Ein Bild aus früheren Tagen aus dem Red Bull Rookies Cup – Esteve „Tito“ Rabat (links) aus Barcelona und sein katalanischer Landsmann Marc Marquez. Der Juweliers-Sohn wurde später Moto2 Weltmeister, fährt heute in der WorldSBK auf Yamaha und der Sohn eines früheren LKW-Fahrers darf sich heute bereits als bester MotoGP Pilot aller Zeiten bezeichnen. Das vielleicht spannendste Kapitel seiner unvergleichlichen Karriere beginnt allerdings derzeit erst.

Marc Marquez in BuriRam – die Rückkehr des Königs

Was zahlreiche Experten und Kommentatoren vorausgesagt hatten, bewahrheitete sich am Samstag, dem 1. März dieses Jahres auf höchst eindrückliche Weise. Trotzdem viele von ihnen im Vorjahr mit ihren viel zu optimistischen Prognosen zur Rookie Saison von Pedro Acosta bös daneben lagen, punkto dessen Landsmann Marc Marquez lagen offenbar alle richtig, welche ihn vor Saisonbeginn 2025 als Favoriten bezeichneten. Beim besten Piloten der MotoGP aller Zeiten kann man wenig verdienen, wenn man auf einen weiteren WM-Titel wettet. Dies das Fazit bereits nach der ersten Punkteverteilung beim Auftakt in BuriRam an einem geschichtsträchtigen ersten Märztag. Wie bereits in sämtlichen Tests des neuen Jahres war der Ausnahmekönner mit der Nummer 93 auf seiner Lenovo-Ducati in Thailand eine Klasse für sich. Völlig ungefährdet am Freitag direkt ins Q2 qualifiziert, drückte Marc zuerst im Qualifying und danach im nachmittäglichen Sprint absolut magistral seinen Stempel auf und bewies damit endgültig: Der König ist zurück!

Der lange herbei gesehnte erste Start der MotoGP in der neuen Saison 2025 mit von rechts den beiden Marquez Brüdern Marc (Ducati Lenovo Team) und Alex (BK8 Gresini Racing), die schon kurz nach dem Auftakt mit dem Tissot Sprint Race dem restlichen Feld enteilten. In Bildmitte mit Francesco Bagnaia der amtierende Vizeweltmeister, der auf seinen Teamkollegen mit der 93 bis ins Ziel fast 3.5 Sekunden verlor.

Trotz Abwesenheit von Weltmeister Martin – Bagnaia deklassiert

Der Gesichtsausdruck von Francesco „Pecco“ Bagnaia sprach nach dem Tissot Sprint Race Bände. War der Italiener im Vorjahr erst kurz vor Saisonende an Pramac Pilot Jorge Martin und seinen eigenen Nerven im Titelkampf gescheitert, sieht er sich nun von einem wohl übermächtigen Gegner völlig in den Schatten gestellt. Zwei Tage davor hatte Marquez an der Pressekonferenz noch tief gestapelt und sich als Neuling im erfolgreichsten Team der letzten Jahre eher als Lehrling seines Lenovo-Ducati Teamkollegen gesehen. Allerdings sprach für Beobachte, welche ihn schon eine Weile kennen, sein selbstsicherer Blick bei diesen Worten eher eine andere Sprache. Beim über 13 Runden angesetzten Sprint-Rennen deklassierte die 93 bis auf seinen Bruder Alex die gesamte MotoGP Weltelite. Im Gegensatz zur WorldSBK, in welcher FIM und Dorna seit Jahren alles dafür tun, Ducati zu bevorzugen (mehr dazu siehe auf dieser Seite in unserem Artikel zum Saisonauftakt in Phillip Island), kann in der Prototypen-WM niemand von einer haushohen Überlegenheit der zweifelsfrei pfeilschnellen Ducati sprechen. Noch vor einem halben Jahr auf seinen neuen Teamkollegen angesprochen, hatte Bagnaia selbstsicher verkündet, er sehe es als Vorteil, 2025 die Box mit Marc Marquez zu teilen. Sollte er diesen schlagen, werde es für ihn eine besondere Genugtuung sein und danach bestimmt auch niemand seine eigenen Fahrkünste anzweifeln. Willkommen in der manchmal leider brutalen Realität, Pecco!

Brüderlicher Doppelsieg zum Saisonauftakt mit Alex (Gesicht zur Kamera) und Marc Marquez. Der jüngere der beiden war damit natürlich bester Privatpilot und darf als einziger, der dem Sieger halbwegs folgen konnte, der diesjährigen Rekord-Saison positiv entgegenschauen. Sofern es für einmal keinen Pannen-Kalender zu beklagen gibt, werden 2025 nämlich zum ersten Mal 22 Rennen in einem Jahr ausgetragen.

