Viñales-Doppelsieg – Blamage für Bagnaia und Binder
Während Maverick Viñales beim Grand Prix der USA in Austin/Texas sein Meisterstück ablieferte, gab es zumindest am Sonntag nur einen Geschlagenen, der trotzdem glücklich war. Es spricht für den besten der Neuzeit, dass er trotz einem Sturz im Rennen über die volle Distanz sich nicht zerknirscht gab, sondern die positiven Seiten der dritten Runde heraus strich. Marc Marquez war am Samstag im fünften Lauf dieser Saison bereits zum zweiten Mal mit Rang 2 wieder bester Ducati Pilot gewesen und seine Kritiker dürften mittlerweile kaum mehr ernst genommen werden. Dazu gehört bekanntlich auch KTM Rennsport Direktor Pit Beirer, welcher noch kurz vor Saisonbeginn den Katalanen für längere Zeit deutlich hinter den besten arrivierten Werks-Fahrern und Ducati-Privatpiloten der italienischen Marke sah. Der ehemalige Motocross Mann hat derzeit noch ganz andere Probleme und dazu gehört insbesondere das miserable Abschneiden des vor Austin noch WM-Zweiten Brad Binder, sowie die bescheidenen Resultate von Jack Miller im KTM Werksteam. Einzig Pedro Acosta vom GasGas KTM Kundenteam wusste in Texas ein weiteres Mal zu überzeugen. Womöglich schlimmsten erging es jedoch Francesco Bagnaia, nachdem er in den USA gleich zweifach empfindlich geschlagen wurde.
Mavericks Eintrag in die Geschichtsbücher
Im Gegensatz zu Ducati Aushängeschild Bagnaia, der in Austin ähnlich schlecht wie im Vorjahr abschnitt, kann die Leistung von Viñales gar nicht genug hervorgehoben werden. Nach seinen Siegen für Suzuki (2016 in Silverstone), Yamaha (er gewann von 2017 in Qatar bis 2020 in Misano sieben Rennen) und nun Aprilia in Texas, war der Spanier als erster Pilot der Geschichte auf drei verschiedenen Fabrikaten zuoberst auf dem Podium. Der eigenwillige Katalane aus Figueres startete in die 125 cm³ Weltmeisterschaft in der Saison 2011 als Rookie gleich durch und wurde WM-Dritter. Im Jahr danach überschattete ein Skandal das erste Moto3 Jahr der Geschichte, als er in Sepang nach einem Zwist mit seinem Team einfach abgereist war, ohne am Grand Prix von Malaysia überhaupt teilzunehmen. Erst 2013 holte er sich den Weltmeister-Titel und stieg danach sofort in die Moto2 auf, wo er vier Rennen gewann und danach von Suzuki die Chance auf einen MotoGP Werks-Vertrag erhielt. Nach seinem ersten Grand Prix Sieg in der Königsklasse 2016 folgte der Wechsel zu Yamaha, wo er 2021 vorzeitig unehrenhaft entlassen wurde. Aus Frustration über seine Top-Speed Nachteile hatte Viñales in Spielberg absichtlich seinen Motor mehrmals überdreht und damit einen Triebwerks-Schaden riskiert. Das „Enfant Terrible“ der MotoGP fand danach in Aprilia einen neuen Arbeitgeber und nach einer längeren Eingewöhnungsphase startete der Katalane nun erstmals richtig durch.
