
Die erste Saisonhälfte 1999 – das 12. Jahr der WorldSBK
Im Vorjahr führte Carl Fogarty auf seiner Werks-Ducati genau zweimal, nämlich nach dem Auftaktrennen und vor dem Finalrennen. Dazwischen hatten lange Zeit Fahrer wie Rookie Noriyuki Haga (Yamaha World Superbike Team), Privatfahrer Troy Corser (Ducati Racing ADVF) und Aaron Slight (Castrol Honda) im WM-Zwischenklassement die Nase vorne gehabt. Aber am Ende behielt der Engländer die Nerven und holte sich den 3. WM-Titel der Karriere. Damit war er der erste dreifache Weltmeister in der Geschichte der Superbike WM seit ihrer Premiere 1988. Viele seiner Landsleute nannten ihn ab nun nur noch „King Carl“. Er war zu einer Ikone seines Sports geworden und gierte nach mehr. Inzwischen hatte die WorldSBK der Motorrad-WM bei einigen Rennen bezüglich der Besucherzahlen gar den Rang abgelaufen. Es war das goldene Zeitalter der Superbike Weltmeisterschaft und sollte noch einige Jahre dauern.

WM-Kalender 1999 – mit neu wieder 13 Runden
Zum ersten Mal seit 1993 wurde die WorldSBK wieder über 13 Runden mit je zwei Rennen ausgetragen. Damals waren gar 14 Veranstaltungen geplant, doch das für Mexico City vorgesehene Finale wurde im Lauf der Saison ersatzlos gestrichen. Die Strecken waren allesamt in teils anderer Reihenfolge bereits im Vorjahr im Programm gestanden, neu war diesmal vor allem der Saisonbeginn in Kyalami (Südafrika) und mit dem Hockenheimring ein zweites deutsches Rennen gegenüber 1998. Zwei Jahrzehnte später gab es leider bereits kein einziges mehr und die Corona-Pandemie machte 2020 auch noch der Rückkehr von Oschersleben den Garaus. Im Gegensatz zu Phillip Island und insbesondere Sugo und Laguna Seca hatten die Stammfahrer beim Saisonauftakt keine starken einheimischen Piloten zu befürchten. Dies zumindest die Erfahrung aus der Saison 1998.


Entry List der zweiten WM-Runde in Australien:

Der Saisonauftakt im Süden Afrikas

Von Startposition 2 ging vom Start weg mit Carl Fogarty die Nummer 1 in Führung, gefolgt von Ducati-Teamkollege Troy Corser, der noch in der ersten Runde von Noriyuki Haga auf der Yamaha überholt wurde. Doch der Australier kämpfte sich auf P2 zurück, während etwas weiter hinten Peter Goddard auf seiner Aprilia ins Kiesbett rutschte. Wenig später lagen die zwei Castrol Honda Piloten Aaron Slight und Colin Edwards direkt hinter dem Japaner und in Runde 8 kam die erste Attacke des Neuseeländers. Der amtierende Weltmeister fuhr einem sicheren Sieg entgegen, während hinter ihm auch Troy Corser den hinter ihm liegenden Slight bis ins Ziel in Schach halten konnte. Rang 4 ging an Haga vor Edwards, Akira Yanagawa (Kawasaki) und dem neu für Suzuki antretenden Pierfrancesco Chili. Der Spanier Gregorio Lavilla (Kawasaki) wurde achter vor Doriano „Rambo“ Romboni (Ducati) und dem Österreicher Robert Ulm auf Kawasaki.


Das zweite Rennen von Südafrika
Nach der ersten Runde führte Honda Ass und Vizeweltmeister Aaron Slight vor Foggy und Corser, doch kurz danach ging der Weltmeister an die Spitze. Noriyuki Haga stürzte in der 14. von 25 Runden und beim Zweikampf um Platz 2 hinter dem souveränen Leader Fogarty hatte diesmal Slight die Nase vor Corser. Edwards belegten Rang 4 vor den beiden Kawasakis von Yanagawa und Lavilla. Dahinter folgte Peter Goddard auf Aprilia vor Chili, Romboni und Katsuaki Fujiwara auf Suzuki. Robert Ulm wurde diesmal elfter vor Lucio Pedercini (Ducati), Vittoriano Guareschi (Yamaha) und Lokalmatador Lance Isaacs (Ducati).


