Der Moment, welcher für Marc Marquez (Repsol Honda) alles veränderte – am 19. Juli 2020 stockte den Motorsportfans der Atem, als der „Meister der Saves“ in hohem Bogen ausgerechnet in der Schicksalskurve von seinem Vorgänger „Quick Mick“ Doohan ins Kiesbett abflog.

Der Repsol Honda Fahrer und seine Mammutaufgabe beim Comeback

Man hat seine Worte noch gut in Erinnerung, als er nach dem Verzicht auf das zweite Rennen in Jerez im Vorjahr ankündigte „ich werde stärker zurückkommen denn je“. Er schuftete wie ein Berserker, um sich für seine Rückkehr fit zu machen. Der vor knapp 9 Monaten gebrochene Oberarm scheint nun wieder für die kommenden Strapazen ausreichend verheilt zu sein. Doch wie sieht es mit der Psyche des 6-fachen MotoGP Weltmeisters aus? Sein Physiotherapeut versuchte ihm ein wenig Druck zu nehmen, bevor es in Portugal auf die Strecke geht. Carlos Garcia meldete über Social Media, er müsse nichts beweisen. Doch dies ist bei einem wie Marc Marquez völlig Sinn- und nutzlos. Insbesondere vor dem Hintergrund seiner Worte im letzten Sommer. Nun warten alle auf den Beweis.

Francesco Bagnaia (Ducati) vor Miguel Oliveira und Iker Lecuona (beide KTM) – der Mann in der Mitte hatte im Vorjahr auf seiner Heimstrecke seine absolute Sternstunde. War sein Sieg am zweiten Wochenende in Spielberg ein mit viel Glück zusammengekommenes Resultat, weil Pol und Miller sich in der Zielkurve behindert hatten, gab es bei seinem Triumph in Portimão nichts zu bemäkeln.

Der einzige kleine Vorteil von Marquez

Wir gehören zu den wenigen, die nie an ein Comeback in Losail glaubten und dies auch vor so gut wie allen anderen kundtaten. Vielmehr war für uns bereits früh klar, dass eher Jerez dafür ideal sein dürfte. Doch damit würde er nach der früher als zu erwartenden Freigabe seine Ärzte ein weiteres Rennen verlieren. Auf der anderen Seite ist er auf dem Autodromo do Algarve mit der MotoGP Honda noch nie gefahren. Wie die Rookies wird er damit nur je 45 Minuten in den drei freien Trainings erhalten, um sich auf dem schwierigen Kurs einzuschiessen. Doch einen kleinen Vorteil gibt es für Marc Marquez, nämlich die Tatsache, dass Losail für den Rest der Saison recht nutzlos war, was die Tests und Rennkilometer dort betrifft. Wie von uns kürzlich bereits im Vorbericht dargelegt, erwartet die Fahrer und Teams in Portugel und den weiteren Rennen in Europa eine komplett andere Welt.

Johann Zarco (Pramac Ducati) – der WM-Leader ist plötzlich in aller Munde und in seiner Form braucht er keinen Gegner zu fürchten. Sein Vorgänger bei Pramac Racing Jack Miller war im Vorjahr in Portimão zweiter geworden und der Franzose selbst auf der Vorjahres-Ducati in den Top Ten.

Wer sind die Favoriten auf dem Autodromo do Algarve

Glaubt man den Sprüchen von Marquez aus dem Juli 2020, zählt er sich definitiv dazu. Doch dagegen sprechen eine ganze Menge Fakten und sein Trainingsrückstand auf der MotoGP Honda. Immerhin kamen sein Ersatzfahrer Bradl und Neuzugang Pol Espargaró in Losail zweimal ins Ziel. Marcs Bruder Alex hingegen stürzte in beiden Rennen und dessen LCR Honda Teamkollege Takaaki Nagagami hatte im ersten einen Crash und verpasste im zweiten mit P17 die Punkteränge deutlich. Die wahren Favoriten muss man trotz P4 von Pol in Portugal im Vorjahr wohl kaum bei Honda suchen. Nebst dem schwer einschätzbaren Marc Marquez sollte man aber nicht vergessen, dass sein neuer Teamkollege 2020 Platz 4 belegt hatte.

Pol Espargaró auf der KTM – nebst Miguel Oliveira der einzige der Orangen, dem im Vorjahr ein gutes Resultat in Portugal gelang. Bei ihm ist für die nächsten Rennen völlig offen, wie gut er sich auf der Honda zurechtfinden kann.

Die Prognose für das kommende Wochenende – ideale Verhältnisse für Yamaha
Während die Wettervorhersage gegenüber vor 1 bis 2 Tagen nun deutlich besser aussieht, könnte es sogar trocken bleiben und das Thermometer auf über 20 Grad Celsius steigen. Damit zählt Yamaha mit Morbidelli, Quartararo und Viñales automatisch zu den Topfavoriten. Trotz den bescheidenen Resultaten der beiden letztgenannten, genauso auch die Suzuki Piloten, obwohl auch sie im Vorjahr Mühe hatten. Zusammen mit Oliveira, Miller, Bagnaia und Zarco als weiteres Quartett sind wir demnach bei 9 Hauptkandidaten für Sieg oder Podium. Ob diese Einschätzung stimmt und ob Pol und Marquez dazugehören werden, wissen wir am Freitagabend. Portimão wird zu einem Gradmesser für die weiteren Europa-Rennen werden, davon sind die meisten Experten überzeugt.

Unsere Aufnahme von 2019 vom Autodromo do Algarve mit im Hintergrund der imposanten Haupttribüne. In Bildmitte die erste Kurve nach der beinahe einen Kilometer langen Start-Ziel-Geraden. Zuschauer werden wie am zweiten Losail-Wochenende nicht erlaubt sein, was angesichts der Pandemie jedoch wenig überrascht.
Fabio Quartararo (Monster Energy Yamaha) – auch für ihn wird der Europa-Auftakt zu einer Standortbestimmung. Dass mit ihm ein Franzose hinter einem Landsmann in Portugal als WM-Zweiter der Königsklasse ins Rennen geht, ist in der Geschichte ein absolutes Novum. Der junge Mann aus Nizza freut sich auf die Rückkehr von Marquez und er möchte diesen gerne im Zweikampf schlagen, wie viele anderen seiner Kollegen.

Der aktuelle Zwischenstand der Weltmeisterschaft

Der Zeitplan des ersten Europa-Rennens zum GP von Portugal

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).