Die vielen Flops des Austin Wochenendes
Obwohl zweimal in den Top-Ten gelandet, muss man Bagnaia dabei zuerst nennen. Der Titelverteidiger konnte mit Ausnahme seines Grand Prix Sieges in Katar bisher nicht überzeugen. Seine sture und absolut sinnlose Aktion beim GP von Portugal, als er sich und Marc Marquez damit zu Sturz brachte, ist dabei nur eines der negativen Kapitel des Ducati Werksfahrers dieser noch kurzen Saison. Besonders schlimm dürfte für „Pecco“ dabei sein, dass nebst Erzrivale Jorge Martin nun auch Teamkollege Enea „la Bestia“ Bastianini zu neuer Hochform aufläuft und ihm bereits mehrmals vor der Sonne stand. Ein ähnliches Problem hat auch Jack Miller, dem KTM’s MotoGP Rookie Pedro Acosta immer mehr die Show stiehlt. Anfänglich im Texas GP noch auf P3 liegend, fiel der Australier ab Rennhälfte immer weiter zurück, um letztlich mit Rang 13 sogar die Top-Ten deutlich zu verpassen. Umso ärgerlicher für KTM dabei, dass es seinem Werksteam-Kollegen Binder nicht viel besser ging und er nur mit 9 Punkten nach Europa zurückkehren musste und der Südafrikaner dadurch ganze 4 Ränge in der Zwischwertung zurückfiel. Am schlimmsten lief es jedoch für Honda, mit jeweils drei Ausfällen und Marini auf dem letzten Platz in beiden Läufen. Nicht viel besser verlief der US GP für Yamaha, mit einem zwölften Platz von Quartararo als einzigem Punkterang. Dieser wird jedoch bestimmt wieder vorne mitmischen können, sobald Yamaha zur Konkurrenz aufschliessen kann. Ob Alex Marquez, Augusto Fernandez und die beiden Aprilia Privatfahrer Raul Fernandez und Miguel Oliveira dazu in der Lage sein werden, wirkt aktuell hingegen eher fraglich.
Die besten Piloten der MotoGP in Texas
Nebst Sieger Viñales gehört mit P3 vor allem auch Bastianini zu den Top Acts des USA-Abstechers, der nun in der Zwischenwertung sogar auf Position 3 liegt. Während das Werksteam von KTM in Austin so gut wie versagte, glänzte Acosta umso mehr und holte sich nach Platz 4 am Vortag im Sprint über die volle Distanz am Sonntag Rang 2 und damit das beste Resultat in der Königsklasse. Der noch nicht 20-jährige Rookie ist damit aktuell bester KTM Pilot, wobei man Brad Binder mit nur 5 Punkten Rückstand noch nicht vorzeitig abschreiben sollte. Mit Platz 2 im Sprintrennen war Marc Marquez erneut bester Ducati Pilot und gleichzeitig der einzige Privatfahrer auf der Vorjahres-Maschine, der ganz vorne angekommen ist. Davon können sein Bruder Alex, Franco Morbidelli, Fabio Di Giannantonio und Marco Bezzecchi derzeit wohl nur träumen. Allerdings sind die beiden letzteren bisher vor allem im Tissot Sprint-Race gescheitert, während über die volle Distanz mit einer Ausnahme (Marco in Katar) stets solide in die Top-Ten gefahren. Damit gehören sie ähnlich wie Aprilia Werskspilot Aleix Espargaró zumindest für die nächsten Rennen zu den aussichtsreichen Herausforderern.
Vor der Rückkehr nach Europa – wer sind die Favoriten für Jerez?
Trotz zwei zweiten Plätzen hinter seinem damaligen Monster Energy Yamaha Teamkollegen Quartararo in der Saison 2020 zählt Viñales nach seither bescheidenen Resultaten in Andalusien nicht unbedingt zu den Topfavoriten. Aber nebst Vorjahressieger Bagnaia (er gewann nach 2022 auch im Jahr danach), den KTM Werksfahrern Binder und Miller, sowie Rookie Acosta und Aleix Espargaró, muss man Maverick trotzdem mit auf der Rechnung haben. Eigentlich würde auch Fabio Quartararo dazu gehören, aber die Yamaha M1 scheint derzeit noch nicht über die erhoffte Schlagkraft zu verfügen, damit der schnelle Franzose ernsthaft um den Sieg mitkämpfen kann. Bei dessen Landsmann Johann Zarco stellt sich diese Frage gar nicht erst. Obwohl am Samstag nicht zum ersten Mal schnellster Honda Pilot, stand der Mann aus Cannes gegen die restlichen Konkurrenten bisher stets auf verlorenem Posten. Diese Probleme kennt Jorge Martin nicht, seit er statt für sein vorheriges Team KTM, auf die Saison 2021 auf der Pramac Werks-Ducati durchstartete. Der Madrilene ist jedoch in Jerez de la Frontera eines der Fragezeichen, wobei im Vorjahr mit zwei vierten Plätzen ein deutlicher Aufwärtstrend beobachtet werden konnte.
Wo nicht anders erwähnt gilt bei allen Bildern (© MotoGP).
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