaki mit Bradley Ray (Yamaha) auf P7 und Tom Sykes (BMW) zwei nicht in den Top Ten erwartete Lokalmatadoren zur Freude der vielen britischen Fans. Die beiden hatten danach in der Superpole ein sehr unterschiedliches Resultat zu verzeichnen. Während Ray sich mit P16 zufrieden geben musste, schaffte es Sykes als bester BMW Pilot auf Startplatz 8. Bester war jedoch zum ersten Mal in dieser Saison Rekordweltmeister Rea mit neuem absoluten Rundenrekord vor Bautista, Petrucci, Toprak, Lowes, Aegerter und Locatelli.

Bei seiner letzten Attacke auf die Bestzeit in der Superpole fand sich Alvaro Bautista mit seiner Ducati in Turn 8 im Kiesbett wieder. Trotzdem schaffte es der WM-Leader mit seiner vorherigen Zeit auf Startplatz zwei vor „Petrux“, für welchen es mit P3 die erste Frontreihe der Saison wurde. Nachfolgend die Rangliste der Superpole von Donington Park am 1. Juli 2023.
Nach 2021 und 2022 holte sich Jonathan Rea die dritte Poleposition in Folge. Aufgrund des durch die FIM auferlegten Handicaps für Kawasaki kam es diesmal jedoch eher überraschend. Trotzdem für den Nord-Iren in seiner vielleicht schwierigsten Saison der Karriere vor heimischem Publikum ein Highlight im absolut richtigen Moment. Seit Portugal 2022 für den weltbesten Superbike Piloten das erste Mal auf Startplatz 1.

Der erste Lauf am Samstag – eine weitere sportliche Farce

Wie überlegen die MotoGP Ducati durch ihre Bevorzugung seitens FIM und Dorna seit 2023 ist, lässt sich nebst der Überlegenheit Bautistas am besten vom Kampf um Platz 3 ableiten. Nur mit allerletztem Einsatz und dank seines überragenden Fahrkönnens konnte der 6-fache Rekordweltmeister Jonathan Rea auf der Kawasaki ZX-10RR Privatpilot Danilo Petrucci (Barni Spark Racing Team) auf der zweitbesten Ducati hinter sich lassen. Ohne dringend notwendiges Eingreifen der FIM wird nach 2022 auch dieses Jahr der WSBK als Wettbewerb in zwei Klassen in die Geschichtsbücher eingehen und die Statistik der Superbike WM völlig verfälschen. Angesichts des Rennverlaufs im ersten Lauf von Donington wurde zumindest erneut klar, dass sich Alvaro Bautista ohne allzu großes Risiko um Längen vor der Konkurrenz halten kann. Nachfolgend unsere Zusammenfassung von Lauf 1 am Samstag in Zahlen.

Vor dem Sonntag führt Kawasaki mit 19 zu 18 Siegen vor Ducati in der Donington Statistik. Seit die Marke aus Borgo Panigale in der Nähe von Bologna (Italien) mit ihrer MotoGP Replica 2019 den eigentlichen Sinn der WorldSBK jedoch auf den Kopf stellte und gleichzeitig auch die Sprintrennen eingeführt wurden, verloren Statistikzahlen in der Superbike Weltmeisterschaft jeglichen inhaltlichen Wert.

Gemischte Gefühle nach dem 1. Rennen in Donington für BMW

Mit seinem Crash in der ersten Kurve verlor Garrett Gerloff (Bonovo Action BMW) die Chance für eine Fortsetzung seiner positiven Resultate der vorherigen beiden Runden. Damit war die Reihe an van der Mark Ersatz Tom Sykes und Scott Redding, während technische Probleme für Loris Baz als Teamkollegen des Texaners außer Gefecht setzten. Kein Hersteller fällt so oft aus, wie die Blau-Weißen aus Deutschland und dazu mangelt es diese Saison dramatisch an Performance. Für Redding und Sykes fehlten am Ende trotzdem keine zwei Sekunden auf Rang 5 von Andrea Locatelli (Yamaha). Der Weltmeister von 2013 und Polesitter von 2019 für BMW lag anfänglich auf Position 5, bevor er nacheinander von Kawasaki Ass Alex Lowes, Axel Bassani (Ducati) und Locatelli kassiert wurde. In der letzten Runde wurde Sykes zudem noch von Teamkollege Redding überholt. Trotzdem darf der Mann aus Huddersfield wohl mit seinem Top Ten Resultat zufrieden sein, vergleicht man dies mit seinem Saisonbeginn für Puccetti Kawasaki. Für diese Truppe hatte er nur gerade einen einzigen Punkt geholt, weil Puccetti offenbar mehr Aufwand für eine riesige Hospitality und VIP-Betreuung als für die seriöse Vorbereitung ihrer Motorräder investiert.

Kawasaki Ass Jonathan Rea in der Box – der beste Superbike Pilot aller Zeiten gehört nach wie vor zu den besten seiner Zunft. Eingebremst durch skandalöse Entscheidungen von FIM und Dorna sind er uns sein Team jedoch derzeit im Kampf um die Weltmeisterschaft chancenlos. Der Nord-Ire muss derzeit sogar froh sein, wenn er es auf das Podest schafft, was ihm zur Freude der lokalen Fans glücklicherweise zum Auftakt in Donington dank starker Leistung für einmal auch gelang.

Tops und Flops vom Samstag in England

Nebst Danilo Petrucci mit Startplatz 3 und Rang 4 knapp hinter Johnny Rea, sowie dem fünften Andrea Locatelli überzeugten vor allem Alex Lowes (Kawasaki, P6), Axel Bassani (Ducati, P7), sowie der Moto2 Weltmeister von 2021, Remy Gardner (Yamaha) mit Rang 10. Dessen Teamkollege Dominique Aegerter hingegen leistete sich einen seiner seltenen Fahrfehler und verpasste im Finish damit die Top Ten. Mit einem technischen Problem musste hingegen Philipp Oettl (Team GoEleven Ducati Panigale V4R) in der vorletzten Runde die Segel streichen. Davor hatte der schnelle Mann aus Bad Reichenhall in Bayern ein sicheres Ergebnis in den ersten Zehn vor Augen. Honda Werksfahrer Iker Lecuona lag auf P13, bevor er mit einem Crash ausschied. Wesentlich weniger weit kam Lokalmatador und BSB Champion Bradley Ray, als er durch Gerloffs Ausritt in der ersten Kurve gleich nach dem Start ins Kiesbett befördert wurde und aufgeben musste. Nachfolgend das Ergebnis der mittleren Klasse, welche offensichtlich ebenfalls durch die Bevorzugung von Ducati zu einer wenig spannenden Meisterschaft ausufert.

Nicolo Bulega (Aruba.it Racing WorldSSP Team) siegte überlegen in der WorldSSP 600 und mit demselben Siegerteam wie in der WSBK erinnerte dies nicht ganz zufällig sehr stark an die Dominanz von Ducati in der Königsklasse der (mehr oder im Fall der roten eher weniger) seriennahen Motorräder. So machen FIM und Dorna die Superbike und Supersport Weltmeisterschaft letztlich zu einem Ducati Cup und einer sportlichen Farce.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).