Die WM-Fortsetzung in Down Under mit der 2. Runde

Nachdem Foggy im Vorjahr mit nur 3 Siegen Weltmeister geworden war, hatte er nach der ersten von 13 Runden nun bereits zwei Drittel dieser Marke geschafft. Natürlich war er damit als erster WM-Leader nach Australien angereist, wo es drei Wochen nach Kyalami auf der beliebten Strecke von Phillip Island im Süden von Melbourne weiterging. Zweimal hatte der Engländer hier bereits gewonnen, während Lokalmatador Troy Corser erst einen Sieg verbuchen konnte. Allerdings war er im Gegensatz zu Fogarty 1997 nicht in der WorldSBK angetreten, weil er sich nach seinem WSBK Titel von 1996 in der 500-er WM versucht hatte. Ein Jahr später war der Australier aber reumütig wieder in der seriennahen WM zurück und wurde WM-Dritter.

Das erste Rennen in Phillip Island
Nach dem Start übernahm ab der zweiten Kurve Ducati Ass Troy Corser die Führung, gefolgt von Colin Edwards, Aaron Slight, Nori Haga und Foggy. In der zweiten von 22 Runden war Slight auf Position 5 zurückgefallen und Corser hatte einen Abstand von etwa 50 Meter herausgefahren. Im 4. Umgang musste Frankie Chili mit defekter Benzinpumpe an seiner Suzuki GSX-R 750 aufgeben. Mittlerweile lag Fogarty auf P2 vor Slight und Edwards, an dem in Runde 6 Haga vorbeiging, der kurz danach auch den Neuseeländer kassierte. Doch Slight gab nicht nach und kämpfte sich auf P3 zurück, während von hinten Yanagawa auf der Kawasaki herangekommen war.

Auch Edwards war noch nicht zurückgefallen und so kam es nach Rennhälfte zu einem munteren Schlagabtausch zwischen den vier Streithähnen. Am Ende gewann Corser mit 3,801 Sekunden Vorsprung auf Foggy und Edwards hatte auf der Ziellinie bei dem Viererpaket die Nase hauchdünn vorne. Slight wurde Vierter vor Yanagawa und Haga, dem keine 3 Zehntel auf das Podium fehlten.


Der zweite Lauf von Phillip Island
Was die Spitze nach dem Start betraf, war es eine Kopie des ersten Rennens. Corser kam als Führender im Honda Corner (Kurve 4) an. Dahinter balgten sich Slight, Haga, Edwards und Foggy um die Verfolgerrolle. Anfänglich hatte der Neuseeländer diese Rolle inne, als er als einziger nach der ersten Runde noch halbwegs am Lokalmatador dran war. Fogarty und Edwards hatten schon rund eine Sekunde Rückstand nach der ersten Zielpassage. Dahinter folgten Haga, Goddard, Lavilla und „Rambo“ Romboni. Im vierten Umlauf ging Foggy an Slight vorbei und Haga hatte sich an Edwards vorbei gekämpft.

Die Entscheidung im zweiten Rennen
Kurz nach Halbzeit des 2. Laufs hatte sich Fogarty an Corser herangepirscht und es entstand ein spannender Zweikampf um den Sieg. Viel knapper als mit 5 Tausendstel konnte der Hausherr dabei beinahe nicht gewinnen. Von blossem Auge war eine Entscheidung unmöglich. Colin Edwards holte sich erneut Platz 3 vor Teamkollege Slight und diesmal lag zwischen ihm und dem fünften Haga weniger als ein Zehntel. Mit einem Respektabstand von beinahe 15 Sekunden folgte Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki vor den drei Ducatis von Steve Martin (AUS), Dario Romboni und Craig Connell (AUS). Dahinter auf P10 Katsuaki Fujiwara (Suzuki), der Österreicher Andreas Meklau (Ducati) und die beiden Suzukis von Shawn Giles (AUS) und Pierfrancesco Chili.


