
Was zeigten die ersten MotoGP Tests auf?
Wir hatten bereits vor den zwei Testtagen in Losail darauf hingewiesen, dass ihre Aussagekraft nur von beschränkter Natur sein würde. Trotzdem ist natürlich klar, dass erste Rückschlüsse beispielsweise für die Schlagkraft der Bikes in Katar durchaus gezogen werden können. Dazu war interessant zu sehen, wie sich die drei italienischen Rookies auf praktisch identischem Material schlagen würden. Sie hatten genau wie Aleix Espargaró und Stefan Bradl bereits am Freitag teilgenommen. Unabhängig der Aussagen verschiedener Fahrer hier eine Beurteilung der ersten MotoGP Testtage in Losail. Bekanntlich sind oft die Fakten wichtiger als Allgemeinplätze, wie sie in der Regel von den Piloten ins Mikrofon gesprochen werden. Nachfolgend die Zeiten der ersten beiden MotoGP-Testtage des Jahres.

Die Ausgeglichenheit der Marken wankt
Wir hatten bereits vor Saisonbeginn davor gewarnt, die Erwartungen an KTM nicht zu hoch anzusetzen. Im Gegensatz zu einschlägigen Sport-News Portalen sahen wir dieses Thema sachlich und nicht aus Sponsoren-Sicht, wie beispielsweise auf der von Red Bull Media selbst betriebenen Portal „Speedweek“. Dort wird logischerweise nicht neutral berichtet und schlechte Resultate gerne mal verschönert, um die eigenen „Helden“ möglichst in einem positiven Licht darzustellen. Auf der anderen Seite werden wichtige Aspekte von solchen „Berichterstattern“ geflissentlich unterschlagen, obwohl sie nicht aus der Welt zu diskutieren sind. Was KTM betrifft, scheint nun jedenfalls die Stunde der Wahrheit zu schlagen.

Ohne Testvorteile – fällt KTM wieder in die Drittklassigkeit zurück?
Nachdem sie im Gegensatz zu sämtlichen Konkurrenten im Vorjahr die neuen Michelin Reifen vor dem 1. Rennen bereits in- und auswendig kannten, haben die Orangen diesen Vorteil 2021 nicht mehr. Ein besonders wichtiges Beispiel war die Bevorteilung im ersten Corona-Jahr von KTM durch deren speziellen Status und den in ihrem Land früher aufgehobenen Lockdown. Als „Concession-Team“ durften sie vor Saisonbeginn frei testen und hatten in der ersten Hälfte damit eindeutige Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Spätestens in Brünn, Spielberg und Misano wurde dies jedem Beobachter klar. Aber nun mit gleichlangen Spiessen sieht es deutlich schlechter aus für die Orangen und die Ausgeglichenheit der Marken wankt beachtlich.

Die Fahrer und einige Fragezeichen
Nebst der schwer zu deutenden Vorstellung von Valentino Rossi gab es einige Fragezeichen, was die Fahrer und ihre Performance betrifft. Der Altmeister ist bekannt dafür, sich selbst am Rennwochenende primär um eine gute Renn-Abstimmung zu kümmern. Insofern halten wir die Tatsache, dass er seine Zeit vom Samstag am zweiten Testtag nicht verbessert hatte, angesichts seiner immensen Erfahrung für wenig alarmierend. Sieht man von seinen drei Markenkollegen ab, bei denen womöglich das Bike einen wesentlichen Anteil an ihren bescheidenen Rundenzeiten ab, ist Miguel Oliveira bestimmt einer der überzeugenderen Piloten beim 1. Test gewesen. Dazu natürlich die etablierten Ducati Piloten mit Miller und Zarco an der Spitze, sowie erwartungsgemäss die beiden Suzuki Fahrer Rins und Mir.

Honda und Yamaha – die beiden Fragezeichen
Während bis auf Rossi die Yamaha Piloten meist ganz vorne mit dabei waren, stellt ihren Speed über eine einzelne Runde bestimmt niemand infrage. Doch dies war bereits letzte Saison so und im Rennen hatten oft vor allem Maverick Viñales und Fabio Quartararo dann unerklärliche Probleme. Daher sind ihre Zeiten für die Fans zwar vorerst beruhigend, aber eine Garantie für Podestplätze ist es definitiv nicht. Ganz anders sah es im Vorjahr für Franco Morbidelli aus. Ohne unverschuldetes Pech in Jerez und Spielberg hätte es beim Underdog vom Dienst wohl 2020 zum Titel gereicht. So aber war Joan Mir am Ende der Glücklichere, aber bestimmt nicht wesentlich Überzeugendere der beiden.

Was wird aus Honda ohne Marc Marquez?
Da Bradl eigentlich primär Testfahrer ist und sein sollte, lassen wir den Deutschen bei der Betrachtung aussen vor. Honda sieht ohne Marc Marquez derzeit jedenfalls nicht besonders gut aus. Zumindest gilt dies, was die Performance der 3 Stammfahrer betrifft und nur diese ist relevant. Pol Espargaró nicht in den Top Ten, das gab es selbst davor bei KTM schon lange nicht mehr. Nakagami und Alex Marquez werden sich genauso wie Pol in 3 Wochen noch gewaltig steigern müssen, um im Kampf ums Podium ein Wörtchen mitzureden. Die Fans der Marke und deren Fahrer können nur hoffen, dass in erster Linie für eine gute Rennabstimmung gearbeitet wurde. Sofern es so war, werden diese es genauso wie Rossi aber wohl kaum vor dem Mikrofon zugeben.

Wie es weitergeht
Bevor in knapp 3 Wochen das erste Wochenende vom ersten Doppelrennen der Saison in Losail beginnt, ist nochmals ein Test geplant. Deshalb bleiben alle Teammitglieder und Fahrer in Katar. Vom 10. bis 12. März sind weitere 3 Tage eingeplant und danach von 19. bis 21. März nochmals drei für Moto2 und Moto3. Für die MotoGP Piloten wird es somit vom 12. bis am Freitag, dem 26. März eine zweiwöchige Pause geben. Der offizielle Kalender ist derzeit in der zweiten Auflage noch immer eher als Wunschprogramm zu verstehen. Es ist vor dem Hintergrund der Pandemie mit noch sehr vielen Änderungen zu rechnen. In erster Linie betrifft dies natürlich die Übersee-Rennen und diejenigen wie beispielsweise Sachsenring, wo ohne die Erlaubnis für Zuschauer kaum gefahren werden dürfte.

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