Im Hintergrund aus nordöstlicher Richtung fotografiert die Haupttribüne am GP Wochenende 2018.

Circuito de Catalunya

Der nahe der katalanischen Metropole Barcelona gelegene Kurs wurde im September 1991, kurz nach seiner Fertigstellung eröffnet. Die Idee war von Beginn an, mit dem Bau der Strecke den Großen Preis von Spanien der Formel 1 nach Katalonien zurückzuholen. Bis 1975 fand dieser im Montjuïc Park, einem temporären Straßenkurs südlich des Stadtzentrums von Barcelona statt. Auch Motorrad Grand Prix wurden von 1951 bis 1972 auf dieser gefährlichen Strecke ausgetragen. Die Premiere der Motorrad-WM auf dem Circuito de Catalunya war der GP von Europa am 31. Mai 1992. Da es im selben Jahr (am 10. Mai) mit Jarama bereits einen GP von Spanien gab, wurde für die ersten Jahre diese Namensgebung gewählt. Ab 1996 fand die seit der Premiere jährlich durchgeführte WM-Runde auf dem Circuito de Catalunya als GP von Katalonien statt.

WorldSBK Rekordweltmeister Jonathan Rea fuhr nach den offiziellen Tests in Jerez von Ende Januar 2020 mit seiner Kawasaki ZX-10RR bereits einige Runden auf dem Circuito de Catalunya-Barcelona (© Kawasaki Racing).

Neu auch im Kalender der Motul WorldSBK
Per 2020 sollte laut Kalender auch die WSBK im September nach Katalonien kommen, was insbesondere die europäischen Fans durchaus als Bereicherung empfinden dürften. Nach dem Wegfall von BuriRam in Thailand und Laguna Seca (Kalifornien/USA) fanden dadurch neu Barcelona und Oschersleben Aufnahme in den Kalender. Auf eine Austragung in Barcelona freuen sich auch die meisten Fahrer und Teams, von denen die meisten in Spanien stationiert sind.

Luftaufnahme der Strecke, welche zu Fuss rundherum begehbar ist.

Moderne Rennstrecke an der Costa Brava

Mit 4.727 Kilometern Länge liegt der Circuito de Catalunya im Mittelfeld der aktuellen GP Strecken. Mit 6 Links- und 8 Rechtskurven und einer Breite von 12 Metern liegt die Rennstrecke sehr verkehrsgünstig in einer ehemaligen Kiesgrube sehr nahe der Autobahn A7. Die Start-Zielgerade misst 1047 Meter und der höchste bisher gemessene Topspeed lag bei 348.8 Km/h, welche bei Andrea Dovizioso auf seiner Ducati GP 18 im Jahr 2018 gestoppt wurden. Mit Stand per Ende 2019 hält Jorge Lorenzo den absoluten Rundenrekord der MotoGP mit 1:38.680 Minuten (2018 auf Ducati). In etwa einer halben Stunde ist man an der Costa Brava und Barcelona, der zweitgrößten Stadt Spaniens. Viele Teams, wie zum Beispiel HRC für Repsol Honda in der MotoGP oder das Kawasaki Racing Werks-Team mit der Firma Provec, haben ihren Sitz in der unmittelbaren Nachbarschaft. Für die Formel 1 und MotoGP ist der Kurs eine der beliebtesten Teststrecken.

Der Moto2 Weltmeister 2020 Alex Marquez am Start vor dem GP de Catalunya-Barcelona im Juni 2020, links im Bild sein Teamchef Marc van der Straaten (© EG 0.0 Marc VDS Racing).

Siegerstatistik GP von Katalonien

Mit insgesamt 6 Siegen führt der Italiener Valentino Rossi mit Stand bis Ende 2019 die Statistik in der Königsklasse an. Dazu kommen bei ihm noch 2 Siege in der 250 cm³ Klasse (2010 durch die Moto2 abgelöst), sowie einer in der Kategorie 125 cm³ (heutige Moto3). Der Mallorquiner Jorge Lorenzo war mit Stand bis 2019 der zweitbeste Fahrer in der Königsklasse auf dem Circuito de Catalunya. In seiner letzten Saison sorgte er durch ein allzu optimistisches Bremsmanöver in der „Supermarkt-Parkplatzkurve“ (so die Meinung von Valentino Rossi zur umstrittenen Kurve 10 mit dem bezeichnenden Namen „La Caixa“ für einen Massensturz. Lorenzo räumte mit Rossi, Dovizioso und Viñales nicht weniger als 3 Fahrer ab, die sich am GP 2019 allesamt Chancen auf den Sieg ausrechnen konnten.

GP Montjuic Park Barcelona Sieger

Vor- und Nachteile für Besucher

Beim Essen kann man auch Pech haben, bestellt wurde ein Kalbsfilet und was auf den Tisch kam, war eine Wurst. Besonders schlimm daran war, dass der Kellner zuerst behauptete, es handle sich um das Kalbsfilet. Das Restaurant am Carrer la Guàrdia (gegenüber Restaurante Bar Lluis) in Tossa de Mar hat hoffentlich das Jahr 2019 nicht überlebt.

