
Fortsetzung eines einseitigen Trauerspiels?
Wir sahen auf dem Circuito de Cataluña in der Vergangenheit zahlreiche spannenden Rennen. Egal ob in der WorldSBK mit einem unglaublich starken Garrett Gerloff (heute BMW, in seiner Rookie Saison 2020 noch auf Yamaha) oder in der MotoGP mit vielen unglaublichen Überholmanövern. Aber wie im Herbst des vorigen Jahres sind unter den derzeit gegebenen Voraussetzungen Alvaro Bautistas Gegner bereits vor dem Auslöschen der Startampeln so gut wie chancenlos. Seit die Chefs von FIM und Dorna ein von einer schlagenden Mehrheit der Beteiligten gewünschtes Minimalgewicht gekippt haben, ist die Chance auf fairen Sport nach 2022 auch in diesem Jahr verpasst. Mehr darüber siehe einen Artikel von Speedweek von Ende April, in welchem detailliert auf die Ränkespiele der Rechteinhaber eingegangen wurde. Wahre Sportfans müssen sich übergeben, wenn sie an diesen und andere Skandale denken. Man sah zuletzt in Jerez de la Frontera in der MotoGP, welche einseitigen Beschlüsse derartige Institutionen zu verantworten haben und dem Zweiradsport droht damit eine düstere Zukunft. Kaum auszumalen, wenn beispielsweise japanische Hersteller wie Honda, Kawasaki oder Yamaha davon irgendwann die Nase voll haben und sich zurückziehen.

Minimalprogramm für die WorldSBK im Gegensatz zur MotoGP
Wir waren 2022 erstaunt, wie wenig der Veranstalter im Gegensatz zur MotoGP am WSBK Event tat. Der sehr interessane westliche Teil der Strecke war für Zuschauer gesperrt und nur einer von vielen Eingängen war überhaupt geöffnet. Dadurch entstanden unnötig lange Wartezeiten für die Fans. Zudem gab es im einzigen Bereich dieses Zugangs nur eine Verpflegungsstation, wodurch sich in Pausen eine endlos lange Warteschlange bildete. Wer sich ein Zusatzticket für Pitwalk ergatterte, wurde zudem bitter enttäuscht. Die Wartezeit dazu war mit über einer Viertelstunde noch länger als am Verpflegungsstand hinter Kurve 12. Vor diesem Hintergrund nützen im Vergleich zur MotoGP deutlich günstigere Eintrittspreise natürlich wenig. Vor allem aber sollte es sich für einen Besuch sportlich lohnen. Dies ist jedoch zumindest bei der Königsklasse der seriennahen Weltmeisterschaft kaum gegeben. Nach Beobachtung der Gegebenheiten beim Europa-Auftakt in Assen entschieden wir uns kurzfristig für einen Verzicht und Stornierung der bereits gebuchten Reise nach Katalonien. Schon in den Niederlanden war es dasselbe wie in Phillip Island (Australien) beim Saisonauftakt, nämlich ein Gefühl, als fahre Bautista (in Australien zudem auch sein Teamkollege Rinaldi) in einer höheren Kategorie als der Rest des Feldes.

Das Hauptproblem für Bautistas Gegner
Die Streckengrafik zeigt es auf den ersten Blick. Ähnlich wie beim Autodromo do Algarve bei Portimão ist auch der Circuito de Cataluña von einer langen Start-Zielgeraden geprägt. Aufgrund seiner Vorteile beim Leistungsgewicht und der höheren Maximaldrehzahl seiner Ducati Panigale V4R kann der kleine Spanier im Topspeed und bei der Beschleunigung seine Trümpfe hier optimal ausspielen. Aus diesem Grund muss ein Jonathan Rea oder Toprak Razgatlioglu in den Kurven oder auf der Bremse mehr riskieren, um ihren Nachteil in diesen Bereichen wettzumachen. Das Resultat sind oft Stürze oder die förmliche Zerstörung ihrer Reifen, womit sie in der Schlussphase des Rennens vor allem über die volle Distanz chancenlos sind. Sollte die Wetterprognose stimmen, kommen Kawasaki die moderaten Temperaturen durchaus entgegen (bei Hitze haben sie meist arge Probleme). Aber ohne Regen können Rea und Lowes, genauso wie Toprak auf der Yamaha, höchstens auf ein Podium, nicht aber den Sieg hoffen.

Die Situation einer langweiligen Weltmeisterschaft
Mit Barcelona dürfte der Vorsprung des amtierenden Weltmeisters und aktuellen Leaders weiter wachsen und die Ducatisti sich damit natürlich auf ein Heimspiel seines Teams in Misano freuen. Auch dort können Bautista bei Trockenheit höchstens Eigenfehler stoppen. Weil Michael Ruben Rinaldi als Lokalmatador bei seinem Heimrennen meist besonders stark ist, dürften es die Gegner des kleinen Spaniers aus diesem Grund besonders schwer haben. Erst für Donington, Imola und Most dürfen Toprak Razgatlioglu und die anderen Herausforderer auf Besserung hoffen. Doch dann dürfte es für eine ernsthafte Chance auf den Titel bereits zu spät sein. Leider führt auch in der WorldSSP 600 eine Aruba.it Ducati mit deutlichem Vorsprung, aber dort wurde wenigstens die Panigale V2 von WM-Leader Bulega (wenn auch nur ein wenig) ein erstes Mal von der technischen FIM Kommission etwas eingebremst. Es wirkt beinahe, als tun FIM und Dorna alles, damit möglichst immer ein rotes Bike gewinnt und die Gegnerschaft nur als Staffage dienen soll. Aber wie lange sehen sich dies BMW, Honda, Kawasaki und Yamaha künftig noch geduldig an?

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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