WM-Runde 3 in Donington Park

Nach der ersten Kurve setzte sich Pierfrancesco Chili auf der Alstare Corona (letzteres war eine Biermarke, zumindest vor der Corona-Pandemie) Suzuki an die Spitze. Dahinter folgten Chris Walker auf Kawasaki und WM-Leader Fogarty auf der Ducati. In der dritten Runde lag bereits der Lokalmatador vorne. Der WM-Leader liess ab dann nichts mehr anbrennen und fuhr einen sicheren Sieg nachhause. Zwei Umgänge später schnappte sich Aaron Slight den bis dahin auf P3 liegenden Troy Corser. Wenig später war mit Colin Edwards auch der zweite Castrol Honda Pilot am Australier vorbei. Slight war nach Runde 10 am zweitplatzierten Chili dran und ging kurz danach an ihm vorbei.

Der Crash von Chili und die beiden Profiteure
Nach Rennhälfte flog der Italiener ab und Corser bekam plötzlich Gesellschaft von den beiden Kawasaik Fahrern Walker und Yanagawa. Nun lagen die beiden Honda Piloten Slight und Edwards auf Podestkurs und sie liessen sich danach nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Am Ende holte sich Foggy seinen bereits dritten Saisonsieg vor den beiden Castrol Hondas des Neuseeländers und US-Amerikaners. Chris Walker gelang es, seinen Kawasaki Markenkollegen Akira Yanagawa bis ins Ziel hinter sich zu halten und Troy Corser musste dahinter mit P6 vorlieb nehmen. John Reynolds (Ducati) wurde siebter vor Steve Hislop (Kawasaki), Sean Emmett (Ducati) und Noriyuki Haga auf der besten Yamaha.


Das zweite Rennen von Donington Park
Diesmal ging nach dem Start Troy Corser in Führung und dahinter stritten sich Frankie Chili und Carl Fogarty um P2. In der ersten Runde flog der Australier Peter Goddard auf der Aprilia RSV 1000 spektakulär per Highsider ab. Deutlich in Führung lag zu diesem Zeitpunkt Corser vor Foggy, während dahinter Slight nach einer beinahe-Kollision mit Teamkollege Edwards abflog, danach aber weiterfahren konnte. Der US-Amerikaner hatte ausgerechnet in der Kurve einen Rutscher und dem Neuseeländer ging außen die Straße aus. Edwards drehte sich verwundert kurz um, als er es wohl hinter sich scheppern hörte, fuhr aber natürlich weiter. Nun begann der Texaner seine Attacke auf die führenden Ducati Piloten zu reiten, holte sie beide ein und distanzierte Fogarty bis ins Ziel um 4,213 Sekunden. Corser wurde dritter vor Akira Yanagawa, Chili, Haga, John Reynolds, Doriano Romboni, Steve Hislop und Niall Mackenzie.



Zwei Wochen später in Albacete mit WM-Runde 4
Nach dem ersten knappen Drittel sah es nicht danach aus, als werde es zu einer knappen Entscheidung im Titelkampf kommen. Zu stark erinnerte der Saisonbeginn an 1995, als Carl Fogarty sieben der ersten 12 Rennen gewonnen hatte und nie schlechter als auf Platz 2 klassiert war. Diesmal waren bisher 6 Läufe absolviert worden, wovon der Engländer 3 zu gewinnen vermochte und dreimal Zweiter wurde. Natürlich führte er damit vor der spanischen Runde auch im WM-Zwischenklassement. Troy Corser als Zweiter hatte zu diesem Zeitpunkt 23 Punkte Rückstand und Colin Edwards auf Platz 3 bereits deren 38.

Vor dem Start zum ersten Rennen ging es wie üblich zuerst auf die Warm Up Lap. Beim Wegrollen rannte ein reichlich bekloppt wirkender Spanier mit nacktem Oberkörper und zwei an Stierkampf-Waffen erinnernden Gegenständen in seinen Händen von der Startlinie durch die wegrollenden Fahrer. Gestartet wurde danach aber zum Glück normal und per Ampel, wonach in der ersten Kurve Colin Edwards in Führung ging. Nach der ersten Runde führte jedoch Noriyuki Haga vor Akira Yanagawa, Frankie Chili, Foggy und Edwards. Letzter kämpfte sich einen Umgang später wieder auf P3 zurück, bevor er mit Motorproblemen ausrollen lassen musste.

