
Sämtliche Hersteller vorne vertreten – Rea wie erwartet der stärkste
Dass am Ende Jonathan Rea auf der neuen Kawasaki ZX-10RR des Jahrgangs 2021 der schnellste Fahrer auf dem Circuito de Catalunya sein würde, war keine Überraschung. Das Fazit zum zweitägigen Test der WorldSBK auf der Strecke vor den Toren der katalanischen Metropole Barcelona zeigte jedoch viele erfreuliche Facetten. Auch wenn Tests, wie wir aus früherer Erfahrung lernten, in ihrer Aussagekraft von eingeschränkter Bedeutung sind, einige Trends lassen sich daraus in der Regel ableiten. Aus türkischer Sicht gilt es dabei, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, was P15 von Toprak Razgatlioglu auf der Pata Yamaha betrifft, um auch einigen Fahrern auf den hinteren Positionen gerecht zu werden. Bei ihm darf man nicht vergessen, dass er in Misano erstens ganz vorne mit dabei war und zweitens in Barcelona vor einem Jahr den schwersten Crash der Saison erlebt hatte. Doch am zweiten Tag bekam der Türke in Barcelona noch ein ganz anderes Problem, welches seinen Test vorzeitig terminierte.

Toprak mit positivem Corid-19 Test früh ausgeschieden!
Nach Tatsuki Suzuki in der Moto3 vor dem Losail Test der MotoGP hat auch die WorldSBK ihr erstes Pandemie-Opfer. Wie Yamaha mitteilte, wurde er kurz nach Beginn des zweiten Tages isoliert, da ein postiver PCR-Test beim Türken vorlag. Natürlich wurde umgehend auch sein komplettes Team getestet und damit ging der Saisonbeginn für Pata Yamaha zumindest zur Hälfte ähnlich in die Hosen wie für Eugene Laverty, dessen Mannschaft gar nicht erst vor Ort erschienen war. Dort war aber bestimmt nicht die Pandemie schuld daran. Jedenfalls bleibt Razgatlioglu nun vorerst in Katalonien in Isolation und muss abwarten, bis er wieder einen negativen Test vorweisen kann. Bei ihm waren laut Yamaha zwei Tests nacheinander positiv.

Die weiteren vermeintlichen Flops
Alvaro Bautista reiste, wie er uns vor dem Test bereits verriet, mit den Nachfolgen eines Sturzes beim Motocross Training an. Der schnelle Spanier war jedoch auch letztes Jahr in Australien vermeintlich bei Tests und Superpole schwach. Doch als die roten Ampeln zum ersten Mal ausgingen, raste er durchs Feld und wurde grandioser sechster im 1. Rennen in Down Under. Bei Michael van der Mark mit seinem auf den ersten Blick enttäuschenden Platz 14 braucht man sich genauso wenig zu sorgen wie um Alvaro. Der schnelle Mann aus Gouda fuhr mit der brandneuen M-1000RR erst zum zweiten Mal auf einer Rennstrecke und er muss sich nach vielen Jahren erst von der Yamaha auf die völlig anders zu fahrende BMW umgewöhnen. Mister Longrun, wie man den Katalanen auch nennen könnte, war ebenfalls nie besonders schnell unterwegs. Doch Tito Rabat als Moto2 Weltmeister ist extrem routiniert und gilt als einer der Trainings-fleißigsten Fahrer überhaupt.

Die wahren Verlierer waren die Abwesenden – nicht die Fahrer auf den hinteren Plätzen
Mit Loris Cresson und Lucas Mahias (beide Kawasaki) dürfte genauso wenig weit vorne zu rechnen sein, wie mit Eugene Laverty, sofern er überhaupt mit dabei sein wird. Sein RC Squadra Corse Team scheint sich als Luftschloss zu entwickeln, was dem notorischen Pechvogel der WorldSBK definitiv keiner im Paddock wünschen würde. Der Nord-Ire und die beiden Kawasaki-Franzosen gehören durch den Testverzicht ihrer Teams bereits vor dem Saisonauftakt in Aragon (sofern es keine Verschiebungen mehr gibt) zu den großen Verlierern. Über die Gründe zu spekulieren ist eigentlich sinnlos, weil sie auf der Hand liegen. Durch die Pandemie verloren fast sämtliche Teams Unterstützungs-Beiträge und sogar oft ganze Sponsoren, welche ihnen davor lange die Stange hielten. Wer ein knappes Budget hat, bekommt oft das Material gar nicht rechtzeitig zusammen, um zeitgerecht starten zu können. Im Rennsport liefern die meisten Lieferanten ihre Ware nur noch gegen Vorkasse, sofern es nicht um renommierte Teams wie KRT oder Aruba.it Ducati geht. Hier liegt die Ursache begründet, weshalb einige Fahrer dem wichtigsten Test vor Saisonstart fernblieben.

