
Live-Blog zum ersten großen Test in Barcelona der WorldSBK
Die Messer sind gewetzt und mit Ausnahme von Lucas Mahias (Kawasaki) und Eugene Laverty (BMW) sind praktisch alle Fahrer mit dabei. Beim Vizeweltmeister der WorldSSP wurde die neue Kawasaki noch nicht rechtzeitig fertig und das Puccetti Team rechnet mit ihrer Testfortsetzung in ein bis zwei Wochen. Wie wir in Erfahrung brachten, kann es sein, dass sie in den nächsten Wochen bis zum Saisonstart in Aragon Ende Mai noch zusätzliche Teile erhalten werden. Noch hat das Werksteam offenbar einige Komponenten in der Hinterhand, mit welchen man womöglich in Barcelona noch weitere Optimierungen an der neuen ZX-10RR erreichen kann.

Eine positive und eine beängstigende Nachricht
Erfreulich ist, dass MIE Honda wieder mit dabei ist und mit Leandro „Tati“ Mercado der WM-Achte von 2015 damit erneut eine Chance erhält. Anstelle des Nachzüglers Takumi Takahashi dürfte das Team von Midori Moriwaki mit dem Argentinier deutlich besser dastehen, als im Vorjahr. Mercado hatte 2020 riesiges Pech, als er vom auf die Strecke zurück trudelnden Tom Sykes am ersten Wochenende in Aragon abgeschossen wurde und sich damit verletzte und für die nächsten 2 Runden ausfiel. Ab Mittwoch ist er nun wieder mit dabei und wird in Box 24 zwischen dem Ten Kate WSSP Racing Team und HRC Honda für 2 Tage zu Gast sein. Deutlich weniger positiv und für Eugene Laverty Fans sehr beunruhigend ist die Tatsache, dass die für ihn reservierte Box 14 leer bleiben wird. Am 29. März haben wir darüber berichtet, dass die Saison des Nord-Iren akut gefährdet ist, siehe auf dieser Seite unter „Laverty vor dem Aus“. Dass auch das Kawasaki Puccetti Team mit Lucas Mahias fehlt und dadurch auch Jonas Folger und Can Öncü nicht mit dabei sind, enttäuscht zusätzlich viele Fans.

Die erste von 2 acht-stündigen WorldSBK Sessions
Nachdem in den ersten zweieinhalb Stunden viele Fahrer sich erst mit Rennreifen warmfuhren, sind die Zeiten aktuell nicht besonders aussagekräftig. Es gab erst wenige Attacken auf den weicheren Pirelli Pneus, eine davon ritt Scott Redding. Der Engländer markierte mit 1’41,198 die bisherige Bestzeit, was rund drei Sekunden unter den besten Zeiten der WorldSSP am Tag zuvor. Vergleiche mit den besten Werten aus der Superpole im Vorjahr sind hingegen zwecklos. Durch den Umbau der Supermarkt-Parkplatzkurve 10, wie Valentino Rossi diese Ecke oft nannte, wurde der Circuito de Cataluña ein gutes Stück flüssiger. Rund eine halbe Sekunde soll die im letzten Winter durchgeführte Korrektur mittels Umbaumaßnahmen etwa bringen. Bisher unternahm der 6-fache Rekordweltmeister Johnny Rea noch keinen Angriff auf die Bestzeit. Daher ist damit zu rechnen, dass die momentane Bestmarke des Ducati Piloten noch deutlich unterboten wird. Von einer mittleren 1’40-er Zeit ist jedenfalls aktuell mindestens auszugehen. Im zweiten Sektor war HRC Honda Fahrer Leon Haslam der schnellste Mann, bei den restlichen 3 hingegen sein Landsmann Scotty aus dem Aruba.it Ducati Werksteam.