Der japanische Doppelsieg im 1. Rennen
Bei Halbzeit des ersten Laufs hatte sich eine Spitzengruppe gebildet, bei welcher Haga vor Yanagawa und Fogarty führte. Doch der WM-Leader vermochte den beiden Japanern bald nicht mehr zu folgen. Gegen Ende des Rennens wurde der Kampf um den Sieg daher zu einem Zweikampf, bei welchem immer noch Haga vorne lag. Der Yamaha Pilot liess auf der brandneuen YZF-R7 nichts anbrennen und überquerte das Ziel mit erhobenem linken Zeigefinger als Sieger. Akira Yanagawa holte für Kawasaki im 7. Rennen der Saison das erste Podium. Dahinter folgte der amtierende Weltmeister auf seiner Ducati. Der Kampf um Platz 4 ging an Aaron Slight, hauchdünn vor Chili und dem neu auf Kawasaki antretenden Lokalmatador Gregorio Lavilla. Troy Corser musste sich mit P7 begnügen, vor Katsuaki Fujiwara auf der besten Suzuki, Hagas Yamaha Teamkollege Vittoriano Guareschi und Peter Goddard auf der Aprilia RSV Mille.


Der zweite Lauf von Albacete
Zum ersten Mal war der WM-Leader nicht mindestens auf Platz 2 im Ziel eingetroffen, doch ein Podestplatz war nicht so schlecht vor dem Hintergrund, dass seine nächsten Verfolger diesmal gestrauchelt waren. Zumindest einer davon vermochte diese Scharte jedoch im 2. Rennen wett zu machen. Diesmal erwischte es mit Haga ausgerechnet den Sieger des ersten Laufs mit einem Motorschaden, als er seine Yamaha in der 11. Runde ausrollen lassen musste. Der Kampf um den Sieg entwickelte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei am Ende der US-Amerikaner die Nase vorne hatte. Einen Wimpernschlag dahinter folgte Yanagawa vor Fogarty. Lavilla holte sich knapp vor Chili Platz 4, dahinter folgten Slight, Fujiwara, Guareschi, Goddard und der Österreicher Andy Meklau auf Ducati.


Auf dem Autodromo Nazionale di Monza für WM-Runde 5
Auf der Strecke in Norditalien hatte Foggy seit 1996 nie mehr gewonnen, während im Vorjahr hier Colin Edwards auf der Castrol Honda einen Doppelsieg geholt hatte. Doch mit der neuen Ducati 996 RS hatte der Engländer diesmal wieder eine Waffe, die auch im Topspeed der Konkurrenz absolut ebenbürtig war. Auf der anderen Seite war die Honda RVF750 RC45 des US-Amerikaners mittlerweile in die Jahre gekommen. Im nächsten Jahr sollte er deshalb auf einem komplett anderen Bike antreten. Auf Highspeed Strecken wie dem Autodromo Nazionale di Monza mit wie auf dem Hockenheim Durchschnittsgeschwindigkeiten von um die 200 km/h war jedoch die aktuelle Maschine von Edwards immer noch eine der schnellsten im Feld.

Der erste Lauf sollte erneut ein Herzschlag-Finale bringen. Nach dem Start war Edwards anfänglich nur auf Platz 6 gelegen, während an der Spitze die drei Ducatis von Fogarty, Corser und Romboni den Ton angaben. Der US-Amerikaner auf der Castrol Honda war kurze Zeit später gar auf P7 zurückgefallen, doch er kämpfte sich danach Platz um Platz nach vorne. Doriano Romboni hingegen war in der zweiten Runde spektakulär abgeflogen. In der dritten Runde lag der Doppelsieger des Vorjahres bereits auf P3 und machte sich auf die Jagd nach den beiden führenden Ducati-Werksfahrer. Im 7. Umgang war es so weit und mit Lokalmatador Chili im Schlepptau hatte sich Colin Edwards herangepirscht.