Freude für die BMW und Folger Fans – die Premiere der M-1000RR war ein Erfolg
Mitten unter den besten vertreten zu sein, ist für Folger und Sykes eine Position, welche sie sich gewünscht hatten, bevor sie zum ersten Mal mit der Konkurrenz zusammen auf die Strecke gingen. Trotzdem ist es noch zu früh, in Euphorie zu verfallen. In den vergangenen 2 Jahren haperte es bei den Blau-Weißen oft an der Zuverlässigkeit. Zu viele male blieben ihre Fahrer mit technischen Problemen stehen oder mussten wie Sykes in Magny-Cours 2020 kurz nach dem Start die Box ansteuern. Es gilt für BMW nun, die notfestige Standfestigkeit sicherzustellen und den Fahrern solche Peinlichkeiten im 2. Corona-Jahr zu ersparen, wie man sie mit der S-1000RR noch erlebt hatte. Die guten Zeiten bei den Tests bedeuten zudem nicht automatisch, dass es locker danach in die Top fünf reichen muss. Den Beweis dafür sah man vor etwas über einem Jahr in Australien, als Tom Sykes sensationelle Zeiten fuhr, im Rennen jedoch laufend förmlich durchgereicht wurde. Michael Van der Mark musste in den letzten Stunden zwei Crashes hinnehmen und hat noch viel Arbeit vor sich. Die Basis stimmt aber definitiv, doch Punkte gibt es nur für eine gute Rennpace. Hoffen wir für die Blau-Weißen, dass sie 2021 genau in diesem Punkt endlich so stark sind, wie von ihren Fans erhofft.

Voraussichtlich ist eine spannende Saison mit engen Rennen zu erwarten
Es wurde durchaus immer wieder von einigen Fahrern das Limit gesucht. So auch von Garrett Gerloff, der in Kurve 1 genauso wie am Vortag Jonas Folger einen Crash in kauf nehmen musste. Damit verpasste der Texaner den letzten Angriff zur Verteidigung seines zweiten Platzes, welchen mit seiner Attacke in letzter Minute deshalb noch Ducati Ass Scott Redding eroberte. Was beim Test in Barcelona extrem erfreulich war und hoffentlich weiterhin so bleibt, ist die Vielfalt der Hersteller an den vordersten Positionen. Die schnellsten vier waren am Donnerstag auf 4 unterschiedlichen Bikes unterwegs und gestern war Leon Haslam mit dem fünften Fabrikat zweitschnellster gewesen. Seine Zeit war die insgesamt sechstschnellste der beiden Tage in Barcelona. Voraussichtlich ist damit deshalb eine spannende Saison mit engen Rennen zu erwarten, bei welchen es womöglich nicht nur auf einen Zweikampf um den Titel hinauslaufen wird. Beim Vergleich der nachfolgenden Rundenzeiten gilt es jedoch, Vorsicht zu walten. Beispielsweise waren wie uns Pere Riba versicherte, Rea und Lowes nicht auf dem Qualifier-Reifen unterwegs, sondern dem sogenannten SCX. Bonovo Action BMW hingegen machte kein Geheimnis daraus, dass Folger seine beste Runde hingegen damit fuhr.

Tag 2 – Rangliste zum Ende des Barcelona Tests:
1. Jonathan Rea (Kawasaki), 1’40.264
2. Scott Redding (Ducati), +0.179
3. Garrett Gerloff (Yamaha), +0.233
4. Jonas Folger (BMW), +0.435
5. Michael Ruben Rinaldi (Ducati), +0.492
6. Leon Haslam (Honda), +0.636
7. Tom Sykes (BMW), +0.650
8. Alex Lowes (Kawasaki), +0.931
9. Andrea Locatelli (Yamaha), +0.994
10. Chaz Davies (Ducati), +1.053
11. Toprak Razgatlioglu (Yamaha), +1.070 (Covid withdrawn day 2)
12. Kohta Nozane (Yamaha), +1.364
13. Axel Bassani (Ducati), +1.492
14. Tito Rabat (Ducati), +1.678
15. Michael van der Mark (Yamaha), +1.681
16. Alvaro Bautista (Honda), +1.686 (day 2: test finished after 6 laps)
17. Isaac Viñales (Kawasaki), +2.106
18. Christophe Ponsson (Yamaha), +2.159
19. Leandro Mercado (Honda), +3.550
20. Samuele Cavalieri (Kawasaki), +4.886
Missing Riders: (die fehlenden Fahrer, welche damit einen wichtigen Teil der Vorbereitung verpassten)
No. 44 Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing)
No. 50 Eugene Laverty (RC Squadra Corse BMW)
No. 84 Loris Cresson (Pedercini Kawasaki Racing)

>>Später folgen auf unserer Seite einige Meinungen der Fahrer nach dem Barcelona Test..
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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