
Die 1. Saisonhälfte 2009 & das erste Podium von Jonathan Rea
Nebst dem Rücktritt von Bayliss gab es auch eine ganze Menge Fahrerwechsel bei den verschiedenen Teams. Dazu mit Aprilia und deren Modell RSV4 das Comeback eines italienischen Herstellers, der sich die Dienste von Max Biaggi gesichert hatte. Dazu als Teamkollegen Shinya Nakano, den 250 cm³ Vizeweltmeister von 2000. Fast noch sensationeller war der Einstieg von BMW in der WorldSBK, um die Konkurrenzfähigkeit der S-1000RR unter Beweis zu stellen. Dafür hatten sie Troy Corser verpflichtet, der in der Superbike WM davor bereits für 5 verschiedene Hersteller angetreten war: Ducati, Aprilia, Petronas, Suzuki und Yamaha. Zusammen mit Michel Fabrizio bildete neu Nori Haga das Ducati Xerox Werksteam. Mit Ben Spies, Tom Sykes, Shane Byrne und Jonathan Rea kamen einige vielversprechenden Namen neu dazu. Nachfolgend die offizielle Entry List für das erste Rennen.


Der Kalender für die Saison 2009
Die einzige Änderung der ersten 5 Runden betraf die Reihenfolge der ersten beiden Veranstaltungen. Wie auch später oft war nun der Saisonauftakt in Phillip Island und für Runde 2 ging es nach Katar. Als sechstes Event war nach einer Pause seit 2002 Kyalami in Südafrika wieder in den Kalender aufgenommen worden. Während die letzten beiden Veranstaltungen von Magny-Cours und Portimão gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben waren, tat sich dazwischen einiges an Änderungen. Nach Utah als Runde 7 kamen wieder wie 2008 Misano, Donington, Brünn und der Nürburgring zum Zug. Brands Hatch und Vallelunga waren aus dem Kalender geflogen, dafür kam in Italien Imola zurück.

Saisonauftakt in Australien

Zum ersten Mal seit 1998 fand der Saisonauftakt wieder in Phillip Island statt. Zusammen mit dem zurückgetretenen amtierenden Weltmeister Troy Bayliss war sein Vornamensvetter Corser hier der Rekordhalter mit 6 Siegen. Im ersten Lauf war es dessen letztjähriger Teamkollege Nori Haga, der am Ende die Nase knapp vorne haben sollte. In den ersten 3 Runden lag jedoch Rookie Jonathan Rea auf der Ten Kate Honda überraschend in Führung. Doch dann übernahm der japanische Publikumsliebling das Kommando und wenig später übernahm Max Neukirchner diese Rolle. Zwischen den beiden entwickelte sich ein packendes Duell um den Sieg.

Wie so oft auf der wunderschön gelegenen Strecke in Australien kam es zu einem Fotofinish. Dabei hatte der Japaner um 0.032 die Nase vor dem Deutschen Ten Kate Honda Pilot. Dies war bis dahin die elftknappste Differenz der WorldSBK Geschichte. Im für enge Entscheidungen bekannten Phillipp Island war es erst einmal im Jahr 1999 bei Sieg von Troy Corser vor Foggy noch enger zugegangen. Nachfolgend das offizielle Resultat des ersten Laufs der Saison 2009.


Das zweite Rennen von Phillip Island
Diesmal blieb Rookie Ben Spies auf der Yamaha sitzen und führte prompt in den ersten 5 Runden das Feld an. Nachdem er von Nori Haga danach an der Spitze abgelöst worden war, tauchte der US-Boy anschliessend immer wieder ganz vorne auf. Diesmal gab es kein Fotofinish, sondern der Yamaha Neuling hatte am Ende um 1.286 Sekunden die Nase vorne. WSBK Rückkehrer Leon Haslam komplettierte das Podium vor Régis Laconi, Michel Fabrizio, Max Neukirchner und Jakub Smrz. Yukio Kagayama wurde achter vor Jonathan Rea, Tom Sykes, Rubén Xaus und Shinya Nakano. Nur auf Rang 15 hinter Checa und Tommy Hill kam Max Biaggi auf der Aprilia ins Ziel. Der Römer lag bis zur zweitletzten Runde in den ersten fünf, bis er nach einem Fehler weit zurückgefallen war.

