
Über MotoGP-Etikettenschwindel und die Kalex-Dominanz in der Moto2
Die geradezu erdrückende Dominanz von Kalex in der Moto2 führte indirekt zum Ausstieg von KTM aus der mittleren Klasse. Es war nicht einfach so, dass die Orangen mit einer Fehlkonstruktion in ihrem 3. Jahr in der Moto2 an den Start gingen. Viel eher hatten sie sich zu fest auf die MotoGP konzentriert. Am fehlenden Erfolg in der Saison 2019 änderte dies nicht und mitten im Jahr kam die Hiobsbotschaft vom freiwilligen Weggang von Johann Zarco. Ausgerechnet beim Heim-GP der Österreicher in Spielberg kam gleich noch der zweite sportliche Tiefschlag. Die Ironie des Schicksals folgte auf dem Fuß und Brad Binder gewann ausgerechnet nach der Ankündigung zum Moto2-Ausstieg von KTM zum Saisonende seinen ersten Grand Prix! Am Ende verpasste der Südafrikaner den Titel nur um wenige Punkte.

Ready to retire anstatt ready to race
Der Slogan von KTM auf deren Leiberln, wie diese in der Alpenrepublik genannt werden, war auf einen Schlag nichts mehr wert. Das war nicht mehr „ready to race“, sondern eher „ready to retire“, was hier praktiziert wurde. Vor dem Einstieg in die mittlere Klasse lobte sich KTM Chef Pierer in der Öffentlichkeit noch selbst, wie genial sein Konzept sei. Sich knapp 3 Jahre später still und leise wieder zu verabschieden, war vor diesem Hintergrund ein Armutszeugnis. Die Erfolge von KTM im Jahr 2020 wurden von kritischen Beobachtern eher dem Testvorsprung der Orangen zuzuschreiben, was die MotoGP betrifft. Und in der Moto2 klafft nun eine Lücke, die zur Besorgnis anregt.

Die Etikettenschwindel in der MotoGP sind verwirrend
Dass mit Gresini Aprilia ein getarntes Werksteam aus Noale in der MotoGP mit am Start ist, wirkt alleine schon verwirrend. Viel krasser wird es jedoch, wenn man bedenkt, wie es in der Moto3 zugeht. Hier erzählen dauernd alle Kommentatoren von 4 Fabrikaten, welche angeblich um die Wette fahren. Aber in Wahrheit sind es immer noch zwei. Seit 2020 fährt eine als Husqvarna umgetaufte und umlackierte KTM mit und ein Jahr danach passierte mit GasGas dasselbe Spiel. Auch hierbei handelt es sich um ein umgetauftes Motorrad aus Österreich. Weil die zu deren Konzern gehörenden Tochtermarken mehr Popularität erhalten sollen, werden Öffentlichkeit und die Zuschauer ein wenig an der Nase herumgeführt.

Auch in der Moto2 verstörende Tendenzen
Neuerdings fährt die Speed Up als Boscoscuro, kein normaler Beobachter kennt sich mehr wirklich aus, was dies nun plötzlich soll. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, weil KTM treibt es seit 2020 noch bunter. Die Österreicher treten seit dem Vorjahr nämlich munter als Red Bull KTM Ajo Team in der Moto2 an. Doch das KTM im Teamnamen ist ein reiner Etikettenschwindel, weil es eins zu eins eine Kalex ist, wie bei den meisten Konkurrenten. Ob Speed Up oder Boscoscuro der einzig verbliebene halbwegs ernsthafte Konkurrent heisst, ist dabei völlig nebensächlich. Mit Forward MV ist dazu noch ein Mitbewerber am Start, der nach 2 Runden null Punkte hat. Niemand wird behaupten, es liege dabei am Fahrer in der Person von beispielsweise Lorenzo Baldassari mit bisher 5 Moto2 Grand Prix Siegen. Gegen die übermächtige Dominanz von Kalex etwas zu unternehmen, scheint die Dorna kein bisschen interessiert zu sein. Somit geht der Einheitsbrei munter weiter und die kleinen Hersteller werden wohl bald verschwinden, schade für den Sport und Wettbewerb!

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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