Folger das erste Opfer – keine Live-Bilder aus Barcelona
Der erste Fahrer, der nicht wieder bei Start-Ziel zurückkam, war BMW Pilot Jonas Folger, der Mann aus Box Nummer 15. Er beendete den ersten Sektor nicht und wir sind gespannt, ob und wann er wieder auf die Strecke gehen kann. Obwohl die WorldSBK auf ihrer Seite Werbung für den Video-Pass macht, sollte man sich davon nicht verwirren lassen. Selbst weil „Pre-Season“ dabei aufgeführt wird, aktuell werden keine bewegten Bilder angeboten. Wer alles live miterleben will, wird jedoch wohl kaum um solch ein Abonnement herumkommen und kann dabei froh sein, wenn er eine gute Internet-Leitung hat. Servus TV kümmert sich nur stiefmütterlich um WorldSBK, die WSSP sind dem Red Bull Media Sender gar völlig egal, obwohl mit Thomas Gradinger der aktuell beste Fahrer aus Österreich dort auch 2019 bereits auf dem Podium stand. Fast noch schlimmer ist beim Sender aus der Alpenrepublik jedoch, dass sie selbst von der MotoGP nur noch rund ein Drittel der Action von der Strecke live am TV übertragen. Unglaublich, wenn man daran denkt, dass der Sender zu einem der bedeutendsten Sponsoren im Motorsport gehört! Übrigens hat die Zeit von Redding auch nach 3 Stunden immer noch Bestand, als noch 5 Stunden Testzeit verbleiben. Zu Halbzeit werden wir einen ersten Zwischenstand veröffentlichen.

Viñales nach Folger der Nächste – Gerloff mit bestem vierten Sektor
Mit Isaac Viñales haben wir nach Folger das nächste Rot auf dem Monitor, nachdem der Cousin von Maverick auf seiner Kawasaki im zweiten Sektor crashte. Mit GRT Yamaha Ass Garrett Gerloff haben wir nach knapp dreieinhalb Stunden einen Mann auf P2 der provisorischen Zeitliste, auf welchen viele Beobachter große Stücke halten. Mit schnellstem 4. Abschnitt fuhr er die bis dahin zweitbeste Rundenzeit und blieb damit 29 Tausendstel unter der Zeit von Markenkollege Toprak. Bis zur Halbzeit hat sich nichts wesentliches verändert. Andrea Locatelli verbesserte in der letzten halben Stunde davor als einziger seine Zeit um rund ein Zehntel. Erst am Abend wird mit der Jagd auf Bestzeiten gerechnet. Nachfolgend der Zwischenstand.
Tag 1 – nach 4 von 8 Stunden:
1. Scott Redding (Ducati), 1’41.198
2. Garrett Gerloff (Yamaha), +0.471
3. Toprak Razgatlioglu (Yamaha), +0.500
4. Michael Ruben Rinaldi (Ducaati), +0.550
5. Leon Haslam (Honda), +0.632
6. Jonathan Rea (Kawasaki), +0.668
7. Chaz Davies (Ducati), +0.768
8. Alvaro Bautista (Honda), +0.860
9. Tom Sykes (BMW), +0.895
10. Alex Lowes (Kawasaki), +0.922
11. Michael van der Mark (Yamaha), +1.061
12. Jonas Folger (BMW), +1.171
13. Andrea Locatelli (Yamaha), +1.347
14. Tito Rabat (Ducati), +1.621
15. Axel Bassani (Ducati), +1.715
16. Isaac Viñales (Kawasaki), +2.335
17. Kohta Nozane (Yamaha), +2.627
18: Christophe Ponsson (Yamaha), +3.747
19. Leandro Mercado (Honda), +4.848
20. Samuele Cavalieri (Kawasaki), +6.060
Missing Riders:
No. 44 Lucas Mahias (Kawasaki Puccetti Racing)
No. 50 Eugene Laverty (RC Squadra Corse BMW)
No. 84 Loris Cresson (Pedercini Kawasaki Racing)

Zwischenstand nach 6 von 8 Stunden – Redding ohne Zeitverbesserung vor Gerloff und Rea
Es dauerte Stunden, bis Jonas Folger wieder auf der Strecke war und mit Jonathan Rea fuhr sich die erste Kawasaki in die Top drei. Hinter Redding, der seine bisherige Bestzeit nicht mehr verbessert hatte und Gerloff liegt der Nord-Ire nun auf P3 der wenig aussagekräftigen Zeitmessung. Ohne das Wissen, wer mit welchen Reifen und wie viel Tankinhalt auf der Strecke ist, kann kein echter Vergleich gezogen werden. Es ist davon auszugehen, dass wie üblich kurz vor Ende des ersten Testtages viele Fahrer mit weicheren Reifen auf Zeitjagd gehen. Somit wird erst nach 18 Uhr eine erste wirklich relevante Bestandes-Aufnahme möglich sein.
Top 15 von Tag 1 – nach 6 von 8 Stunden:
1. Scott Redding (Ducati), 1’41.198
2. Garrett Gerloff (Yamaha), +0.4091
3. Jonathan Rea (Kawasaki), +0.460
4. Toprak Razgatlioglu (Yamaha), +0.500
5. Michael Ruben Rinaldi (Ducaati), +0.550
6. Leon Haslam (Honda), +0.632
7. Alvaro Bautista (Honda), +0.752
8. Chaz Davies (Ducati), +0.768
9. Tom Sykes (BMW), +0.895
10. Alex Lowes (Kawasaki), +0.922
11. Michael van der Mark (Yamaha), +1.061
12. Jonas Folger (BMW), +1.171
13. Andrea Locatelli (Yamaha), +1.347
14. Axel Bassani (Ducati), +1.592
15. Tito Rabat (Ducati), +1.621