Vorteile
Die Zu- und Wegfahrt des Circuito ist im Verhältnis zu anderen Rennstrecken wie z.B. Jerez oder Brünn auch am GP-Sonntag akzeptabel. Durch die Lage zwischen der Autobahnen AP7 und der Schnellstraße C-17 und viele Parkplätze nahe der Strecke ist man nicht gezwungen, schon Stunden früher anzureisen, um nichts zu verpassen. Verpflegungsstände hat es rund um die Strecke in halbwegs ausreichender Zahl, auch wenn in den Pausen die Wartezeiten meist recht lang sind. Toiletten gibt es reichlich und sie sind im Gegensatz zu Brünn oder Mugello in der Regel auch sauber. Die Ticket-Preise sind im Vergleich zu Italien deutlich günstiger und das Wetter passt dank ideal gelegten Daten für MotoGP und WSBK in der Regel auch. Durch die Nähe von Barcelona und vielen schönen Ortschaften an der Costa Brava und in der Nebensaison (normalerweise anfangs Juni für Moto GP und Mitte September für WSBK) ist das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten vielfältig und vor allem auch preiswert. Die ist kein Vergleich zu Assen, Brünn, Buriram, Jerez, Mugello und Spielberg, um nur einige Beispiele zu nennen, wo ein gutes Hotel zu einem vernünftigen Preis zu finden einem Lotto-Sechser gleicht.

Start zum MotoGP Rennen 2019 auf dem Circuito de Barcelona-Catalunya mit ganz links Maverick Viñales und rechts Fabio Quartararo vor Valentino Rossi (alle Yamaha) in aussichtsreicher Position. Während Quartararo zweiter wurde, sahen Rossi und Viñales die Zielflagge infolge durch Jorge Lorenzo verschuldetem Sturz nicht (© Monster Energy Yamaha).

Nachteile
Das Verpflegungs-Angebot hat sich im Vergleich zu früheren Jahren leider deutlich verschlechtert. Seit 2018 sind die Sandwiches meist vor-abgepackt und die Brote dadurch weich und gummiartig. Light-Sodagetränke wie z.B. Cola Zero waren in den letzten 2 Jahren auch plötzlich Mangelware. Ob die Beschränkung auf alkoholfreies Bier gut oder schlecht ist, soll jeder für sich entscheiden. Immerhin fallen dem Besucher in Barcelona deutlich weniger „Saufköppe“ auf, als beispielsweise in Assen oder Brünn. Wer nicht gerne im Stau steht, sollte nach dem MotoGP Rennen entweder noch eine Weile bleiben, oder kurz vor dem Ende zum Auto oder Motorrad rennen. Andernfalls muss mit sehr langem Stau bei der Wegfahrt gerechnet werden, was jedoch bei vielen anderen Strecken genau gleich ist. Bei der Zufahrt ist die Verteilung deutlich besser, außer man kommt exakt zwischen 10:00 und 10:30 zur Parkplatzsuche.

Unsere Empfehlung – MotulWSBK!
Aufgrund unserer Erfahrungen empfehlen wir das WSBK Wochenende von 18. bis 20. September 2020. Wir sind davon überzeugt, dass die drittletzte Runde der World Superbike WM bei der Premiere in Katalonien ein Knaller wird. Der Titelkampf in der WSSP und WSBK dürfte zu diesem Zeitpunkt in eine entscheidende Phase treten. Zudem ist es im September an der Costa Brava für ein verlängertes Wochenende oder etwas länger eine absolut ideale Zeit. Im Gegensatz zur MotoGP ist dazu alles wesentlich relaxter, man hat fast überall Zutritt (inklusive Paddock und die beliebte Paddock Show) und im Gegensatz zur MotoGP dürfte kaum Gedränge herrschen.

Blick auf den historischen Kern und dahinter die Bucht von Tossa de Mar an der Costa Brava. Eine durchaus empfehlenswerte Station bei einem WSBK- oder MotoGP Abstecher nach Katalonien, etwa eine Stunde Fahrzeit vom Circuito entfernt.

Moto2 Todesopfer in Catalunya

Im zweiten freien Training 2016 kam der spanische Moto2-Fahrer Luis Salom bei einem fatalen Sturz ums Leben. Daher wurde ab 2017 die Streckenführung für Motorradrennen geändert. Kurve 10 wird seither wie in der Formel 1 gefahren und nach Kurve 13 gab es eine neue Schikane, vor der in der Formel 1 verwendeten. Im Zuschauerbereich wurde in Nähe der Unfallstelle zudem eine Gedenktafel für das viel zu früh verstorbene spanische Nachwuchstalent errichtet.

Moto2 Qualifying 2019 – Joe Roberts (American Racing KTM) vor Fabio di Giannantonio (Speed Up Racing) und Stefano Manzi (Forward Racing MV).

Besucherzahlen Circuito de Catalunya im Vergleich

In Kursivschrift die Zahlen für Regenrennen und in Fettschrift ist der Besucherrekord, im Vergleich zu den anderen GP-Strecken von 2010 bis 2019. Sämtliche Zahlen sind jeweils über alle 3 Tage am GP-Wochenende kumuliert gerechnet. Von den etablierten Strecken ist der Sachsenring die Strecke mit dem höchsten Zuschauerschnitt im Vergleich.