
Peinlicher Statistik-Betrug schadet früheren WSBK Ikonen
Über die vermeintlichen Rekordzahlen aktueller WSBK Piloten wie Alvaro Bautista (Ducati) oder Yamahas Aushängeschild (von 2020 bis 2023) Toprak Razgatlioglu wurde in letzter Zeit viel Unsinn behauptet. Man verglich dafür seitens diverser Journalisten völlig absichtlich quasi Äpfel mit Birnen. Vor allem machen alle dabei generell den Fehler, Siege im Sprintrennen wie vollwertige Laufsiege zu zählen, was natürlich völlig unsinnig ist und auch in der MotoGP so niemandem einfallen würde. Dies aus dem einfachen Grund, weil Rennen über die volle Distanz als Grand Prix Siege bezeichnet werden und man dies nicht mit dem seit 2023 auch dort eingeführten Sprint Race vermischen darf. Eigentlich absolut logisch, weil sowohl dort wie auch in der WorldSBK nur die ersten 9 der Rangliste Punkte erhalten, statt 15 wie über die volle Distanz. Zudem gibt es für den Sieger im Tissot Sprintrennen nur 12 Punkte, anstelle 25 für echte Laufsiege. Damit ist klar, dass Sprintrace Erfolge statistisch höchstens halb oder gar nicht gezählt werden dürften. Ganz wichtig zudem auch: Vergleicht man heute mit früher, als es noch keine Sprintrennen gab, wird es unfair. Genau dies ist sogar der Dorna, wie auch unzähligen Schreiberlingen jedoch vollkommen egal.

Mangelnder Respekt gegenüber der Leistung von Helden früherer Jahre
Wenn man heutige Piloten wie Alvaro Bautista mit früheren Ikonen der WorldSBK vergleicht, sollte man dabei besonders vorsichtig sein. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Einer davon ist die Tatsache, dass der spanische Winzling in der Superbike WM in seinen beiden Jahren für das Honda Werksteam so gut wie erfolglos war. Mit nur zwei dritten Podestplätzen und den WM Rängen 9 und 10 steht der Spanier im Vergleich zu Johnny Rea und Carl Fogarty in deren Zeit für Honda definitiv wie ein Zwerg da. Zudem musste der kleine Mann aus Talavera de la Reina (südwestlich von Spaniens Hauptstadt Madrid) für die meisten seiner Siege auf der Ducati Panigale V4R kaum Risiken eingehen und dafür kämpfen. Er konnte sich auf die krasse Überlegenheit in Beschleunigung und einen gegenüber der Konkurrenz um rund 15 bis 25 km/h höheren Topspeed verlassen. „King“ Carl Fogarty gewann auf Honda 1996 immerhin 4 Rennen, als amtierender Weltmeister, der im Vorjahr 13 von 24 Läufen für Ducati gewonnen hatte. In seinem Jahr für das japanische Werk gab es 6 verschiedene Laufsieger und 5 davon gewannen zumindest zwei Rennen. Foggy hatte genau wie ein Colin Edwards oder Noriyuki „Nitro Nori“ Haga als Pilot ein Charisma, von welchem ein Bautista und viele heutigen MotoGP Spitzenfahrer nur träumen können. Nicht nur deshalb plädieren wir für mehr Fairness beim Vergleich heutiger Leistungen mit denen von Fahrern aus den goldenen Jahren der WorldSBK.

Niedere Beweggründe als Ursache für Tatsachenverdrehungen
Weil die Mehrheit der Journalisten von Sensationsgier und Schlagzeilen-Wahn getrieben sind, nehmen die meisten davon es mit der Wahrheit selten genau. So entstehen natürlich viele Lügen und Halbwahrheiten, was leider auch den Motorsport in Mitleidenschaft zieht. Erst kürzlich wurde beispielsweise behauptet, der einzige MotoGP Rookie Augusto Fernandez verliere im Tech 3 Team seinen Fixplatz auf einer KTM, die als „GasGas“ in der Königsklasse eingesetzt wird. Wenig später wurde klar, dass dies eine Falschmeldung war und Pol Espargaró von den Orangen aus Österreich vom Stamm- zum Ersatzfahrer für kommendes Jahr degradiert wurde. In der Regel sorgen niedere Beweggründe bei Journalisten für Tatsachenverdrehungen, siehe auch die Sensationspresse und der sogenannte Boulevard-Journalismus. Mancher Schreiberling würde für eine wirkungsvolle Schlagzeile seine Mutter oder Großmutter verkaufen. Deshalb tut es derartigen Leuten auch nicht weh, die Leistungen früherer Sportgrößen rücksichtslos in den Dreck zu ziehen oder zumindest als überholt abzustempeln. Aber sie können an der Tatsache nichts ändern, dass heutige Spitzenpiloten im Vergleich zu früheren Charakterköpfen des Rennsports wie brave Klosterschüler wirken.

Korrektes Verhalten und ehrliche Darstellung tut Not
Alvaro Bautista ist ein sehr guter Fahrer, daran zweifelt hoffentlich niemand. Aber wenn er wie beim letzten Rennen von Portimão von Toprak im kurvigen Teil des Autodromo do Algarve Mal für Mal auf meisterhafte Weise ausgebremst und damit förmlich gedemütigt wird, wirkt sein Siegeslächeln nach nur dank PS- und Beschleunigungsvorteil errungenem Triumpf für viele irritierend. Wir machten uns daher nachfolgend die Mühe, seine vermeintlichen Rekordzahlen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und versuchen es mit einer ehrlicheren Darstellung, als es die Dorna auf der offiziellen WSBK Seite und viele Journalisten leider meist tun. Es geht dabei nicht um die Schmälerung seiner oder Ducatis Erfolge, aber korrekte Vergleiche sind angesichts beängstigender Tendenzen zur Tatsachenverdrehungen notwendiger denn je. Als erstes nachfolgend ein kleines Zahlenspiel und einige Aspekte die im Vergleich zu früheren Jahren zu denken geben:
- Von 27 Laufsiegen 2023 müssten deren 7 abgezogen werden, da nur im Sprint Race erzielt.
- Minus je 2 in Phillip Island, Barcelona und Portimão, sowie einen in Aragon (da Topspeed-Vorteil).
- Von den verbleibenden 13 gehört Lauf 2 in Jerez abgezogen, da nur als zweiter im Ziel (FIM-Eingriff).
- Von insgesamt 59 Siegen Bautistas müssten 16 abgezogen werden, da nur im Sprint Race erzielt.
- Dasselbe gilt natürlich auch für Jonathan Rea, mit von 119 Siegen ganze 13 seit 2019 beim Sprint.
- Besonders Topraks Bilanz schmälert sich mit 49 Laufsiegen, wovon 15 im Sprint, äußerst dramatisch.
- 2022 gab es nur 3 verschiedene Laufsieger, 2023 ganze 4, während 2021 noch 5 und 2020 sogar 7.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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