Das Finale des ersten Laufs von Monza
Auf der Start-Ziel-Geraden ging der Castrol Honda Pilot sogleich an den beiden Werks-Ducatis vorbei und in der Schikane beging Corser einen Fehler, der ihn leicht zurückwarf. In der nächsten Schikane ging der Lokalmatador am Australier vorbei und versuchte, zu den beiden Führenden aufzuschliessen. In Runde 10 hatte sich Troy Corser einen weiteren Fehler geleistet, der ihn deutlich zurückwarf. Chili hingegen gelang es in den letzten Runden, an Foggy und Edwards heranzukommen und es kam zum Dreikampf um den Sieg. Es war der amtierende Weltmeister, der in der letzten Runde den Ton angab und sich bis ins Ziel nicht mehr austricksen liess und sein 4. Rennen der Saison gewann. Der Honda Pilot knapp dahinter auf P2 und der Italiener mit dem ersten Podium der Saison für sich und Suzuki. Vierter wurde Corser vor Slight, Haga, Yanagawa, Lavilla und Goddard. Andreas Meklau landete auf Platz 10 vor Yamaha Werkspilot Guareschi, Igor Jerman (Kawasaki) und Lucio Pedercini auf Ducati.


Das zweite Rennen in Norditalien
Foggy gewann auch den zweiten Lauf und hatte damit die Hälfte der ersten 10 Rennen für sich entschieden. Bei allen anderen war er mindestens auf Platz 3 ins Ziel gekommen, womit er seine Führung im WM-Zwischenklassement deutlich ausbauen konnte. Colin Edwards verpasste den Sieg um winzige 5 Tausendstel und auch Frankie Chili lag nur gerade 0,544 Sekunden hinter dem Sieger. Dahinter folgten Corser, Yanagawa, Haga, Lavilla, Meklau, Fujiwara und Guareschi. Aaron Slight war mit einer schwarzen Flagge aus dem Rennen geholt worden. Der Neuseeländer hatte am Start etwas früh gezuckt und danach eine Stop-and-go Strafe aufgebrummt erhalten, welche er danach jedoch rundenlang ignoriert hatte.


Die Rückkehr auf den Nürburgring für WM-Runde 6
Diesmal fanden die Rennen im Gegensatz zur Premiere vor einem Jahr bei trockenen Verhältnissen statt. Doch das Event auf dem Nürburgring wurde zu einem skandalösen Wochenende und auch der WM-Leader hatte leichten Anteil daran. Als Carl Fogarty zur Überrundung ansetzte, fuhr er dem deutschen Privatfahrer Lothar Kraus (Kawasaki) seitlich von rechts voll ins Motorrad, worauf dieser zu Sturz kam. Wie wir beim Betroffenen direkt in Erfahrung brachten, war dieser absichtlich vom Gas gegangen, um die Führungsgruppe vorbeizulassen, aber nirgends wurden vor deren Ankunft blaue Flaggen geschwenkt.

Kommentator und Streckenposten nicht mit Ruhm bekleckert
Wie leider viel zu oft üblich rutschten dem deutschsprachigen Kommentator (der Name dieses Laien verdient es nicht, an dieser Stelle erwähnt zu werden) in der TV-Übertragung bei Betrachtung der Szene reichlich unqualifizierte Äußerungen über die Lippen. Zudem hatte davor der Slowene Igor Jerman mit seiner Kawasaki Öl verloren und die Streckenposten versagten erneut auf der ganzen Linie. Da sie alle verpassten, die Warnflaggen rechtzeitig zu schwenken, flogen daraufhin reihenweise Fahrer ab, darunter nacheinander Yanagawa, Haga, Chili und Edwards.

Die Wertung des Skandalrennens
Carl Fogarty siegte ungefährdet vor Slight, Corser und Lavilla, auch weil diese davor dem von Foggy abgeschossenen Lothar Kraus und seiner Kawasaki ausweichen mussten und dadurch den Anschluss verloren hatten. Durch die vielen Ausfälle vor ihm holte der Australier Peter Goddard auf der Aprilia RSV 1000 mit P5 sein erstes Top fünf Ergebnis. Dahinter trafen Katsuaki Fujiwara (Suzuki), Vittoriano Guareschi (Yamaha), Andreas Meklau (Ducati), das schwedische Urgestein Christer Lindholm (Yamaha), der Deutsche Jochen Schmid (Kawasaki) und Lucio Pedercini (Ducati) im Ziel ein. Man kann heute von Glück reden, passieren derartige Dinge im Rennsport kaum mehr oder zumindest nicht ungeahndet. Zudem war Foggy bereits davor schon meilenweit in Führung gelegen. Daher konnte er froh sein, wurde an diesem schwarzen Sonntag des Rennsports am 13. Juni 1999 durch diese Vorfälle nicht die WM entschieden.


