
Chaotische WSBK Runde 8 in Most gefolgt von Eintönigkeit
Dass sich Kawasaki Ikone Jonathan Rea zum ersten Mal in der Saison 2023 in Most (zu Deutsch Brüx) den Gesamtsieg holte, war nicht nur für ihn das grosse Highlight in Tschechien, sondern auch für sein Team und seine nach wie vor zahlreichen Fans. Für WM Leader Alvaro Bautista (Ducati) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) hingegen verlief das Wochenende in der Industriestadt im Nordwesten von Prag trotz je einem Sieg wesentlich durchwachsener. Ganz ähnlich erging es auch uns beim Besuch der achten Runde der mit Abstand langweiligsten WorldSBK Saison seit Austragung der Supberbike Weltmeisterschaft ab 1988. Die Erlebnisse in Tschechien machen es uns jedenfalls leicht, künftig auf den Besuch dieses im Verhältnis zum dortigen Lebensstandard völlig überteuerten Events gerne zu verzichten. Beispielsweise hatte die Polizei in Nähe der Strecke lediglich Lust, anfahrende Besucher am Parkieren zu hindern. Hinweise oder auch nur eine Beschilderung, wo es freie Parkplätze hat, fehlten komplett. Unmittelbar danach fiel bei uns der Entscheid auf einen Verzicht über Berichterstattungen zum Geschehen der WSBK und auch MotoGP.

Kein fairer Sport mehr in der WorldSBK
Seit Einführung der Ducati Panigale V4R in der Superbike Weltmeisterschaft auf die Saison 2019 wird das Werksteam der Roten von FIM und Dorna gegenüber der Konkurrenz bevorzugt. Wir waren beispielsweise in BuriRam (Thailand) und wenig später im Motorland Aragon (Spanien) selbst Augenzeugen vor Ort, als Johnny Rea von Alvaro Bautista spielend leicht auf den Geraden überholt und stehengelassen wurde. Für viele sah es aus, als wäre der Kawasaki Pilot auf einer Supersportmaschine unterwegs, derart unterlegen war er in Beschleunigung und Topspeed gegenüber dem kleinen und leichten Spanier. Nur dessen viele Stürze im Lauf seiner ersten Saison auf der Ducati gaben dem fahrerisch überlegenen Rea damals die Chance, seinen fünften Weltmeistertitel in Folge einzufahren. Bautista wechselte auf 2020 zum Honda Werksteam und holte in zwei Jahren auf der durchaus nicht langsamen CBR-1000RR-R pro Saison nur gerade je einen dritten Platz als bestes Ergebnis. In der WM reichte es für den Spanier nur für die Ränge 9 und 10. Doch dann kehrte er zu Ducati zurück und der Wahnsinn begann wieder von vorne.

Aufstand der Hersteller und drohender Ausstieg aus der WSBK
Nachdem ab 2022 der federleichte Spanier für seine Siege oft gar nicht mehr kämpfen musste, wurden die Stimmen lauter, welche wie in der WorldSSP die Einführung eines Mindestgewichts forderten. Dazu gab es sogar einen Beschluss der Herstellervereinigung, welcher jedoch durch ein höchst fragwürdiges Vetorecht von Dorna CEO Ezpeleta und FIM Präsident Jorge Viegas postwendend verworfen wurde. Aber deren Bevorzugung von Ducati war nicht nur in der WSBK für jeden Beobachter transparent, sondern auch in der ehemaligen WSSP 600 fuhr eine Werks Ducati Panigale V2 mit Nicolo Bulega als Piloten dem Rest des Feldes fast nach Belieben um die Ohren. Genau wie bei Bautista konnte der Italiener 2023 fast sämtliche Rennen für sich entscheiden und ein echter Kampf und den Weltmeistertitel fand im ersten Jahr nach dem neuen Reglement spätestens ab Saisonmitte gar nicht mehr statt.

Die Konsequenz der von FIM und Dorna verordneten Eintönigkeit
Im Paddock machte sich mittlerweile aus diesem Grund bittere Ironie breit. Einer der häufigst im Fahrerlager gehörten Sprüche lautete, die Führungsleute von Dorna und FIM hätten offenbar Aktien bei Ducati. Deshalb auch die ätzend ungerechte Bevorteilung Francesco Bagnaias in der MotoGP. Dieser wurde trotz von Millionen von Zuschauern beobachteten Tracklimit Vergehens im Gegensatz zu seinen Konkurrenten teils überhaupt nicht bestraft. Noch schlimmer jedoch der Vorfall in Le Mans im Frühling 2023, nachdem er sich samt Maverick Viñales durch einen absolut sinnlosen Zusammenstoss aus dem Rennen genommen hatte. Im Kiesbett benahm sich der amtierende Weltmeister danach wie ein Hooligan und prügelte gar auf den am gemeinsamen Sturz völlig schuldlosen Katalanen ein. Nicht nur im Fussball gibt es dafür die rote Karte, aber skandalöser Weise blieb der Italiener von den FIM Stewards unbestraft. Einige Hersteller der WorldSBK Konkurrenz hatten jedoch nun endgültig die Nase voll vom unsportlichen Verhalten von FIM und Dorna. Daher kam es zu deren Drohung, sich aus der Weltmeisterschaft in Kürze zu verabschieden, sofern kein Mindestgewicht für Fahrer und Maschine in der WSBK eingeführt wird.

Unsere vorläufigen Konsequenzen – keine Berichte zu Resultaten
Seit Einführung der bei vielen Piloten und Fans sehr umstrittenen Track Limits gehören auch wir eher zu Skeptikern dieser fragwürdigen Regelung. Hauptgrund dafür ist die wie im Vorfeld befürchtete Tatsache, dass der Willkür von FIM Kommissaren damit Tür und Tor geöffnet wurde. Die Zahl der Fehlentscheide dieser Funktionäre bei MotoGP und WorldSBK seit dem Jahr 2019 ist astronomisch hoch. Die damit entstandene Manipulation von Resultaten führte zur Bevorzugung bestimmter Piloten wie beispielsweise „Pecco“ Bagnaia, der allein für seinen faux pas in Le Mans 2023 mindestens für ein bis zwei Rennen hätte gesperrt werden müssen. Wir warten deshalb vorerst ab, wie sich die Situation insbesondere in der WSBK entwickeln wird und verzichten seit Sommer dieses Jahres bis auf Weiteres auf Berichte und Resultate, auch von MotoGP. Sollte irgendwann der Sportgedanke wieder im Vordergrund stehen, machen wir wie früher weiter.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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