Krasser Gegensatz zur WSBK – perfekte Ausgeglichenheit in der MotoGP

Dass derzeit einzig der Pilot in der Prototypen Weltmeisterschaft den Unterschied macht, bewies nicht zuletzt der sensationelle Einstand von Rookie Ai Ogura. Höchste Bescheidenheit zeichnete den Japaner noch am Vortag genauso wie sein Vorbild Marquez aus, als er im Interview anschließend an das zweite Training nach seinen Erwartungen befragt wurde. Davon war im Tissot Sprint Race wenig später jedoch nichts mehr zu spüren, als er auf der für ihn noch fast neuen Aprilia auf das Podium hinter Pecco weniger als eine Sekunde verlor. Sämtliche Hersteller gleich am ersten Tag in den Punkterängen, dies konnte im Vorfeld nicht erwartet werden. Aber bereits beim Tissot Sprintrennen unterstrich das Klassement die Ausgeglichenheit der vorletzten Saison mit 1000 cm³ höchst eindrücklich, bevor der Hubraum auf die Saison 2026 nach neuem Reglement maximal 850 cm³ betragen darf. Dann werden auch von vielen Piloten (unter anderem auch Marquez) kritisierte Undinge wie das sogenannte Start-Device endlich verboten sein, welches für ein Absenken des Hecks zum Zweck besserer Traktion beim Start der Motorräder sorgt. Was bei Fehlfunktion derartiger technischer Gimmicks passieren kann, konnte unter anderem auf dem Sachsenring beobachtet werden, als dies Routinier Johann Zarco geschah. Beinahe als Glücksfall für den schnellen Franzosen, hatte sich der vor Kurve 1 trotz Knopfdruck nicht deaktivierte Mechanismus erst gelöst, als der Nummer 5 ein Gegner im Omega ins Heck gefahren war.

Ai Ogura (Trackhouse MotoGP Team Aprilia) darf als Rookie nach seinem ersten Rennen mit Rang vier im Tissot Sprint Race getrost als die Sensation des Jahresauftakts bezeichnet werden. Der stets sehr bescheiden auftretende Japaner ist eines der größten Versprechen für die Zukunft. Während Markenkollege Bezzecchi aufgrund durchdrehendem Hinterrad sämtliche Podest-Chancen bereits auf den ersten Metern verlor, war Ogura am Samstad die überraschende Trumpfkarte von Aprilia. Deren Aushängeschild und Neuzugang Jorge Martin muss aufgrund einer schweren Handverletzung leider die ersten beiden Runden aussetzen.

Die 73. Saison der Motorrad-Weltmeisterschaft – ein Genuss

Im Gegensatz zu FIM und Dorna zählen wir anders, weil in den ersten drei Jahren der 1949 lancierten Straßenweltmeisterschaft die besten Piloten und Werke der letzten Vorkriegsjahre gar nicht zugelassen waren. Aus rein politischen Gründen und dies ganze 4 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte die damals bereits umstrittene FIM nämlich entschieden, alle Deutschen von der Teilnahme auszuschließen. Dabei hatten Piloten wie Schorsch Meier, Siegfried „Sissi“ Wünsche und Werke wie DKW und BMW bis 1939 noch die damalige Europameisterschaft mehrheitlich dominiert und über die Hälfte der Siege eingefahren. Aus diesem Grund war diese Rumpf-WM vor 1952 aus sportlicher Sicht ein ähnlicher Witz wie derzeit die WSBK. Was passieren sollte, als diese unsinnige Regel aufgehoben wurde, ist auf dieser Seite unter „History“ in reich illustrierter und höchst umfangreicher Form nachzulesen. Jeder mag sich dazu eine eigene Meinung bilden, aber unbestritten ist bestimmt die Tatsache, dass derzeit die MotoGP eine blühende Zeit erlebt. Mit an der Spitze einem Mann, der wie im Märchen als früherer König nach unzähligen Schicksals-Schlägen offenbar wieder erstarkt antritt, um seine Regentschaft zurück zu erobern. Nach 2024 wiederholt unglücklichen und höchst unpassenden Äußerungen der ehemaligen Ikone Rossi mit seiner Nummer 46 haben wir jedenfalls unsere Fan-Kleidung längst ausgetauscht und es dominiert bei uns die 93.

Publikumsliebling Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha MotoGP Team) kurz vor dem Start zum Sprint. Von Startplatz 10 bis auf Position 7 vorgefahren, darf man vom schnellen Franzosen im Lauf des Jahres auf der wieder erstarkten Yamaha bestimmt noch einiges erwarten. Sein neuer Markenkollege Jack Miller vom Prima Pramac Yamaha MotoGP verpasste eine noch bessere Klassierung nach Startposition 4 leider durch einen Sturz, unterstrich davor jedoch die Konkurrenzfähigkeit der neuen M1.

