
Über die Gefahr von Fehleinschätzungen nach dem Saisonauftakt
Vor dem Portugal Grand Prix und nach Losail sind Prognosen schwierig zu treffen. Trotzdem hörten wir bereits einige Meinungen nach dem ersten Doppelrennen von Katar, welche uns verwunderten. So meldete beispielsweise der ehemalige MotoGP Pilot Alex Hofmann sich zum Thema Yamaha und Portugal. Laut dem Deutschen, der heute als Co-Kommentator arbeitet, könne sich Monster Energy Yamaha vor dem Europa Auftakt zurücklehnen. Wie bitte, hat er die Resultate aus dem Vorjahr dabei komplett vergessen? Um ihm dabei die Erinnerungslücke zu füllen, blenden wir hiermit nochmals auf 2020 zurück. Das Rennen auf dem Autodromo do Algarve war aus mehrerlei Gründen sehr speziell. Nachfolgend das MotoGP Resultat des Finalrennens im Vorjahr zum Grand Prix von Portugal.

Eine komplett andere Welt an der Algarve
Dass wir uns an der Algarve und auf, respektive an der Strecke nahe der Küstenstadt Portimão als Europäer jeweils viel wohler fühlten als in Katar, hat verschiedene Gründe. Wir waren sogar schon Ende Januar bei WorldSBK Testfahrten dort zu Besuch und wunderten uns über das warme Klima mit beinahe 20 Grad Celsius. Von Hotels und Essen waren wir eher wenig begeistert, aber die Strecke ist schlicht der Hammer. Rundum begehbar und an vielen Stellen sehr gut einsehbar und schlicht vom Kurs her absolut top. Das sagen auch viele Fahrer und man hörte nach der Premiere der MotoGP im Vorjahr kaum Kritik zu hören. Die Berg- und Talbahn fordert den Piloten alles ab und es gibt kaum eine Ruhepause bis auf die lange Start-Ziel-Gerade. Bei um die 350 km/h Topspeed kommt die erste Kurve jedoch sehr früh. Die Wetterprognose für das GP-Wochenende Mitte April ist exakt wie damals unser Wetter im Januar und auch deshalb wird es ein komplett andere Welt an der Algarve.

Die Erkenntnisse von Losail sind für die Europa-Rennen völlig nutzlos
Dies hatten viele Fahrer und Teammitglieder bereits während der Tests in Katar betont. Es leuchtet auch ein, weil die dortigen Verhältnisse das FP3 beispielsweise zu einem Warm-Up verkommen liessen. An beiden Wochenende bestand in der Nachmittagshitze am Rand der Wüste dort in sämtlichen Klassen keine Chance, sich noch für das Q2 zu qualifizieren. Nun stehen die Teams vor völlig anderen Aufgabestellungen. Bei den zu erwartenden Temperaturen gilt es, die Reifen überhaupt zum Arbeiten zu bringen und fürs Rennen die passende Mischung zu finden. Dies wer im Vorjahr bei fast identen Mischungen wie sie heute im Gebrauch sind, die Stärke von Suzuki.

Die Vor- und Nachteile diverser Hersteller im Vorjahr
KTM hatte in der ersten Saisonhälfte dank früher Lockdown-Aufhebung in Österreich stark von ihrem Testvorteil profitiert. Ab Misano zeigte die Leistungskurve für die Orangen deutlich nach unten. Auf dem Autodromo do Oliveira war jedoch nicht nur der ortskundige Oliveira stark, sondern auch Pol Espargaró. Hier durfte aber davor Dani Pedrosa auf der KTM testen, was offensichtlich sehr hilfreich für die österreichische Marke war. Yamaha strauchelte mit Ausnahme von Morbido und ansonsten waren vor allem Aprilia, Honda und Ducati stark, nicht aber Suzuki. Normalerweise funktionierte das Bike aus Hamamatsu fast auf jeder Strecke vor allem im Rennen jeweils hervorragend. Doch abgesehen vom ersten Rennen in Jerez mit einem fehlenden Alex Rins (verletzt) und gestürzten Joan Mir brachte ausgerechnet Portimão den absoluten Tiefschlag für die Blau-Silbernen, mit nur einem Punkt. Die Verhältnisse diesmal sind sehr ähnlich wie damals im November und deshalb dürfen wir auf den GP von Portugal besonders gespannt sein.

Zu anderen vorschnellen Prognosen
Bei der MotoGP fanden wir herrlich, wie im Vorfeld fast alle Miller und Bagnaia als Topfavoriten bezeichneten. Obwohl Yamaha in der Sieger-Statistik von Losail deutlich führte, sprachen dazu viele von Ducati als Favoriten. Dabei ist der Witz bei Rundstreckenrennen, dass es auch Kurven gibt und meist dort auch die Rennen entschieden werden. So kam es auch an beiden MotoGP Wochenenden in Katar und es gewann jeweils eine Yamaha. Bester Ducati Fahrer wurde dazu ein Mann, welchen wir bereits im Winter zu den Topfavoriten für 2021 zählten. Nachfolgend der Link auf den damaligen Artikel.
Unser Jahresrückblick auf 2020 von Johann Zarco mit der Ausschau auf 2021: http://www.motoracers.eu/mgp-rueckschau-die-5/

Vorsicht auch bei zu hohen Erwartungen an Moto3-Jünglinge
Pedro Acosta trägt eine Zahnspange und ist auch sonst optisch noch eher Jüngling als Mann, ohne damit seine Leistungen nicht würdigen zu wollen. Wir hörten und lasen bereits, dass ihn einige als kommenden MotoGP Weltmeister bezeichnen und ihm eine gloriose Zukunft bescheinigen. Dies mag durchaus sogar zutreffen, aber hierzu gilt es einige Fakten einzuwenden. Einerseits die Tatsache, dass bis auf Jack Miller kaum jemand direkt aus der Moto3 in die Königsklasse aufstieg. Beim Australier dauerte es danach Jahre, bis er sich in der MotoGP durchsetzte. Deshalb wird Acosta zuerst einmal seine Saison so überzeugend fortsetzen, wie sie in Losail begann. Dazu muss er sich danach in der Moto2 erst noch beweisen. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns an Namen von Talenten wie Manuel Poggiali, die Gebrüder Öncü bis Lorenzo Dalla Porta, wo es zumindest bisher nicht wunschgemäss mit der weiteren Karriere klappte. Letzterer hat immer noch die Chance, aber derzeit ist er WM-Neunzehnter im 2. Jahr und im Vorjahr war er am Saisonende auf P27 zu finden.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
Letztes Jahr war nicht 2019!
In 2019 fuhr Jürgen Lorenz die #99 Honda, und zwar in Valencia/Spanien.
2020 war das allererste Rennen in der Neuzeit in Portimao.
Ergo ist falsch die Benennung „2019 im inneren der Haupttribüne“, es muss 2020 heißen.
Sowie ebenfalls falsch, Stefan Bradl 2019, er fuhr 2020 zu seinem besten Ergebnis der letzten Saison
Heuer wird eine Yamaha gewinnen, Quartararo oder Morbidelli! 🙂
Hallo und vielen Dank für das Feedback,
was falsch ist, wird umgehend korrigiert, aber nicht das Jahr zum Foto (-;
Weil 2020 gab es kein Gedränge am Imbiss-Stand, die waren alle zu.
Das Foto von WSBK 2019 wurde nur als Beispiel für damals genommen und das Jahr stimmt deshalb.
So oder so vielen Dank und wir drücken Yamaha demnach doppelt die Daumen!
Beste Grüße,
Die Motoracers