Für die BMW-Fahrer brachte die England-Runde viel Licht und Schatten, wie dieses Bild des im FP3 gestürzten Jonas Folger beweist. Der Bayer blieb gar am Wochenende punktelos, während Markenkollege Eugene Laverty wenigstens vier Zähler sichern konnte und die Werkspiloten zu glänzen vermochten.

Das gute Donington Resultat verlangt nach Bestätigung

Die Freude des BMW-Werksteams über das gute Resultat in Donington Park ist verständlich. Aber trotz aller Euphorie sollte man einige Aspekte bedenken, welche diesen Erfolg eindeutig begünstigt hatten. Allem voran der unerwartete Crash von Jonathan Rea im zweiten Rennen am Sonntag, ohne den Tom Sykes das Podium verpasst hätte. Scott Redding fehlten zudem am Ende keine sechseinhalb Zehntel auf den Mann aus Huddersfield, sonst hätte er ihn vor dem Ziel noch abgefangen. Der Ducati Mann war zudem ab kurz nach dem Start auch schneller als Sykes unterwegs, hatte jedoch nach seinem fehlgeschlagenen Reifenpoker im Sprintrennen am Morgen seine Chance auf eine bessere Startaufstellung verspielt. Deshalb lag Scott anfänglich nur auf P10 und musste sich erst nach vorne kämpfen. Es gilt auch zu bedenken, dass Sykes und van der Mark wahre Donington Spezialisten sind und in früheren Jahren zusammen dort 11 Siege eingefahren hatten. Trotzdem war es ein Top-Ergebnis, was BMW in England holte und es war schön zu sehen, wie sie sogar erfolgreicher als Ducati waren.

„Magic Michael“ van der Mark (BMW M-1000RR) holte am Sonntagmorgen das erste (zumindest symbolische, weil nicht auf einem Siegertreppchen gefeiert) Podium auf seinem deutschen Bike, wurde aber dreimal von seinem Teamkollegen geschlagen, was er bei seinem Heimrennen in Assen gerne korrigieren möchte (© BMW Motorrad WorldSBK).

Schaffen die Blau-Weißen in Assen bereits die Bestätigung der Donington Resultate?
Auf der einen Seite ist es natürlich die Lieblingsstrecke von Michael van der Mark und auch Tom Sykes nannte den Circuit van Drenthe als Favorit, als er kürzlich in einem Interview danach gefragt wurde. Aber der beste Mann in der WorldSBK Geschichte dort ist ex aequo mit dem ehemaligen „King Carl“ Fogarty der 12-fache Assen Sieger Jonathan Rea. Scott Redding fuhr dort in der WorldSBK noch nie, aber er gewann zwei Rennen der British Superbike (BSB) in der „Cathedral of Speed“, wie die Strecke im Norden der Niederlande auch genannt wird. Dies übrigens auf der Ducati Panigale V4R, mit welcher Alvaro Bautista 2019 beim bisher letzten WSBK-Event den Gesamtsieg geholt hatte.

Das Podium von Assen von uns im April 2019 an der Paddock Show fotografiert mit von links Sieger Alvaro Bautista (Aruba.it Ducati), dem zweitplatzierten Lokalmatador Michael van der Mark (Pata Yamaha) und dem alten und neuen Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team) auf Rang 3.

Viele weitere starke Gegner für BMW in Assen zu erwarten
Die Strecke ist auch für Garrett Gerloff nach seinem MotoGP Abstecher für Petronas Yamaha SRT als Ersatz für Frankie Morbidelli nicht mehr neu. Nur Toprak kam dort bisher noch nie zu einem Spitzenresultat und hat als bestes Ergebnis drei neunte Plätze vorzuweisen. Aber der Türke befindet sich in einem absoluten Hoch und ist nun Yamaha Werksfahrer und nicht mehr auf Puccetti Kawasaki unterwegs, wie damals. Dazu kommt Chaz Davies, welcher bei den letzten fünf Assen-Runden der WSBK deutlich mehr Punkte als Sykes geholt hatte. Nicht zu vergessen auch Alex Lowes, der für Yamaha in den Jahren 2018 und 2019 erfolgreicher als Tom war, der nun in der dritten Saison für die Blau-Weißen an den Start geht.

Van der Mark vor Sykes in Donington Park – im Ziel war die Reihenfolge in sämtlichen drei Rennen umgekehrt, aber für Assen gilt natürlich der Mann aus Gouda als ganz heißer Kandidat für ein Podium (© BMW Motorrad WorldSBK).

