Marc Marquez (Repsol Honda) auf allen Vieren im Kiesbett von Kurve 7 – einer Linkskurve, seiner damit „stärkeren“ Seite. Er gab am Vorabend zu Protokoll, dass er mit seinem Team die Strategie geändert hätte und deshalb seinen rechten Arm am ersten Tag damit mehr schonen wolle. Aber wie diese Aufnahme zeigt, ging diese Taktik gehörig schief und im FP3 stürzte er heftig.

Fazit nach dem zweiten Tag der MotoGP in Jerez

Während erneut gefühlt mehr als die Hälfte der Kameras jeweils bei Marc Marquez und seiner Box verweilten, konzentrieren wir uns zuerst auf die sportlichen Highlights des zweiten Tages in Andalusien. Hierzu gibt es einen Mann zu erwähnen, der als WM-Leader in Jerez anreiste und dem offenbar alles nach Wunsch läuft. Fabio Quartararo war an den ersten beiden Tagen der Fahrer, welcher in der Königsklasse am meisten zu überzeugen vermochte. Dazu sein Yamaha Markenkollege Franco Morbidelli, der sich nach dem FP3 schon sicher im Q2 glaubte, am Ende aber doch noch über das Q1 musste. Die wenigen Zentimeter, um welche er sich zum „Track-Limit-Sünder“ machte, sind aus sportlicher Sicht absolut lächerlich. Eine ideale Plattform für Reglements-Päpste, um dabei auf sich aufmerksam zu machen, wie es viele Kritiker der FIM-Kommissare zumindest sehen.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) – für die meisten Beobachter der Kronfavorit für das Rennen. Der Doppelsieger des Vorjahres befindet sich in einer absolut beneidenswerten Form und beging in dieser Saison bisher noch keinen schwerwiegenden Fehler.

Morbidos Meisterstück und das Miller Comeback – dazu viele Überraschungen
Wie locker der Italiener im Q1 Bestzeit fuhr und danach auch im zweiten Qualifying nur von Quartararo geschlagen wurde, beeindruckte sehr. Jack Miller hingegen war nur dank Morbidos Zentimeter-Entscheidung überhaupt direkt ins Q2 gerutscht. Hier vermochte der Australier jedoch vollauf zu überzeugen und fuhr sich hinter den beiden besten Yamahas in Reihe eins. Francesco Bagnaia als schnellster im FP2 schaffte es in buchstäblich letzter Minute noch in die zweite Reihe, wo er am Sonntag neben Takaaki Nakagami und Johann Zarco ins Rennen gehen wird. Maverick Viñales nur in Startreihe 3 war wie P5 des Japaners auf der Honda eine der Überraschungen, womit nur wenige zuvor gerechnet hatten. Neben dem Katalanen stehen mit Aleix Espargaró und Alex Rins zwei weitere Fahrer aus der spanisch autonomen Gemeinschaft, welche die bedeutendste Region des Motorsports in deren Land ist. Auch Weltmeister Joan Mir stammt von dort, startet aber neben Binder auf der besten KTM nur aus Reihe 4.

Franco Morbidelli (Petronas Yamaha SRT) – den Italiener muss man trotz desolatem Saisonstart in Losail seit dem Portugal Grand Prix definitiv mit auf der Rechnung haben, wenn es um Spitzenplätze geht. Eine wahrhaft coole Socke, was seine Leistung am Samstag betrifft.

Die Ereignisse am Samstagmorgen

Der Rückblick auf den zweiten Tag der MotoGP in Jerez de la Frontera zeigt zumindest, dass Marc Marquez definitiv kein Übermensch ist. Angeblich sei er auf Antibiotika, was viele Beobachter verständlicherweise sehr verwunderte. So oder so war der Samstag auf dem Circuito de Jerez nicht sein Tag. Der Repsol Honda Pilot hatte laut eigener Aussage seinen Arm tags zuvor geschont, um danach im FP3 anzugreifen. Dieser Versuch ging schief und er landete zur Untersuchung im Spital. Zwar kam der Katalane zum FP4 wieder zurück, aber mehr als Platz 14 lag am Ende nicht drin. Dabei hatte er sogar noch Glück, dass Oliveiras beste Runde gestrichen wurde. Interessant war auch, dass die beiden Repsol Honda Werksfahrer vom Kundenteam Piloten Nakagami deutlich in den Schatten gestellt wurden. Auch Testfahrer Bradl war schneller, aber er hatte zuvor in Jerez viele Testkilometer, was ihn gegenüber allen Honda Fahrern deutlich bevorteilte.

Marc Marquez neben seiner zerstörten Repsol Honda im Kiesbett – ein schwarzer Samstag für den Weltmeister von 2019 und wer ihn nun noch zu den Mitfavoriten auf Titel zählt, läuft damit Gefahr, sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen.

Die Suzukis – können sie in Jerez wieder zu Spielverderbern werden?

Im Vorjahr waren Alex Rins und Joan Mir meist die stärksten Fahrer in der zweiten Halbzeit. Ob sie jedoch auf dem Circuito de Jerez wirklich ganz vorne mitspielen können, ist derzeit noch nicht sicher. Mit ihrer Startposition werden sie zu Beginn des Rennens keine leichte Situation vorfinden. Bis zur ersten Kurve könnte es gar sein, dass sie noch Plätze verlieren, weil Binder mit der KTM offenbar über ein sehr gutes Start-Device verfügt. Insofern wird man erst nach der ersten Runde sehen, wer sich auf welchem Platz sortiert hat. Ab dann wird sich auch früh zeigen, ob mit Marc Marquez trotz seines Sturzes im Rennen zu rechnen ist, oder er sich diesmal wie in Portugal erneut mit einer hinteren Platzierung zufriedengeben muss. Ähnliches gilt für Valentino Rossi, der im Vorjahr noch hervorragend abgeschnitten hatte. Die erste Kurve dürfte nach dem Start auf jeden Fall zu einer Schlüsselstelle werden, was das weitere Geschehen der Grand Prix von Spanien betrifft.

Alex Rins (Suzuki Ecstar) – wäre er in Portugal auf der Jagd des führenden Fabio Quartararo nicht gestürzt, man hätte ihn ohne Hemmungen als Mitfavoriten auf das Podium genannt. Aber erst muss er diesmal die Zielflagge sehen, sonst sieht es auch im WM-Zwischenklassement plötzlich schlecht aus für den sympathischen Spanier.

Das Jerez Qualifying in Zahlen

Der WM-Stand in allen Klassen vor der 4. Runde in Jerez de la Frontera

Von links nach rechts der WM-Stand der MotoGP, Moto2 und Moto3 mit einigen Namen, welche man vor Saisonbeginn nicht so weit vorne erwartet hätte, dafür vermeintliche Favoriten sehr weit hinten.

Zeitplan und TV-Programm Grand Prix von Jerez

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).