
Das Qualifying der MotoGP – Sensationelle Überraschungen zuhauf
Der Freitag in Le Mans war in vielerlei Hinsicht eine komplett neue Welt. Viele Fahrer wie Pol Espargaró, Petrux und die Rookies fuhren am Morgen zum ersten Mal mit den für sie noch reichlich neuen Bikes auf nasser Strecke. Weil es die Verhältnisse ganz kurz zugelassen hatten, riskierte Jack Miller einen Versuch mit Slick-Reifen und für einen kurzen Moment passte dies auch. Wenig später setzte wieder Regen ein, aber der Australier hatte davor eine Zeit geschafft, welche um über 2 Sekunden unter der des drittplatzierten Joan Mir lag. Danach war es am Nachmittag aber trocken und es waren die beiden Franzosen, welche das Tempo im FP2 diktiert hatten. Diese gehörten auch am Samstag zu den Hauptdarstellern, aber bereits davor setzte es faustdicke Überraschungen ab.

Die beiden Sensationsmänner des Q1
Ob Experte, Teammitglied oder schlichter Fan, wohl kaum jemand hätte auf Lorenzo Savadori und Luca Marini getippt, als es ins Q1 ging. Mit WM-Leader Pecco Bagnaia, Aleix Espargaró, Vorjahres-Sieger Petrux und den beiden Suzuki Piloten gab es ausreichend viele andern Favoriten für den Einzug ins zweite Qualifying. Doch am Ende setzten sich der Aprilia Pilot und Valentino Rossis Halbbruder Luca zum Erstaunen sämtlicher Beobachter im Q1 durch. Aleix und die beiden Suzuki Asse Mir und Rins waren die Geschlagenen, genauso wie der WM-Leader und der Vorjahres-Sieger. Nun waren alle gespannt auf das Q2 mit überraschenderweise drei Hondas und Valentino Rossi als erneut nur viertbester Yamaha Pilot.

Spannung ohne Ende im zweiten Qualifying
Um es vorweg zu nehmen, von einem angeblichen Handicap von Marc Marquez war nie etwas zu sehen. Im Gegenteil war er es, der kurz vor Ende des Q2 zusammen mit seinem Teamkollegen Pol Espargaró und Honda Markenkamerad Takaaki Nakagami für die Sensation sorgte. Weil kurz danach wieder nicht zum ersten Mal Regen einsetzte an diesem Tag, dachten schon fast alle Beobachter, der Käse sei gebissen. Aber weit gefehlt, trotz schwierigster Bedingungen war plötzlich Johann Zarco danach laut Zeitmonitor auf Rot unterwegs und verpasste die Bestzeit nur aufgrund eines heftigen Rutschers kurz vor der Ziellinie. Trotzdem schaffte der tapfere Franzose am Ende noch die fünftbeste Zeit, vor sämtlichen Hondas. Genauso sein Ducati Markenkollege Jack Miller, der hinter Quartararo und Viñales in die erste Startreihe fuhr. Mit Marquez und Zarco aus Reihe zwei wird am Sonntag Franco Morbidelli auf der drittbesten Yamaha ins Rennen gehen. Reihe drei bilden Nakagami, Pol Espargaró und Altmeister Valentino Rossi, während Oliveira nur zehnter wurde.

In Lauerposition Suzuki – die großen Verlierer erneut KTM
Trotz nur der fünften Reihe haben wir im Vorjahr gelernt, die beiden Suzuki Piloten nicht zu früh abzuschreiben. Joan Mir und Alex Rins liegen damit in Lauerposition und müssen auf einen perfekten Start hoffen. Die aktuell beste KTM in der WM gehört zu Brad Binder, aber dieser wurde am Samstagnachmittag nur zweitletzter. Von Startplatz 10 ist sein Teamkollege Oliveira noch am besten dran, während Petrux und Lecuona mit Startreihe 5 zusammen mit WM-Leader Bagnaia vorlieb nehmen müssen. Für ein spannendes Rennen ist am Sonntag mit jeglicher Garantie gesorgt, die Liste der Podiums-Anwärter ist extrem lang und reicht bis mindestens in Reihe 5 oder gar 6. Viel wird dabei von den Verhältnissen abhängen, was das Wetter betrifft und ein guter Start dürfte zudem sehr wichtig sein. Ob das Start-Device von Ducati auch in Le Mans einen Vorteil bringt, wird sich erst nach dem Start in der ersten Schikane zeigen.

Überraschung im Moto2 Qualifying – Lowes nur auf P10
Dass Marcel Schrötter nur fünftletzter im Q2 wurde und Tom Lüthi es gar nicht erst über das Q1 hinaus schaffte, war weniger überraschend. Dagegen war Startreihe eins von Joe Roberts zusammen mit Raul Fernandez und Marco Bezzecchi so nicht zu erwarten gewesen. Der US-Boy musste davor über das Q1, war womöglich in diesem Fall sogar ein Vorteil war, da er die schwierigen Verhältnisse bereits kannte. Mit Sam Lowes auf Platz 10 hatte beim Routinier und WM-Mitfavoriten aber eher weniger gerechnet werden können. Genauso sein womöglich härtester Herausforderer Remy Gardner war weiter vorne erwartet worden, wobei der Australier mit Startplatz 7 direkt vor dem Engländer ins Rennen gehend, noch glimpflich davonkam. Viel dürfte in der mittleren Klasse genauso wie in der MotoGP von einem guten Start abhängen.

Die erste Sensation des Tages – der WM-Leader bleibt im Q1 hängen
In der Moto3 ist ein guter Start oder sogar eine Poleposition im Gegensatz zu den größeren Klassen am wenigsten wert. Trotzdem ist mit in Le Mans mangels langer Geraden die erste WM-Runde an der Reihe, bei welcher ein Fahrer gute Chancen hat, vorne wegfahren zu können. Mit Pedro Acosta sorgte ein erst 16-jähriger Rookie in der Moto3 für die erste Sensation des Tages. Der WM-Leader blieb überraschend im ersten Qualifying hängen, nachdem er bereits am Vortag bei den schwierigen Verhältnissen auf dem Circuit Bugatti Mühe gezeigt hatte. Startreihe 7 ist keine für ihn erfreuliche Ausgangslage, auch wenn dies in der Moto3 mit am wenigsten bedeutet. Trotzdem darf man gespannt sein, ob er es im Lauf des Rennens nach vorne schafft. Genauso Darryn Binder, der zusammen mit Dennis Foggia und Jeremy Alcoba nur eine Startreihe vor dem jungen Spanier ins Rennen gehen wird.

Die Startaufstellungen aller Kategorien für am Sonntag auf einen Blick

Der WM-Stand in allen Klassen vor der 5. Runde in Le Mans

Zeitplan des Grand Prix von Le Mans

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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