Marc Marquez (Repsol Honda) – der 6-fache Weltmeister sollte dem Nachwuchs als Vorbild dienen, doch viele Anzeichen deuten darauf hin, dass ausgerechnet er exakt das umgekehrte tut. Als Katalane kann er sich offensichtlich im spanisch dominierten MotoGP Zirkus dazu Vergehen leisten, für welche manch anderer Fahrer umgehend hart bestraft wurde. So zumindest sehen es viele Fans und Beobachter der Szene.

Das seltsame Verhalten von Marc Marquez irritiert viele Beobachter

Wir erinnern uns noch gut an den Saisonauftakt mit dem Doppelrennen in Katar. Beim Qualifying der Moto3 kam es nicht zum ersten Mal zu völlig grotesken Szenen. Wie so oft in der Nachwuchsklasse wurde kurz vor Ablauf der Zeit im Qualifying getrödelt, was das Zeug hielt. Jeder Fahrer wusste zwar, dass dies absolut verboten, weil auch gefährlich ist. Aber wie viel zu häufig in der Vergangenheit bereits beobachtet, schien dies vielen der Jünglinge und jungen Männer egal zu sein. Die Konsequenz ihres Reglements-widrigen Tuns folgte nach dem Q2 auf dem Fuß. Es kam zu einer wahren Flut von Strafen und ein Drittel des Feldes startete am Sonntag zum zweiten Grand Prix des Jahres aus der Boxengasse. Das Problem für die FIM und den Sport war danach, dass sogar einer von Ihnen danach das Rennen gewann. Als erfolgreichster MotoGP Fahrer der zweiten Dekade unseres Jahrhunderts sollte Marc Marquez eigentlich ein Vorbild für den Nachwuchs sein. Aber sein Verhalten am Qualifying-Tag in Portugal irritierte viele Beobachter.

Ein völlig groteskes Bild vor dem Start zum zweiten Moto3 Rennen der Saison in Katar – links stehen 7 Fahrer, welche das Rennen aus der Boxengasse in Angriff nehmen mussten und einer davon gewann danach prompt trotzdem noch den Grand Prix. Dass solche Bestrafungen danach zu wenig abschrecken, liegt absolut auf der Hand.

Marc Marquez befremdet die Sportwelt mit mehrfach unsportlichem Verhalten
Es war früh klar, dass der Spanier irgendwann wieder zurückkehren würde. Allerdings wirkte das Versteckspiel während seine Kollegen und Gegner in Katar waren, im Nachhinein sehr befremdend. Heute scheint klar, dass er sich früh und sehr gezielt für das Comeback in Portimão entschieden und vorbereitet hatte. Die kurz vor dem Doppelrennen von Losail geäusserte Behauptung, er müsse das Ok seiner Ärzte abwarten, wirkt heute als geschickt eingefädeltes Ablenkungsmanöver. In Wahrheit hatte er sich jedoch offenbar mit Honda früh in Portugal vorbereitet, um bei seiner Rückkehr im Vergleich zur Konkurrenz möglichst gut dazustehen. Dass er an der Pressekonferenz am Donnerstagabend tiefstapelte, war absolut legitim. Aber offenbar war er auf der beinahe 200-tausend Euro teuren MotoGP Replica von Honda minutiös vorbereitet gewesen. Und prompt fuhr er im FP1 auf Anhieb in die Top 3. Am Nachmittag wurde er freitags sechster und am Samstag schaffte er es locker ins Q2. Irgendwie war dies bei ihm fast zu erwarten. Was sich dort jedoch abspielte, befremdete Fans, Konkurrenz und die Sportwelt.

Der amtierende Weltmeister Joan Mir vor seinem Suzuki Ecstar Teamkollegen Alex Rins – im Qualifying wurden sie nacheinander von „Marc the Stalker“ verfolgt. Bestraft wurde Marquez von der Rennleitung dafür jedoch nie, was weder die betroffenen Piloten noch zahlreiche Fans verstehen konnten.

