
Als am 20. Mai 1973 zwei Fahrer völlig unnötig den Tod fanden
Es gibt immer noch zahlreiche Zeitzeugen von damals, welche die tragischen Bilder vor sich haben. Jarno Saarinen als Weltmeister der 250 cm³ Klasse wurde bereits The Flying Finn (der fliegende Finne) genannt und war auf dem besten Weg, einer der allerbesten zu werden. Er hatte bereits eine Beliebtheit bei den Fans erreicht, welche in naher Zukunft nur Barry Sheene erreichen sollte. Jarno war ein intelligentes Bürschchen, er war Absolvent der Technischen Hochschule seiner Heimatstadt Turku und studierter Ingenieur, aber den 20. Mai 1973 überlebte er nicht. Genauso Renzo Pasolini, als einer der auffälligsten Fahrer im Paddock. Der am 18. Juli 1938 in Rimini geborene Norditaliener trug eine für einen Rennfahrer sehr starke Brille und war einer der besten Regenspezialisten seiner Zeit. Er stand wie viele seiner Landsleute etwas im Schatten des Landsmannes Agostini und musste oft mit unterlegenem Material gegen ihn und weitere der besten ihrer Zunft antreten.

Die Umstände des tragischen Unfalls sind absolut skandalös
Vor dem tragischen Unfall, nach welchem eine ganze Reihe weiterer Fahrer im Spital landeten, hatte es vor dem Start des 250-er Rennens Diskussionen gegeben. Nach dem Massensturz gaben viele Beteiligten und Beobachter der Rennleitung die Schuld für das Unglück. Diese hatte es offenbar versäumt, im vorhergegangenen 350 cm³ Lauf Walter Villa zu stoppen. Dieser soll dadurch mit auslaufendem Öl seiner Kawasaki fast über die ganze Strecke eine Ölspur gelegt haben. Eigentlich war danach in der rund 30 Minuten dauernden Pause vor dem tragischen 250-er Grand Prix Zeit gewesen, den Kurs entsprechend zu säubern. Genau dies hatten viele Fahrer verlangt, aber unter dem Druck der Rennleitung und sogar Androhung einer Sperre für das nächste Rennen kam es zu keinem Boykott. Wären einige zu Streikbrechern geworden und gefahren, hätten sie die Punkte und Preisgelder geholt, darum gaben die anderen nach und starteten.

Die Ungerechtigkeit der Geschichte
Hast Du schon einmal etwas über Carlo Chionio gehört, oder Renato Galtrucco, vielleicht dann Renzo Colombini? Eigentlich ist dies ein Stück weit erstaunlich, weil Saarinen und Pasolini sind mit ihrem tragischen Schicksal heute noch in vieler Munde und oft erwähnt. So auch derzeit in einschlägigen Portalen, die sich bei ihren Schlagzeilen in aller Regel nur um die „wichtigsten“ Opfer kümmern und solche Piloten nie erwähnen. Nebst Rupert Hollaus im Training von Monza am 11. September 1954 hatten auch die 3 Italiener im königlichen Park von Monza ihr Leben verloren. Und man glaubt es kaum, es passierte am 8. Juli 1973 und damit keine zwei Monate nach der „Tragödie von Monza“ des Grand Prix Rennsport. Die Ungerechtigkeit der Geschichte will es eindeutig so, dass diese drei 500-er Fahrer an diesem Tagen ihr Leben dem geliebten Rennsport opferten, aber kaum einer erwähnt sie heute noch. Klar, es war ja auch „nur“ ein Lauf zur italienischen Meisterschaft, aber mit sogar 3 Todesopfern. Der jüngste von ihnen war erst gerade 25 und stammte mit Chionio aus dem nahen Mailand, genauso wie Galtrucco, während Colombini in Livorno an der ligurischen Küste geboren wurde.

Die Funktionäre haben kaum etwas daraus gelernt
Es ist bereits so viel Gras darüber gewachsen, dass wir sogar italienische Berichte fanden, die ernsthaft behaupteten, dies alles sei 1978 passiert. Aber unser Archiv lügt nicht und im Endeffekt nützt dies den Verstorbenen und Hinterbliebenen auch nichts. Besonders schlimm ist eigentlich vor allem die Tatsache, dass die von unfähigen Sportfunktionären verschuldeten Pleiten und Pannen weitergingen. Beispielsweise auf dem Salzburgring verlor der Schweizer Hans Stadelmann sein Leben und er könnte uns heute vermutlich noch von seinem Unfall erzählen, wenn die Streckenposten am 1. Mai 1977 ihre Aufgabe erfüllt hätten. So aber wurde der 350 cm³ Pilot beim Massensturz damals zu einem weiteren Todesopfer im Rennsport. Dass damals die unfähigen Stewards an der Strecke ausgepfiffen und sogar vom Publikum mit Steinen beworfen wurden, nützte auch Dieter Braun nichts, dessen Karriere infolge seiner schweren Verletzungen danach ein Ende fand.

Die Tragödie von Monza 1973 jährt sich zum 48. Mal und immer noch lauern Gefahren
Wir erinnern nur an Spielberg, als in „Kurve 3“ (es ist in Wahrheit mehr eine spitze Ecke) beim Grand Prix von Österreich die Trümmer der Maschinen von Zarco und Morbidelli die Köpfe der beiden Monster Energy Yamaha Piloten nur um wenige Zentimeter verfehlt hatten. Wer nun behauptet, man hätte diesen Unfall nicht vorhersehen und die Stelle besser sichern können, soll sich nachfolgendes Bild genauer betrachten. Leidtragender war ausgerechnet in Monza dabei Max Neukirchner als bisher bester Deutscher der WorldSBK und Leader des Rennens. Der Unfall erinnert in seinem Ablauf stark an die Szene von 2020 in Spielberg.


Noch keine Kommentare