Der zweite Lauf auf der Eifel
Nach Rang vier im ersten Rennen ereilte den Spanier Lavilla auf seiner Kawasaki die Defekt-Hexe und dies ausgerechnet in der vierten Runde. In vielen asiatischen Ländern gilt diese Nummer als Unglückszahl. Foggy als Rüpel des Tages wurde von den Renngöttern (sofern es diese wirklich gibt) mit Platz 15 im zweiten Rennen und nur einem WM-Punkt bestraft. Der Sieg ging an seinen Ducati Werksteam-Kollegen Troy Corser, allerdings nur etwas über ein Zehntel vor Aaron Slight. Platz 3 holte sich Akira Yanagawa vor Edwards, Chili, Haga, Fujiwara und Goddard. Der von Fogarty im 1. Lauf abgeschossene Deutsche Lothar Kraus konnte verletzt nicht zum zweiten Rennen antreten. Heute betreibt er eine Tuningfirma in Östringen, südwestlich von Sinsheim (BW).


Die 7. WM-Runde in Misano

Verkehrt herum gefahren
Mit Ausnahme vom zweiten Lauf des Skandal-Sonntags auf dem Nürburgring stand Foggy vor der Anreise an die Adria jedes Mal auf dem Podium. Damals wurde der Autodromo di Santamonica, wie er damals noch hieß, im Gegenuhrzeigersinn befahren. Natürlich waren unzählige Tifosi an der Strecke, um ihren Helden und Fabrikate anzufeuern. Nebst Ducati war ja neu sogar Aprilia mit der RSV Mille und dem Australier Peter Goddard als Fahrer werksseitig mit dabei. Die vorwiegend einheimischen Fans an der Strecke sollten zwei Wochen nach der ersten von 2 Runden in Deutschland (Hockenheim stand im September im Kalender) in Misano am 27. Juni 1999 auch nicht enttäuscht werden.

Auf Poleposition stand Carl Fogarty, aber der Ducati Pilot bog nur als fünfter in die erste Kurve. In der dritten Runde lag der WM-Leader bereits auf Position 3 und wenig später befand er sich als zweiter auf der Verfolger von Blitzstarter Troy Corser. Der australische Teamkollege und Weltmeister von 1996 auf einer privaten Ducati für Power Horse bekam danach schon bald von hinten Gesellschaft. Bei Rennhälfte war Foggy Leader und mit einem Respektabstand von knapp 100 m folgte Corser. Doch der Mann von Down Under hatte noch nicht aufgegeben und kämpfte sich nochmals an den Führenden heran. Im Ziel trennten die beiden lächerliche 0,126 Sekunden und der amtierende Weltmeister hatte dabei die Nase vorn. Den dritten Platz erkämpfte sich Akira Yanagawa auf der besten Kawasaki. Publikumsliebling Pierfrancesco Chili (Suzuki) wurde vierter vor Aaron Slight, Colin Edwards (beide Honda) und Gregorio Lavilla (Kawasaki). Die Top Ten komplettierten die beiden Yamaha Werksfahrer Nori Haga und Vittoriano Guareschi vor Peter Goddard auf Aprilia.


Das zweite Rennen in Misano
Foggy gewann auch den zweiten Lauf und das Podium wurde zu einer Kopie des Mittags-Rennens. Rang 4 ging diesmal an Slight vor Lavilla und einem enttäuschten Chili. Haga war in der 11. Runde gestürzt und 4 Umgänge davor hatte es bereits Goddard auf der einzigen Aprilia im Feld erwischt. Edwards musste mit P7 vorlieb nehmen, vor Guareschi, Katsuaki Fujiwara (Suzuki) und dem Deutschen Robert Ulm auf Kawasaki. Die WM-Führung von Fogarty auf Edwards betrug bereits 99 Punkte und nur Ducati-Teamkollege Corser war mit deren 55 noch halbwegs auf Schlagdistanz zum Engländer.


Weiter zum 2. Halbjahr: http://www.motoracers.eu/wsbk-story-24-1999-2/
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
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