
Das Yamaha Nachwuchsteam vor dem ersten Rennen von 2021
Es war 2019, als wir bei der Vorstellung des Yamaha Nachwuchsteams nicht anders konnten, als laut zu lachen. Bereits bei Sandro Cortese und seinem etwas nach hinten gerutschten Scheitel konnte man damals angesichts seiner 29 Jahre beim besten Willen nicht mehr von einem „Nachwuchstalent“ Sprechen. Wirklich lächerlich wurde dieser Begriff aber erst durch die Verpflichtung des in der genannten Saison 37 Jahre alt gewordenen Marco Melandri. Damit war der Rennzwerg sogar der älteste im WorldSBK Fahrerfeld. Aber als dieser im Juli 2019 in Donington im ersten Lauf von Jonathan Rea überrundet worden war, dauerte es nur wenige Tage bis, zu der Ankündigung von seinem Rücktritt. Auch sein Teamkollege aus Deutschland hatte die Erwartungen nur bei Tests und Qualifyings zu erfüllen vermocht. Daher wurde früh klar, dass sich Cortese für 2020 ein anderes Team suchen musste.

Die Nachfolger als echtes Nachwuchsteam von Yamaha
Mit Garrett Gerloff kam ein Fahrer aus der MotoAmerica Superbike Meisterschaft, der zuerst alle Strecken neu lernen musste. Ganz andere Voraussetzungen brachte sein Teamkollege mit, der ebenfalls ohne Etikettenschwindel als Nachwuchsfahrer bezeichnet werden durfte. Als WSSP 600 Vizeweltmeister war er nur hauchdünn von „Krummi“ geschlagen worden, weshalb vom jungen Italiener viel erwartet wurde. Nach 5 neunten Plätzen als bestem Resultat und WM-Rang 14 war jedoch klar, dass nach Melandri und Cortese auch Federico Caricasulo keine Zukunft beim Yamaha Nachwuchsteam mehr hatte.

Von den beiden Neuen überzeugte nur einer
Der Texaner hingegen kämpfte ab Barcelona permanent vorne mit und es war klar, dass er bleiben konnte. Erstaunt waren viele Beobachter nur, dass ihm WSSP 600 Weltmeister Andrea Locatelli im Werksteam vorgezogen wurde. Dem US-Boy jedoch war dies laut eigener Aussage völlig egal. Gerloff fühlt sich wohl in seinem Team und will in seiner zweiten WSBK Saison zeigen, was in ihm steckt und permanent versuchen ums Podium zu kämpfen. Mit Kohta Nozane erhielt er einen neuen Teamkollegen, mit welchem die Kommunikation noch schwieriger werden dürfte. Der Japaner sprach bis vor kurzem noch kaum ein Wort englisch. Dies muss aber kein Handicap sein, um sich auf der Rennstrecke durchsetzen zu können.

Was kann man von GRT Yamaha und seinen Fahrern 2021 erwarten?
Für Kohta Nozane wird es das Ziel sein, permanent in die Punkteränge zu fahren. Sofern er es dazu einige Male in die Top Ten schafft, dürfte der Japaner von Yamaha die Chance für eine zweite Saison erhalten. Natürlich hängt für seinen Teamkollegen aus den USA die Messlatte deutlich höher. Dies gilt auch für seine eigenen Erwartungen. Garrett Gerloff gab klar zu verstehen, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, regelmässig um Podestplätze mitzukämpfen. Beim Texaner kann es sogar passieren, dass sich Toprak Razgatlioglu vor ihm in Acht nehmen muss. Im Gegensatz zu Nozane wird der US-Amerikaner uns selbst nicht überraschen können, sofern er zuoberst aufs Podest fährt. Die Frage ist bei ihm eher, ob er es permanent nach weit vorne schafft. Die Konstanz ist womöglich seine größte Herausforderung für 2021.

>Aragon Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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