Die 2. WM-Runde in Losail

Den stärksten Eindruck zum Saisonbeginn hatten die beiden Werks-Ducati, sowie Suzuki und Honda hinterlassen. Dazu natürlich mit Ben Spies und seinem Laufsieg im 2. Rennen von Australien eine Yamaha. Sein Teamkollege Tom Sykes hatte im Vorjahr bei zwei Wildcard-Einsätzen hohe Erwartungen geweckt. Der Engländer aus Huddersfield sollte aber in seiner ersten vollen Saison wie in Phillip Island meist im Schatten des US-Amerikaners stehen.

Das erste Rennen mit einem überzeugenden Ben Spies
In den ersten 12 von 18 Runden diktierte diesmal Max Biaggi das Tempo auf seiner Aprilia RSV4. Zuerst hatte er dabei „Nitro Nori“ Haga im Genick und im letzten Renndrittel begann Ben Spies zu attackieren. Der US-Amerikaner machte 6 Runden vor Schluss kurzen Prozess und übernahm die Führung, welche er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Um 1.893 Sekunden gewann er bereits sein zweites Rennen in Folge vor Haga, der Biaggi drei Runden vor dem Ziel ebenfalls noch überholt hatte. Rang 4 ging an Nakano vor Checa, Byrne, Sykes und Kiyonari. Troy Corser wurde auf der BMW neunter vor Laconi, Haslam, Rea, Xaus und Parkes auf der besten Kawasaki.

Der zweite Lauf von Losail
Diesmal war es Publikumsliebling Haga, der in den ersten Runden das Feld anführte. Aber in der sechsten Runde ging Spies an ihm vorbei und gab die Spitzenposition erneut bis ins Ziel nicht mehr ab. Hinter Nori Haga wurde Max Biaggi dritter, es war bereits das zweite Podium in Folge für die neue V4-Aprilia. Rang 4 ging an Kiyonari vor Sykes, Neukirchner, Nakano und Rea. Corser wurde auf der BMW wiederum neunter vor Teamkollege Xaus, Haslam, Byrne, Checa, Laconi und Kagayama. WM-Leader war wie nach Philliop Island immer noch Noriyuki Haga, dahinter folgten Spies und mit einem Respekt-Abstand dahinter Neukirchner und Biaggi.

WM-Runde 3 in Valencia

Im ersten Dreiviertel des Rennens stritten sich Haga und Neukirchner an der Spitze. Drei Runden vor Schluss ging jedoch Fabrizio noch am Deutschen vorbei und so kam es zu einem Doppelsieg für das Ducati Xerox Werksteam vor dem Deutschen auf der Suzuki. Ben Spies hatte sich von P5 bis auf die dritte Position nach vorne gekämpft, bis er kurz nach dem ersten Renndrittel durch Sturz ausfiel. Vor dem US-Amerikaner waren bereits Rea, Corser, Checa und Smrz abgeflogen. Laconi wurde vierter vor Haslam, Kayayama, Sykes und Biaggi. Platz 9 ging an Shane „Shakey“ Birne vor Broc Parkes und dem ehemaligen MotoGP Piloten John Hopkins aus den USA auf Honda. Dahinter sahen Kiyonari, Xaus, Tamada und Hill die Zielflagge.

Das zweite Rennen von Valencia
Wieder war es Max Neukirchner, der sich in den ersten 4 Runden ganz vorne zeigte und erneut lag danach wieder Haga an der Spitze. Doch nun arbeitete sich Ben Spies nach vorne und der anfängliche Leader fiel immer weiter zurück. Nori Haga holte sich am Ende den Doppelsieg vor dem US-Amerikaner und Michel Fabrizio sorgte mit Rang 3 für das zweite Xerox Ducati Doppel-Podium der Saison. Régis Laconi sicherte den zweiten 4. Platz in Folge vor Haslam, Checa, Neukirchner und Biaggi. Neunter wurde Kiyonari vor Sykes, Byrne, Hopkins, Rea, Smrz und Corser. Letzterer war als amtierender Vizeweltmeister nach seinem Wechsel von Yamaha zu BMW mal wieder ein Schatten seiner selbst. Der Australier hatte dies in seiner Karriere schon einmal erlebt. Als er von 2002 bis 2004 bei Foggy Petronas unter Vertrag stand, opferte er drei Jahre seiner Karriere. Auf einem konkurrenzfähigen Bike hätte er damals womöglich einen oder gar zwei Titel geholt.