Steigerung von Haslam und Locatelli – Sykes eineinhalb Stunden vor Schluss mit drittbester Zeit
Wenig später fuhr Leon Haslam eine 1’41,709, womit er der zu diesem Zeitpunkt fünft-schnellste Fahrer des Tages ist. Auch Pata Yamaha Neuzugang und WorldSBK Rookie Andrea Locatelli schraubte seinen Rückstand auf Reddings Bestzeit auf knapp unter einer Sekunde herunter. Oft sind mehr als die Hälfte der Fahrer in den Boxen und beispielsweise um 16:20 Uhr waren nur gerade 9 von 20 Piloten auf der Strecke. Wenig überraschend setzte BMW Routinier Tom Sykes mit 1’41,655 eineinhalb Stunden vor Schluss eine erste Duftnote. Wir denken jedoch dabei daran, dass er dies auch im Vorjahr in Australien auf der S-1000RR geschafft hatte. Im Rennen wurde der Mann aus Huddersfield in der Yorkshire Landschaft jedoch bis auf P9 durchgereicht. Insofern sind für die Blau-Weißen eher die Longruns wichtig und nicht eine einzelne schnelle Runde des „Mister Superpole“.

Jonathan Rea legt nach – Mercado stürzt in Sektor 2
Langsam scheint auch Jonathan Rea sich ausreichend warmgefahren zu haben. Während Leandro Mercado im zweiten Sektor stürzte, danach aber weiterfahren konnte. fuhr das Kawasaki Ass eine neue persönliche Bestzeit von 1’41.395. Damit fehlen ihm auf die derzeitige Richtmarke von Redding nur noch knapp zwei Zehntel und der Nord-Ire liegt damit auf P2. Wenig später steigerte er sich weiter und lag damit eineinviertel Stunden vor Schluss mit 1’41.180 an der Spitze. Was beim Rekordweltmeister besonders beeindruckt, ist nach wie vor die Leichtigkeit und buchstäbliche Lockerheit, mit welcher er solche Rundenzeiten offenbar locker aus dem Ärmel schütteln kann. Ähnlich wie beim Tennis-Genie Roger Federer in seinen besten Jahren, wirkt beim Kawasaki Hoffnungsträger für 2021 optisch alles förmlich entspannt.

Die letzte Stunde ist angebrochen – Gerloff mit neuer Bestzeit
Garrett Gerloff ist nicht nur für Max Neukirchner, sondern auch für zahlreiche weiteren Experten einer der kommenden potentiellen Weltmeister. Mit einer Zeit von 1’41.116 toppte er die bisherige Bestmarke von Rea um 6,4 Hundertstel. Wie anfangs dieses Berichts erwähnt, beginnen nun die meisten Fahrer, ein auf derzeit optimalem Setup Jagd auf eine schnelle Runde zu machen. Aktuell sind Scotty und Toprak die beiden Kandidaten, welche nebst Rinaldi, Bautista, Lowes und Locatelli auf der Strecke sind, um die Bestmarke von Garrett Gerloff versuchen zu knacken. Exakt eine dreiviertel Stunde vor Schluss legt der Texaner nochmals nach und fährt eine 1’40.978 und knackt damit als erster die 1’41-er Schwelle. Wenig später verbessert er sich nochmals um 68 Tausendstel und bis 35 Minuten vor dem Ende des ersten Tages schaffte keiner seiner Konkurrenten eine 1’40-er Zeit.

