
Vor dem MGP Grand Prix von Argentinien
Ganze 11 Jahre ist es her, dass Marc Marquez letztmals als WM-Leader an die zweite Runde der MotoGP angereist war, aber nicht wie heute war dies 2014 Texas und Las Termas de Rio Hondo folgte eine Runde später. Trotzdem reiste er damals analog wie diese Saison als Doppelsieger an. Der Grund dafür liegt am vor zwei Jahren frisch eingeführten neuen Format, mit wie in der WorldSBK einem Sprintrennen. Punkte werden in der MotoGP dabei nach demselben Muster vergeben. Aber alle Offiziellen und Schreiberlinge würden sich hüten, die Siege wie in der seriennahen WM auch bei den Prototypen zusammenzuzählen. Marquez kann dies jedoch alles egal sein und er kommt wie in seiner zweiten GP Saison als Führender im Zwischenklassement nach Südamerika. Allerdings haben sich seither nicht nur die Farben seines Leders und Motorrads geändert. Immerhin gewann der beste Pilot der Königsklasse die damalige Premiere in Argentinien und auch diesmal stehen die Vorzeichen für einen Sieg ausgezeichnet. Weil danach mit dem Circuit of the Americas in Texas eine der Lieblingsstrecken des Ausnahmekönners aus Katalonien folgt, müssen sich seine Konkurrenten womöglich schon bald warm anziehen.

Die Geschichte des Motorrad Grand Prix von Argentinien
Bei der sogenannten Weltmeisterschaft, welche aus unserer Sicht überhaupt erst im Jahr 1952 wirklich lanciert wurde, handelte es sich bis ins Jahr 1960 in Tat und Wahrheit um eine Fortsetzung der vor dem Zweiten Weltkrieg durchgeführten Europameisterschaft. In deren letzten Jahren bis 1939 dominierten hier mehrheitlich die deutschen Piloten und Werke, welche jedoch von 1949 bis 1951 aus politischen Gründen (was für ein Unsinn) noch nicht teilnahmeberechtigt waren. Mehr über diese Zeit und ihre Helden siehe in unserer reich illustrierten History auf dieser Seite. Als erste Veranstaltung in Übersee kam für die Saison 1961 Buenos Aires in Argentinien als Saisonfinale in den Kalender. Beim damaligen Reglement war dies insofern problematisch, weil mit Streichresultaten und viel weniger Runden sehr oft die Weltmeister sehr früh im Jahr bereits feststanden. Als Folge davon und aufgrund der hohen Reisekosten kam es natürlich zu einem im Vergleich zu den europäischen Rennen sehr bescheidenen Starterfeld. Dies führte in der Königsklasse bei der Premiere prompt zu recht exotischen Namen auf den obersten beiden Stufen des Podiums, von welchen in Europa bis zu deren Erfolg davor kaum jemand gehört hatte. Dies soll aber die Leistungen von Jorge Kissling (ARG/Matchless) und Juan Carlos Salatino (ARG/Norton) durchaus nicht schmälern. Immerhin hatten sie damals mit dem WM-Dritten Frank Perris (GBR/Norton) einen etablierten Mann geschlagen.


Was erwartet Fans und Zuschauer in der 2. Runde?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es unabhängig der Wettersituation voraussichtlich sehr spannende Rennen geben. Beispielsweise 2019 kreutzten in der Moto3 hinter Jaume Masia 8 weitere Piloten den Zielstrich innerhalb von einer Sekunde. Auch Moto2 Sieger Lorenzo Baldassari hatte dicht hinter sich drei Piloten, als er die Zielflagge sah. Einzig Marc Marquez hatte auf der Repsol Honda in der Königsklasse seine Gegner, allen voran Erzfeind Valentino Rossi auf der Yamaha, förmlich demoralisiert. Ein gewisser Francesco Bagnaia kam auf der Pramac Ducati mit 32.893 Sekunden Rückstand auf den Ausnahmekönner aus Katalonien ins Ziel, wofür er als Vierzehnter immerhin noch zwei Punkte erhielt. Natürlich stehen die Zeichen für den Italiener als Ducati Werksteam-Kollege von Marc diesmal deutlich besser, aber ob er sich in dessen Windschatten halten kann, wird derzeit von diversen Beobachtern eher bezweifelt. Vor allem hat er mit Marcs Bruder Alex (Gresini Ducati) einen weiteren Gegner, dem diese Strecke zweifellos liegt und der ihm bereits beim Saisonauftakt in BuriRam zweimal in Folge bereits das Hinterrad zeigte. Ebenfalls mit auf der Rechnung haben sollte man beim Kampf um die Spitze zudem Leute wie Jack Miller (Pramac Yamaha), Marco Bezzecchi (Aprilia Racing) und womöglich auch Honda-Speerspitze Johann Zarco und dessen drei Markenkollegen. Vielleicht gelingt auch Fabio Quartararo und seinem Yamaha Werksteam-Kameraden Alex Rins diesmal eine Überraschung.


