Michael Ruben Rinaldi (Aruba.it Ducati) im Motorland Aragon – der Italiener feierte auf dieser Strecke im Vorjahr seinen Durchbruch in der WorldSBK. Exakt aus diesem Grund wurde er ins Werksteam berufen und Chaz Davies wurde nach vielen Jahren seinen Platz los, was in einschlägigen Portalen für teils bitterböse Untertöne sorgte.

Die News 1 Monat vor dem ersten Rennwochenende

Dass Toprak Razgatlioglu nicht an den Aragon-Tests von Yamaha mit dabei sein konnte, hatten wir gestern bereits berichtet. Zudem über die garstigen Temperaturen am 12. April, weshalb sogar Fahrer wie Garrett Gerloff auf den Morgen verzichtet hatten. Die 10 zur Verfügung stehenden Testtage dürfen auch als halbe Einheiten gerechnet werden. Deshalb sparte sich der Texaner damit einen Halbtag auf. Die Planung von Kawasaki lautete ursprünglich für am 21. auf 22. April noch zwei Testtage einzuschalten. Sofern die aktuelle Wetterprognose eintrifft, dürfte dieser Termin jedoch verschoben werden, da für dann laut aktueller Vorhersage Regen und um die 10 Grad Celsius angesagt sind. Deshalb ist von einer Verschiebung nach hinten auszugehen, was womöglich für Puccetti Racing von Vorteil sein könnte. Bisher fuhr deren WorldSBK Rookie Lucas Mahias nämlich noch das Vorjahresmodell der ZX-10RR. Der WSSP 600 Vizeweltmeister von 2020 erhielt von Phillip Öttl bereits einige Vorschusslorbeeren, siehe auf dieser Seite unter „Interviews+TV“.

Chaz Davies im April 2019 vor dem Start im Motorland Aragon von uns fotografiert. Damals war es auch am Wochenende danach in Assen bitterkalt und der erste Lauf wurde vom Samstag auf den Sonntag verschoben und daher das Superpole Race gestrichen. Zwei Jahre später erinnert uns hier in Aragon das Wetter wieder an damals, als wir Fahrer und Zuschauer frieren sahen.

Neuer Sponsor für das BMW Motorrad WorldSBK Team
Von BMW erhielten wir soeben den Hinweis auf einen neuen Sponsor. Mit Bonamici Racing als offiziellem Partner für die WorldSBK-Saison 2021. Das in Italien ansässige Unternehmen produziert hochwertiges Zubehör für Motorräder wie Gabelbrücken, hintere Hilfsrahmen, Heckgarnituren und viele andere Produkte, nicht nur für Motorsportteams, sondern auch für BMW Kunden. Jonas Folger hatte zwischenzeitlich bereits seine Team-Präsentation in Deutschland und als Sprecher soll gar Sandro Cortese dabei fungiert haben. Um Folger brauchen sich die Fans vermutlich wenig zu sorgen, ganz anders verhält sich dies bei Eugene Laverty. Der Nord-Ire fuhr auf der neuen M-1000RR noch keinen Meter, obwohl Ende März zum Test nach Barcelona angereist. Sein Team fehlte jedoch und noch ist nicht klar, ob und wann sie überhaupt bereit sein werden.

Chaz Davies (GoEleven Ducati) im Motorland Aragon – mit dem Parador im Hintergrund, dem Wahrzeichen der Kleinstadt Alcaniz, in welcher alle Fahrer und Teams untergebracht sind. Wir hatten beispielsweise 2019 ein Appartment angemietet, welches in der Buchungsplattform eine falsche Hausnummer trug. Oder zumindest war diese Nummer nicht am Haus angeschrieben und nach viel Wirrwarr klappte es am Ende doch noch. Zum Glück spricht der Autor dieses Artikels leidlich spanisch, die Vermieter verstanden kein Wort Englisch oder Deutsch.

Die Aragon Tests von Yamaha und Ducati

Auch wenn diese nicht bei optimalen Bedingungen stattfinden, solche Tests sind für sämtliche Fahrer und Teams extrem wichtig. Selbst wenn die dabei gemeldeten Zeiten mit Vorsicht zu geniessen sind, geben sie vor allem Rückschlüsse darauf, welche von den neuen Komponenten funktionieren und was an neuen Teilen noch nicht passt. Ohne jeweilige Information der verwendeten Reifen und beispielsweise, ob mit vollem oder leerem Tank gefahren wurde, sollte man jedenfalls mit voreiligen Interpretationen sehr vorsichtig sein. Wir erwähnen es in diesem Zusammenhang auch, weil nach den Barcelona Tests womöglich bereits gefolgert wurde, BMW sei bereits „über dem Berg“. Doch die Wahrheit dazu wissen wir erst, wenn das erste Rennen zu Ende ist. Zumindest darf man davon ausgehen, dass die M-1000RR über ein deutlich höheres Potenzial als das „Basismodell“ verfügt und Jonas Folger damit die Chance auf Top Ten Plätze haben sollte.