In der „Cathedral of Speed“ für Runde 4 in Assen

Bevor es in die Niederlande ging, führte in der Statistik bezüglich der Führungsrunden Nori Haga mit 67 vor Ben Spies mit nur deren 30. Bis zur 12. von 22 Runden besserte der US-Boy seine diesbezügliche Bilanz im ersten Lauf von Assen deutlich auf. Doch dann wurde er von Haga wieder an der Spitze abgelöst. Am Ende hatte jedoch wieder der Yamaha-Pilot die Nase um 0.154 die Nase vorne und verwies den Japaner auf Rang 2. Dritter wurde nur knapp dahinter Leon Haslam mit seinem 2. Podium der Saison. Rookie Tom Sykes holte mit Platz 4 sein bisher bestes Saisonresultat vor Biaggi, Smrz, Rea und Laconi. Fabrizio wurde neunter vor Corser, Byrne, Muggeridge, Neukirchner, Xaus und Kiyonari.

Der zweite Lauf von Assen
Nach der ersten Runde lag erneut Ben Spies in Führung, doch danach machte „Nitro Nori“ ernst und übernahm das Kommando vor dem US-Amerikaner. Der Yamaha Pilot war gestürzt und an seiner Stelle jagte Leon Haslam nun den Spitzenreiter, zuerst überholt und danach wieder gefolgt von Michel Fabrizio. Haga siegte vor Haslam und Smrz, der Fabrizio in der letzten Runde noch abgefangen hatte. Nachfolgend das offizielle Resultat des zweiten Rennens von Assen.


Die 5. Runde in Monza

Nach der 4. von 14 Runden führte Nori Haga im WM-Zwischenklassment mit 180 Punkten vor Spies (120), Haslam (94), Fabrizio (80), Neukirchner (75) und Sykes (70). Für den an 5. Stelle der WM liegenden Deutschen wurde der erste Lauf jedoch zu seinem Schicksalsrennen. Max Neukirchner hatte sich mit der viertbesten Zeit für die erste Reihe qualifiziert. Damals standen noch 4 Fahrer in einer Reihe. Doch der Stollberger wurde vom US-Amerikaner Brendan Roberts in der ersten Schikane abgeschossen und verletzte sich dabei schwer. Ober- und Unterschenkel gebrochen, letzteren sogar doppelt, die Saison war für den Sachsen vorbei.

Der erste Lauf von Monza
In deutschen Medien sollte man danach lesen, dass der Ausgang des Rennens zur Nebensächlichkeit verkam. Aber wie überall im Sport und im Leben musste es weitergehen und diesmal kam es zu einer Saison-Premiere. Bei seinem Heimrennen holte Michel Fabrizio den Heimsieg und damit hatte er zum ersten Mal seinen Xerox Ducati Teamkollegen Nori Haga geschlagen. Zu diesem Zeitpunkt spielte es noch keine Rolle, dass der Italiener bei seinem Heimrennen dem Japaner damit Punkte wegschnappte. Platz 3 ging an Ryuichi Kiyonari vor seinem Landsmann Yukio Kagayama und Jonathan Rea, der einen immer stärkeren Eindruck machte. Sechster wurde Tom Sykes vor Rubén Xaus, Régis Laconi, Carlos Checa, Broc Parkes und Max Biaggi. Ben Spies hatte mit Rang 15 vorlieb nehmen müssen, nachdem er mit technischen Problemen an seiner Yamaha gekämpft hatte. Dasselbe Schicksal teilte auch Leon Haslam mit ihm und Troy Corser war durch Sturz ausgeschieden.

Das zweite Rennen von Monza
Während Ben Spies einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg hinlegte, lag Haga am Anfang nur auf Rang 15 und wenig später schied er durch Sturz aus. Sein Teamkollege Fabrizio wurde mit Rang 2 Tagessieger und verwies Kiyonari dabei um knapp zwei Zehntel auf Platz 3. Vierter wurde Jonathan Rea mit seinem bis dahin besten Saisonergebnis vor Biaggi, Sykes, Haslam, Smrz, Xaus und Checa. Régis Laconi verpasste die Top Ten mit P11 vor Nakano, Parkes, Scassa und Baiocco.