Auftakt am Freitag wie erwartet
Wer auf Marc Marquez (Lenovo Ducati) als den Piloten setzte, welchen es beim Argentinien Grand Prix zu schlagen gilt, fühlte sich in beiden Trainings-Sessions beim ersten Kräftemessen vollkommen bestätigt. Sowohl im ersten freien Training, wie auch dem zweiten, in welchem es um den direkten Einzug ins Q2 ging, führte kein Weg am unbestritten besten Piloten der MotoGP Ära vorbei. Wenig überraschend hatte auf der andern Seite beklagte sein Erzrivale aus demselben Team einen schwierigen Start ins Wochenende und musste am Ende sogar noch zittern, nicht wie in Thailand ins Q1 zu müssen. Wie es um seine Nerven stand, zeigte sich kurz vor Ablauf der Zeit am Freitag Nachmittag, als sich der Italiener nach seinem Crash im Gras wiederfand. Einen wesentlich besseren Eindruck hinterliessen seine Markenkollegen Alex Marquez und Fabio Di Giannantonio, welche auf deren privaten 2024-er Ducati nur wenig auf die Bestzeit von Marc verloren. Sehr erfreulich waren ausser Bagnaia sämtliche Konkurrenz-Fabrikate auf den folgenden Rängen platziert. Wenig überraschend als Vierter dabei Marco Bezzechi (Aprilia Racing), der Sieger von 2023, als zum bisher letzten Mal in Termas de Rio Hondo gefahren wurde. Als einziger Privatpilot, der nicht auf einer Ducati saß, glänzte Johann Zarco wie bereits beim Saisonauftakt in Thailand erneut als schnellster Mann für Honda. Zudem beide Werksfahrer von Yamaha und KTM in den Top Ten zu sehen, verdeutlicht die derzeitige Ausgeglichenheit in der Königsklasse der Prototypen Weltmeisterschaft.

Ausblick auf die nächsten Runden von 2025
Während die ersten drei Runden zum Wohlgefallen von Marc Marquez auf drei seiner Lieblingskurse ausgetragen werden, folgen danach mit Katar und Jerez laut Teamkollege Bagnaia zwei eher diesem taugenden Strecken. In seinen Honda Jahren hatte zumindest in Andalusien allerdings auch der Mann mit der Nummer 93 zahlreiche Erfolge eingefahren. Vor der Pandemie je drei Siege und zweite Plätze sowie 2016 als schlechtestes Resultat ein dritter Rang kann man eher schwerlich als unerfreuliche Ergebnisse bezeichnen. In Qatar siegte der Spanier bisher 2014 einmal und stand vor seiner fatalen Verletzung im Jahr 2020 immerhin weitere vier Mal auf dem Podest. Insofern wirkt Peccos Aussage im Interview nach dem Rennen in BuriRam stark nach Zweckoptimismus. Übrigens war auch Le Mans, wo diese Saison die sechste Runde ausgetragen wird, durchaus kein wirklich schlechtes Pflaster für Marquez, mit bis 2019 immerhin drei GP Siegen und einem Podium. Jedenfalls darf man es diversen Piloten und weiteren mehr oder weniger kompetenten Experten nicht verübeln, wenn sehr viele von Ihnen bereits vor Saisonbeginn auf den Neuzugang im Lenovo-Ducati Team als nächsten Weltmeister tippten. Teamkollege Francesco Bagnaia wird in naher Zukunft erst noch beweisen müssen, ob er wirklich die Fähigkeiten besitzt, im Kampf um den Titel ein ernsthaftes Wörtchen mitzureden. Auf jeden Fall darf er dabei nicht so oft im Kiesbett landen, wie im letzten Jahr, als er die Nummer 1 zum Ende der Saison an Jorge Martin verlor.


Als Echo vom Saisonauftakt in BuriRam hier ein Auszug des Portals vom Schweizer Sportfernsehen:
„Dass jemand dem sechsfachen MotoGP-Weltmeister heuer in der «Königsklasse» das Wasser wird reichen können, ist derzeit schwer vorstellbar. Nach dem 1. von 22 GP-Wochenenden führt er jedenfalls bereits 8 Punkte vor Alex Marquez und 14 Zähler vor Bagnaia. Unklar ist, wie stark der (noch verletzt abwesende) Titelverteidiger Jorge Martin auf seiner Werks-Aprilia sein wird.“
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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