Weltmeister Rea mit neuer Bestzeit
Wenig überraschend toppte Jonathan Rea die Bestmarke von Gerloff noch um 0.117 Sekunden, als noch eine gute Viertelstunde auf der Uhr steht. Der US-Amerikaner fährt aber 13 Minuten vor Schluss nochmals aus der Box und wird womöglich nochmals eine Attacke vornehmen. Auch Redding und Haslam knackten in der Zwischenzeit die 1’41-er Schwelle. Letzterer schafft auch kurz danach sogar eine 1’40.900, womit er knapp 10 Minuten vor Ende des ersten Tages auf dem provisorischen 2. Platz steht. Jonas Folger fuhr sich in im letzten Moment auch noch in die Top Ten, mit 0.805 Sekunden hinter der Bestzeit von Rea.
Die Rangliste von Testtag 1 in Barcelona
P | No | Lap | Rider | Time | Gap |
1 | 1 | 65 | JONATHAN REA | 1:40.793 | – |
2 | 91 | 82 | LEON HASLAM | 1:40.900 | +0.107 |
3 | 31 | 72 | GARRETT GERLOFF | 1:40.910 | +0.117 |
4 | 45 | 82 | SCOTT REDDING | 1:40.962 | +0.169 |
5 | 66 | 73 | TOM SYKES | 1:41.265 | +0.472 |
6 | 54 | 61 | TOPRAK RAZGATLIOGLU | 1:41.334 | +0.541 |
7 | 94 | 53 | JONAS FOLGER | 1:41.598 | +0.805 |
8 | 21 | 39 | MICHAEL RUBEN RINALDI | 1:41.748 | +0.955 |
9 | 7 | 44 | CHAZ DAVIES | 1:41.775 | +0.982 |
10 | 55 | 92 | ANDREA LOCATELLI | 1:41.926 | 1.133 |
11 | 19 | 47 | ALVARO BAUTISTA | 1:41.950 | 1.157 |
12 | 22 | 76 | ALEX LOWES | 1:41.966 | 1.173 |
13 | 60 | 80 | MICHAEL VAN DER MARK | 1:42.046 | 1.253 |
14 | 47 | 70 | AXEL BASSANI | 1:42.677 | 1.884 |
15 | 3 | 81 | KOHTA NOZANE | 1:42.758 | 1.965 |
16 | 53 | 37 | TITO RABAT | 1:42.819 | 2.026 |
17 | 32 | 74 | ISAAC VIÑALES | 1:42.923 | 2.130 |
18 | 23 | 68 | CHRISTOPHE PONSSON | 1:44.400 | 3.607 |
19 | 36 | 68 | LEANDRO MERCADO | 1:44.957 | 4.164 |
20 | 76 | 62 | SAMUELE CAVALIERI | 1:45.434 | 4.641 |
Die interessanten Topspeed Bestwerte sämtlicher Fahrer
No | Rider | Team | Kph | Lap |
19 | ALVARO BAUTISTA | TEAM HRC WSBK | 329.5 | 5 |
7 | CHAZ DAVIES | TEAM GO ELEVEN | 327.5 | 12 |
45 | SCOTT REDDING | DUCATI ARUBA | 326.5 | 28 |
53 | TITO RABAT | BARNI RACING TEAM | 323.6 | 57 |
21 | MICHAEL RUBEN RINALDI | DUCATI ARUBA | 323.6 | 20 |
60 | MICHAEL VAN DER MARK | BMW WSBK TEAM | 323.6 | 8 |
91 | LEON HASLAM | TEAM HRC WSBK | 323.6 | 59 |
47 | AXEL BASSANI | MOTOCORSA RACING TEAM | 322.6 | 17 |
22 | ALEX LOWES | KAWASAKI RACING TEAM | 319.8 | 57 |
54 | TOPRAK RAZGATLIOGLU | PATA YAMAHA TEAM | 319.8 | 26 |
1 | JONATHAN REA | KAWASAKI RACING TEAM | 318.8 | 36 |
94 | JONAS FOLGER | BONOVO ACTION TEAM | 318.8 | 10 |
55 | ANDREA LOCATELLI | PATA YAMAHA TEAM | 317.9 | 27 |
66 | TOM SYKES | BMW WSBK TEAM | 317.0 | 45 |
31 | GARRETT GERLOFF | GRT YAMAHA TEAM | 316.0 | 12 |
3 | KOHTA NOZANE | GRT YAMAHA TEAM | 312.4 | 16 |
36 | LEANDRO MERCADO | MIE RACING HONDA TEAM | 312.4 | 39 |
32 | ISAAC VIÑALES | ORELAC RACING | 310.6 | 61 |
23 | CHRISTOPHE PONSSON | GIL MOTOR SPORT-YAMAHA | 310.6 | 44 |
76 | SAMUELE CAVALIERI | TEAM PEDERCINI | 303.7 | 44 |
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© WorldSBK).
Noch keine Kommentare