Alvaro Bautista (HRC Honda) – während BMW in der zweiten WSBK Saison nach ihrer werksseitigen Rückkehr strauchelte, holte der kleine Spanier auf der brandneuen CBR-1000RR-R SP in Aragon bereits in der 4. WM-Runde das erste Podium.

Einige Zahlen vor dem Saisonauftakt der WorldSBK

Die aktuell vielleicht wichtigste aller Zahlen ist eine 99 und dies hat mit Jorge Lorenzo rein gar nichts zu tun. Es ist die Zahl der Siege von Jonathan Rea in der WorldSBK. Dazu hier ein kurzer Überblick mit den wichtigsten Etappen des Nord-Iren bis zu dieser unglaublichen Marke:
– Im 526. WSBK-Rennen 2009, WM-Runde 8 in Misano in Race 2 der 1. Sieg, Honda CBR1000RR (Hannspree Ten Kate Honda).
– Rennen 545+546, 2010, Runde 4 in Assen – der erste Doppelsieg im 2. Jahr für Ten Kate Honda.
– Im 660. WSBK-Rennen, 2014, Runde 8 in Portimão – der 15. und letzte Sieg für das Pata Honda Team (Ten Kate).
– Rennen 669, Saisonauftakt 2015, 1. Lauf in Phillip Island – der erste Sieg auf Kawasaki ZX-10R (Kawasaki Racing Team).
– In dieser Saison 14 Siege auf Kawasaki, damit insgesamt 29 und erster WM-Titel.
– Weltmeister mit 9 Siegen 2016 für KRT auf Kawasaki ZX-10R Ninja, total damit 38 und auf Rang 4 der Bestenliste.
– 3-facher Weltmeister 2017 mit 16 Siegen für KRT, auf Kawasaki ZX-10RR, nun mit total 54 Siegen hinter Fogarty auf P2.
– Im 756. Rennen der Geschichte, 2018, Runde 5 in Imola im 2. Rennen: Egalisierung von Foggy Bestmarke mit 59 Siegen.
– 4. WM-Titel mit 17 Siegen 2018 für KRT, damit Egalisierung der Bestmarke von Doug Polen von 1991, vor Fogarty auf P1.
– Titel Nummer 5 mit erneut 17 Siegen 2019 für KRT (nach Einführung SP-Race), total damit 88 Siege.
– Nur 8 statt wie üblich 13 WM-Runden, mit 6. WM-Titel im Jahr 2020, mit 11 Siegen und damit insgesamt 99.

Das Visier an seinem Helm steht heute bei uns auf dem Kaminsims – Jonathan Rea nach seinem ersten Saisonsieg 2019 nach dem 1. Lauf in Imola, seiner bisher Herausforderungs-reichsten Saison. Gut 10 Minuten nachdem wir dieses Foto gemacht hatten, überreichte er es uns.

MotoGP-Umsteiger in der WorldSBK – die Tops und Flops
Alvaro Bautista ist klar als top einzuordnen, als der erste Fahrer, der Jonathan Rea in seiner Kawasaki Zeit ab Saisonbeginn 2019 elfmal in Folge hinter sich lassen konnte. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass er von rund 20 bis 25 km/h Topspeed-Vorteil auf der MotoGP Replica Panigale V4R profitiert hatte. Aber als Vizeweltmeister war er unbestritten sehr gut und schlug auch seinen Teamkollegen Chaz Davies als vorherigen Leader bei Aruba.it Ducati klar. Ähnliches gilt bei Scott Redding, aber er hatte den Umweg über die BSB gehabt, bevor er als Nachfolger von Alvaro ebenfalls Davies in den Schatten stellte.

Im Jahr 2019 gab es in allen 3 Rennen denselben Sieger – hier von uns anfangs April im Motorland Aragon fotografiert, Alvaro Bautista (Aruba.it Ducati). Der Spanier hatte danach 9 Rennen in Folge gewonnen und trotzdem wurde die maximal zugelassene Höchstdrehzahl seiner Panigale V4R von der FIM nur um lächerliche 250 U/Min auf immer noch über 16000 reduziert. Am Ende der Saison 2019 stand er bei 16 Siegen.