Für WM-Runde 6 nach Südafrika

Das erste Rennen von Kyalami wurde zu einem Stall-internen Duell zwischen den beiden Ducati Werkspiloten Noriyuki Haga und Michel Fabrizio. Dabei behielt der WM-Leader aus Japan am Ende die Nase vorne. Dritter wurde Ben Spies auf der Yamaha R1 vor Jonathan Rea, Max Biaggi, Carlos Checa und den beiden Japanern Nakano und Kagayama. Rang 9 ging an Shane Byrne vor Tom Sykes, Gregorio Lavilla, Ryuichi Kiyonari, Lokalmatador Sheridan Morais, Jakub Smrz und Broc Parkes. Rubén Xaus (in der ersten Runde) und Leon Haslam im 14. Umlauf waren gestürzt.

Der zweite Lauf von Kyalami mit dem ersten Podium für Jonathan Rea
Im Nachhinein klingt es etwas seltsam, wenn man behauptet, das Ergebnis der ersten beiden Fahrer sei für später weniger relevant gewesen. Aber der Drittplatzierte hiess bei diesem Rennen Jonathan Rea auf Hannspree Ten Kate Honda. Für den jungen Nord-Iren war es ein Meilenstein in seiner Karriere, dem noch unzählige weitere folgen sollten. Nachfolgend das offizielle Resultat, welches in der Geschichte der WorldSBK aufgrund des Drittplatzierten Fahrers später von historischer Bedeutung werden sollte.


Die 7. WM-Runde in Utah

Als das erste Rennen nach 5 Runden abgebrochen wurde, lag der von Beginn an führende Lokalmatador Spies in Führung. Shinya Nakano war gestürzt und aus Sicherheitsgründen kamen knapp zwei Minuten danach die roten Flaggen. Nach dem Restart übernahm sofort wieder Ben Spies das Kommando und legte einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg auf dem Miller Motorsports Park hin.

Das vermeintlich zweite Podest für Rea
Aus optischer Sicht wurde Jonathan Rea hinter Carlos Checa dritter, doch vor dem Abbruch lag der Honda Rookie mit 8,68 Sekunden auf den ersten nur auf P8. Deshalb reichte es in der kombinierten Rangliste nur für Platz 5 hinter dem drittplatzierten Fabrizio und Kiyonari. Hinter Max Biaggi auf Rang 6 folgte mit dem US-Amerikaner Hacking auf Kawasaki ein weiterer Einheimischer. Jakub Smrz wurde achter vor Haga, Haslam, Byrne, Kagayama, Sykes, Lavilla und Corser.

Das zweite Rennen von Utah mit dem 2. Podium von Rea
Spies sorgte dafür, dass es am ganzen Sonntag nur einen Führenden geben sollte. Von Beginn an dominierte erneut die Yamaha Hoffnung auf den ersten Titel der Geschichte für die Marke mit den gekreuzten Stimmgabeln im Logo das Geschehen. Mit über neun Sekunden Vorsprung auf Fabrizio gewann der US-Boy sein bereits 7. Rennen im 14. Lauf der Saison. Als Dritter stand Read im Gegensatz zum Mittags-Rennen diesmal wirklich auf dem Podest. Nachfolgend das offizielle Resultat.


Die Halbzeit-Bilanz der WorldSBK Saison von 2009
Zwar lag zur Jahresmitte „Nitro Nori“ Haga an der Tabellenspitze, aber der Japaner hatte seit all den Jahren in der WorldSBK noch nie den Titel geholt. Irgendwie hatten viele bei ihm daher auch diesmal ein mulmiges Gefühl, ob es wirklich zum ersten Mal klappen sollte. Ganz anders beim unbeschwerten US-Amerikaner Ben Spies. Der Rookie fuhr auf sämtlichen für ihn neuen Strecken, als wäre dies das einfachste der Welt, fast immer ganz vorne mit. Seinen sieben Siegen standen jedoch 4 Nuller gegenüber und er müsste noch etwas konstanter werden, um sich und Yamaha den Traum vom Titel zu erfüllen. Haga hatte sechsmal gewonnen und führte 53 Punkte vor dem US-Boy die WM an. Doch bei noch 14 ausstehenden Rennen war dies alles andere als ein komfortabler Vorsprung.

>>weiter siehe in Kürze Teil 44 über die Geschichte der WorldSBK
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