Einziger Wermutstropfen der neuen Saison – die Orangen

Während der von vielen Journalisten und vermeintlichen Experten im Vorjahr zur „Rookie-Sensation“ hochstilisierte Pedro Acosta immer noch den Beweis für diesen Titel schuldig bleibt, schweben sehr dunkle Schatten über seinem Arbeitgeber und Hersteller. Im Prinzip ist es derzeit auch für echte Fans beinahe unmöglich, sich über Erfolge von KTM zu freuen. Seit bekannt ist, dass deren CEO Stefan Pierer das von ihm in den letzten Jahren zur Blüte geführte Unternehmen laut Aussage vieler Finanzexperten förmlich finanziell ausgehöhlt und letztlich mit fatalen Fehlentscheidungen förmlich an die Wand fuhr, stehen hunderte von heute arbeitslosen ehemaligen Mitarbeitern vor einem Desaster. Nicht zu vergessen auch die unzähligen Zulieferer und anderen Gläubiger, welche maximal 30 Prozent ihrer ausstehenden Gelder erhalten werden, wie kürzlich offiziell kommuniziert wurde. Offenbar stehen immer noch rund eine Viertelmillion auf Halde produzierte Motorräder herum, welche nun unter Wert verkauft werden müssen. Die im Größenwahn des ober-Österreichers in bereits aussichtsloser Situation noch akquirierte Marke MV-Agusta gehört bereits nicht mehr dazu. Der aktuelle Auftritt von KTM darf vor diesem beschämenden Hintergrund getrost als fragwürdig bezeichnet werden. Viele hoffen jedenfalls für Brad Binder und Pedro Acosta im Werksteam, sowie Enea Bastianini und Maverick Viñales bei Tech 3 auf einen Farbwechsel mit hoffentlich deren Verbleib in der Königsklasse der Prototypen-Weltmeisterschaft.

Pedro Acostas Abflug auf dem Sachsenring 2024 – der unbestritten hoch talentierte junge Spanier glänzte im Vorjahr nicht wie von vielen Optimisten vorhergesagt. Ganze 13 von 40 Rennen (inklusive Sprint Race) verpasste der KTM Pilot in seiner Rookie-Saison die Punkteränge. Wie sein diesjähriger Teamkollege Brad Binder blieb er zudem auch sieglos, womit er an den in ihn gesetzten hohen Erwartungen scheiterte.

Das Resultat vom ersten Rennen der Saison 2025

In Abwesenheit der Nummer 1 von Jorge Martin war Aprilia Racing Testpilot Lorenzo Savadori am Start, der den Weltmeister auch zwei Wochen später in Argentinien vertreten dürfte, weil dessen Handbruch reichlich Zeit bis zur vollständigen Heilung benötigt. Besonders erfreulich beim Auftaktrennen der Umstand, dass zumindest in Asien nebst Yamaha auch Honda offensichtlich wieder konkurrenzfähig ist.

Wie es weitergeht – zunächst Argentinien, dann Texas

Der mit 22 vorgesehenen Stationen vollste Kalender in der MotoGP Geschichte hat mindestens einen Schönheitsfehler. Nach 2024 dem Ausfall der Grand Prix von Kasachstan und Indien versprach Dorna Boss Carmelo Ezpeleta noch, es werde im Folgejahr eine Austragung geben. Bei Veröffentlichung des Kalenders für diese Saison suchte man vergeblich nach einer Erklärung, weshalb diese beiden plötzlich fehlten. Dies war nach zahlreichen Pleiten und Pannen seitens FIM und Dorna bei ihren Saisonplanungen der letzten Jahrzehnte für Insider allerdings wenig überraschend. Viele europäische Fans freuen sich dafür umso mehr über die Rückkehr von Brünn und den Neuversuch mit Ungarn am Balaton See, sofern es dann wirklich klappen sollte. Im Vorjahr fiel für die WorldSBK die eigentlich für August geplante Runde auf dem Balaton Park Circuit jedenfalls kurzfristig aus, was kein gutes Omen für denselben Zeitraum 2025 in der MotoGP sein dürfte. Bevor Katar mit diesmal ausnahmsweise der vierten Runde statt dem Saisonauftakt an der Reihe ist, stehen die beiden Amerika-Rennen von Termas de Rio Hondo und dem Circuit of the Americas bevor. Letzteres käme für uns unmöglich infrage, seit dort wieder ein Mann als Präsident gewählt wurde, der die Wörter Anstand und Respekt nicht zu seinem Wortschatz zählt.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).