Die besten der früheren Jahre
Der beste aller aus der MotoGP kommenden war sowieso Max Biaggi, mit 2 Titeln (2010, 2012) und 21 Siegen innert 6 Jahren WorldSBK. Dahinter rangiert Carlos Checa (ebenfalls 6 Jahre WSBK) als sogar 24-facher Gewinner und Champion 2011. Sylvain Guintoli gewann 2014 den Titel und siegte 9 Mal. Marco Melandri gewann 22 Mal und wurde in 7 Jahren einmal Vizeweltmeister. Fonsi Nieto wurde 2008 WM-Fünfter auf Suzuki und gewann immerhin einmal. Genauso Alex Barros auf Honda zwei Jahre davor mit WM-Rang 6 und einem Sieg. Noch besser Régis Laconi als Vizeweltmeister 2004 und insgesamt 11-facher Gewinner der seriennahen Weltmeisterschaft. Und zu guter Letzt natürlich dessen Landsmann Raymond Roche, der erste Weltmeister für Ducati in der Saison 1990.

Raymond Roche war der erste erfolgreiche Umsteiger von der MotoGP, als er 1990 für Ducati den ersten Titel in der Superbike Weltmeisterschaft holte. Wäre im Jahr danach nicht das US-Team Fast by Ferracci mit dem überragenden Doug Polen in die SBK und hätte das Werksteam der Roten dabei derart blamiert, hätte der schnelle Franzose seinen Titel 1991 bestimmt verteidigt. Aber der US-Boy holte sich mit 17 Siegen überlegen als erste Privatfahrer den Titel und es soll immer wieder Hartnäckige geben, welche ihn fälschlicherweise als Werksfahrer deklarieren.

Die weniger erfolgreichen mit einem tragischen Schicksal als Erstgenanntem
Mit nur einem Sieg auf der unterlegenen Honda hätte Nicky Hayden ohne seinen tödlichen Unfall nach nur etwas über einer Saison bestimmt mehr erreicht, wäre er noch länger mit dabei gewesen. Wirklich gescheitert hingegen war der Franzose Randy de Puniet, mit WM-Rang 18 im Jahr 2015 und einem 7. Platz als Bestresultat. Ähnlich Stefan Bradl, als Haydens Teamkollege 2017 als WM-Vierzehnter und P6 als bester Rennplatzierung. Auch Makoto Tamada enttäuschte 2008 als Umsteiger und WM-Rang 20 und als Bestleistung einem 9. Platz, aber er hatte davor bei Wildcard-Einsätzen beim Japan Rennen sogar Siege eingefahren. Daher ist er der Grenzfall, weil nur in seiner vollen Saison unter den Erwartungen geblieben. Dafür muss Karel Abraham zu den Flops gezählt werden. Der Tscheche wurde 2016 nur WM-Achtzehnter und kam wie der Japaner nie über Position 9 im Rennen.

Makoto Tamada auf der Cabin Honda als Sieger des Heimrennens mit einer Wildcard – 2001 holte der schnelle Japaner einen Doppelsieg und ein Jahr später zusammen mit Markenkollege Colin Edwards den Gesamtsieg mit je einem Triumph und einem 2. Rang. Mehr über die früheren Jahre der WorldSBK siehe in unserer reich illustrierten History.

Der nächste aus der MotoGP – Esteve „Tito“ Rabat

Als amtierender WSBK Vizeweltmeister blickt Scott Redding auf eine Grand Prix Vergangenheit zurück, in welcher er 2013 in der Moto2 schon einmal auf derselben Stufe gestanden war. Als der Engländer im Jahr danach in die MotoGP wechselte, stieg Tito Rabat sogar noch eine Position höher und holte sich den Titel als Moto2 Weltmeister. Aber in der Königsklasse haperte es beim Katalanen danach leider ähnlich wie bei Redding etwas zu oft. Mit einem sehr guten Bike wird man abwarten müssen, wie sich der Sohn eines Juweliers aus Barcelona in der Superbike WM einleben wird. Über die Renndistanz können wir uns sehr gut vorstellen, dass Tito in die Top Ten oder sogar ersten fünf fahren kann. Bei ihm ist hingegen eher die Frage, ob er in der Superpole über eine einzelne Runde den Speed hat, um sich für einen guten Startplatz zu qualifizieren.

Tito Rabat beim Aragon Test auf der Barni Ducati – sein Landsmann Alvaro Bautista sagt dem „Marathon Man“ als WorldSBK Rookie eine erfolgreiche Zukunft voraus. In der MotoGP holte er in Le Mans bei schwierigsten Bedingungen als Ersatzfahrer für den verletzten Jorge Martin einen Punkt ein.

