Rückblick auf den Moto3 Grand Prix von Frankreich in Le Mans

Bereits vor dem Start war klar, dass es kein Rennen geben würde, wie wir es in den 4 Runden davor erlebt hatten. Weil in Le Mans keine wirklich lange Gerade existiert, kommt es dort nicht zu Windschatten-Schlachten, wie vor allem in Losail und Portimão andauernd erlebt. Deshalb hatten wir bereits im Vorfeld angekündigt, dass es auf dem Circuit Bugatti durchaus zu einer Flucht einiger Fahrer kommen könnte. Bei den extrem rutschigen Verhältnissen war auch zu erwarten, dass sich einzelne im Kiesbett wiederfinden würden. Ab der zweiten Runde traf dies auch ein und den Anfang machte Niccolò Antonelli, gefolgt von Tatsuki Suzuki, Jeremy Alcoba, WM-Leader Pedro Acosta und Jaume Masia. Während Letzterer und der Japaner damit sofort aus dem Rennen war, sollte der Italiener noch an die Box fahren, um dort aufzugeben.

Ryusei Yamanaka vor Jason Dupasquier (beide CarXpert PruestelGP KTM) und Max Kofler (CIP Green Power KTM) – ganz hinten links sieht man bereits Pedro Acosta im Anflug, der ein schlicht unglaubliches Rennen zeigte und eine wahre Demonstration seines Könnens ablieferte.

Die Sehenswerte Aufholjagd des Rookies
Von Startposition 21 ins Rennen gegangen, lag der 16-jährige Acosta nach einer Runde bereits auf P10. Einen Umgang später war er bereits sechster, bevor er wenig später am Boden lag. Als viertletzter wieder auf der Strecke beeindruckte der Rookie mit seiner Jagd von Position 21, die genau seinem Startplatz entsprach, bis auf Rang acht. Dabei fragten wir uns, wie es Fahrern dabei gehen musste, an welchen er förmlich vorbeiflog. Beispielsweise Max Kofler, der in der neunten Runde noch auf Position10 unterwegs gewesen war. Kurz danach hatte der Österreich bereits seinen KTM Markenkollegen im Genick und innert einer Runde war ihm dieser dann bereits um über 1,5 Sekunden enteilt. Im Ziel trennten die beiden über 23 Sekunden. Was dies bedeutet, kann man in Zahlen gut ausdrücken, weil Pedro Acosta damit ab Halbzeit pro Runde über 2 Sekunden schneller gefahren sein musste, als der junge Mann aus der Alpenrepublik. Während Kofler frei angreifen konnte und trotzdem am Ende die Punkteränge verpasste, ging es beim Spanier jedoch um die WM, einfach unglaublich!

Filip Salac (Rivacold Snipers Team Honda) fuhr ein sensationell starkes Rennen und dürfte in seinem Heimatland Tschechien den Fans damit eine riesige Freude bereitet haben, nachdem sie ihr Traditions-Rennen in Brünn auf diese Saison wohl für immer verloren haben. Zum Glück fand die WorldSBK trotzdem den Weg nach Tschechien zurück und fährt im August das erste Mal in Brüx (Most).

Die weiteren Gewinner

Natürlich müsste man zuerst Sieger Garcia, den zweiten Salac und Rossi auf P3 erwähnen, aber die Sensation des Rennens lieferte Acosta. Deshalb soll die Leistung der drei trotzdem nicht unterbewertet werden. Bei schwierigsten Bedingungen einen John McPhee als einen der besten bei solchen Verhältnissen hinter sich zu lassen, nötigt Respekt ab. Nebst den drei jungen Männern und dem Schotten gehörten eigentlich sämtliche Fahrer in den Punkterängen zu den Gewinnern. Bei solchen Bedingungen keinen schwerwiegenden Fehler zu begehen, war eine extrem schwierige Aufgabe für jeden Fahrer. Auch Polesetter Andrea Migno sollte sich deshalb nach Platz 11 nicht grämen, liegt er doch immerhin nur 2 Punkte hinter dem zweiten Zwischenrang in der Weltmeisterschaft.

Gabriel Rodrigo (Indonesian Racing Gresini Moto3 Honda) vor einem ganzen Pulk von Fahrern, hinter ihm mit der Nummer 17 John McPhee (Petronas Sprinta Racing Honda), der es endlich einmal mit Platz 4 zum ersten Mal ins Ziel schaffte in dieser Saison.

Die vielen Verlierer der fünften WM-Runde

Niccolò Antonelli, Darryn Binder und Jaume Masia haben zwar im Rennen gepatzt, aber in der Weltmeisterschaft bis auf Pedro Acosta auf die restlichen im Zwischenklassement vor ihnen liegenden Fahrer damit kaum den Anschluss verloren. Für Piloten wie Dennis Foggia und Gabriel Rodrigo war es hingegen wesentlich ärgerlicher, was ihren Ausfall im Zusammenhang mit ihrer Situation in der WM betrifft. Sowohl der Italiener wie auch der Argentinier hatten vor ihrem zweiten Nuller in Folge die Chance gehabt, den Anschluss an die ersten Verfolger des WM-Leaders herzustellen. Damit wurde nun nichts und in Mugello gilt es deshalb, keinen weiteren Fehler mehr zu begehen. Sehr bedrohlich sieht es mittlerweile für Max Kofler aus. Der Österreich ist nur noch eine Position davon entfernt, die rote Laterne zu übernehmen und er muss wohl bald auf Schützenhilfe von KTM hoffen, um überhaupt noch in der Moto3 WM verbleiben zu können.

Sergio Garcia fuhr auf der auf GasGas umgetauften und umlackierten KTM schlicht am besten von allen und der junge Spanier hat sich die Lorbeeren damit reichlich verdient. Als WM-Zweiter ist er seit dem Frankreich GP nun erster Verfolger des Landsmanns an der Tabellenspitze.

Das Moto3 Rennen zum Grand Prix von Frankreich in Zahlen

Das Siegerpodest mit von links Filip Salac (Rivacold Snipers Team Honda, P2), Sieger Sergio Garcia (Gaviota GASGAS Aspar Team, auf der KTM-GasGas) und dem drittplatzierten Riccardo Rossi (BOE Owlride KTM).

Der Stand in der Weltmeisterschaft mit einem einsam führenden Rookie

Mit über doppelt so vielen Punkten wie sein nächster Verfolger Sergio Garcia liegt Pedro Acosta einsam an der Spitze. Nach 5 Runden zweimal ausfallen zu können und dabei die Führung im Zwischenklassement nicht zu verlieren, das sagt schon eine ganze Menge über die Dominanz des erst 16-jährigen Rookies. Man darf gespannt sein, wie er sich in der Moto2 machen wird und es gilt bereits als kein Geheimnis mehr, dass er den in die MotoGP wechselnden Remy Gardner auf die Saison 2021 im Red Bull Ajo Kalex Team ersetzen wird. Nebst dem WM-Leader haben es nur Romano Fenati, Jason Dupasquier und Ryusei Yamanaka jedesmal in die Punkteränge geschafft.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).