Loris Cresson im Januar 2021 in Jerez de la Frontera, als er mit seinem Team vergeblich in Andalusien angereist war. Der junge Franzose gehört zu den vielen Unbekannten, bevor die neue Saison gestartet wird und ist bezüglich seiner Leistungsfähigkeit davor nur schwer einzuschätzen.

Die vielen Unbekannten – von Gil Yamaha & MIE Honda bis ORELAC Racing

Nachdem Lucas Mahias nun endlich seine neue Kawasaki ZX-10RR des Jahrgangs 2021 erhalten hat, kann er in Misano noch einige Runden drehen, bevor es wenige Tage später im Motorland Aragon in die erste Runde geht. Mit dieser miserablen Vorbereitung steht der Franzose am 21. Mai in Alcaniz jedoch nicht allein da, wenn es zum ersten Mal auf die Strecke geht. Auch Leandro Mercado vom MIE Honda Team war wie der Franzose mit der Honda CBR-1000RR-R noch nie dort. Genauso fehlten bei den Tests auch Loris Cresson und Samuele Cavalieri vom Pedercini Racing Team. Von den sogenannten Underdogs waren einzig Axel Bassani (Motocorsa Racing Ducati), Isaac Viñales (Orelac Racing Verdnatura) und Chris Ponsson (Gil Motorsport Yamaha) in den letzten Wochen in Aragon mit dabei gewesen.

Axel Bassani (Motocorsa Racing Ducati) auf dem Circuito de Navarra bei den Ducati Testfahrten anfangs Mai – hinter Jonas Folger war der junge Italiener „best of the rest“ bei den Aragon Tests und gilt als einer der vielversprechenderen Rookies für diese Saison. Lucas Mahias ist wie der Deutsche kein richtiger Rookie, da er bereits 2016 in der WSBK dabei war und Folger 2020 zwei Wildcard Einsätze hatte.

Wer gehört in der Saison 2021 zu „best of the rest“?

Zuerst wäre eigentlich Lucas Mahias hierbei an der Reihe, als amtierender WorldSSP 600 Vizeweltmeister. Aber bei ihm sieht es aus, als hätte sein Teamchef Puccetti eine prunkvolle Hospitality für wichtiger gehalten, als eine seriöse Vorbereitung auf die neue Saison. Hinter vorgehaltener Hand hörte man im Paddock dazu durchaus kritische Stimmen. Ähnlich wie bei BMW Privatfahrer Eugene Laverty hat der schnelle Franzose kaum Fahrpraxis auf seinem neuen Bike, bevor es ins erste Rennen geht. Nach Aragon sind innert 3 Wochen weitere zwei Rennen und dieser Umstand macht es für diese beiden genauso wie Cresson und Mercado zur Herkulesaufgabe, sich gleich auf Anhieb zu etablieren.

Leandro Mercado als Orelac Kawasaki Fahrer von uns 2019 im Paddock fotografiert – der Argentinier hatte alles andere als eine optimale Saisonvorbereitung und im Vorjahr durch den Abschuss von Tom Sykes in Aragon auch noch Verletzungspech im Jahr danach. Trotzdem hat er fahrerisch unbestritten das Zeug dazu, um permanent in die Punkteränge fahren zu können.

Fragezeichen auch bei MIE Honda – aber es gibt einige Punkteanwärter
Das einzige Privatteam mit der Honda CBR-1000RR-R Fireblade SP war mit seinem bisher einzig als fix genannten Fahrer nur selten auf der Rennstrecke zu sehen. Dem Argentinier nützt die modernen LED-Boxenwände von MIE Honda jedenfalls rein gar nichts, wenn es um die letzten Sekundenbruchteile geht. Ausgerechnet in Corona-Zeiten werden es wohl wenige Besucher bewundern können, was genauso für die Puccetti-Hospitality gilt. Trotzdem gehört Leandro Mercado zusammen mit Bassani, Mahias und Viñales zu den aussichtsreichen Anwärtern für die Punkteränge. Dagegen dürften Ponsson, Cavalieri und Cresson auf Ausfälle hoffen müssen, um es in die Top 15 zu schaffen. Die Aussenseiter der WorldSBK vor Saisonbeginn 2021 stehen damit zumindest vorläufig so gut wie fest.

WorldSSP Start im April 2019 von uns in Assen am Sonntag fotografiert mit von vorne Thomas Gradinger (Kallio Yamaha) Lucas Mahias (Puccetti Kawasaki) und Corentin Perolari (GMT Yamaha). Während der Österreicher auf einer Yamaha diese Saison bei den 600-ern ein Comeback feiert, tritt der Franzose in Bildmitte denkbar schlecht vorbereitet in der WSBK an.

Wieso Rabat statt Redding vor Aragon MotoGP in Le Mans fährt

Manche fragten sich vielleicht, weshalb Tito Rabat von Pramac Ducati nebst Jerez auch in Le Mans anstelle des verletzten Jorge Martin in der MotoGP für den GP von Frankrreich eingesetzt wird. Die Antwort darauf ist denkbar einfach, sieht man sich die vergangenen Jahre der WorldSBK genau an. Bis auf Chaz Davies, Alvaro Bautista und Jonathan Reas eigenen Teamkollegen waren seit 2015 keine ernsthaften Herausforderer im Kampf um den Titel in Sicht. Mit Scott Redding wurde es im Vorjahr so knapp wie schon lange nicht mehr. Die Titelentscheidung fiel erst in der Finalrunde einer allerdings stark verkürzten Saison. Den schnellen Engländer kurz vor Saisonstart als MotoGP Ersatz für Pramac Ducati einzusetzen, würde ein zu hohes Risiko für Ducati bedeuten. Um in der MotoGP vorne mitzufahren braucht es 100 Prozent Risiko und dabei ist die Verletzungsgefahr schlicht zu groß. Deshalb entschied sich Ducati für den Spanier, der die MotoGP Ducati zudem im Vorjahr noch gefahren war, wenn auch das ältere Modell.

Tito Rabat (Barni Racing Ducati) -der „Marathon Man“ fährt nur eine Woche vor Saisonstart ein weiteres MotoGP Rennen anstelle des verletzten Jorge Martin für Pramac Ducati. Als sehr erfahrener Pilot gilt er beim prognostizierten Regen für den Grand Prix von Frankreich als genau der richtige Mann.

>Aragon Vorschau: siehe separaten Bericht auf dieser Seite.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).