Gewinner der letzten Aragon Runde von 2020 (das erste und bisher einzige Doppelwochenende der WSBK):
· Jonathan Rea, 3 Siege (Tissot Superpole Race und Rennen 2 Aragon Round, Rennen 2 Teruel Round).
· Scott Redding, 2 Siege (Rennen 1 Aragon Round und Tissot Superpole Race Teruel Round).
· Michael Ruben Rinaldi, 1 Sieg (Rennen 1 Teruel Runde)

Letzte 5 Aragon Pole-Setter:
· 2020 Teruel – Jonathan Rea (Kawasaki): 1’48.767 (offizieller Rundenrekord)
· 2020 Aragon – Jonathan Rea (Kawasaki): 1’48.860
· 2019 – Alvaro Bautista (Ducati): 1’49.049
· 2018 – Marco Melandri (Ducati): 1’49.543
· 2017 – Chaz Davies (Ducati): 1’49.319

Erstes Rennen des 2. Aragon-Wochenendes 2020 mit dem Crash von Scott Redding (Aruba.it Ducati), während Jonathan Rea vor Alvaro Bautista (HRC Honda) das Rennen danach zu Ende fährt, zweiter wird und den Abstand in der Weltmeisterschaft deutlich vergrössert.

Podestplätze nach Herstellern der bisherigen Rennen in Aragon:
· Ducati: 28
· Kawasaki: 16
· Aprilia: 10
· BMW: 5

Punkte nach Fahrern im Motorland Aragon seit der Saison 2015

Mit 7 Siegen führt Chaz Davies (Ducati) vor Jonathan Rea (Kawasaki) mit deren 6 in Aragon. Somit kann der Kawasaki Pilot womöglich beim Saisonauftakt mit dem Waliser gleichziehen oder ihn sogar überholen.
Alex Lowes beim Test in Aragon auf der brandneuen Kawasaki ZX-10RR – nach der „Kastration“ der neuen Wunderwaffe durch ein mehr als fragwürdiges neues Drehzahl-Limit wird der Engländer gegenüber Ducati, BMW und Honda klar benachteiligt sein. Kawasaki ist aber zuzutrauen, dass sie trotzdem auch bereits in Aragon ein Podest-fähiges Paket schnüren können (© Kawasaki Racing Team).

Weitere interessante Zahlen vor dem Saisonauftakt

  • Mit 17 Siegen liegen in Aragon die Briten in der Statistik vorne. Fünfmal ein Italiener und dreimal ein Spanier.
  • Eugene Laverty fehlen noch 3 Starts in der WorldSBK, bis er sein 200. Rennen fährt. Rea erreichte diese Marke 2017 in Assen.
  • 11:8 steht es für Ducati bei der Zahl der Siege in Aragon gegenüber Kawasaki. Im Vorjahr hatten beide je 3.
  • Jonathan Rea stand, seit er 2015 für Kawasaki fährt, in allen 17 Rennen auf dem Podium, davon 6 Mal zuoberst.
  • Bei den letzten 19 Rennen in Aragon gewann immer entweder eine Ducati oder Kawasaki.
  • Nach den letzten 20 Rennen im Motorland stand mindestens eine Kawasaki auf dem Podium in Aragon.
  • Die 350. erste Startreihe von Ducati steht bevor, nachdem aktuell die Marke bei 349 steht.
  • Zwei Podestplätze fehlen Chaz Davies noch, bis er bei 100 angekommen ist, als 6. Fahrer der Geschichte.
  • Zwei beste Rennrunden fehlten Jonathan Rea noch, bis er als erster Fahrer die Zahl 80 erreicht.
  • Bei exakt je 85 Rennen standen die ehemaligen Teamkollegen Tom Sykes und Jonathan Rea in Reihe 1.
Kurve 2 im Vordergrund von uns vom Dach des Boxengebäudes von Aragon fotografiert, mit hinten der großen Tribünen im Infield der Strecke. Die zweite Kurve ist die erste rechts nach sehr viel geradeaus und nur Linkskurven und somit sehr gefährlich. Davor droht die rechte Reifenflanke abzukühlen, weshalb hier in sämtlichen Klassen bereits viele Fahrer gestürzt sind. Beispielsweise erwischte es 2020 hier auch Alex Marquez am 2. Wochenende, nachdem er im 1. Rennen noch zweiter geworden war.

>Aragon Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

When flags drops – the bullshit stops, so die Faustregel über voreilige Prognosen und all den teils sinnlosen Spekulationen in den Pausen bis zum nächsten Rennen. Toprak Razgatlioglu hat keine großartigen Erwartungen an Aragon, mit Podestplätzen wäre der Türke bereits zufrieden.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).