Schauspieler, Simulant oder Rennfahrer – die Grenze dazwischen schien sehr schmal zu sein
Im ersten Qualifying verärgerte der Weltmeister von 2019 seinen Nachfolger, als er diesen nicht nur behinderte, sondern sichtlich und völlig absichtlich aus dem Konzept bringen wollte. Joan Mir war klarerweise einer der härtesten Konkurrenten um den Einzug ins Q2 und der Repsol Honda Fahrer hatte keine Hemmungen, sich dabei in voller Absicht reichlich unsportlich zu verhalten. Vor dem Hintergrund, dass in den kleineren Klassen die Fahrer für solch ein Verhalten sofort bestraft werden, trauten viele Beobachter ihren Augen kaum. Während Rins die Sache beim Interview danach mit Humor nahm, äusserte sich Mir verständlicherweise eher kritisch zum Verhalten des Bösewichts. Der absolute Hammer folgte dann jedoch im Q2, als sich Marquez wie ein Theaterspieler aufführte. Mit Verrenkungen seines rechten „Problem-Arms“ in der Box und seltsamen Bewegungen wirkte er wie ein Simulant, der möglichst um Mitleid heischt. Aber danach spielte er bei Rins nochmals den Stalker und hätte es trotz angeblichen Handicaps beinahe in die erste Startreihe geschafft.

Jack Miller (Ducati Lenovo) – der „Aussie“ ist eines der letzten Originale in der Königsklasse und auch aufgrund seiner Ehrlichkeit und Geradlinigkeit bei seinen Aussagen genauso wie Alex Rins und die beiden Franzosen einer der beliebtesten Interview-Partner der MotoGP.

Die seltsamen Äusserungen eines Rennfahrers vor dem Rennen

Kürzlich fasste es einer unserer Leser sehr treffend zusammen, was die Voraussetzungen für das Bestehen des Medical Check-Ups der MotoGP sind. Er schilderte die Kriterien der Renn-Ärzte zur Beurteilung der Tauglichkeit von Fahrern für das Rennen durchaus treffend. Im Prinzip reicht es, wenn ein Pilot auf seinem Bike sitzen kann und noch Herzschlag hat. In diesem Moment braucht er sich kaum zu fürchten, dass er von der „Medical Commission“ der MotoGP keine Erlaubnis für den Start erhält. Diese Erklärung half selbst uns zu verstehen, dass es Mediziner gibt, die einen Fahrer auf ein über 300 km/h schnelles Motorrad aufsteigen lassen, der wie Marquez am zweiten Jerez Wochenende 2020 vier Tage vor dem Qualifying am gebrochenen Oberarm operiert wurde. Das Resultat ist bekannt und nach diesem sinnlosen Versuch zur Teilnahme am Rennen gab der Katalane vorzeitig auf und war zu einer dreiviertel Jahre dauernden Zwangspause verurteilt. Am Samstag waren Aussagen von ihm zu hören und lesen, dass er skeptisch sei, die ganze Distanz im Rennen durchzustehen. Und was tun vor diesem Hintergrund die Renn-Ärzte? Nichts, genauso wie die Renndirektion, welche dem Spanier bisher fast jedes Vergehen durchgehen liessen, sei es auch noch so schlimm. Nicht wenige Stimmen bezeichnen dies als Schaden am Rennsport, welcher damit begangen wird.

Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) – der Polesetter für den Grand Prix von Portugal. Der junge Franzose ist wie sein Landsmann Johann Zarco ein absoluter Sympathieträger und auch deshalb bei den Fans sehr beliebt, weil er nie fragwürdige Spielchen mit seinen Gegnern treibt. Dazu ist er seit seiner Rookie-Saison 2019 einer der absolut schnellsten Fahrer der MotoGP.

Der Zeitplan für das Wochenende zum Grand Prix von Portugal

Leider wird im deutschsprachigen Raum weiterhin nichts mehr vom Freitag und bis Samstagmittag live am TV übertragen. Für die Fans der MotoGP ein nur schwer zu verdauender Brocken. Unzählige Leser schrieben uns besonders seit der Corona-Pandemie von ihrem Ärgernis. Viele von ihnen haben teils gar nicht die Chance, sich als Alternative auf ein vernünftiges Streaming per Abonnement abzustützen. Infolge Home-Office in vielen deutschsprachigen Regionen ist bei manchen Fans dadurch die Qualität derart schlecht, dass sich ein Abo für sie gar nicht erst lohnt. Zudem gelten die Angebote als recht teuer. Servus TV zeigt offenbar weiterhin nur beim Heimrennen Interesse, sämtliche Action live am Fernsehen zu übertragen. Dass viele Fans dies nicht verstehen und entsprechend verärgert sind, ist durchaus nachvollziehbar.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).