Tom Sykes (BMW): Mein Dank geht an das gesamte BMW Motorrad WorldSBK Team. Wir sind hierhergekommen, haben versucht, die Situation nach dem Navarra-Test genau einzuschätzen und ich bin mit dem Ergebnis wirklich glücklich. Ich war Anfang der Woche im Training und als ich zu mir nach Hause kam und von meinem Laufrad stieg, war ich mir bereits sicher, dass dies mein Wochenende wird. Am Freitag habe ich die Grenzen überschritten und bin zweimal zu Boden gegangen. Manchmal muss man bis ans Limit gehen, um danach im Rennen die Grenzen zu kennen. Die Jungs haben einen unglaublichen Job gemacht und mir ein perfektes Bike in Bezug auf das, was wir in unserem Werkzeugkasten zur Verfügung hatten, geliefert. Ich denke, wir haben an diesem Wochenende das Beste aus unserem Paket herausgeholt. Trotzdem müssen wir uns verbessern, aber das ist ein großer Vertrauensschub für das Team und mich. Es gibt jedem, was er verdient. Und das wirklich Schöne ist, dass wir zwei BMWs, mich und Michael, bei nassen Bedingungen in der ersten Reihe hatten und dann mit den Intermediates unter schwierigen Bedingungen wieder unter den ersten drei waren. Im letzten Rennen war es am Anfang schwierig, aber letztendlich ein trockenes Rennen auf einem anderen Hinterreifen. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich mit dem von mir gewählten Reifen zufrieden bin, aber wir haben tief gegraben und der Reifen hat uns ein Podium beschert, also bin ich glücklich. Hoffentlich können wir jetzt mit den uns vorliegenden Informationen fortfahren und versuchen, uns weiter zu verbessern.

Tom Sykes (BMW M-1000RR) in Turn 11 am Boden – der Freitag begann wenig verheißungsvoll, aber bei nassen Verhältnissen am Samstag gelang die erhoffte Steigerung und danach lief es auch im trockenen überraschend gut.

Michael van der Mark (BMW): Wir sind sehr zufrieden. Es ist sehr gut, die Probleme vom Anfang in den Griff zu bekommen und es nimmt ein bisschen den Druck, wenn wir uns auf die nächsten Runden konzentrieren. Es gibt noch einiges zu tun. Ich hatte heute auf Regen gehofft, aber am Nachmittag kam er nicht. Es war also wirklich gut, unsere Leistung in einem kompletten Trockenrennen auf Slicks zu bestätigen, da wir bei solchen Bedingungen im letzten Rennen und auch zu Beginn dieses Wochenendes definitiv nicht so konkurrenzfähig waren. Insgesamt drei Podestplätze zu erreichen, ist natürlich mehr als erfreulich. Darauf können wir aufbauen. Ausschlaggebend für dieses Wochenende war definitiv unser Superpole-Qualifying. Wenn man sich das Tempo der anderen anschaut, versteht man sofort, dass man leicht Sechster, Siebter oder Achter werden kann, wenn man nicht in der ersten Reihe steht. Jetzt ist es an der Zeit um sich niederzusetzen und sich die Daten anzusehen, unsere Gedanken zu sammeln und den nächsten Schritt zu machen.“

Michael van der Mark (BMW M-1000RR, hier vor Kawasaki Star Alex Lowes) kann aufatmen – endlich gelang dem Mann aus Gouda das erste Top drei Resultat der Saison und mit Donington exakt zum richtigen Zeitpunkt vor seinem Heimrennen in den Niederlanden.

Die Assen-Statistik der letzten fünf WorldSBK Events

Bei diesen Zahlen gilt es zu berücksichtigen, dass es vor 2019 noch kein Superpole Race gab, bei welchem man seither 12 Punkte gewinnen kann. Bei Assen gab es jedoch den Spezialfall, dass das Sprintrennen abgesagt wurde, weil es am ersten Tag noch geschneit hatte und Lauf 1 deshalb auf den Sonntag verschoben wurde. Das zweite Rennen fand danach bei Sonnenschein am Nachmittag statt und Ducati Ass Bautista holte sich mit dem Doppelsieg das Punktemaximum. Dasselbe gelang Johnny Rea von 2015 bis 2017 dreimal in Folge. Den ersten hatte er bereits 2010 geholt, damals noch auf Ten Kate Honda und mit noch einem weiteren Sieg ist er künftig alleiniger Rekordhalter. Was man sehr gut sieht, ist die Tatsache, dass viele Fahrer eine deutlich bessere Statistik aufweisen als der neue WM-Leader Toprak Razgatlioglu. Mehr als neunte Plätze gelangen dem Türken bisher noch nie, weshalb er in drei Wochen vor einer gewaltigen Herausforderung steht.

Stand in der WorldSBK Weltmeisterschaft nach Runde 4 in England

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).