Kohta Nozane (GRT Yamaha) – der neue Teamkollege von Garrett Gerloff, nachdem sich Federico Caricasulo wie seine Vorgänger Cortese und Melandri nicht für eine weitere Saison empfehlen konnte und wieder in die WorldSSP 600 zurückkehrt. Der Japaner ist immerhin amtierender Superbike Meister seines Landes und muss wie der US-Boy im Vorjahr zuerst sämtliche Strecken neu lernen.

Zu den Rundenzeiten und anderen Bestwerten
Manachmal können auch Topspeed Messungen zu einem falschen Verständnis führen. Nach aufmerksamem Studien der gemessenen Höchstgeschwindigkeiten waren beispielsweise in Barcelona prompt viele Fahrer mit den besten gefahrenen Zeiten eher weit hinten zu finden. Umgekehrt war am Beispiel von BMW Michael van der Mark mit Bestwerten auf der Geraden gemessen worden, aber in der Rundenzeit am Ende trotzdem deutlich hinter Jonas Folger. Für Aragon ist zumindest auf deren langen Geraden dieser Wert von hoher Bedeutung. Trotzdem zeigte das Beispiel der MotoGP kürzlich in Losail und mit Jonathan Rea eineinhalb Jahre davor der WorldSBK, dass die Sieger ihren Vorsprung im kurvigen Teil der Strecke geholt hatten.

Tito Rabat (Barni Ducati Racing) – der Perfektionist und Marathon-Man der WorldSBK, von dem einiges in seiner Rookie Saison erwartet wird. Meist spult er von allen Fahrern die meisten Runden ab und schert sich nicht um die Jagd auf Bestzeiten. Wie Alvaro Bautista vor Saisonbeginn 2020 bewies, nicht unbedingt der falsche Weg. Derzeit kämpfen er und sein Team noch mit einigen kleineren Problemen, aber in gut einem Monat dürfte er vorne mit dabei sein, wenn es um Punkte geht.

Die Zeiten vom zweiten Tag des Aragon-Rumpftests

Nachfolgend die Zeiten vom zweiten Tag bis zur Mittagspause, mit einer leichten Steigerung gegenüber den schnellsten Runden vom Vortag. Derzeit bewegen sich die besten Werte im Bereich der schnellsten Runde von Jonathan Rea 2020 auf der „alten“ ZX-10RR und seinem Bestwert des über 10 Runden gehenden Sprintrennens. Seine Bestzeit aus der Superpole aus dem Vorjahr lag mit 1’48,767 noch beinahe eine Sekunde darunter. Nachdem die genaue Konfiguration nicht offiziell bekannt gegeben wurde, dürften zumindest die Zeiten von Rinaldi und Davies mit Qualifyiern oder den sogenannten SCX-Reifen für das Superpole Race gefahren worden sein. Andrea Locatelli (Pata Yamaha with BRIXX WorldSBK) hatte einen Sturz zu verzeichnen. Der Italiener verlor die Front seines Bikes in der Linkskurve 15, blieb dabei aber zum Glück unverletzt.

1. Michael Ruben Rinaldi (Aruba.It Racing – Ducati) 1’49.563s, 40 laps
2. Chaz Davies (Team GoEleven) 1’49.610s, 25 laps
3. Garrett Gerloff (GRT Yamaha WorldSBK Team) 1’50.277s, 27 laps
4. Tito Rabat (Barni Racing Team) 1’50.518s, 46 laps
5. Scott Redding (Aruba.It Racing – Ducati) 1’50.659s, 37 laps
6. Andrea Locatelli (Pata Yamaha with BRIXX WorldSBK) 1’51.209s, 20 laps
7. Axel Bassani (Motocorsa Racing) 1’51.367s, 36 laps
8. Kohta Nozane (GRT Yamaha WorldSBK Team) 1’51.775s, 21 laps
9. Christophe Ponsson (Alstare Yamaha) 1’52.269s, 37 laps

Unsere Aufnahme vom Dach der Boxenanlage mit Kurve 2 im Vordergrund, der ersten Rechtskurve nach sehr langer Fahrzeit. Hier droht den Fahrern dadurch jeweils die Gefahr, dass die rechte Reifenflanke zu sehr abkühlt und es deshalb hier oft genug zu Stürzen über das Vorderrad kommt.
Scott Redding (Aruba.it Ducati) im Motorland Aragon – der Engländer leistete sich hier2020 den fatalsten Fehler der Saison, als er am ersten Rennen am zweiten Wochenende nach einer knappen Viertelstunde in Kurve 5 ins Kiesbett rutschte. Damit verlor er den Anschluss zu WM-Leader Rea endgültig und musste sich am Ende mit dem Vizeweltmeistertitel zufriedengeben.

Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).